Predigt am 2. September 2007 über Matthäus
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Ihr
Lieben,
Heute
hören wir auf Jesus - Worte aus dem Matthäus – Evangelium.
Einige
Sätze, über die ich oft hinweg gelesen habe.
Sie
klingen erst mal fremd. Oder unwichtig und befremdlich.
Dabei
stehen sie mitten in der Bergpredigt! Ich lese aus Matthäus 6.
Habt
acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten,
um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem
Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor
dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und
auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich,
ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber
Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte
tut,damit dein Almosen
verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird
dir's vergelten.
Es
sind die entscheidenden Stichworte: Frömmigkeit und Almosen.
Sie
haben im heutigen Sprachgebrauch einen schlechten Klang.
Bei
Frömmigkeit denkt man unwillkürlich an: alt, verstaubt,
heuchlerisch.
Wer
will schon fromm sein?
Und
Almosen? Sind das nicht billige Trostpflaster, die keine echte Hilfe
darstellen?
Was
wir vielleicht nicht für besonders wichtig halten, das ist Jesus
absolut zentral:
Habt
acht auf eure Frömmigkeit! Das ist wichtig.
Damit
leitet er eine Rede ein, in der es um die Kernthemen des Glaubens
geht.
Frömmigkeit,
das ist die Zusammenfassung der praktischen Seite des Glaubens.
Das,
was sich nicht nur im Kopf abspielt, sondern mit den Händen
geschieht.
Wenn
es um das Handeln aus Glauben heraus geht, dann muss der Eigennutz
aufhören.
Echte
Frömmigkeit nützt niemandem! Glaubenswerke, bei denen der eigene
Gewinn uns motiviert, machen Gott keine Ehre.
Das
gilt für das Beten, für das Fasten und auch für das Geben von
Almosen.
Und
das erste, was Jesus beim Thema „gelebter Glaube“ anspricht,
ist: das Teilen.
Eure
linke Hand soll sich keine Gedanken darüber machen, was die Rechte
(die Tathand!) tut.
Das
Almosen Geben war damals so selbstverständlich wie heute das Zahlen
von Steuern.
Es
gehörte ganz selbstverständlich dazu in der orientalischen Welt.
Und
natürlich geht Jesus davon aus, dass seine Leute auch Almosen
geben.
Das
war mal selbstverständlich.
Weil
wir das verloren haben, zunächst ein paar Sätze zum Nehmen und
Geben.
Mir
fiel eine Geschichte ein, die der alte Pastor Heinrich Kemmner
einmal erzählt hat.
Er
baute in den Jahren nach dem Krieg unter anderem ein großes jährliches
Treffen von Jugendlichen in seiner Gemeinde auf: die Ahldener
Jugendtage.
Hunderte
und dann Tausende kamen da an einem Tag im Juni zusammen.
Und
natürlich kostete das eine Menge Geld.
Um
das zu sammeln, besuchte er dann die wohlhabenden Bauern seiner
Gemeinde, um Spenden zu sammeln.
Einmal
wurde er dabei wohl ausgesprochen ruppig vom Hof geschickt.
„Gehen
Sie weg, Herr Pastor! Mir hat schließlich auch keiner was
geschenkt!“
Heinrich
Kemmner war nicht gerade zimperlich im Reden.
Und
diese Begründung war für ihn der Gipfel der Gottlosigkeit.
„Von
wegen nichts geschenkt!“, blafft er zurück. „Vier
Söhne und alle gesund aus dem Krieg zurückgekommen. Jahrelang gute
Ernten. Überlegen Sie mal, was geschenkt heißt!“
Das
ist der Punkt!
Paulus
fragt die Überheblichen in Korinth: „Was
hast Du, was Du nicht empfangen hast?“
Egal,
ob es Gesundheit ist, materieller Besitz, eine gut bezahlte Arbeit,
eine Familie oder Freunde, die einen tragen.
All
das sind Geschenke von Gott – und wenn wir noch so sehr selber was
dafür getan haben.
Almosen
geben ist nicht Ausdruck unserer Menschenfreundlichkeit oder Großmütigkeit.
Wer
begriffen hat, dass ein ganzes Leben ein Geschenk von Gott ist, der
begreift die Almosen, die er geben kann, als Teilen von etwas, was
man selber empfangen hat.
Was
wir haben, gehört uns nicht. Es ist uns anvertraut, um damit Gutes
zu tun.
Uns
selber und ebenso Anderen.
Vielleicht
haben wir das Teilen etwas verlernt, weil es lange Zeit zu wenig
Bedarf gab.
Das
ist anders geworden.
In
jedem Gottesdienst sammeln wir für die Diakonie -
an
Kindern, indem wir unsere Kindertagesstätte betreiben.
Tatsächlich
sind es zur Zeit vor allem die Eltern der Kinder, die das nötige
Geld aufbringen.
Dabei
wünschen wir uns, dass der Förderverein von viel mehr Menschen
unterstützt wird.
Jeder,
der an den vergangenen Sonntagen so ein Töpfchen gekauft hat, hat
schon einen kleinen Beitrag geleistet.
Das
ist wunderbar – und darf ruhig noch mehr werden.
Meine
Hoffnung ist, dass wir die Eltern wieder mehr finanziell entlasten könnten,
weil Andere das Geld aufbringen. Früher, als noch mehr
Kirchensteuer da war, lief es ja genauso.
Mit
der Kirchensteuer wurde die KITA bezahlt – den Nutzen hatten die
Eltern und die Kinder.
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Und wir sammeln für die Diakonie an Jugendlichen. Gemeint ist: wir
haben ein Ehepaar eingestellt, die geistliche und spielerische
Angebote für Kinder und Jugendliche machen.
Sehr
wichtig! Und nur deshalb möglich, weil Menschen das Almosen Geben
üben.
Das
sind die beiden großen Möglichkeiten, die wir als Gemeinde
anbieten, um Almosen zu geben.
Im
Hebräerbrief heißt es:
Gutes
zu tun und mit Anderen zu teilen, vergesst nicht – denn das gefällt
Gott. Hebr. 13,16
„Und
wenn ihr das tut,“ erinnert Jesus, „dann
macht es mit leichtem Herzen – und nicht, damit ihr davon
Anerkennung oder Lob bekommt.“
Das
ist wohl auch zu sagen in dieser Stadt Köln, einer Stadt, der
Stifter, Gönner und Mäzenaten. Beispiele haben wir doch genug vor
Augen!
Da
unterstützen Menschen dieser Stadt sehr großzügig Dinge, wollen
dann aber auch bitteschön gesehen werden.
Manch
einer setzt sich gar ein Denkmal damit, dass irgendein Museum oder
sonst was nach ihm benannt wird. Oder wenigstens eine
Messingplakette auf der Parkbank.
Ein
positives Beispiel hab ich vor drei Wochen hier bei uns erlebt:
Da
war eine Reparatur fällig – und einer, der es konnte, hat es ganz
selbstverständlich und gratis gemacht.
Vielleicht
hat er sich von diesen Worten Jesu anregen lassen:
„Mach
es nicht, damit die Leute es sehen! Mach es für Gott. Er sieht ins
Verborgene.“
Deshalb
nenne ich jetzt auch nicht, wer es war und was es war.
Nichts,
was aus Glauben heraus getan worden ist, wird vergessen sein.
So
überraschend es klingt – es geht beim Thema Almosen gar nicht so
sehr ums Geld, sondern im Tiefsten um Freiheit!
Um
die Freiheit von der Angst, selber zu kurz zu kommen.
Um
die Freiheit davon, auf die Anerkennung Anderer angewiesen zu sein.
Wichtig
sind bei Jesus nicht die Zahlen, sondern die innere Haltung.
Wer
gibt, der gebe gern aus Dankbarkeit heraus. Und zwar so viel, wie er
kann.
Die
Fortsetzung zur Sache ist weiter unten zu lesen: