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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  2. September 2007  über  Matthäus 6, 1 - 4  -
 
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Ihr Lieben,

Heute hören wir auf Jesus - Worte aus dem Matthäus – Evangelium.

Einige Sätze, über die ich oft hinweg gelesen habe.

Sie klingen erst mal fremd. Oder unwichtig und befremdlich.

Dabei stehen sie mitten in der Bergpredigt! Ich lese aus Matthäus 6.

Habt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut,  damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Es sind die entscheidenden Stichworte: Frömmigkeit und Almosen.

Sie haben im heutigen Sprachgebrauch einen schlechten Klang.

Bei Frömmigkeit denkt man unwillkürlich an: alt, verstaubt, heuchlerisch.

Wer will schon fromm sein?

Und Almosen? Sind das nicht billige Trostpflaster, die keine echte Hilfe darstellen?

Was wir vielleicht nicht für besonders wichtig halten, das ist Jesus absolut zentral:

Habt acht auf eure Frömmigkeit! Das ist wichtig.

Damit leitet er eine Rede ein, in der es um die Kernthemen des Glaubens geht.

Frömmigkeit, das ist die Zusammenfassung der praktischen Seite des Glaubens.

Das, was sich nicht nur im Kopf abspielt, sondern mit den Händen geschieht.

Wenn es um das Handeln aus Glauben heraus geht, dann muss der Eigennutz aufhören.

Echte Frömmigkeit nützt niemandem! Glaubenswerke, bei denen der eigene Gewinn uns motiviert, machen Gott keine Ehre.

Das gilt für das Beten, für das Fasten und auch für das Geben von Almosen.

Und das erste, was Jesus beim Thema „gelebter Glaube“ anspricht, ist: das Teilen.

Eure linke Hand soll sich keine Gedanken darüber machen, was die Rechte (die Tathand!) tut.

Das Almosen Geben war damals so selbstverständlich wie heute das Zahlen von Steuern.

Es gehörte ganz selbstverständlich dazu in der orientalischen Welt.

Und natürlich geht Jesus davon aus, dass seine Leute auch Almosen geben.

Das war mal selbstverständlich.

Weil wir das verloren haben, zunächst ein paar Sätze zum Nehmen und Geben.

Mir fiel eine Geschichte ein, die der alte Pastor Heinrich Kemmner einmal erzählt hat.

Er baute in den Jahren nach dem Krieg unter anderem ein großes jährliches Treffen von Jugendlichen in seiner Gemeinde auf: die Ahldener Jugendtage.

Hunderte und dann Tausende kamen da an einem Tag im Juni zusammen.

Und natürlich kostete das eine Menge Geld.

Um das zu sammeln, besuchte er dann die wohlhabenden Bauern seiner Gemeinde, um Spenden zu sammeln.

Einmal wurde er dabei wohl ausgesprochen ruppig vom Hof geschickt.

„Gehen Sie weg, Herr Pastor! Mir hat schließlich auch keiner was geschenkt!“

Heinrich Kemmner war nicht gerade zimperlich im Reden.

Und diese Begründung war für ihn der Gipfel der Gottlosigkeit.

„Von wegen nichts geschenkt!“, blafft er zurück. „Vier Söhne und alle gesund aus dem Krieg zurückgekommen. Jahrelang gute Ernten. Überlegen Sie mal, was geschenkt heißt!“ 

Das ist der Punkt!

Paulus fragt die Überheblichen in Korinth: „Was hast Du, was Du nicht empfangen hast?“

Egal, ob es Gesundheit ist, materieller Besitz, eine gut bezahlte Arbeit, eine Familie oder Freunde, die einen tragen.

All das sind Geschenke von Gott – und wenn wir noch so sehr selber was dafür getan haben.

Almosen geben ist nicht Ausdruck unserer Menschenfreundlichkeit oder Großmütigkeit.

Wer begriffen hat, dass ein ganzes Leben ein Geschenk von Gott ist, der begreift die Almosen, die er geben kann, als Teilen von etwas, was man selber empfangen hat.

Was wir haben, gehört uns nicht. Es ist uns anvertraut, um damit Gutes zu tun.

Uns selber und ebenso Anderen.

Vielleicht haben wir das Teilen etwas verlernt, weil es lange Zeit zu wenig Bedarf gab.

Das ist anders geworden.

In jedem Gottesdienst sammeln wir für die Diakonie -

an Kindern, indem wir unsere Kindertagesstätte betreiben.

Tatsächlich sind es zur Zeit vor allem die Eltern der Kinder, die das nötige Geld aufbringen.

Dabei wünschen wir uns, dass der Förderverein von viel mehr Menschen unterstützt wird.

Jeder, der an den vergangenen Sonntagen so ein Töpfchen gekauft hat, hat schon einen kleinen Beitrag geleistet.

Das ist wunderbar – und darf ruhig noch mehr werden.

Meine Hoffnung ist, dass wir die Eltern wieder mehr finanziell entlasten könnten, weil Andere das Geld aufbringen. Früher, als noch mehr Kirchensteuer da war, lief es ja genauso.

Mit der Kirchensteuer wurde die KITA bezahlt – den Nutzen hatten die Eltern und die Kinder.

- Und wir sammeln für die Diakonie an Jugendlichen. Gemeint ist: wir haben ein Ehepaar eingestellt, die geistliche und spielerische Angebote für Kinder und Jugendliche machen.

Sehr wichtig! Und nur deshalb möglich, weil Menschen das Almosen Geben üben.

Das sind die beiden großen Möglichkeiten, die wir als Gemeinde anbieten, um Almosen zu geben.

Im Hebräerbrief heißt es:

Gutes zu tun und mit Anderen zu teilen, vergesst nicht – denn das gefällt Gott. Hebr. 13,16

„Und wenn ihr das tut,“ erinnert Jesus, „dann macht es mit leichtem Herzen – und nicht, damit ihr davon Anerkennung oder Lob bekommt.“

Das ist wohl auch zu sagen in dieser Stadt Köln, einer Stadt, der Stifter, Gönner und Mäzenaten. Beispiele haben wir doch genug vor Augen!

Da unterstützen Menschen dieser Stadt sehr großzügig Dinge, wollen dann aber auch bitteschön gesehen werden.

Manch einer setzt sich gar ein Denkmal damit, dass irgendein Museum oder sonst was nach ihm benannt wird. Oder wenigstens eine Messingplakette auf der Parkbank.

Ein positives Beispiel hab ich vor drei Wochen hier bei uns erlebt:

Da war eine Reparatur fällig – und einer, der es konnte, hat es ganz selbstverständlich und gratis gemacht.

Vielleicht hat er sich von diesen Worten Jesu anregen lassen:

„Mach es nicht, damit die Leute es sehen! Mach es für Gott. Er sieht ins Verborgene.“

Deshalb nenne ich jetzt auch nicht, wer es war und was es war.

Nichts, was aus Glauben heraus getan worden ist, wird vergessen sein.

So überraschend es klingt – es geht beim Thema Almosen gar nicht so sehr ums Geld, sondern im Tiefsten um Freiheit!

Um die Freiheit von der Angst, selber zu kurz zu kommen.

Um die Freiheit davon, auf die Anerkennung Anderer angewiesen zu sein.

Wichtig sind bei Jesus nicht die Zahlen, sondern die innere Haltung.

Wer gibt, der gebe gern aus Dankbarkeit heraus. Und zwar so viel, wie er kann.

Die Fortsetzung zur Sache ist weiter unten zu lesen:

Von der Sorglosigkeit. Siehe Matthäus 6, 19-34

Amen.

BjörnHeymer