Predigt am 26. August 2007 "Welcome" über
"Beten und arbeiten - nur was fürs Kloster?" -
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Ihr Lieben,
die aktuelle Meldung
zum Thema vorneweg.
Gestern in der
Zeitung:
Koblenz;
Genau zum richtigen Zeitpunkt hat ein Rheinland-Pfälzer rund eine
Million Euro im Spiel 77 gewonnen. Der 40 jährige aus der Nähe von
Koblenz ist bei der Straßenreinigung beschäftigt und wird
voraussichtlich Ende Oktober arbeitslos. Der zweifache Familienvater
habe den Gewinn als ein „Geschenk des Himmels „ bezeichnet. Er
wolle weiterhin bescheiden leben, sich nur ein neues Auto und eine
Reise gönnen. „Eine neue Arbeit werde ich mir auf jeden Fall auch
suchen.“ sagte er.
So weit. Arbeit und
alles, was sich darum rankt, bestimmt unser aller Leben sehr.
Und wie oft sind
gerade die Themen rund um Arbeit echt dramatisch!
Wer Arbeit hat,
erlebt hohe Anforderungen und hohen Druck.
Leistung, Leistung
– wie eben im Klassiker zur Sache von Charley Chaplin: Moderne
Zeiten.
Stress, Mobbing oder
auch die Unsicherheit, wie lange man an der Stelle bleiben kann –
all das zehrt an den
Kräften.
Und wer Arbeit sucht,
gut ausgebildet und motiviert, fühlt sich bei jeder Bewerbung –
wenn es überhaupt so weit kommt, wie im ersten Examen. Bestanden
oder durchgefallen?
Gut genug? Oder es
reicht eben nicht.
Auch das kostet
Kraft. Arbeit macht müde – keine Arbeit mindestens genauso.
Die Bibel, das große
Lebensbuch der Menschheit spricht auf den ersten Seiten davon, woher
das kommt:
Der Mensch, von Gott
vollkommen geschaffen in einer vollkommenen Welt, kannte auch
Arbeit. Aber eher so, wie wir ein Hobby pflegen:
Bebauen und bewahren
des schönen Gartens. Ohne Stress, ohne Widerstand.
Nahrung wuchs ihm zu,
Kleidung war nicht nötig – es war wunderbar. Das Paradies!
Aber der Mensch ist
nicht dort geblieben.
Weil er den
Anweisungen des Schöpfers nicht vertraut hat – musste er das
Paradies verlassen.
Und in der Trennung
von Gott wurde die Aufgabe des Überlebens zur Last, zur Mühe, zum
Stress.
Gott hat es so
geordnet, sagt die Bibel:
„Das
ist die Strafe dafür, dass Du mein Gebot missachtest hast: Der
Ackerboden ist verflucht. Dein ganzes Leben lang wirst du dich abmühen,
um dich von seinem Ertrag zu ernähren. Du bist auf ihn angewiesen,
um etwas zu essen zu haben, aber er wird immer wieder mit Dornen und
Disteln übersät sein. Du wirst dir dein Brot mit Schweiß
verdienen müssen, bis du stirbst.“
Heftig! Arbeit, Mühe,
auch die Erfahrung der Vergeblichkeit –
all das gehört
seither zum Normalen des Lebens! – Wenn es ohne Gott gelebt ist.
Dass einer seine
Lieblingsbeschäftigung zum Beruf machen kann – und dann wirklich
nur Dinge tut, die einem liegen, die man gerne macht – das ist die
große Ausnahme.
Wir haben rumgefragt:
Kaum jemand erlebt
seinen Beruf als die für ihn ideale Tätigkeit.
Wir arbeiten, weil es
nicht anders geht. Wir freuen uns auf den Urlaub. – Das ist ganz
wichtig.
Vielleicht die
wichtigste Zeit im Jahr.
Tiefenpsychologen
sprechen davon, dass wir eine kollektive Erinnerung an das Paradies
haben: die Sehnsucht nach Urlaub, nach dem Lottogewinn, nach Ruhe.
All das ist Ausdruck
unserer Sehnsucht nach dem Paradies.
Weil wir eben dort
nicht mehr leben.
Solange der Mensch
ohne Gott lebt, ist Arbeit eben Arbeit.
Dabei hat Gott sich
das ganz anders gedacht!
Arbeit ist in der
Bibel nicht nur Strafe und Fluch – gar nicht einmal zuerst!
Arbeit gab es schon
vor dem Sündenfall.
Das erste, was von
Gott berichtet wird, ist dies: er hat gearbeitet!
Sechs Tage lang hat
bevor er einen Tag lang ausgeruht hat.
Arbeit und Ruhe –
beides gehört zum Schöpfungsrhytmus!
Nun gibt es Leute,
die denken:
Am Anfang hat Gott
die Welt gemacht – und seitdem schläft er. Falsch!
Gott ist nach dem
Zeugnis der Bibel beständig an der Arbeit – um die Schöpfung zu
erhalten.
Als einmal Leute
wutentbrannt zu Jesus kamen, weil er den Ruhetag gestört hatte, da
sagt er:
„Gott ist ständig an der Arbeit, Gutes zu tun – ich folge nur seinem
Beispiel.“ (
Johannes 5,17)
Gott arbeitet –
jeden Tag.
Wunderbar übrigens
dargestellt in dem Film „Bruce allmächtig“.
Da überlässt Gott
dem egozentrischen Bruce für eine Woche seinen Job – und Bruce
erkennt:
Das ist alles Andere
als einfach!
Alle Gebete hören
– aber eben nicht einfach pauschal erhören.
Im Film ist es lustig
anzusehen – dahinter steht eine tiefe Wahrheit:
Gott greift bis heute
in das Leben von Menschen ein. Er
tut ständig Gutes, sagt Jesus.
Wenn das wahr ist –
dann ist Gott das Vorbild allen Arbeitens.
Das wertet unser
Arbeiten enorm auf:
Arbeiten ist dann
nicht mehr ein notwendiges Übel – ein Fluch.
Sondern Arbeiten ist
ein gewollter Teil des menschlichen Lebens.
Gott selber scheut
das Arbeiten nicht. Wir können uns ihn zum Vorbild nehmen.
Und noch mehr: Gott
macht nicht etwas völlig Anderes als wir mit unserer Arbeit.
Er bietet sich an,
uns auf Schritt und Tritt zu begleiten. Er lässt sich bitten.
Deshalb gehören
Arbeit und gebet zusammen!
Wenn wir im Alltag
beten, dann wird Gott unsere Arbeit mit seinem Wirken durchdringen.
Wie anders könnten
Gespräche mit Kunden oder mit Kollegen aussehen, wenn wir wüssten:
Gott
ist die ganze Zeit dabei. Er will uns gerne helfen, dass es gelingt,
gut wird.
Oder in diesem schier
endlosen Haufen mehr oder weniger lästiger Pflichten.
Bitten wir doch Gott:
„Hilf
mir heute, dazu eine Haltung zu finden, mit der ich durchhalten
kann.“
Wohl dem, der mit
seinen Händen zu arbeiten hat – sag ich, der das nur ganz selten
kann.
Wer etwas schafft,
oder repariert, der hat damit Anteil am schöpferischen Wirken
Gottes.
Auch da: entdecken
wir Gott darin, wie etwas Neues entsteht?
Auch nicht so tolle
Arbeit kann zur Ehre Gottes getan werden.
All das gilt auch für
die nicht bezahlte Arbeit. Wie
im Kleinunternehmen Haushalt etwa:
Gott geht mit, wenn
wir ein Kind trösten müssen.
Oder bei den
Hausaufgaben helfen; selbst das leidige Putzen, saubermachen und
Aufräumen – was so endlos scheint und so schnell wieder zunichte
gemacht wird.
Gott ist auch da an
unserer Seite, ermutigt uns immer wieder, schenkt Gelingen.
Unsere Arbeit ist ein
wichtiger Teil des Lebens – ob sie uns passt oder nicht.
Gott hat es uns
aufgelegt, zu arbeiten. Und Er ist unser ständiges Vorbild.
Wer Arbeit scheut
oder verweigert, der entspricht nicht seiner Bestimmung als Mensch.
Wer betend den Sinn
in seiner Arbeit sucht, der wird darin Gott finden – versprochen!
Weil wir das Thema für
heute aus einer Klosterregel genommen haben,
lade ich ein, zum
Abschluss auf eine neuere evangelische Klosterregel zu hören. Da
heißt es:
In
der Arbeit gibt Gott dir Anteil an seinem schöpferischen
Handeln in der Welt.
Sei
sorgfältig in dem, was du tust.
Vergleiche
dich nicht mit anderen Schwestern und Brüdern.
Alle
haben ihre eigene Art und Kreativität mitzuwirken.
Sieh
du darauf, dass dein Beitrag das Zeugnis des Ganzen unterstützt.
Entdecke
deine Gaben und die Gaben deiner Schwestern und Brüder.
Die
richtige Zuordnung der verschiedenen Gaben schafft Freude und
Gelassenheit im Arbeitsprozess.
Lass
deine Arbeit durch den Gebetsrhythmus bestimmen, doch achte die
Arbeit nicht gering gegenüber dem Gebet. Durch alles wird Gott
verherrlicht.
„Alles
was ihr tut mit Worten und mit Werken, das tut alles im Namen des
Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ (Kol. 3,17)
Lerne,
den Alltag mit seinen Mühen und Chancen als den von Christus dir
angewiesenen Ort anzunehmen und auszufüllen.
So
teilst du mit ihm sein Nazareth-Leben.
(aus
der Ordensregel der Communität Christusbruderschaft Selbitz)
Das hat mich an der
Meldung von dem Lotto – Gewinner aufhorchen lassen:
Er hat sich
vorgenommen, eine neue Arbeit zu suchen.
Obwohl er eine
Million in der Tasche hat!
Vielleicht ist die
rede vom Geschenk des Himmels doch nicht einfach so daher gesagt.
Wer weiß, vielleicht
hat er etwas davon verstanden, dass Arbeit und Gebet zum Leben gehört.
Amen!
Björn Heymer
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