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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  19. August 2007  über  Lukas 7, 36 - 50  -
 
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Ihr Lieben,

Gerade haben wir eine Geschichte von Jesus gehört.

Zwei Menschen in der Begegnung mit Jesus.

Es ist nicht die Salbung Jesu in Bethanien – auch wenn manches daran erinnert.

Hier ist Jesus der Einladung eines Mannes gefolgt, der ihn prüfen will.

Ein wohlhabender Mann, fromm, religiös konservativ, aus der Gruppe der Pharisäer, nüchtern, ernsthaft. Er ist bürgerlich anerkannt und davon überzeugt, das Richtige zu tun.

Er hat von Jesus gehört – Gerüchte. Jetzt wollte er es wissen:

Kann man glauben, was manche über ihn sagen?

Dass er ein echter Mann Gottes ist, ein Prophet?

Und dann diese Frau – mit zweifelhaftem Ruf, auch nicht arm, aber: unerwünscht in der Gemeinschaft der Anständigen – eine Sünderin. Viele Ausleger sehen in ihr eine stadtbekannte Prostituierte – so direkt wird das nicht gesagt.

Jedenfalls sieht sie sich selber ganz anders als der fromme Pharisäer:

Sie fragt nicht nüchtern, aus Abstand heraus: Wer mag dieser Jesus wohl sein?

Sie spürt: „In diesem Mann ist Gott zum Anfassen nahe.“ Sie hat sich gut vorbereitet auf diese Begegnung. Und sie wird überwältigt von ihren Gefühlen. So, dass es schon peinlich ist.

Beide sind auf Jesus zugegangen. Beide hatten eine Erwartung an ihn. Ich lese noch einmal:

Es bat ihn aber einer der Pharisäer, bei ihm zu essen.

Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch.

Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin.

Als die vernahm, dass er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Glas mit Salböl und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit Salböl.

Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.“

Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“

Er aber sprach: „Meister, sag es!“

„Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben?“

Simon antwortete und sprach: „Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat.“

Er aber sprach zu ihm: „Du hast recht geurteilt.“

Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon:

„Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“

Und er sprach zu ihr: „Dir sind deine Sünden vergeben.“

Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst:

„Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt?“

Er aber sprach zu der Frau: „Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!“

Drei Hauptpersonen – und eigentlich sind gut und böse klar verteilt.

Der Pharisäer – ist zwar der Gastgeber, aber er wird zurechtgewiesen.

Voller Vorurteile hat er innerlich die Nase gerümpft über diese peinliche Frau –

Und sein Urteil über diesen Jesus gefällt.

Die Sünderin – sie weint Tränen der Reue und opfert ihm ihr kostbarstes Gut.

Ihr sagt Jesus die Vergebung zu.

Also: in ihr sollten wir uns wiederfinden.

Der Pharisäer sollte uns ein warnendes Beispiel sein.

Das Problem ist nur: wenn wir uns ehrlich einschätzen, sind wir dem Pharisäer doch viel ähnlicher als der Frau.

Immerhin – er hat Jesus eingeladen – in sein Haus.

Um sich ein eigenes Bild zu machen. Er hat Jesus eine echte Chance gegeben.

Das haben Viele von uns doch auch getan.

Aber: wie der Pharisäer sind wir doch vor allem an der einen Frage interessiert:

Was ist richtig? Was ist falsch? Was entspricht den Geboten Gottes – was nicht?

Wir denken bei der Bezeichnung „Pharisäer“ ja immer, gemeint sei ein Heuchler.

Einer, der was verschleiert, der unehrlich ist, dem man nicht vertrauen kann.

Das sind wir natürlich nicht!

Nur – das ist nicht das, was Jesus Pharisäern vorwirft.

Sie nehmen den Glauben sehr ernst – mit dem Kopf! Mit ihrem Denken und Handeln.

Das ist ja auch praktisch und nachvollziehbar.

Nur: wer immer weiß, was falsch und richtig ist, der steht in einer Gefahr:

In der Gefahr, allzu schnell zu urteilen und mit seinem richtigen Verhalten lieblos zu werden.

Das Urteil des Simon über Jesus scheint gefällt, noch bevor der Hauptgang aufgetischt ist:

„Ein Prophet? Nein, das ist er wohl nicht.

Sonst wüsste er doch, was für eine Frau ihn da gerade berührt hat.“

Als Hausherr hat er die Frau wohl nur deshalb überhaupt reingelassen:

Er wollte beobachten, wie Jesus reagiert.

Und alles läuft erstmal nach Plan: „Klar, dass diese Frau sich unmöglich verhält.

Und sieh mal an: dieser angebliche Prophet lässt sich von ihr offenbar um den Finger wickeln. Der kann also nicht ganz echt sein.“

Roland Werner, der Leiter des Christus-Treffs erzählte einmal von einer Begegnung im Süden der USA. Ein leitender Pastor hatte ihn in einem Lokal zum Essen eingeladen, um ihn kennen zu lernen. Man bestellte. Roland trank ein Bier zum Essen. So weit, so gut. Alles sehr freundlich und nett. Übel war dann die Bemerkung bei der Verabschiedung:

„Nein, er könne ihn, Mr. Werner, nicht als Bruder akzeptieren.

Schließlich habe er ja Alkohol getrunken.“

Das ist Richtgeist! Da verhält sich jemand irgendwie anders als wir selbst es tun würden – und schon hat er oder sie in unseren Augen verloren.

Simon, der Pharisäer in dieser Geschichte, hält uns einen ersten Spiegel vor:

Und wir sollten uns fragen, wo wir selber allzu schnell im Urteil sind.

Also doch die Frau? Diese Sünderin – ausgestoßen aus der Gemeinschaft.

Dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden. “ – So endet diese Erzählung.

Nicht, was sie getan hat, soll das Vorbild sein.

Wenn man genau hinschaut – ist das, was sie tut, nun wirklich nicht zur Nachahmung geeignet:

Natürlich hat sie nicht die Pflichten eines guten Gastgebers erfüllt, als ihre Tränen die Füße von Jesus benetzten. Und auch die Salbung mit Öl hätte als eine Geste der Ehrerbietung auf der Stirn erfolgen müssen – nicht an den Füßen.

Jesus nimmt die Frau mächtig in Schutz, wenn er ihr echt anstößiges Verhalten so deutet.

Und Jesus sagt ihr ja auch nicht:

„Dein Verhalten zeigt mir, dass es Dir mit der Reue ernst ist.“ Das sagt er nicht!

Sondern: „Dein Glaube hat dir geholfen

Jesus sieht in ihr etwas, wovon gar nicht die Rede war.

Was die Frau selber gar nicht verstanden hatte.

Das tröstet mich:

Jesus beurteilt nicht die Taten – er versteht, was einen zu seinem Tun bewegt hat.

Darum die Geschichte von den beiden, denen ihre Schulden erlassen wurden.

Kein Wort darüber, wo die Schulden entstanden sind. Keine Verurteilung.

Keine Bedingung, die an die Schenkung geknüpft wäre.

Der Reiche – er erlässt die Schuld – er schenkt beiden einen neuen Anfang.

Hat die Frau das geahnt?

Hatte sie von Menschen gehört, die mit diesem Jesus genau diese Erfahrung gemacht hatten? 

Aus diesem Grund wird sie von ihm angezogen wie ein Eisen von einem Magneten.

Jesus – er verkörpert die Annahme Gottes pur – für den, der das will.

Und was sollen wir jetzt tun? Was ist die Herausforderung für uns?

Wenn wir von diesen beiden hören – und eigentlich passt beides nicht so ganz.

Beide tun ja etwas, was so nicht wirklich ein Vorbild sein kann.

Weil es bei Jesus nicht um Nachmachen geht!

Weil Nachfolge nicht damit getan ist, dass wir eine Gebrauchsanweisung beachten.

„Wem viel vergeben ist, der wird viel lieben!“

Was könnte die Liebe zu Gott neu in uns wecken?

Wir haben in einer Gruppe darüber nachgedacht.

Liebe kommt nicht auf Knopfdruck – klar. Und doch - wir waren uns einig:

Wenn wir von unserem Verstand her das wollen, dann reicht es nicht, die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten.

Neu um das Feuer der Liebe bitten – in Zeiten des Gebets, die wir treu einhalten – das wäre schon etwas.

Mir hilft es manchmal – ein Bild anzuschauen. Von dem, was Jesus getan hat.

Gute Bilder sind wie Nahrung für die Seele – oder auch gute Musik.

Vorbilder helfen mir auch.

Wenn ich jemanden sehe, wie er fröhlich dient – für Jesus – dann mach ich das auch lieber.

All das nicht, um mir bei Gott etwas zu erkaufen – sondern als kleine Antwort auf das große Ja Gottes. Davon war das handeln und Reden Jesu immer durchdrungen.

Nicht Er vergibt hier die Sünden. „Sie sind dir vergeben.“ Das Passiv verweist auf das Handeln Gottes. Und: Es ist längst geschehen! Dankbarkeit ist keine Voraussetzung, sondern Folge. Selbst für den Pharisäer besteht Hoffnung!

Amen!

Björn Heymer