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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  5. August 2007  über  Matthäus 13, 44 - 46    -
 
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Ihr Lieben,

die Ferienzeit geht zu Ende. Es tat gut, mal rauszukommen –

und es tut gut, wieder hier zu sein.

Jedenfalls, wen man im Frieden mit seinen Lebensumständen ist.

Die meisten Menschen sind Gewohnheitstiere.

Und viele von uns sind auch an Gemeinde und Gottesdienst einfach gewöhnt.

Hier trifft man Bekannte, hier erlebt man beruhigend die Gemeinschaft.

Hier interessieren sich Menschen für Einen – das tut gut.

Viele würden wohl sagen:

Es lohnt sich, in der Gemeinde zu sein. Ohne das würde mir etwas fehlen.

Nur: damit sind wir in der Gesellschaft eine Minderheit.

Und wir stellen uns laufend die Frage:

Was könnte Menschen davon überzeugen, dass sie zu uns kommen?

Dass sie sich einreihen und mitmachen im Leben der Gemeinde?

Jesus hat diese Frage auch schon bewegt. Nur sprach er nicht von Gemeinde.

Er redete vom Reich der Himmel. Wie sind Leute zu überzeugen, sich auf Gott einzulassen?

Heute hören wir zwei Gleichnisse zum Thema: Was ist das Himmelreich?

Damit will Jesus uns locken und überzeugen.

Er sagte es so: 

Das Himmelreich gleicht einem Schatz

verborgen im Acker

den ein Mensch fand und verbarg;

und er freute sich

und ging los und verkaufte alles, was er hatte

und er kaufte den Acker.

Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann,

der gute Perlen suchte,

und als er eine kostbare Perle fand,

ging er hin und verkaufte alles, was er hatte,

und kaufte sie.

Aha! Das klingt doch einleuchtend: Das Himmelreich – das ist wie ein Schatz:

Ein Schatz ist ein Haufen wertvoller Dinge, der nur darauf wartet, gefunden zu werden.

Die gehören natürlich erstmal jemandem.

Aber spannend wird es, wenn der eigentliche Besitzer nicht mehr da ist.

Weil er gestorben ist zu Beispiel.

Wenn dann ein Schatz gefunden wird, gehört er eben dem, der ihn entdeckt hat.

Vielleicht entdeckt man auch erstmal nur einen Hinweis – so wie die Legende vom Untergang eines mit Gold beladenen Schiffes vor Hunderten von Jahren.

Kann man dem glauben? Lohnt sich die Mühe? Wie steht es mit Ansprüchen Anderer?

All das klären Schatzsucher, die es bis heute gibt.

Und diese ganz menschliche Erfahrung benutzt Jesus als ein Bild.

Übertragen will er über Gottes Reich damit dies sagen:

1. Gottes Wirklichkeit erschließt sich nicht einfach so im Vorbeigehen.

Man muss schon suchen!

Vorgestern sagte mir ein Besucher nach einer Trauerfeier:

„Wie oft muss man nach Gott fragen, bis man ihn findet. Und wie oft nehmen wir uns gar nicht die Zeit dazu – und leben an Gott vorbei!“

Also dies: Gott wird gefunden, wenn wir ihn suchen.

Wenn wir uns bewusst Zeit für Ihn nehmen.

Genau hinschauen und hinhören, wo es um Gott geht.

Und dies: 2. Gott zu finden, das lohnt sich!

Ein Schatz wäre kein Schatz, wenn er nicht wertvoll wäre. Der Mann in der kleinen Geschichte war sich beim ersten Anblick ganz sicher: Mit diesem Schatz habe ich ausgesorgt.

Wahrscheinlich waren es eine Menge Goldmünzen.

Die konnte man je nach Bedarf  ausgeben.

Das ist zunächst einmal eine Behauptung von Jesus:

Wer mit Gott in seinem Leben rechnet, dessen Leben ist reich. Der leidet keine Not mehr.

Es lohnt sich, dafür alles wegzugeben, was man vor her hatte.

Immerhin: Jesus lädt mit diesem Gleichnis Zweifler ein zum Überprüfen.

Ein Schatzfinder wird nur dann den Grund und Boden kaufen, wo der Schatz liegt, wenn er sicher ist: Das Geschäft lohnt sich. Der Schatz ist viel mehr als der Kaufpreis.

Manch einer in der Gemeinde ist mitten in einem solchen Prüfprozess:

Der hört sich erstmal um: wie geht das mit dem Glauben?

Was bringt es wirklich?

Diese Frage, solches Prüfen ist erlaubt! Wenn die Wirklichkeit von Gemeinde einer solchen Prüfung nicht standhält, dann sind wir noch nicht Gemeinde, wie Jesus sie will.

So weit, so gut. Für Viele von uns ist das nicht gerade neu –

Es passt  zu unseren Erwartungen – wir fühlen uns bestätigt und wieder zu Hause.

Wir haben von Jesus eine Behauptung gehört und einen Appell:

Die Behauptung: Das Himmelreich ist kostbar und wertvoll. Es lohnt sich, es zu gewinnen.

Der Appell: Setz alles ein! Entscheide Dich dafür – und gegen alle anderen Bindungen.

Nur – es fehlt die Begründung!

Warum sollte ich es wagen? Nur aufgrund einer Behauptung? Nein!

Vermutlich ist unsere Kirche – und viele Kirchen – deshalb nicht voller, weil wir im Verstehen dieser Gleichnisse hier stehen geblieben sind.

Wir hören das zweite Gleichnis in seiner Aussage wie das erste.

Es klingt ja auch so ähnlich:

Erst der Schatz, der gefunden wird und den einer mit vollem Einsatz erwirbt.

Und dann eben hier die Perle – für den Kaufmann genauso wertvoll.

Er setzt alles ein, was er hat und erwirbt die Perle.

Zwei Geschichten, die ein und dasselbe sagen.

Aber halt! Wir haben nicht genau hingehört!

Mit dem zweiten Gleichnis wiederholt Jesus nicht einfach – er setzt seinen Gedanken fort!

Ganz fein liefert er hier die Begründung! So fein, dass man es leicht überhört.

Jesus sagt nicht: Das Himmelreich gleicht einer kostbaren Perle, die einer fand…

Er sagt: Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der kostbare Perlen suchte….

Haben Sie den Unterschied bemerkt?

Ist im ersten Gleichnis das Himmelreich das kostbare Angebot Gottes –

und damit Ziel und Belohnung für unser Handeln –

so ist jetzt das Himmelreich der Akteur – der Kaufmann, der Perlen sucht.

Dieses Gleichnis beschreibt - anders als das Erste - das Himmelreich in Aktion.

Wie ist das zu verstehen? Es hängt damit zusammen, dass in der jüdischen Tradition das Reden von Gott als Person meist vermieden wird – wegen des Gebots, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen.

Stattdessen benutzt man Stellvertreterwörter: für Gott eben z.B. Himmel.

Oder „die Engel“. Das Himmelreich ist eben klar: das Reich Gottes – oder auch Gott selber.

„Gott gleicht einem Kaufmann, der kostbare Perlen sucht.“

Und wer sind wir? Wir sind die Perle. Das ist der Clou!

So können wir die Geschichte hören und verstehen.

Denn so wie der Kaufmann auf der Suche nach Perlen ist Gott beständig auf der Suche nach verlorenen Menschen.

So hat Jesus von Gott gesprochen. Und deshalb hat Er sich ohne Bedenken Menschen zugewandt, die längst aufgegeben waren von den Frommen.

Und jetzt hat dieser menschenverliebte Gott Dich gefunden – sagt Jesus.

Wer diese Geschichte recht hört, der  findet sich in der Perle wieder.

Du bist in den Augen Gottes unendlich wertvoll. Einzigartig und kostbar.

Du genau fehlst in seiner Sammlung!

In seinen Augen hast Du keine Runzeln, keine Macken oder irgendwas, was ihn stört.

Und jetzt höre, was Gott gezahlt hat, um Dich zu kriegen: 

Sich selber hat er in den Tod gegeben. Das Blut seines Sohnes ist geflossen für Dich.

Daran erinnern wir uns, wenn wir Mahl miteinander feiern.

Wer an den Tisch des Herrn tritt, der ist aufgenommen vom Himmelreich –

Nicht aktiv, indem er irgendwas getan hätte.

Ganz passiv: Gott hat bezahlt.

Deshalb ist das Reich Gottes kostbarer als jeder irdische Schatz.

Es ist Liebe ohne Ende. Annahme ohne Bedingung. Unbegrenzt.

Dafür lohnt es sich, alles hinzugeben.

Das ist es wert, sich zu entscheiden.

Und so wie der Schatzfinder alles Hab und Gut zu verkaufen, um den einen Acker zu kaufen.

Gott hat sich längst für uns entschieden – wir sollten es nur annehmen.

Heute ist die Gelegenheit.

Amen.

Björn Heymer