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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  8. Juli 2007  über  Lukas 14, 25 - 33  -
 
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Ihr Lieben,

vor einer Woche konnte man im Media Park den Höhepunkt des diesjährigen Kultursommers in Köln erleben: den Circo da Madrugada aus Brasilien.

Eine Artistentruppe, die unter freiem Himmel an einem Gerüst ihre Kunst vorstellte.

Einer der Gründe, weshalb ich die Vorstellung zweimal besuchte war dies:

Vom höchsten Hochhaus am Platz war ein Seil rüber zum Cinedom gespannt.

Und dann lenkte ein Scheinwerfer die Aufmerksamkeit an den nächtlichen Himmel – zum Dach dieses vierzig Stockwerke hohen Hauses (ich habe es gezählt).

Dort oben stand einer der Artisten – in weiß gekleidet. Kaum zu erkennen, aber eindeutig. Und er sprang. Atemberaubend! Ein Sprung ins Nichts?

Kein Fallschirm, kein Netz.

Nur das Drahtseil, an dem er hing und an dem entlang er in die Tiefe sauste.

Quer über den Platz. Dann bremste er ab – und seilte sich ab auf den Boden.

Was für ein Mut! Was für eine Entscheidung!

Alles auf eine Karte setzen: dieses Seil muss halten, was es verspricht.

Davon lebt die Faszination des Zirkus:

Dass da Menschen etwas wagen, was man selber nie tun würde oder nie könnte.

Heute Morgen geht es nicht um Zirkus.

Aber ebenfalls um eine Entscheidung, die gut überlegt sein will.

Die man sehr gut prüfen sollte.

Eben haben wir eine Rede von Jesus gehört, die sehr sperrig und anstößig ist.

Die zum Widerspruch reizt. Ich lese noch einmal aus Lukas 14:

Es ging aber eine große Menge mit ihm; und er wandte sich um und sprach zu ihnen:

Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, seine Mutter, seine Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.

Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen, - damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen?

Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden.

So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat,

der kann nicht mein Jünger sein.

Wenn man das Satz für Satz, Wort für Wort liest oder hört, dann tut es fast weh.

Jedenfalls wenn man gewohnt ist, die Worte Jesu sehr ernst zu nehmen.

Weil das, was Jesus gesagt hat, einem schon oft als kostbar erschien.

Und jetzt das! Unglaublich! Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater

Schon allein das – gehört mit den Ohren eines Orientalen, für den der Vater die absolute Autorität ist! Wie kann Jesus so was nur sagen? Das passt doch nicht!

So kennen wir Jesus doch nicht!

Oder die eigene Mutter – die soll einer hassen, der mit Jesus gehen will?

Die Ehefrau? – seine eigenen Kinder.

Und so geht es weiter.

Es klingt wie die Rede eines Partisanenführers, der Kämpfer sucht.

„Bei mir kann nur was werden, wer keine Bindungen mehr hat. Wer mit dem Leben abgeschlossen hat. Wer bereit ist, für unsere Sache zu sterben.“ So klingt das. 

Das kann doch nicht wahr sein!

Gerade vorher hat Lukas die Geschichte vom großen Gastmahl erzählt.

Dass im Reich Gottes alle willkommen sind – gerade auch Kranke, Arme, Blinde oder Krüppel. Eben die, die nichts vorweisen können.

Und das hier klingt so ganz anders. Als wenn man Unmögliches leisten muss, wen man zu Jesus gehören will.

Was machen wir also mit so einer Rede?

Einfach weghören? Nach dem Motto:

Das ist gar nicht von Jesus. Oder er hat es nicht so gemeint. Oder es gilt für Andere.

Jedenfalls nicht für uns.

Eine unmögliche Möglichkeit!

Dass Jesus so was nicht gesagt haben soll, das verbietet schon die Logik!

Gerade dass es nicht glatt ins Bild passt, spricht eher für die Echtheit!

Nur die unbestreitbare Autorität von Jesus hat dafür sorgen können, dass man solche Sätze überliefert hat. Wenn das ein radikaler Prediger später gesagt hätte, dann wäre das erkannt und ausgeschlossen worden. Wir haben in der Geschichte der alten Kirche solche Beispiele.

Also: Jesus hat so geredet. Und es war kein Versehen. Er hat es so gemeint.

Was dann? Er meint andere, aber nicht uns?

Da könnte was dafür sprechen. Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, die hören so was ganz anders als wir. Wenn wir vielleicht unruhig auf den Stühlen rutschen, mögen Christen im Sudan, im Irak oder in Nordkorea hier denken: „Ja, Jesus weiß um meine Situation. Er hat es ja angekündigt, dass es so kommt. Er wird mich auch durchtragen.“

Und sie haben recht, diese Christen, die unter so unvorstellbarem Druck ihren Glauben leben müssen. Aber: Warum hören wir das dann heute hier?

Mal angenommen, Jesus würde heute morgen hier stehen, das sagen und uns dann auffordern:

„Stellt Euch mal bitte alle in den Mittelgang. Und dann gehen bitte alle, die mir nun immer noch nachfolgen wollen, auf die rechte Seite. Und die Anderen gehen rüber nach links.“

Wo würden wir uns wohl hinstellen?

Rechts oder links? Wer sich zu Jesus stellt, der soll vorher die Kosten überschlagen.

Oder – im anderen Bild – seine Kräfte einschätzen, ob er das auch durchhalten kann.

Also, ich bin mir fast sicher: ich würde links sitzen. Und vermutlich wäre ich da nicht allein.

Hat Jesus mich damit heute Morgen fallen gelassen?

Nein! So kann es nicht gemeint sein! Zu viel steht sonst in der Bibel, was ganz anders klingt.

„Ich verurteile Dich nicht!“ haben wir gerade am letzten Sonntag gehört.

„Kommt zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid!“

Und, und, und….

Es ist doch derselbe Jesus.

Einerseits lädt er Menschen ein, sich mit dem Frieden Gottes beschenken zu lassen.

Gratis und ohne jede Bedingungen -  

Andererseits hier geradezu eine Warnung, sich auf Jesus einzulassen.

Wie passt das zusammen?

Zwei Dinge fallen mir auf, die mich ermutigen:

Die beiden Vergleiche – erst von dem Bauherrn, der vorher die Kosten abschätzen soll und dann das von dem König, der keinen Krieg anfangen soll, den er nicht gewinnen könnte – beide zielen auf ein positives Ergebnis: Jesus möchte seine Hörer vor Schaden bewahren.

Der Bauherr soll nicht zum Gespött der Leute werden.

Der König soll in Frieden leben können.

Ebenso sollen die Leute, die sich offenbar für Jesus interessieren, eine für sie gute Entscheidung treffen. Das will Jesus. Er will niemanden überfordern.

Er will nicht, dass ein Mensch durch Jesus – Begeisterung Schaden nimmt.

Kann das passieren? Offenbar schon. Jesus stand vor dem Weg ans Kreuz.

Und er wusste: gerade für den engsten Jüngerkreis würde es gefährlich werden.

Jesus wollte nicht in einen Krieg ziehen, aber er ging auf den Tod zu – und auch die Jünger riskierten sehr real, Opfer zu werden.

Opfer eines Hasses dieser Welt, der sich im Tiefsten gegen Gott richtet.

Als eine ernst gemeinte Mahnung vor Ostern höre ich dieses scharfe Wort etwas anders.

Ich höre, dass Jesus keine Freude an blindem Gehorsam hat.

Oder an sinnlosem Opfer.

Sondern: Jesus hat echt Interesse daran, dass es seinen Leuten gut geht.

Daraus höre ich dann auch:

wir sollen in der Gemeinde so miteinander umgehen, dass niemand Schaden nimmt.

Das Andere ist dies:

Nachfolge geht nicht halbherzig. Jemand hat es mal so gesagt:

Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn.

Das klingt ja ganz gut. Was meint es praktisch? Ich möchte es in einem Bild darstellen:

Dazu hab ich mir mal die Pokale des CVJM ausgeliehen.

Jeder von uns hat ja so seine Lebensthemen.

Da ist die Frage nach dem Beruf – womit ich mein Geld verdiene und viel Zeit und Energie am Tag verbringe.

Die Frage nach dem Partner ist der nächste Pokal.

Familie, Hobbys, Sport, Urlaub und so weiter und so weiter. Das ist unser Leben.

Und dann hört jemand den Ruf von Jesus, entdeckt, dass Gemeinde auch ganz nett ist.

Und was passiert dann? dann stellt man einen weiteren Pokal auf sein Regal.

Vielleicht sogar in die Mitte.

Aber eben: ein Pokal kommt dazu.

Ein bestimmter Bereich des Lebens ist dann für Jesus reserviert.

Und jetzt sagt Jesus: Achtung! Dieses Bild passt nicht zu mir.

Wenn Du wirklich mein Jünger sein willst, dann reicht das nicht!

Nachfolge meint das ganze Leben. Nicht nur den Sonntag.

Du wirst deine anderen Pokale weiterhin haben. Aber sie werden eine neue Ausrichtung bekommen. Sie zeigen ihre Schokoladenseite nicht mehr vor. Sondern sie richten sich aus auf Jesus. Er steht in der Mitte des Lebens.

Sei ganz sein – oder lass es ganz sein.

Amen!

Björn Heymer