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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  24. Juni 2007  über  Matth. 11, 28;  Markus 8, 36  -
 
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Ihr Lieben,

Urlaub – das gehört zu den Wörtern mit starkem Sehnsuchtsfaktor.

Das erste Halbjahr ist geschafft. Jetzt erst mal alles hinter sich lassen! Endlich!

Ich hab gern Urlaub.

Für mich gehört dazu immer eine Portion Leichtigkeit und Unbeschwertheit.

Ich muss nicht immer nur vernünftig sein. Ich trink dann schwarze Limonade.

Und ich höre mehr auf die innere Uhr als auf die Signale und Anforderungen von außen.

Im Urlaub trage ich keine Uhr.

Urlaub, das heißt „Frei sein“ – wenigstens dann!

Und möglichst an einem Ort, wo man nicht erreichbar ist.

Eine Zuflucht, ein Schutzraum, an dem ich ungestört bin.

Wo nicht ständig irgendwer etwas von mir will.

Urlaub ist, wenn man nicht nur funktionieren muss.

Wenn nicht Andere oder Sachzwänge über die eigene Zeit entscheiden.

In der Bilderwelt der Bibel ausgedrückt:

Die Sehnsucht nach Urlaub ist nichts anderes als die Erinnerung an das Paradies.

Ruhe! Nichts tun müssen! Gut und gesund essen und trinken. Freunde um sich –

und keine Sorgen, keine Traurigkeit. Da ist niemand, der es böse meint.

Nur: selbst beim schönste Urlaub gibt es den letzten Tag. So paradiesisch bleibt es nicht.

„Pfeif auf die Welt!“ – gilt dann doch nur auf Zeit.

Diese Welt – mit all ihren Grenzen – ist eben doch unsere Welt.

Da können und sollten wir nicht einfach draus verschwinden.

Da bleibt uns höchstens der kleine Ausstieg. Urlaub eben.

„Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt!“  ein Satz auf der Urlaubskarte.

Und doch:

Hinter dem, was Albert Einstein seinem Sohn empfiehlt, höre ich mehr!

Wir haben eben diesen längeren Text von ihm gehört. Den er eben dort verfasst hat.

Da höre ich etwas von innerer Freiheit.

Von einer Einstellung zur Welt, die sich nicht gefangen nehmen lässt.

Besonders die letzte Passage hat mich angerührt – Einstein schreibt:

Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen.

Da gibt es mehr als diese sichtbare Welt – mit der sich der geniale Physiker vor allem beschäftigt hat.

Albert Einstein wusste: „Was wir sehen, messen und berühren können, das ist nie alles.

Es gibt ein Geheimnisvolles dahinter.“

Und weil dieses Geheimnisvolle auch real ist, konnte er sagen:

„Pfeif auf die Welt!“

Die sichtbare Welt ist nur ein Teil des Ganzen. Nicht mehr.

Und noch nicht einmal der schönste Teil. Der, von dem Sinn und Erfüllung ausgeht.

Das Unfassbare dahinter, das Geheimnisvolle, von dem der Glaube redet, erst das macht unser Leben lebenswert.

Ein reiner Materialismus ist dagegen arm.

Denn wer nur diese Welt wahr nimmt, der hat das Entscheidende verloren: die Hoffnung.

Jemand hat einmal gesagt: die biologische Lebenserwartung ist zwar in den letzten Jahren ständig gestiegen. Dennoch haben wir an Lebenserwartung viel verloren.

Wenn heute die Lebenserwartung von 35 auf 87 Jahren gestiegen ist, dann ist das eben nur die halbe Wahrheit. Früher war die Lebenserwartung vielleicht nur fünfunddreißig Jahre, aber eben plus Ewigkeit. Heute mag sie bei 87 Jahre liegen – nur: danach kommt nichts mehr.

In dieses Leben muss alles hineinpassen.

Diese Jahre hier in dieser Welt müssen alles bringen, wenn es keine Hoffnung gibt.

Wenn es keinen Glauben gibt.

Das macht Stress! Was für ein Risiko, wenn man irgendwann bitter erkennt:

Dies oder das habe ich verpasst. Und zwar für immer. Die Chance ist vorbei.

Vielleicht reisen manche Rentner deshalb so viel.

Aus der Sorge, sie könnten was verpasst haben, wenn ihr Leben einmal endet.

Dass Menschen massenhaft Urlaub machen, das ist ja eine relativ neue Erscheinung –

Kann es sein, dass dieses Bedürfnis in dem Maße aufkam, in dem die Hoffnung auf Ewigkeit verloren gegangen ist?

Ein böser Gedanke.

Das klingt ja geradezu, als ob ich behaupten wolle, Menschen mit Hoffnung bräuchten keinen Urlaub.

Sicher nicht. Dazu sind wir zu sehr Kinder unserer Zeit.

Wir brauchen Urlaub, weil wir dieselben Stressfaktoren im Leben kennen wie Andere auch.

Und doch – klar ist: die Menschen der Bibel kannten Urlaub Machen nicht.

Ob sie deshalb schlechter lebten als wir?

Was Menschen zu allen Zeiten wohl kannten, das war Stress und Müdigkeit.

Das ist nicht neu.

Als Jesus einmal solche Menschen vor sich sah, da rief er ihnen nicht zu:

„Macht mal Pause! Spannt mal so richtig aus. Ihr braucht Tapetenwechsel.“

Sondern er rief dies:

„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter euren Lasten leidet.

Ich werde euch Ruhe geben.“

Jesus schlägt bei Stress nicht einen Ortswechsel vor, sondern eine neue Einstellung.

Darum geht es. Wer sich Jesus, dem Auferstandenen, zuwendet, der bekommt auch dies: Abstand zu den Dingen, die uns immer wieder urlaubsreif machen.

Im Grunde ist es ähnlich wie beim Urlaub:

Wer Jesus finden will, der braucht Abstand zur Welt.

Nicht unbedingt räumlich, aber innerlich.

Wie aber geht das ganz praktisch – sich Jesus zuwenden?

Die Möglichkeiten sind sicher so vielfältig wie die Arten, Urlaub zu machen.

Und weil Menschen so unterschiedlich sind, gibt es auch unterschiedliche Zugänge zu Jesus.

Das kann ein Moment des stillen Innehaltens sein – im Laufe des Tages.

Manche nehmen sich Zeit vor dem Frühstück.

Suchen einen Raum ohne viele Ablenkungen auf, sind wach und schließen doch die Augen.

Lesen etwas aus der Bibel, denken und beten.

Hören, ja, auch das.

So ähnlich würde ich es von mir beschreiben – aber das ist nicht immer gleich.

Hilfreich ist jedenfalls, dass man sich selber eine Ordnung dafür gibt.

Wie ein Ritual, das wir uns gönnen.

Nicht als eine zusätzliche Last. Als eine Pflichtübung.

Wem der Glaube so vorkommt, der hat noch nicht seine Form gefunden.

Die ihm Raum zur Begegnung mit Jesus gibt.

„Pfeif auf die Welt“ Einstein beschreibt für mich die innere Haltung der Freiheit.

Einer Freiheit, seiner Seele etwas Gutes zu tun.

Als vor zwei Wochen der Kirchentag hier in Köln war, da trugen Viele diese orange-roten Schals. Darauf stand ein Zitat von Jesus. Es war eine Frage, die lautete so:

„Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne?“

Jesus hat die Frage noch genauer gestellt.

„Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und dabei Schaden nimmt in seinem Leben?“.

Es tut uns gut, einen gewissen inneren Abstand von der Welt zu halten.

Die Freiheit der Kinder Gottes ist es, nicht alles mitmachen zu müssen, was diese Welt anbietet. Dazu lädt Jesus uns ein.

Amen.

Björn Heymer