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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  17. Juni 2007  über   Jesaja 55, 1 - 5 -
 
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Ihr Lieben,

meistens passiert es mittags – gegen 13.00 Uhr klingelt das Telefon.

Eine weibliche Stimme begrüßt mich freundlich und fragt erstmal nach:

„Bin ich verbunden mit Herrn Björn Heymer?“

Und dann folgt irgendein verlockendes Angebot:

„Herzlichen Glückwunsch! Sie haben in einem Preisausschreiben gewonnen!“ oder:

„Wir bieten Ihnen die Lieferung Ihrer Programmzeitschrift zum unschlagbaren Sonderpreis!“

Spätestens dann lege ich in der Regel mit einer freundlichen Bemerkung auf.

Auf das Angebot, etwas geschenkt zu bekommen reagieren wir erst einmal misstrauisch.

Nein danke! Irgendeinen Haken hat die Sache doch bestimmt.

Misstrauen ist vor allem da angebracht, wo wir den Anderen gar nicht kennen.

Das Stichwort gratis, umsonst – ist verdächtig geworden.

Unwillkürlich zucken wir zurück, wenn jemand uns etwas schenken will.

Oder anbietet mit der Betonung: Das ist gratis!

Und doch – etwas versteckt, aber absolut zentral stecken beide Begriffe in einer Gottesrede.

Jesaja hat diese Rede seinem Volk ausgerichtet – Und die Worte ist bewahrt worden.

Heute Morgen hören wir sie – sie gelten uns:

Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!

Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst!

Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!

Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist,

und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?

Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.

Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir!

Höret, so werdet ihr leben!

Gott hat etwas zu verschenken! Er preist es an.

Und doch – viele hören gar nicht recht hin. Oder halten sich zurück.

Haben Vorbehalte und lassen sich lieber nicht darauf ein.

Wenn wir Gott sehen könnten, dann würden wir sehen, wie er den Kopf schüttelt darüber, dass so viele Menschen sein Geschenk nicht annehmen.

Offenbar geht es ihm nicht besser als den schlecht bezahlten Mitarbeiterinnen in Call Centers, die um Kunden werben.

Allerdings gibt es zwei entscheidende Unterschiede zwischen dem Angebot Gottes und den vielen scheinbaren Sonderangeboten, das uns zu einem Geschäft verlocken:

1. Bei Jesaja ist der Anbieter kein Unbekannter.

Sein Volk kennt ihn doch. Gott hat sich vorgestellt.

Er hat immer wieder eingegriffen in das Schicksal seiner Leute.

Er hat aus Todesnot gerettet.

Er hat einen guten Weg geführt und

Er hat ihnen alles geschenkt, was sie zum Leben brauchten:

Eigenes Land, gute Ernten, Frieden mit den Nachbarn, viele Kinder.

All das konnte Israel erkennen als Wohltaten, als Segen ihres Gottes.

2. Das Angebot ist echt! Keine Haken oder Ösen. Keine Folgekosten. Ein echtes Geschenk!

Gott bietet hier nichts Überflüssiges an. Keinen Ladenhüter, den niemand brauchen würde.

Sondern zwei Dinge:

1. Essen und Trinken – das steht für die elementaren Bedürfnisse jedes Lebens.

Gott sorgt gut für seine Leute – geheimnisvoll und so, dass es reicht:

Paul Gerhard hat es unübertrefflich nach der Erfahrung jahrelanger Kriege gedichtet:

Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod,

ernährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot,

macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl;

und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual.

Und Gott sorgt 2. für die Zukunft. Er hat mit seinem Volk einen Bund geschlossen.

Einen Vertrag, auf den man sich verlassen kann.

Das hat Gott schon lange getan.

Und jetzt erneuert Gott seinen Bund – und erweitert ihn auch noch.

Trotzdem ist diese Werberede nötig. Warum?  

Wenn Gott einen Propheten sendet, dann nur aus einem einzigen Grund:

Gott redet, wenn im Leben seines Volkes etwas nicht so ist, wie es sein sollte!

Diese herzliche Einladung ist im Tiefsten ein Ruf zur Umkehr.

Wer diese Worte Jesajas hört, der bekommt einen Spiegel vorgehalten:

Im Volk Gottes gab es falsche Erwartungen und falsche Gewissheiten.

Und die hingen mit dem Umgang mit Geld zusammen. Jesaja spricht übers Geld.

Das gehört sich eigentlich schon mal gar nicht.

„Geld ist doch Privatsache. Das geht doch niemanden etwas an“ – so denken wir.

Falsch! Geld ist viel mehr als ein praktisches Hilfsmittel, um das Leben einfacher und gerechter zu machen.

Geld hat immer die Tendenz, in unguter Weise unser Denken zu bestimmen.

Geld hat deshalb immer auch etwas mit unserem geistlichen Leben zu tun.

Damals, als Jesaja auftrat, da war das Geld eine noch recht neue Erfindung.

Vorher gab es Tauschhandel.

Wer etwas gut konnte, der produzierte mehr als für sich selber nötig.

Und tauschte dann z.B. Körbe gegen Tonkrüge. Oder Getreide gegen Öl.

Natürlich konnte man auch Dienstleistungen gegen Waren eintauschen.

Was es noch nicht gab, was eine Werteinheit, die dazwischen geschaltet wurde.

Geld eben. Geld hat Vorteile, ohne Zweifel.

Aber die Einführung von Geld brachte auch Veränderungen:

Geld kann man besser horten.

Geld macht es leichter, ganz reich zu werden – oder eben auch, zu verarmen.

Eine Welt, in der alles berechnet und bewertet wird, die wird berechenbarer -

Und dann auch kalt und unbarmherzig.

Die Gefahr besteht, den Anderen nach Nützlichkeit zu bewerten.

Ich gehe so weit, zu sagen: seit Menschen mit Geld umgehen, wird anders gedacht:

Über den Wert einer Arbeit – und damit über die Wertschätzung von Menschen.

Nur was Geld einbringt, wird geachtet, ist etwas wert.

Als ich während des Vikariates auch einige Grundlagen der Seelsorge gelernt habe, da haben wir auch Besuche im Krankenhaus gemacht – und die Gespräche hinterher besprochen.

Um zu lernen, genau hinzuhören.

Um zu verstehen, was in solchen Begegnungen zwischen den Zeilen gesagt ist.

Um angemessener auf Menschen zu reagieren, die in einer Krise stecken.

Eines war mir besonders eindrücklich:

Immer wieder erlebt man es, dass Sterbende über Geld reden.

Ob es denn reichen wird, was man mit seinem Vermögen machen will – ganz unterschiedlich.

Neu – und dann auch einleuchtend war mir dies: Die Rede vom Geld ist oft eine Chiffre:

Dahinter steht oft das Nachdenken über die Lebenszeit, die noch bleibt;

die Kraft, die man noch hat.

Geld bedeutet uns viel mehr als nur Geld. Für manche ist es die Mitte des Lebens.

Und deshalb sagt Gott hier etwas, was unser Denken stört:

Bei mir bekommt ihr Lebensmittel ohne Geld – umsonst!

Warum meint ihr, mit Geld satt zu werden? Geld macht nicht glücklich.

Es ist die gleiche kritische Haltung zum Geld, die wir später auch bei Jesus finden:

„Nehmt kein Geld mit, wenn ihr zu den Leuten geht“

„Sorgt euch nicht darum, was ihr essen und trinken sollt. Gott weiß, was ihr braucht.“

„Steuern? Gebt dem Kaiser, wo sowieso sein Name drauf steht.“

Jesus sah im Geld ein im Alltag notwendiges Übel – nicht einen besonderen Segen.

Ja, er nennt das Geld einen Götzen, der Gott dem Platz im Herzen streitig macht.

„Niemand kann zwei Herren dienen – entweder Gott oder dem Mammon, dem Gott Geld“

„Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht,  als dass ein Reicher ins reich Gottes kommt.“

So hat Jesus über Geld und Reichtum gedacht.

Warum diese kritische Haltung?

Weil das Geld uns die Fähigkeit rauben kann, dass wir uns etwas schenken lassen.

Wer gewohnt ist, für alles zu bezahlen, der wird im Tiefsten Schwierigkeiten haben, Gott seine Gnade zu glauben. Der wird die Unsicherheit nie los, ob er am Ende denn wirklich von Gott geliebt und angenommen ist. Der findet seinen Frieden mit Gott nicht wirklich.

Der wird andersherum auch bei jedem Einsatz in der Gemeinde nach Lohn fragen.

Natürlich nicht in Heller und Pfennig.

Wohl aber darin, gesehen zu werden bei seinem guten Tun.

Der ist schnell beleidigt, wenn niemand (außer Gott) seine gute Tat bemerkt hat.

Und solches Gieren nach Lob vergiftet schnell das Klima in einer Gemeinschaft.

Da wird verglichen, nachgetragen und vorgeworfen.

Da wird Druck ausgeübt, Menschen werden verletzt oder fühlen sich beleidigt – und alles, weil wir im Herzen miteinander umgehen, als müsse alles bezahlt werden.

Die dringende Bitte Gottes ist die:

Lasst das Geld nie in Euer Herz dringen! Es ist doch nur Geld!

Übt Euch in Bescheidenheit und in Gelassenheit. Sonst ist Euer Herz schnell besetzt.

Und dann ist es nicht mehr frei für Gott.

Gott kündigt hier – wie auch an anderen Stellen – den neuen Bund an:

Es ist der Bund der Gnade – aufgerichtet in Jesus Christus.

Es ist ja schon eine rätselhafte Formulierung, wenn es heißt:

Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen,

 euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.

Was ist gemeint?

Der Inhalt des neuen Bundes ist Gnade. Gratia in lateinisch  Gratis! Der Bund ist ein Geschenk –

Ohne wenn und aber. Bei Gott müssen wir nichts leisten.

Hier brauchen wir nur anzunehmen. Und das ist genug.

Jeder Versuch, zur Gnade Gottes noch selber etwas dazuzufügen – irgendeine gute Leistung – ist Ausdruck des Misstrauens gegen diesen Bund.

Jesaja beschreibt dann schlicht und für Bibelleser sehr eindeutig, was in dem neuen Bund geschehen wird:

Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt,

zum Fürsten für sie und zum Gebieter.

Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst,

und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen

um des HERRN willen, deines Gottes,

und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.

Das ist Jesus. Er ist der neue Bund in Person.

Was Jesaja angesagt hat, das ist eingetreten in Jesus.

Darum hören wir heute eine herzliche Einladung.

Nehmen wir den Bund an, der in Jesus geschlossen ist. Sagen wir Ja!

Auch wenn´s uns nichts kostet. Es ist kein Haken dran.

Es ist wirklich gratis – reines Geschenk

Amen.

Björn Heymer