Predigt am 27.05.2007 über Apostelgeschichte
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Ihr
Lieben,
die eben gehörte
Geschichte passt so überhaupt nicht zu unseren Erfahrungen.
Sie ist für den
aufmerksamen Hörer ein einziges Rätsel –
Und alles andere als
überzeugend für Beobachter, für die von Außen, die
Unbeteiligten.
Viele schüttelten
damals den Kopf: Die spinnen
ja!
Oder: Die sind ja völlig betrunken! Peinlich, was da öffentlich passiert!
Pfingsten ist wohl
deshalb das unbekannte Fest, weil so schwer greifbar ist, was da
geschah.
In zwei Schritten
lade ich Sie ein, sich dem Rätsel zu nähern:
Zunächst einmal
durch das Betrachten eines Modells:
(zur
Flip – chart gehen)
Woraus besteht der
Mensch? Was macht ihn aus?
Aus Körper, Seele
und Geist – das ist die Antwort, die unsere Vorstellung zutiefst
prägt.
Weil ich überhaupt
nicht gut zeichnen kann, stelle ich das einmal ganz schematisch dar:
ein
Kreis, der horizontal in drei Bereiche geteilt ist
untere
Hälfte: Körper; Mitte Geist; oben Seele
Jedes lebende Wesen
hat I. einen Körper –
mit seinen
Funktionen, seinen Bedürfnissen und Grenzen.
Und wir wissen: der Körper
ist empfindlich, verletzbar und schließlich vergänglich.
Dann hat der Mensch II.
Geist – Verstand. Er denkt Gedanken, macht Pläne.
Wir haben ein
Bewusstsein, spüren, dass wir eine Person sind – einzigartig,
begabt, wunderbar.
Wir wissen etwas, wir
fragen, forschen und kombinieren.
Und wir erinnern uns.
Wir wissen über die Vergangenheit und entwickeln Hoffnung.
Der Geist ist mehr
als die Steuerung durch Instinkte bei den Tieren.
Der Geist macht aus
dem Lebewesen mit zwei Beinen einen Menschen.
Aber: Auch der Geist
ist manipulierbar, verletzbar und am Ende sterblich.
Es ist der Geist des
Menschen – nicht der Geist Gottes.
Und dann sagen Viele:
der Mensch hat – im Unterschied zum Tier – III. eine Seele.
Die Seele des
Menschen ist gewissermaßen der unsterbliche Teil –
Vielen denken: diese
Seele wandert von einem Körper-Geist Wesen zum Nächsten.
Bis sie eines Tages
gut genug ist und die Wanderung ein Ende haben darf.
Dies ist ein Modell zur Erklärung dessen, was den Menschen ausmacht.
Nicht das einzig Mögliche!
Die Bibel geht von
einem etwas anderen Modell aus:
In der Schöpfungsgeschichte
wird uns ein anderes Bild beschrieben:
Erst machte Gott den
Körper aus Erde, aus Materie. (unterer
Halbkreis)
Dann blies er diesen
leblosen Körper an (oberer
Halbkreis).
Damit gab er etwas
von seinem Geist in den Menschen.
Aus Beidem, aus Körper
und Geist wurde Adam, der Mensch. Ein lebendiges Wesen.
Den Menschen der
Bibel ist die Vorstellung einer Seele – als unsterblicher Teil in
uns - fremd.
Das, was in der
dreigeteilten Vorstellung in Geist und Seele unterschieden wird, das
war in der Bibel am Anfang eins. Ungetrennt.
Aber so blieb es
nicht.
Nach der Schöpfungsgeschichte
gab es einen Bruch:
Der Mensch überschritt
in der ihm gegebenen Freiheit die eine Grenze – und verlor:
Er verlor die Rundum
Versorgung des Paradiesgartens;
er verlor die
Unsterblichkeit.
Er verlor die
Sorglosigkeit des Daseins.
(im
Kreis wird aus dem oberen und unteren Feld ein Teil herausgenommen)
Das hatte
Auswirkungen auf den ganzen Menschen.
Seither ist der
Mensch nicht mehr komplett.
Nicht mehr so, wie
der Schöpfer ihn gedacht hatte.
Weil in ihm etwas
fehlt, kennt der Mensch:
- Hunger, Krankheit,
Angst ums Dasein, Trauer und Tod.
- Er kennt das
Misstrauen.
Und – so sagt die
Bibel – damit kamen all die Probleme, die Menschen mit dem Leben
haben.
In der Analyse des
Menschen sind beide
Modelle gar nicht so weit voneinander entfernt:
Nur achtet das
biblische Denken den menschlichen Geist und auch seine Leiblichkeit
höher als das andere Modell.
Die germanisch und
auch griechische Vorstellung erwartet von der Zukunft dies:
Körper und Geist
vergehen – es bleibt die Seele übrig.
Wandernd oder ruhend
bei Gott – das sind Spielarten derselben Vorstellung.
Die Bibel kennt
dagegen keine körperlose Ewigkeit.
Gottes Zukunft
umfasst immer Körper und Geist.
Auferstehung der
Toten – ist immer verbunden mit Ganzheit.
Nie nur des Geistes
oder der Seele.
Wenn wir so weit
gedanklich mitgegangen sind, ahnen wir vielleicht, was Pfingsten
geschah:
Gott hat begonnen,
Menschen mit seinem Geist auszustatten.
Also mit dem, was
ihnen so lange fehlte.
Gottes Geist macht
den Menschen wieder zu dem, wie Gott es sich gedacht hatte.
Das wird konkret: Ich
nenne drei Dinge: Mut, Erkenntnis und Gewissheit
I. Die Leute
wurden mutig und fröhlich.
Sie verloren ihre
Angst vor Menschen. Und vor der Zukunft.
Das drückte sich
darin aus, dass sie begannen, zu singen.
Singen ist eine
besondere Gabe Gottes.
Vor
wenigen Tagen bekam ich einen Anruf, der mich tief bewegt hat.
Da
hatte ein Mann in einem der ersten Welcome – Gottesdienste ein
Lied gehört.
Das
war im Oktober 2005 - vor über 1 ½ Jahren.
Jetzt
ist sein Vater gestorben und er erinnerte sich an dieses Lied.
Und
nun bat er mich darum, eine Aufnahme davon zu bekommen.
Er
möchte sie am Dienstag bei der Beerdigung einspielen.
Ein
Lied, das nach so langer Zeit seine tröstende Kraft entfaltet!
Das nenne ich Musik,
die der Geist Gottes in Menschen freisetzt.
II. Dann öffnet
der Geist Gottes Menschen die Augen für Jesus.
Die Jünger
verstanden erst jetzt wirklich, was Gott in ihrer Zeit getan hatte.
Deshalb begannen sie,
öffentlich von Jesus zu reden. Sie erzählten von ihm.
Was Er getan hatte.
Wie er Kranke gesund gemacht hatte.
Unreine Geister
vertrieben und vollmächtig vom Willen Gottes geredet hat.
Und das tut Kirche
bis heute.
An Jesus fallen die
Lebensentscheidungen.
Wie sich einer zu
Jesus stellt, das ist wie das Vorzeichen vor einer Klammer einer
Formel.
Ganz egal, was in der
Klammer steht: wenn davor ein Plus ist, ist alles positiv.
Und wenn in einem
Leben bei der Frage nach Jesus ein Minus steht – dann ist der Rest
des Lebens vor den Augen Gottes vergeblich – und wenn es noch so
gut wäre.
Der Geist Gottes
weckt eine Liebe zu Jesus und die Erkenntnis, wer Er wirklich ist:
Die uns zugewandte
Seite Gottes. Wer Jesus ansieht, der lernt Gott kennen.
III. Und der Geist
Gottes entscheidet über Leben und Tod.
Ein Satz, der mir an
jedem offenen Grab neu eine Herausforderung ist, ist dieser:
Jesus hat gesagt: Wer
an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.
Und
wer da lebt und glaubt an mich, (und das geht nur durch den Geist
Gottes)
der
wird nicht mehr sterben! (Johannes 11,25f)
Die Sterblichkeit ist
überwunden mit der Neugeburt, mit dem Kommen des Geistes.
Im Gespräch Jesu mit
dem alten gelehrten Mann Nikodemus ging es darum:
Ohne eine Neugeburt
kein Zugang zur Wirklichkeit Gottes.
Und dabei sprach Jesu
davon, dass Gottes Geist die Neugeburt schenkt.
Nun sagte Jesus, dass
der Geist von uns nicht fassbar ist:
„Er
ist wie der Wind – man sieht ihn nicht, wohl aber seine
Auswirkungen.
Man
kann ihn nicht festhalten und nicht einmal seine Richtung bestimmen.
Wie
der Wind ist der Geist souverän.“
Natürlich kann man
versuchen, zu erklären, was der Geist Gottes ist und tut.
Das Entscheidende können
wir nicht tun.
Nur erbitten: Komm,
Heiliger Geist!
Amen.
Björn Heymer
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