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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am 17.05.2007   über  Matthäus 14, 13 - 21   -
 
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Ihr Lieben,

wir hören auf eine wohlbekannte Jesus – Geschichte.

Es ist die Erzählung von einem Wunder – wie einmal eine große Menge satt wurde.

Gegen alle Wahrscheinlichkeit und Erwartung. Ich lese nach Matthäus

Als Jesus von der Hinrichtung des Täufers Johannes hörte, fuhr er von dort weg in einem Boot in eine einsame Gegend allein. Und als das Volk das hörte, folgte es ihm zu Fuß aus den Städten. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, und er heilte ihre Kranken. Am Abend aber traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Gegend ist öde, und die Nacht bricht herein; lass das Volk gehen, damit sie in die Dörfer gehen und sich zu essen kaufen. Aber Jesus sprach zu ihnen: Es ist nicht nötig, dass sie fortgehen; gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen zu ihm: Wir haben hier nichts als fünf Brote und zwei Fische. Und er sprach: Bringt sie mir her! Und er ließ das Volk sich auf das Gras lagern und nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah auf zum Himmel, dankte und brach's und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk. Und sie aßen alle und wurden satt und sammelten auf, was an Brocken übrigblieb, zwölf Körbe voll. Die aber gegessen hatten, waren etwa fünftausend Mann, ohne Frauen und Kinder.

Was war da los? Ein Wunder!

Aus fünf Fladenbroten und zwei gebratenen Fischen wurde mehr. Viel mehr.

Eine riesige Menschenmenge wurde satt – und es blieben noch reichlich Reste übrig.

Körbeweise.

Manche sagen: da haben etliche dann doch ihre Vorräte unter dem Hemd hervorgezogen – und auf einmal brüderlich geteilt.

Nur: Wäre das wirklich wert gewesen, als ein Wunder erzählt zu werden?

Zumindest die Zeugen, die später davon erzählt haben, sie haben es offenbar anders erlebt.

Deshalb lohnt es sich, noch einmal genauer hinzuschauen:

Was wird her berichtet? Einige Entdeckungen:

Die erste Entdeckung:

Jesus steckte gerade mitten in der wohl heftigsten Krise seines Lebens (vor der Passion).

Erst war da die Ablehnung seiner Predigt in Nazareth; dort, wo er aufgewachsen ist.

Seine alten Nachbarn hatten die Steine schon in den Fäusten, mit denen sie ihn als Verführer zu Tode bringen wollten. Dazu kam es so gerade eben doch nicht.

Und dann er davon, dass Johannes, sein Freund und geistlicher Begleiter geköpft wurde –

aus einer Partylaune heraus.

Jesus war überzeugt, dass Johannes in prophetischer Vollmacht predigte – so, wie er es nun gerade selber auch anfing.

Und nun hatte Johannes das Schicksal vieler Propheten erlitten. Er wurde brutal ermordet –

weil der so mutig war, die Wahrheit zu sagen.

Wie in einem Spiegel sah Jesus, was auf ihn selber zukam.

Und ausgerechnet jetzt strömen die Massen zu ihm.

Sie bringen ihm ihre Probleme – Kranke, Besessene. Und sie wollen von Gott hören.

Hilfesuchende können so rücksichtslos sein!

Heilung, Kampf gegen Dämonen, Verkündigung in Vollmacht – all das kostet Kraft.

Es ist nicht zu viel, wenn wir annehmen:

Als die Jünger zu ihm kamen, war Jesus alle. Total erschöpft.

Und da kommen seine Jünger zu ihm und legen ihm noch ein Problem vor.

Was denn noch? Reicht es nicht irgendwann?

Dabei erwarten sie von Jesus gar nicht viel.

Sie haben selber einen vernünftigen Vorschlag. Eigentlich haben sie alles im Griff.

Das Problem ist schon gelöst. Jesus soll ihnen helfen – mit dem Gewicht seiner Stimme.

Schick sie los, dass sie sich kümmern.

Dann wäre doch allen gedient.

Das ist doch das Nahe – Liegende.

Eine gute Lösung? Alles sieht nach Mangel aus. Also - Ende der Veranstaltung.

Wir verzichten auf die Fortsetzung der schönen Gemeinschaft, in der wir alle die Zeit vergessen haben. Jeder geht wieder seinen Weg – anderes ist nicht mehr drin.

Wenn diese Geschichte ein Spiegel auch der Wirklichkeit von Kirche ist, dann klingt der Vorschlag der Jünger so wie die Pragmatiker der Gegenwart:

Die Kirchensteuern gehen zurück, es wird Abend in unserer Kultur.

Also ist geordneter Rückbau angesagt.

Wenn das Geld nicht mehr da ist, wird eben zugemacht.  

Selbst, wenn Arbeit genug zu tun wäre.

Diese Jünger haben nicht gefragt, sondern aus dem Eigenen eine Lösung gestrickt.

Und was tut Jesus?

Er sagt „Nein“ zu diesem gut gemeinten Vorschlag. Ohne aber „Nein“ zu ihnen zu sagen!

Jesus traut seinen Jüngern offenbar mehr zu – als sie sich selber.

„Gebt ihr ihnen zu essen!“

Das war neu! Diese Geschichte ist das erste Mal, dass Jesus die Jünger machen lässt.

Liegt es daran, dass er selber ausgepowert war? Oder sieht er hier eine Chance, dass die Jünger etwas lernen können, indem sie etwas wagen?

Warum auch immer – aus den Hörern, die das Tun vom Meister erwarten, werden Täter.

Nachfolge Jesu hat sehr bald auch was mit Anpacken zu tun.

Und darauf liegt eine Verheißung: Wer mitmacht, kann was erleben.

Mehr als die Zuschauer!

Für mich die zweite Entdeckung in der Geschichte:

Es ist gar nicht Jesus, der hier ein Wunder wirkt!

Er lässt nicht Brot vom Himmel regnen – wie das Manna in der Wüste.

Er sagt auch nicht zu den umliegenden Steinen, sie sollen Brot werden.

Jesus tut etwas ganz Normales:

Er nimmt das Wenige, was da ist – und dankt Gott.

Und dann gibt er das Brot in die Hände der Jünger.

Und jetzt löst sich die ganze Last des Problems auf.

Alle werden satt – und es bleibt sogar noch reichlich übrig.

Im gehorsamen Handeln der Jünger geschieht das Wunder.

Es wird nicht erklärt – und das ist auch nicht wichtig.

Es ist nicht sicher, ob die Masse der Leute überhaupt mitbekommen hat, was da passierte. Anders als sonst fehlt hier eine Bemerkung über die Reaktion der Menge.

Niemand entsetzt sich – oder bricht in Jubel aus.

Wer weiß – vielleicht haben es nur die Jünger begriffen – oder soll ich sagen: geglaubt? 

Das Wunder ist geschehen – davon bin ich überzeugt.

Trotzdem: Darauf, auf ein Spektakel gründe niemand sein Leben.

Wir sind eingeladen, zu glauben – nicht an Wunder, sondern an Jesus.

Glauben heißt auch: damit rechnen, dass wir über unsere Grenzen hinauswachsen.

Wenn wir mehr auf Jesus hören als auf unsere Möglichkeiten.

Dann entstehen große Dinge aus Glauben -

Eine Frau erzählte mir gestern, wie sie eine ganz ähnliche wunderbare Vermehrung erlebt hat:

Sie hatte eine Fahrt einer Gemeindegruppe nach Ungarn zu leiten –

und musste mit Schrecken kurz hinter der Grenze erkennen:

Aufgrund falscher Zahlen hatten sie sich total verkalkuliert. Wenn es so weiterlaufen würde, wäre die Reisekasse nach drei Tagen aufgebraucht – was dann?

Sie haben gebetet –

und dann erlebt, wie ihr weniges Geld mit jedem Kilometer ihrer Reise mehr wert wurde.

Am Ende konnten sie eine große Summe als Spende in einer armen Gemeinde lassen.

„Also, seither zweifle ich keinen Moment an dieser Speisung der 5000.“

Klar, das kann man auch anders, auch ohne Gottes Eingreifen erklären.

Vermutlich hat Hörer 3756 irgendwo auf dem Rasen auch nicht mitbekommen, woher das Brot kam.

Er wurde satt und das reichte ihm.

Nur: darum ging es nicht!

Alle, wie sie da waren, die von dem Brot gegessen hatten, kriegten auch wieder Hunger.

Eine Menge einmal satt machen – das verändert nicht wirklich etwas.

Insofern hatte jener Handwerker doch recht, der vor 1400 Jahren ein Mosaik legte.

Für den Boden einer Kirche, die heute wieder am Nordufer des Sees Genezareth steht:

Das Mosaik zeigt zwei Fische und einen Korb mit Brot. (Teller zeigen)

Nur – wenn man die Brote im Korb zählt, dann sind es nur vier – nicht fünf.

Wir können es nur vermuten, warum dieser Künstler es so dargestellt hat.

Als die Kirche vor vierzig Jahren neu errichtet wurde, da platzierte man das Mosaik direkt unter die Altarplatte. Das fünfte Brot – so soll man es sehen – das liegt auf dem Tisch.

Es ist die Gemeinschaft im Brot, die durch die Jahrhunderte geheimnisvoll weiter geht.

Die bis zu uns reicht. Das Wunder der Brotvermehrung geht weiter.

Wir sind eingeladen, nicht mehr Zuschauer einer lang zurückliegenden Geschichte zu bleiben.

Wir dürfen mit Platz nehmen auf dem Rasen –

neben den Vielen, die mit ihrer Sehnsucht zu Jesus gegangen sind.

Die Vermehrung des Brotes kann und will bis zu uns reichen.

Der Evangelist Johannes schließt an die Speisungsgeschichte die Rede Jesu vom Brot des Lebens an. Nur wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.

Es geht nicht gut, wenn einer versuchen will, sein Leben auf Wunder zu gründen.

Wer sein Leben auf Christus gründet, der wird Wunder erleben – so rum stimmt es.

Konkret heißt es hier:

Raus aus der Zuschauerrolle, weg von dem gelegentlichen mal Mitessen.

Auf Jesu Ruf hin etwas zu wagen – in der Gemeinde mitmachen.

Natürlich auch mit den eigenen Ideen.

Vor allem sollten wir lernen, auf Jesus zu hören. Und dann zu tun, was wir gehört haben.

Wo immer Menschen sich darauf einlassen, werden sie Wunder erleben. 

Amen!

Björn Heymer