Predigt am 29. April 2007 über Lukas
16, 19 - 31 u. Joh. 7. 12 -
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"Beweise mir Gott"
Ihr Lieben,
das wär gut, oder?
Ein klarer Beweis,
dass es Gott gibt - und gut wär´s.
Schluss mit der
Frage, ob ich mir da nicht doch was einbilde.
Schluss auch mit dem
Spott derer, die mit großer Selbstsicherheit sagen:
„Gott
– hab ich nie gesehen – gibt’s auch nicht.“
Kann man Gott
beweisen?
Wiebke Maas hat uns
ein Experiment mitgebracht und sie macht es uns jetzt einmal vor.
Sie zeigt uns, dass
in der Chemie ständig Dinge passieren können, die unseren
Erwartungen widersprechen. Die wir uns erstmal nicht erklären können.
Eine klare Flüssigkeit
– und man gießt eine andere klare Flüssigkeit dazu.
Und auf einmal ist
die Farbe violett.
Woher kommt die
Farbe? Sie ist auf einmal einfach da.
Farblos plus farblos
ergibt noch lange nicht immer farblos.
Manchmal sieht man
nicht, was drin steckt.
Dinge, die erstmal
unsichtbar sind, können sichtbar gemacht werden.
Das kann man immer
wiederholen. Es ist beweisbar.
Hier geht das natürlich
mit einem Trick.
So etwas geht nur mit
ganz bestimmten Flüssigkeiten.
Man kann es sogar
wieder rückgängig machen:
Soll man so ähnlich
die Existenz Gottes beweisen?
Wenn Gott auf
irgendeine Weise plötzlich sichtbar wäre – wäre das nicht ein
Beweis?
Oder wenn in seinem
Namen ein Wunder geschieht -
Etwas, was wir alle miterleben?
Wäre Gott damit
bewiesen? Nein, leider nicht.
Jedenfalls nicht im
naturwissenschaftlichen Sinn.
Zu einem Beweis gehört,
dass man das Ergebnis jederzeit wiederholen könnte.
Eine
Versuchsanordnung, die immer zum selben Ergebnis kommt. Das wäre
ein Beweis.
Einmal geschehen
reicht nicht. Denn es könnte ja sein, dass die Zeugen sich getäuscht
haben.
Und was den Einen überzeugt
hat, weil er es miterlebt hat – das lässt den Nächsten kalt.
Und wenn erstmal eine
Zeit vergangen ist, erst recht.
Also, es ist gar
nicht so leicht mit Beweisen, wie man zuerst vielleicht denkt.
Es kommt bei der
Frage nach dem Beweis Gottes noch etwas hinzu:
Alles, was man
beweisen kann, das ist Gegenstand meiner Beobachtung.
Ein Gegenüber, das
ich beschreiben oder vermessen könnte. Mit dem ich etwas tue.
Etwas, das von seinem
Wesen, seiner Qualität her auf meinem Niveau existiert.
Aber so ist Gott
nicht – kann Er auch gar nicht sein.
Sonst wäre er nicht
Gott!
Jesus hat einmal eine
Geschichte erzählt.
Darin geht es um
unser Thema heute. Einer hofft auf einen Beweis Gottes.
Da
war ein reicher Mann. Dem ging es ziemlich gut.
Er
lebte im Überfluss, war gesund und munter.
Und
vor der Tür seines Hauses lebte ein anderer Mann, der hieß
Lazarus.
Der
war bettelarm.
Er
war schwer krank, hatte Hautausschlag und dauernd war er hungrig.
Genau
vor dem Haus des Reichen hatte dieser Lazarus seinen Platz.
Trotzdem:
der Reiche half ihm nicht.
Nicht
mal die Brotscheiben, mit denen er sich die Finger abgewischt hatte,
gab er dem Armen. Gar nichts.
Lazarus
ging es immer schlechter und eines Tages starb er – in seinen
Lumpen, abgemagert bis auf die Knochen.
Aber
– so erzählt Jesus – Gott hatte ihn nie vergessen.
Alles,
was ihm auf dieser Erde fehlte, das bekam er reichlich in der
anderen Welt. Lazarus saß auf Abrahams Schoß, nun war er gesund
– für alles war gesorgt.
Der
Reiche starb auch. Und – um den Kontrast zu betonen, beschreibt
Jesus es so:
Der
Reiche, der sich nie um Gott gekümmert hatte, wurde in den feurigen
Bottich geworfen, wo die Sünder schmoren.
Aber,
immerhin – in der Ferne konnte er den Lazarus sehen.
Wie
der im Schoß Abrahams saß. Und so sprach er Abraham an:
„Bitte,
Abraham, schick mir doch den Lazarus. Es ist so qualvoll hier. Mit
einem feuchten Tuch könnte er mich schon sehr erfrischen.“
Aber
Abraham ist gerecht. Und er sagt ihm: „Nein
– und Du weißt auch, warum.“
„Na
gut“ sagte dann der Reiche, „aber
dann hab ich eine andere Bitte:
Wenn
Lazarus mir schon nicht mehr helfen kann, dann schick ihn doch zu
meinen Brüdern, die noch leben. Sie soll er warnen. Dann kehren sie
sich zu Gott und werden vor dieser Qual bewahrt.“
Und
wieder sagt Abraham:
„Nein!“ „Warum nicht?“
„Weil
sie Mose haben und die Propheten. Sie haben die Bibel.
Wenn
sie wollen, dann könnten sie darauf hören.“
„Abraham,
ich kenne meine Brüder. Die Bibel reicht ihnen nicht. Schick ihnen
einen Beweis. Wenn Lazarus von den Toten aufsteht und sie warnt,
dann kehren sie um.“
Und
noch mal sagt Abraham: „Nein!
Ich kenne deine Brüder auch. Wenn sie nicht auf die Bibel hören,
dann hören sie auch nicht, wenn einer von den Toten zu ihnen käme.“
So ist es. Ob
Menschen beginnen, nach Gott zu fragen – das hängt nicht an
Gottesbeweisen.
Jesus, der diese
Geschichte erzählt hat, ist selber vom Tod zurückgekommen.
Und selbst das reicht
nicht als Beweis!
Es reicht weder als
Beweis noch viel weniger als ein Ansporn, sein Leben zu ändern.
Beweise taugen dafür
offenbar überhaupt nicht.
Also: wer darum
bittet: Beweise mir Gott!
– der hat zu kurz gedacht.
Gott kann man nicht
beweisen – ebenso auch nicht widerlegen übrigens.
Was aber dann?
Jesus will nicht,
dass wir nun mit der Schulter zucken und denken: Dann
eben nicht!
Jesus lädt uns
gerade dazu ein, Gott zu entdecken. Ihm zu folgen und das Leben zu
finden.
Das Fragen und Suchen
lohnt sich doch.
Nur wie?
Vorhin in der
Talkrunde hätte ich gerne auch etwas erzählt – das kann ich
jetzt nachholen.
Ich selber bin
ziemlich gottlos aufgewachsen.
Deshalb finde ich das
erstmal auch gar nicht schlimm, wenn andere das auch so beschreiben.
Mich haben dann zwei
Dinge überzeugt.
Das Erste hat mit der
Naturwissenschaft zu tun.
Wenn ich die
Feinheiten der Natur mir vor Augen malen lasse, dann gerate ich
meistens ins Staunen. Das soll ein Zufall sein? Ergebnis
ungesteuerter Ausleseprozesse?
Wer Erdbeeren isst,
muss an einen Schöpfer glauben.
Wer einmal den
Feinaufbau eines Schmetterlingsflügels erklärt bekommt, der kommt
mit der Erklärung „Alles
nur Zufall“ eigentlich nicht mehr hin.
Wer dann einen Schöpfer
annimmt, der wird vom Gottlosen zu einem Deist –
Zu einem, der glaubt,
dass ein Gott existiert.
Das halte ich für
intellektuell vertretbar – auch wenn da noch etliche Fragen offen
bleiben.
Deshalb war der
zweite Schritt für mich entscheidender. Denn er hat mein Leben verändert.
Jesus hat mal gesagt:
Wenn
ihr wissen wollt, ob ich wirklich von Gott bin, dann gibt es nur
eine Möglichkeit: Ihr müsst es ausprobieren. Wer bereit ist, den
Willen Gottes zu tun, der wird Gott finden.
Jesus sagt: Probier es aus –und dir wird sich eine neue Welt auftun.
Um es in einem Bild
zu sagen:
Für mich eines der
überwältigsten Erlebnisse war ein Badeausflug am Roten Meer.
Ein Bus setzte uns am
Ufer ab. Es war eine Mondlandschaft. An so einem Ort bin ich vorher
nie gewesen. Absolut öde, felsig, kein Baum, kein Strauch, keine Hütte
– nichts.
Nur das Meer plätscherte
sacht ans Ufer.
Aber dann: als wir
mit Schnorchel und Tauchbrille ins Wasser wateten, konnten wir eine
Welt entdecken. Wenige Zentimeter unter der Oberfläche schwebten
wir über eine Pracht an Farben und Formen – überreich gefüllt
mit Leben. Fischen, Krabben, Seesterne und was auch noch.
Unbeschreiblich. Und zum Greifen nahe.
Mir wurde das zum
Gleichnis für den Schritt, zu dem Jesus uns einlädt.
Wer auf den Weg des
Glaubens tritt, dem öffnet sich eine neue Dimension.
Der entdeckt eine
Welt, die ihm immer ganz nah war, für die er aber nie ein Auge
hatte.
Gott kann man nicht
beweisen. Aber es gibt was Besseres:
Gott lädt uns ein,
ihn zu finden.
Wer den Willen Gottes
tut, der wird erkennen.
Die Frage ist: Wie
reagieren wir? Bleiben wir kalt und gleichgültig?
Oder lassen wir uns
drauf ein? Nehmen wir das Angebot an?
Die Einladung steht.
Es ist nicht zu spät.
Jesus lädt uns ein,
seine Freunde zu sein. Er wartet auf unsere Antwort.
Amen.
Björn Heymer
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