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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  am 22. April 2007  über   Lukas 15, 1-7
 
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Liebe Gemeinde,

„Vom Suchen und Finden der Liebe“, so lautete ein Filmtitel im vergangenen Jahr. Und der Titel verrät es schon:

Es ist die Geschichte einer Suche nach Liebe.

Suchen und Finden.

Das war das Motto des Jahres der Bibel 2003 und es lud ein, die Texte der Bibel neu zu entdecken.

Suchen und Finden.

Das gehört zum Leben dazu.

Es gibt  „Suchmaschinen“ im Internet.

Es gibt Kontaktanzeigen oder Kleinanzeigen in den Zeitungen unter der Überschrift „Suche“ und manchmal begegnen uns auch Vermisstenmeldungen von Personen, die gesucht werden.

Suchen und Finden. Das ist auch das Thema unseres Predigttextes.

Ich lese Lukas 15, 1-7:

1 Es nahten sich Jesus allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.

2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. 3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:

4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? 5 Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.

7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

   

Liebe Gemeinde!

Jesus erzählt ein Gleichnis.

Es ist leicht zu begreifen und gehört zu den bekanntesten Geschichten der Bibel.

Jeder von uns kann den Inhalt verstehen.

Denn wir alle haben in unserem Leben schon Dinge verloren – und wiedergefunden. Gut, dass das Portemonnaie auf einmal wieder da ist, und ich den Autoschlüssel wiedergefunden habe und das wichtige Dokument und die Brille, die Fahrkarte,

die Lieblingshose und, und und...

und Erleichterung, Freude.

Und vielleicht haben Eltern auch schon einmal ihr Kind im Einkaufstrubel im Kaufhof verloren und dann die Meldung gehört:

Der kleine Michael sucht seine Eltern.

Auch da war das Wiedersehen von Freude

und von Erleichterung bestimmt und nicht von Vorwürfen.

 

Eines ist aber auch klar:

Es gibt Dinge, die man nicht so schnell oder sogar nie mehr wieder findet:

Verlorene Hoffnung, verlorene Heimat, verlorene Arbeit, verlorene Gesundheit, verlorener Glaube, verlorener Halt.

Auch das gehört zum Leben dazu.

 

Und so gibt es viele Menschen die verzweifelt sind.

Weil sie suchen und nicht finden.

Weil so vieles in ihrem Leben verloren ist.

 

Und darüber verlieren sie sich oft selbst.

Verlieren ihr Vertrauen.

Verlieren die Mitte ihres Lebens.

 

Und eben für diese Menschen erzählt Jesus das Gleichnis.

Er erzählt das Gleichnis, weil er etwas über Gott erzählen will.

Damit wir erfahren wie Gott ist.

 

Im Bild des guten Hirten stellt Jesus uns Gott vor.

Und das zeigt: Gott sucht dich.

Du bist für ihn einzigartig und unersetzlich.

Du bist ihm wichtig.

Gott sucht dich. Du sollst nicht verloren sein.

Du sollst dich selbst nicht verlieren.

Nicht in deinen Träumen und Hoffnungen.

Und auch nicht in den Bindungen, die deinem Leben schaden.

 

Gott sucht dich.

So ist Gott.

Er verliert keinen aus den Augen und gibt keinen verloren.

Er geht dir nach und möchte dich zurückholen in seine Gemeinschaft mit ihm und den anderen, die auch zu ihm gehören.

 

Das Überraschende daran ist, dass Gott die Menschen ohne Vorbedingung sucht.

Es geht nicht um die Frommen, um die Pharisäer und Schriftgelehrten,

wie sie der Predigttext nennt.

Es geht um die Außenseiter, die Zöllner und Sünder.

 

Er kümmert sich um die Außenseiter, um die Menschen,

die in der Gesellschaft nicht gut angesehen sind, um die Kleinen,

die Bedeutungslosen.

Er sorgt sich um die, die verzweifelt und resigniert sind,

weil sie so vieles im Leben schon verloren haben.

Er sucht sie, findet sie und lässt sie nie mehr los.

So ist Gott.

Für ihn sind die Menschen, besonders wertvoll und kostbar, die gescheitert sind,

die einen Makel haben, die kaputten Existenzen.

Denen gilt seine Liebe und seine Sorge.

Daher scheut er keinen Weg und keine Anstrengung einen Menschen zu finden.

Er sucht den einen Einzigen und nicht die Masse.

 

Denn es ist klar: Kein Hirte der Welt wird sich so verhalten wie der Hirte der Geschichte – da der Schaden am Ende größer sein könnte als der Nutzen.

Doch gerade in dem, was unwahrscheinlich und unvernünftig ist,

zeigt sich Gottes Größe.

Und es zeigt, dass er anders ist.

Er hat andere Maßstäbe als wir.

Er urteilt anders, als wir es für richtig und angemessen halten.

Ihm liegt an dem einen verlorenen Schaf.

 

Ihm liegt daran, weil er für das Schaf sorgen will.

Weil es zu ihm gehört und er es liebt.

Weil es in seiner Nähe Leben soll.

Weil es in seiner Nähe, Mitte, Sinn und Ziel finden kann.

 

Und in Jesus sucht Gott das Verlorene.

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist“,

sagt Jesus über sich selbst.

Und das erleben die Menschen, denen Jesus begegnet.

Diese Suche Gottes nach den Menschen, die verloren sind, hat Jesus vorgelebt.

Davon hat er den Menschen erzählt.

Und der Evangelist Lukas hält die Geschichten dazu fest:

Der Zöllner Levi, der von Jesus gefunden, sein Leben in den Spuren Jesus antreten konnte.  (Lk. 5,27-32)

Der verlorene Sohn, dem der Vater entgegenging, damit sie den Weg zurück ins Vaterhaus gemeinsam gehen konnten (Lk. 15,11-32).

Der Oberzöllner Zachäus, der auf einem Baum sitzend von Jesus gefunden wurde und mit dem Jesus Gemeinschaft haben wollte.

 

Alle diese Geschichten haben eines gemeinsam:

Es sind Geschichten vom Suchen, vom Finden und vom Freuen.

Sie zeigen, dass ein neuer Anfang mit Gott möglich ist.

Zu jeder Zeit.

Und so ist die Geschichte Gottes mit uns Menschen.

Von Anfang an -  und immer wieder!

 

„Wo bist du?“ Schon das erste Buch Mose erzählt, wie der Mensch verloren geht.

Und wie er seine Unschuld ein für alle mal verliert.

Wie er sich verliert und wie er die Gemeinschaft mit Gott verliert.

Und Gott?

Er sucht den Menschen.

In dem Moment, in dem ein Riss durch die Beziehung von Gott und Mensch geht, macht sich Gott auf die Suche.

„Adam / Mensch, wo bist du?“ (Gen.3,9)

Gott lässt den Menschen nicht in der Verlorenheit zurück, sondern sucht ihn.

Sucht einen neuen Anfang.

Immer wieder.

Davon erzählt das AT.

Das verheißen die Propheten. (Jes. 40,11)

 

Und in Jesus Christus sucht Gott uns Menschen selbst auf.

Weil er unser Verloren-Sein überwinden will.

Weil er unserem Leben die Mitte zurückgeben will.

Weil er das Trennende, das zwischen ihm und uns steht, überwinden will.

Jesus ist der Hirte, der das verlorene Schaf auf seinen Schultern behutsam zurückträgt.

Damit wird deutlich:

Es zählt nicht die Vergangenheit, sondern die Einladung zu einem Leben mit Gott.

Er will uns unsere Schuld vergeben.

So wird die Gemeinschaft mit Gott möglich.

Und so gibt er unserem Leben die Mitte zurück.

Sein Ziel ist es, dass wir die Mitte unseres Lebens in der Begegnung mit ihm finden. Und er will uns auf unserem Weg begleiten.

 

So ist unser Gott.

Und er geht noch einen Schritt weiter.

Wenn wir uns nicht auf den Weg zu ihm machen,

dann ist er es selbst, der sich auf den Weg macht, der uns nachgeht, der uns sucht.

Er will uns nahe sein. Und er lädt uns zum Vertrauen ein.

Ein Vertrauen, dass auch die dunklen Stunden des Lebens mit einschließt.

 

Dieses Vertrauen macht uns frei.

Frei sind wir, weil er unser Vater sein will und wir seine Kinder.

Deshalb trägt er uns auch durch schwere Zeiten.

Wie bei guten Eltern heißt es auch bei ihm:

„Kind, du kannst jederzeit zu mir kommen, egal was du gemacht hast.“

 

Und diese Einladung zum Vertrauen, wird ganz unterschiedlich aussehen:

Es ist vielleicht sein gutes Wort, das uns trifft, wenn wir es in der Bibel lesen,

wenn wir es im Gottesdienst hören.

Und wir hören es dann so, dass es unserem Leben hilft:

Befreiend, Weg weisend, tröstend oder Rat gebend.

Manchmal sind es auch Menschen, die Gott uns an die Seite stellt,

die für uns da sind,  die zuhören, raten, helfen können.

Die uns ein gutes Wort sagen.

Und Gott sucht uns auch in dem, was wir uns nicht gewünscht haben,

wovor wir Angst haben.

Gerade in den schweren Zeiten ist er dabei und will uns tragen.

Das erleben Menschen, die mit einer schweren Krankheit zu kämpfen haben, genauso wie Menschen, die einen Angehörigen durch den Tod verloren haben.

Denn die Einladung, ihm zu vertrauen, gilt ganz Besonders für die dunklen Stunden des Lebens.

 

Gott sucht. Und findet.

Und er freut sich, wenn wir uns von ihm finden lassen.

Wenn Gott uns gefunden hat, dann gibt es kein Nachtragen und keinen Vorwurf.

Nein, dann gibt es  Freude.

Dann knallen im Himmel die Sektkorken.

Aber nicht nur dort, denn Gott lädt zum Mitfreuen ein.

Das gehört dazu.

Und das ist unsere Aufgabe als Kirche und als Gemeinde.

Wir sollen uns anstecken lassen von der Freude Gottes über einen Menschen,

der sich von ihm finden lässt und ihm vertraut.

Diese Freude soll unser Miteinander prägen.

 

Mitfreuen können wir uns, weil auch über unserem Leben steht:

Verloren – gesucht – und gefunden. Amen.

Andy  Rudziewski