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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am 9.04.2007 (Ostern) über Jesaja 25, 6- 10   -
 
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Ihr Lieben,

Glauben, das heißt: ständig eine Spannung aushalten.

Wir bauen unser Leben auf etwas, was wir nicht sehen.

Und wer die Ohren aufmacht, der kann dauernd die Frage hören:

Weshalb hältst Du noch fest an diesem Glauben? Wo ist Dein Gott?

Ist er nicht der ganz große Verlierer?

Und nicht selten tragen wir die Frage ja auch in uns:

Hat Gott uns nicht vergessen? Hört er auf Gebete?

Oder bilden wir uns das alles nicht nur ein?

Wir glauben – und zugleich zweifeln wir daran, dass dieser Glaube uns wirklich trägt.

Vielleicht, weil wir zu selten in Situationen sind, wo wir Gott wirklich brauchen.

Kommen wir doch eigentlich im Alltag auch ganz gut ohne ihn aus.

Ein Zitat aus dem Magazin der Süddeutschen Zeitung lässt mit aufhorchen:

„Wenn der Satz Jesus lebt geglaubt würde, müssten den Christen eigentlich Flügel wachsen, die Gemeinden müssten vor Kraft strotzen, ihre begeisterten Mitglieder müssten an Ostern durch die Straßen rennen und jedem ins Ohr brüllen: Gott lebt! Wirklich, er lebt!

Stattdessen stehen sie mit allen anderen im Stau auf der Autobahn.“

Stimmt! Beides stimmt! Wenn Jesus lebt, dann müsste es in meinem Glauben doch anders sein. Und es stimmt auch: wir reihen uns ein in den Ostereiseverkehr wie alle Anderen.

Nicht einmal Ostern hat die Kraft, uns als Gemeinde zusammenzubringen.

In uns Festfreude zu wecken.

Oder gar uns hin zu den Menschen zu treiben, die Jesus nicht kennen.

Ja, eigentlich müsste es doch so sein – aber…! Wir stecken so voller Abers! Wir denken,

- dass uns die Flügel lahm geworden sind,

- dass uns das Wort im Hals stecken bleibt

- und dass wir schon froh sind, wenn die Gemeinde so eben über die Runden kommt.

So ist es. Wir fühlen uns nicht stark.

– angesichts der Kraftlosigkeit unseres Glaubens.

- angesichts der vielen ach so guten Argumente, die uns in den Ohren klingen,

und die uns von Gott nicht wirklich etwas erwarten lassen.

Wenn ich besser singen könnte, dann würde ich jetzt ein Lied anstimmen.

Nicht ein Lied der Klage und des Verständnisses.

Sondern ein Lied, das Hoffnung macht und den Blick heben lässt.

Der Text würde etwa so lauten:

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich Eure Erlösung naht.“

(Singen wir das als Kanon?)

Es ist wohl so, dass die Hoffnungslosigkeit das Volk Gottes schon immer befallen hat.

Und wie damals, als die Vorfahren in Ägypten unter der Sklaverei litten, kamen sie selber nicht auf die Idee, wie das zu ändern wäre.

Gott selber ergreift die Initiative. Er sendet Menschen zu seinen Leuten.

Menschen, die zum Glauben ermutigen – in seinem Auftrag, in seiner Vollmacht.

Bei Jesaja klingt das Lied der Ermutigung so:

Und der HERR Zebaoth

wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen,

ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist.

Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegnehmen,

mit der alle Völker verhüllt sind,

und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind.

Er wird den Tod verschlingen auf ewig.

Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen

und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen;

denn der HERR hat's gesagt.

Zu der Zeit wird man sagen:

»Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe.

Das ist der HERR, auf den wir hofften;

lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.«

Denn die Hand des HERRN ruht auf diesem Berge.

Zwei der Sätze dieses Liedes beginnen mit dem Wort „denn“!

Sie liefern die Begründung dafür, dass Jesaja seinem Volk sagen kann:

Fasst neuen Mut. Werft Euer Vertrauen nicht weg.

Denn Jahwe, der Herr hat es gesagt.

Das ist der erste Begründungssatz.

Glauben ist nicht ein Sich selber einreden, dass es noch Hoffnung gäbe.

Glauben, dass der Tod besiegt ist, das können wir nicht aus eigener Kraft.

Sondern wir dürfen uns anschließen an die Schar der Glaubenden, weil Gott redet.

Jesus ist nicht auferstanden – er ist auferweckt worden. Auferstanden durch Gottes Wort.

So wie am Anfang der Schöpfung: Gott spricht – und es wird Licht.

Hier: Gott ruft den Toten ins Neue Leben – und das Grab bleibt leer zurück.

Das ist ganz und gar Gottes Handeln.

Nicht Jesaja konnte sein Volk ermutigen, sondern Gott selber tut es – durch Sein Wort.

Sein Wort – das meint: Er redet.

Menschen sind immer nur Werkzeuge in der Hand Gottes.

Der andere Denn - Satz ist dieser: Denn die Hand des HERRN ruht auf diesem Berge

Wenn Gott seine Hand auf etwas legt, dann bedeutet das zweierlei:

Zunächst einmal: Er nimmt etwas in seinen Besitz.

Und wenn Er einen Ort oder ein Volk oder einen Menschen aus den Völkern in Besitz nimmt, dann sorgt Er auch dafür.

Das dürfen wir getrost durchbuchstabieren:

Gott hat Jerusalem in Besitz genommen. Das gilt konkret für einen Ort auf dieser Erde.

So ganz egal ist es nicht, wo auf der weiten Welt wir uns gerade befinden.

Wer einmal dort sein konnte – seinen Blick auf den Tempelplatz hat werfen dürfen,

der mag spüren:  Hier ist etwas Besonderes.

Seit der alten Zeit ist Jerusalem umkämpft – und bis heute ist es so.

Und immer hat Gott diesen Ort nicht fallen gelassen.

Ob es uns passt oder nicht –

das Fest für alle Völker am Ende der Zeiten wird eben nicht irgendwo sein.

Es wird in Jerusalem gefeiert werden.

Dieser eine Berg – unbedeutend in den Augen der Menschen, weil er so niedrig ist – ist der Wohnort Gottes auf Erden.

Wer in der Landschaft zu lesen versteht, der erkennt in dieser Wahl etwas vom Wesen Gottes.

Die Menschen der Antike haben ihre Götter immer auf den höchsten Bergen verehrt.

Das ist ganz natürlich und menschlich. Gott ist oben – wir sind unten.

So empfinden Menschen aller Zeiten und Kulturen es.

Nur der Tempelberg in Jerusalem ist anders.

Er ist umgeben von höheren Bergen.

Wenn Gott sich gerade diesen Berg ausgesucht hat, dann sagt Er damit:

Ich bin nicht fern von meinen Leuten. Ich bin nahe, erreichbar.

Gott will inmitten des Volkes wohnen – nicht fernab und unerreichbar.

Gott hat seine Hand auch auf sein Volk gelegt. Und es damit in Besitz genommen.

Im 5. Mosebuch heißt es einmal an Israel so:

Du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, er­wählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker - denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, sondern weil er euch geliebt hat. 5. Mose 7,6-8

An dieser Erwählung hält Gott fest – egal, was sein Volk tut.

Gott sorgt sich um dieses Volk besonders.

An Israel sollen alle Menschen erkennen können, dass Gott es gut meint mit den Menschen.

Von Israel sollte der Heilsbringer für alle Menschen kommen – und ist in Jesus gekommen.

Aus Israel wuchs die Kirche.

Fast alle Autoren des Neuen Testamentes waren geborene Juden.

Und dass die Weg von Israel und christlicher Kirche getrennt haben und dann zu einem schmerzhaften und schuldhaften Gegeneinander wurde, das ist nicht Gottes Wille.

Paulus konnte schreiben: Gern würde ich selber mein Heil verlieren, wenn dadurch Juden den Messias erkennen würden – natürlich eine unmögliche Möglichkeit.

Aber gerade so macht er seine innere Haltung deutlich.

Paulus ringt darum, dass Juden Jesus annehmen –

weil das die Erfüllung jüdischen Glaubens ist.

Gott hat seine Hand auf Israel gelegt – und daran hält Er fest.

Gott hat aber auch seine Hand auf einen jeden gelegt, der in Seinem Namen getauft wurde:

Auf Dich und mich. Auf jeden hier im Raum.

Deshalb dürfen wir das für uns hören, was Jesaja vor so langer Zeit seinen Leuten sagt:

Auch dein Tod ist verschlungen in dem Sieg von Golgatha.

Auch Du gehörst zu denen, denen nichts mehr passieren kann, was Dich von Gott trennen würde.

Auch Deine Tränen sind gezählt. Auch sie werden abgewischt werden.

Gott sieht Dich freundlich an.

Seine Hand ruht auf Dir.

Und es ist eine segnende Hand, die Gott ausstreckt.

Gott sorgt für uns wie für sein Volk.

Sei Du nur getrost und ruhig in ihm.

Er weiß die Antwort, die Du noch suchst.

Er wird Dich tragen, wenn Du selber nicht mehr kannst.

Deshalb können wir feiern. Lasst uns und fröhlich sein über sein Heil.

Das sagt Jesaja Menschen, denen es sicher noch viel elender ging als uns heute.

Ja, mit Tränen in den Augen sollen wir Freudengesänge anstimmen.

Weil unser Heil nicht an unserer Kraft hängt.

Weil unsere Zukunft in Gottes Hand liegt.

Was kann uns Besseres passieren als das?

Amen.

Björn Heymer