Predigt am 25. März 2007 über 2.
Mose 3, 1-12 -
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Wie ist Gott wirklich?
Ihr
Lieben,
das Zauberhafte an
der Geschichte vom kleinen Prinzen ist wohl dies:
dass die tiefen
Geheimnisse des Lebens eben nicht aufgelöst werden.
Andeutungen reichen
da aus – denn:
Das Wesentliche ist für
die Augen unsichtbar. Nur mit dem Herzen sieht man gut.
Wer dem kleinen Prinz
einmal begegnet ist, der vergisst das nie wieder.
Und wenn es gut geht,
wird man nicht mehr derselbe sein wie vorher.
Eine Botschaft des
kleinen Prinzen ist dies:
In den entscheidenden
Fragen des Lebens gibt es keine einfachen Antworten.
Keine Allgemeinheiten
helfen uns wirklich, haben die Kraft, zu trösten.
Jeder muss seine
eigene Antwort finden.
Und das gilt für die
Frage nach Gott auch.
Von Gott können wir
nur verhüllt reden. In Bildern – und die erfassen nie das Ganze.
Aber: die Bilder, die
in uns lebendig sind, bestimmen unser Denken.
Eine Konfirmandin
fragt mich Dienstag – und sie meinte das ganz ernst:
„Muss
man jeden Tag in der Bibel lesen, wenn man ein Christ sein will?“
Hinter dieser Frage
steht natürlich ein Bild von Gott.
Ist Gott so, dass er
einen bestimmten Mindestanspruch hat – darunter nimmt er uns
nicht?
Mein vierjähriger
Sohn Till überraschte mich gestern mit der Feststellung:
„Gott
und Jesus – die sind doch sowieso fast gleich?“
„Warum
das denn?“ „Na, die haben doch beide das Gleiche an!“
„So,
was haben Gott und Jesus denn an?“ Till überlegte eine
Moment. „Alles in weiß
eben.“
Gott – eine
Lichtgestalt! Ist Gott so? Oder noch mehr?
Mich selbst hat ein
gemaltes Bild einmal tief beeindruckt und schließlich überzeugt
– bei meiner Suche
nach Gott.
Bild Kreuzigung!
Ich weiß es noch wie
gestern, als ich dieses Bild zum ersten Mal sah.
Es ist die
Darstellung der Kreuzigung auf dem Isenheimer Altar von Matthias
Grunewald.
Der sterbende
Christus am Kreuz. Dem Mund sieht man den ganzen Durst und die
Qualen an.
Die Haut –
zerschunden und gezeichnet von Folter und Leiden.
Dazu hörte ich
damals die Botschaft: „Das
hat Gott auf sich genommen. Diesen Schmerz hat er ertragen –
stellvertretend für andere – für mich.“
Und diese Hingabe war
es, die mich überzeugt hat.
Wenn Gott so ist,
wenn ich ihm so viel wert bin, dann nehme ich seine Einladung an.
Seither – es war in
einem Ostergottesdienst vor 27 Jahren - geht mir dieses Bild nach.
Ich bin dann einige
Jahre danach extra von Tübingen nach Colmar im Elsass gefahren, um
dieses Bild im Original zu sehen.
Es war so eine
Begegnung, die ich nicht mehr vergesse.
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Wie ist Gott
wirklich? fragen wir heute.
So viel scheint mir
sicher: es gibt nicht eine Antwort, die für alle und immer gilt.
Und dies: eine ganz
eigene Antwort findet sich in Begegnungen.
Deshalb sind immer
wieder Begegnungen, von denen die Bibel erzählt, wenn sie uns
Auskunft gibt, wie Gott ist.
Wie die von dem alten
Mann auf einer Wanderung durch die Wüste.
Der in der Ferne zunächst
nur etwas Rätselhaftes entdeckt:
Mitten in der Hitze
des Tages etwas, das noch heller scheint als die Sonne.
Er geht näher heran
und stellt fest: Es ist keine Täuschung.
Da leuchtet etwas wie
ein Feuer, aber doch auch anders.
Ein dürrer Busch –
der doch nicht verbrennt.
Und dann hört er
eine Stimme – wie aus dem Nichts.
Mose!
Mose! Zweimal hört der Alte seinen eigenen Namen.
Begegnungen sind
immer persönlich.
Jahwe
– „Ich bin der „Ich
bin“, der „Seiende“, „der, der immer da ist“.
Er ist kaum zu übersetzen,
dieser Name Gottes.
Wir können Gott nie
ganz erfassen. Wenn es so wäre, dann wäre es nicht mehr Gott.
Und doch: hier zeigt
Gott etwas von seinem Wesen:
Gott stellt sich als
ein personales Gegenüber vor.
Er redet diesen einen
Menschen Mose an.
Ganz persönlich –
er kennt den Namen und er hat auch einen Namen.
Er ergreift die
Initaitive – Er ist nicht abhängig davon, ob da ein Mensch nach
ihm fragt.
Gott ist nicht die
Projektion menschlicher religiöser Bedürfnisse!
Er greift in die
Geschichte ein.
Weil Er etwas will:
und zwar etwas für sein Volk.
Ich
habe gesehen, wie schlecht es meinem Volk in Ägypten geht! Es lässt
mich nicht kalt.
Darum
bin ich gekommen. Ich will sie aus diesem Land herausführen und in
ein gutes und großes Land bringen, in dem Milch und Honig fließen.
Darum spricht er
diesen Mann Mose an – und gibt ihm einen Auftrag:
Geh
nach Ägypten, Mose! Ich sende dich zum Pharao.
So ist Gott. Er zeigt
sich nicht, um unsere Neugier zu befriedigen.
Er zeigt sich dann,
wenn er etwas will.
Und wer Gott
begegnet, den nimmt er in seinen Dienst.
Als der geniale französische
Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal 1662 starb, fand man in
seinen Mantel eingenäht einen Zettel. Auf dem hatte er einige Worte
notiert:
„Gott
Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs', nicht der
Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden:
Freude, Friede. Gott Jesu Christi...“
Mit 31 Jahren war ihm
etwas geschehen, was er als Naturwissenschaftler nie erwartet hatte:
Er begegnete Gott und
diese Begegnung war völlig anders, als er erwartet hatte.
Gott ist nicht ein
Ergebnis von Denken und Grübeln, nicht ein Gegenstand der
Erkenntnis.
Sondern der Vater
Jesu Christi – der Eine, der in die Geschichte eingreift.
Der Gott Abrahams,
Isaaks und Jakobs.
Der erfahrbar ist bis
heute und der das Gute will für die Menschen.
Er verschließt sich
dem neugierigen Forschen.
Er öffnet sich dem
ehrlichen Fragen. Er lässt sich finden.
Manch einer mag jetzt
denken: „Also, für mich ist die Frage nicht beantwortet.
Wie Gott ist? – das
ist mir ebenso verborgen wie das perfekte Schaf – in der Kiste.“
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Ja, so ist es – und
ich wage nicht, mehr zu sagen.
Mit den Augen des
Herzens sah der Prinz sein Schaf.
Es war wunderbar –
genau so, wie er es sich gewünscht hat.
Und mehr: es ist
nicht nur ein Bild. Es ist höchst lebendig.
Für den, der gelernt
hat, auf sein Herz zu hören.
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Amen.
Björn Heymer |