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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am 25. Februar 2007  über  Matthäus 6, 19 - 34    -
 
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Sorget nicht, was der morgige Tag bringt…. Mt 6, 19-34

 Filmsequenz: Titanic läuft aus (3min)

 1. Eine Vision macht das Leben lebenswert!

Wow, das ist mitreißend! Das hat was von Leben! Die Titanic hatte ein Ziel! Die Jungfernfahrt dieses großen Dampfers sollte unbedingt Schlagzeilen machen und in die Geschichte eingehen. Die Titanic war ein Meisterwerk der damaligen Technik, das größte Schiff der Welt galt als unsinkbar…ein Symbol der aufstrebenden Technologie... voller Hoffnung, voller Lebensfreude verließen die Menschen an Bord den Hafen in Southampton. Die legendäre Fahrt der Titanic hatte eine Vision: Die Freiheitsstatue, New York…sie sollte möglichst schnell ihr Ziel erreichen und damit alle anderen Überquerungen des Atlantik zeitlich weit in den Schatten stellen.

Diese Szene, die wir gerade gesehen haben, wirkt anziehend…sie macht Lust, dabeizusein…natürlich nur, wenn wir nicht wüssten, wie diese Fahrt endete… Aber mal davon abgesehen: Was es auch immer ist: Ein Projekt, eine politische Intention, ein Vorhaben, ein Mensch mit Ziel mit Überzeugung….alles, was eine Vision hat, wirkt anziehend. Nur ein Mensch, der von seiner Vision überzeugt ist, kann andere überzeugen. Eine Vision macht das Leben lebenswert. Eine Vision gibt einem Leben Hoffnung! Es gibt ein Ziel, es gibt einen Antrieb, auf den man hin arbeiten kann, ein Ziel, auf das man sich freut! Eine Vision gibt dem Leben einen Sinn…ein Leben ohne Ziel, ohne Vision kann zu einem Dahinvegetieren werden…

Was ist eine Vision? Das Wort Vision kommt von dem lateinischen „videre“ und bedeutet „sehen“. Wenn ich ein Ziel verfolge, dann peile ich es mit meinen Augen an. Ganz einfaches Beispiel: Eine Dartscheibe. Ich will in die Mitte treffen, also fixiere ich die Mitte mit meinen Augen. Es wäre blöd, die Augen zuzumachen, oder wo ganz anders hinzuschauen.

Und so war das hier auf der Titanic auch: Fabricio und Jack stehen ganz vorne auf dem Bug der Titanic und Fabricio sieht bereits in der Ferne die Freiheitsstatue….zwar ganz klein, aber er sieht sie schon, was natürlich Blödsinn ist….von Southampton in England aus kann niemand nach New York sehen….Aber er sieht sie in sich, weil sie sein Ziel, seine Vision ist.

 Im Französischen heißt Vision „Traum“.

Walt Disney’s Lebensmotto war: Träume nicht dein leben, lebe deinen Traum! Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!

Wie ist das Ihrem Leben? Hat Ihr Leben noch einen Traum? Wenn man jung ist, dann hat man viele Träume…oh man, ich habe soooo viele Träume gehabt…ich wollte die komplette Welt sehen, eine Ranch in Montana besitzen, Familie, Kinder, reiten, ein Buch schreiben, singen…und dem Herrn dienen…und noch so viel mehr… und ich habe diese Träume nicht aufgegeben, manches werde ich vielleicht erreichen, anderes nicht. Mir ist irgendwann leider klar geworden, dass viele dieser Vorstellungen vom Leben miteinander kollidieren.

Was ist mit Ihnen? Haben Sie Ihren Traum schon erreicht? Schon gelebt? Hat Ihr Leben seine Bestimmung, seine Vision erreicht?

 

PAUSE

 

Eine Lebensvision macht ein Leben lebenswert. Jeder sollte eine haben!

Ich weiß nicht, was Ihre Lebensvision ist, aber wenn ich die Leute um mich herum anschaue, kann ich  gewisse Standard-Ziele erkennen, die viele Leute haben. Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Umfrage in der „fränkischen Metropole“ Ansbach gemacht. Die Frage lautete: „Was ist das Ziel ihres Lebens?“ Erschreckend war, dass viele Leute gar keine Antwort hatten. Und dann kamen immer wieder die selben Antworten: Anwältin werden, Arzt werden und eine Villa mit Pool besitzen, vielleicht heiraten und zwei Kinder bekommen, Gesundheit der Familie, die Beziehung pflegen….und viel Geld verdienen, reich und unabhängig sein. Ich fand diese Antworten gut! Da sind Leute, mit einer Lebensvision, da sind junge Leute, die etwas anstreben. Die O-Bock-Generation gibt es nicht mehr! Teens und Jugendliche haben Ziele, sie wollen wohin mit ihrem Leben. Und ich wünsche ihnen so, dass sie es erreichen, dass sie ihr Leben positiv und sinnvoll gestalten lernen. Aber eine Frage bleibt: Reicht das? Reicht diese Art von Vision aus, um glücklich zu werden?

                                                                                                                                

2. Lebensvisionen mit Problemen

So, jetzt hat mein Leben ein Ziel, dann setze ich meine Maschinen auf „volle Kraft voraus“, dann strebe ich dieses Ziel an mit all meinem Wollen, meinem Denken, ich habe nur noch eins im Kopf: Die Freiheitsstatue, Die Villa, die glückliche Ehe…die Krankheit überwinden…das Jura-Studium abschließen. …meinen Traumjob finden, Karriere machen, eine Weltreise…und dann taucht er auf: Der Eisberg!

Es gibt zwei Arten von Problemen, die uns  Lebensvisionen bescheren können.

Das erste: Lebensvisionen können uns gefangen nehmen! Manchmal bin ich mir sicher, ich werde es schaffen, ich werde mein Ziel erreichen…und manchmal bin ich mir gar nicht sicher. Ich mache mir Sorgen….ich sehe meinen Traum schwinden, im Nebel der Wirren um mich rum, ich sehe kein Ufer mehr, alle Fakten sprechen dagegen, dass ich je meinen Traum erreichen werde…und mit dem Lebenstraum versinkt mein Lebensmut, mein Antrieb, meine Energie…die Sorge lähmt mich. Was, wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich vom kreisenden Denken um eine bestimmte Sache so gefangen genommen bin, dann bin ich Sklave dieser Sache und damit unfrei.

Ich sehe mein Ziel näher kommen…New York ich sehe die Freiheitsstatue, ich steuere drauf zu….aber plötzlich erhebt sich ein riesiger Eisberg vor mir und schiebt sich zwischen mich und mein Ziel. Der manipulierte Chef, der den begehrten Job plötzlich einem anderen geben will, wieder ein Tiefschlag im langen Krankheitsprozess, wieder eine Beziehungskrise… manche Eisberge sind echt….andere sind Halluzinationen. Das Dumme ist nur, man kann es nicht unterscheiden. Aber egal, selbst wenn ich sie unterscheiden könnte, steht es oft nicht in meiner Macht sie zu umschiffen. Sorgen werden groß. Die Spirale des Grübelns beginnt. Die Spirale ist immer eine Abwärtsspirale…denn wenn ich immer diesen riesigen Eisberg anschaue, steuere ich direkt darauf zu. Die Kollision ist garantiert. Im ständigen Blicken auf das Problem, im kreisenden Überlegen und Grübeln und Verwerfen und sich Ängstigen ziehen wir uns selbst runter und am Ende sieht unsere Situation viel auswegsloser aus, als vorher.  Außerdem lähmt die Angst oft so sehr, dass ich eine Situation nicht mehr objektiv beurteilen kann und dadurch Fehler mache. Achten Sie auf ihre Gedanken!

Zweites Problem mit den Visionen: Es gibt Menschen, die erreichen ihr Lebensziel und sind dann glücklich. Ein Dozent von mir hat mal gesagt: Eigentlich könnte ich jetzt zum Herrn gehen: Ich habe alles erreicht, was ich vom Leben wollte: Ich habe eine glückliche Ehe, drei wohlgeratene musikalische Söhne, und beruflich mehr erreicht, als ich vor hatte…

…das klingt, als bliebe nichts mehr anzustreben. Es gibt solche Menschen, die dann wirklich glücklich und zufrieden sind….aber sie sind bei weitem in der Minderheit. Wir leben im beginnenden 21. Jahrhundert…die Postmoderne bietet uns so viele Möglichkeiten wie noch nie Menschen sie vor uns gehabt haben….alles ist erlaubt, es gibt fast keine Grenzen, du darfst jede Meinung haben…solange du sie niemandem überstülpst…du kannst jeden Beruf ergreifen, dich in alle Richtungen bilden….dir steht die Welt offen, wenn du Geld hast…aber warum fühlen sich so viele Menschen sinnlos und unglücklich?

Was ist, wenn ich alles erreicht habe? Was, wenn nichts mehr anzustreben bleibt? Wenn wir schon in der Geschichte des 20. Jahrhunderts stöbern, dann mal richtig. Dann machen wir mal einen Sprung aus den 10ern der Titanic in die 60er: Diese Jahr am 16. August ist er 30 Jahre tot: Elvis, die Legende, der King of Rock `n Roll. Elvis, the pelvis, der Hüftschwenker…seine Karriere ist einmalig 89 LP’s, 61 Singles…bis zu seinem Tod hatte er 500 Millionen Tonträger verkauft…er ist damit der erfolgreichste Sänger aller Zeiten. Er spielte in 33 Kinofilmen mit und trat in 500 Fernsehshows auf. Die Frauen lagen ihm zu Füßen, er baute ein riesiges Haus mit 23 Schlafzimmern. Auch 30 Jahre nach seinem Tod lebt der King noch: Seine Platten werden nach wie vor verkauft, sein Haus Graceland ist nach dem Weißen Haus das am zweit häufigsten besuchte Anwesen in den USA. Mehr kann man doch nicht erreichen, oder? Der King hat alle unsere Träume gelebt! Alle, die wir nie erreiche werden. Er hat seine Visionen gelebt, mit scheinbar wenig Anstrengung, ein paar Mal mit der Hüfte geschwungen, cool gestylt, sanfte Stimme, gute Musik…und er hatte die richtige Zeit erwischt um mit seinem Rebellenimage zu landen. War der King glücklich? Ich weiß es nicht, aber wie die äußeren Umstände seines Todes aussahen, kann ich mir das nicht vorstellen. Er hatte sich in den letzten 20 Monaten seines Lebens ca. 10.000 Aufputsch- und Beruhigungs- und Schmerztabletten verschreiben lassen. Seine Unterarme waren so verstochen, dass es kaum noch Platz für Injektionen gab. Er wog bei seinem Tod 150 Kilo und wurde nur 42 Jahre alt. Das ist so traurig. Warum gab es keinen Frieden für ihn…vielleicht weil es nichts mehr anzustreben gab? Wenn eine Vision erreicht ist, muss meistens die nächste her…die Stones singen: I can’t get no satisfaction…ich kann keine Befriedigung finden…in dem Wort steckt „Frieden“ …ich kann keinen Frieden finden…keinen Frieden mit mir, mit der Welt, mit Gott?

 

3. Die Jesus-Vision

Wenn es also auch solche Probleme mit unseren Visionen gibt, was ist denn dann wirklich eine lohnende Lebensvision? Sie haben es geahnt, jetzt kommt der fromme Teil…glauben Sie es oder glauben Sie es nicht, aber Gott war mal Mensch und als Gott Mensch war, nämlich Jesus, da hat er auf einem Berg gepredigt. Er hat über das Leben hier gepredigt. Er hat den Menschen gesagt, wie sie hier leben können. Er hat ihnen eine Vision von Leben gegeben.

Textlesung Mt 6

Ich liebe diesen Text! Jesus’ Vision von Leben hört sich ganz anders an, als alles, worüber wir grade geredet haben. Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde! Hier werden die Dinge sowieso nur vom Rost und von den Motten gefressen… Jesus provoziert, er rüttelt auf, er will den Blick weglenken, von allen diesen Dingen hier, die uns gefangen nehmen. Sorgt euch nicht um den nächsten Tag…macht euch keine Sorgen, was ihr Essen und Anziehen sollt… Sorglos in den Tag leben, ohne vorzusorgen, kann doch keine Lösung sein, oder? Die Zeiten werden nicht besser. Alles wird teurer. Die Mehrwertsteuer, die Studiengebühren, die Gesundheitsreform…da wäre es doch dumm, wenn ich mir heute keine Gedanken mache, wovon meine Kinder in 10-15 Jahren studieren sollen, oder? Kann Jesus das gemeint haben, als er sagte: Seht die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht und ernten nicht und der Vater im Himmel ernährt sie doch! Ich glaube nicht, dass er das gemeint hat! Die Vögel sitzen ja auch nicht als ausgewachsene Tiere im gemachten Nest und lassen sich die Nahrung in den Mund stopfen…sondern sie fliegen unermüdlich herum und suchen sich die Nahrung! Aber was sie von uns unterscheidet: Sie zermartern sich nicht das Hirn, was ihnen der nächste Tag bringt. Ob sie morgen genug zu fressen finden werden, können sie nämlich heute sowieso noch nicht beeinflussen. Jesus macht uns Mut, ein bisschen so zu leben wie die Vögel, wie die Tiere…sie leben im Einklang mit der Natur, ihrem Instinkt…und Gott versorgt sie. Gott sorgt dafür, dass genug Nahrung da ist. Wenn Gott schon für die Tiere und die Pflanzen sorgt, wie viel mehr für uns Menschen?

Was hat das das mit Vision zu tun? Wikipedia sagt zum Thema „Vision“ unter anderem: „Eine Motivation oder Überzeugung, in eine bestimmte Sache zu investieren.“ Wenn wir in eine bestimmte Sache investieren, müssen wir überzeugt sein, von der Sache, wir geben ja etwas dafür her. Um die Rede Jesu zu verstehen, muss man wissen, dass er das alles nur sagen konnte, weil er wusste, dass dieses Leben hier nicht alles ist. Jesus hat den Menschen angeboten, sich ihm anzuschließen, seiner Message zu glauben und seinen Tod am Kreuz für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Sozusagen als Bezahlung für die eigenen Vergehen, von denen jeder ja zahlreich aufweisen kann. Diese Menschen nennt man ganz allgemein Christen und ihr richtiges Leben fängt erst an. Wenn du als Christ stirbst, ist dein Tod der Anfang eines unendlichen Lebens bei Gott. Jesus geht in seiner Rede von dieser Voraussetzung aus. Ich finde, jetzt kann man viel besser verstehen, was er meint, wenn er sagt: Macht euch keine Sorgen um diese ganzen Dinge hier auf der Erde…ihr habt doch eine ganz andere Perspektive…das Leben hier ist nicht alles…wenn ihr euch in Gottes Hand geborgen wisst, müssen die Dinge dieser Welt euch nicht gefangen nehmen und zu Sklaven machen.

Lebensvision ist gut, Himmelsvision ist besser!

Wir sollen vorsorgen aber uns nicht zersorgen. Jesus redet hier sogar wörtlich von der Vision, als er von den Augen spricht. Vision heißt sehen. Jesus sagt, dass das Auge das Licht des ganzen Menschen ist. Was wir mit den Augen anpeilen, das wird uns erfüllen. Wenn wir eine schlechte Lebensvision haben, dann ist das eine Lebensperversion. dann wird der ganze Mensch sich immer wieder damit beschäftigen und seine Gedanken, alles wird skrupellos und schlecht werden. Und genau das ist es, was schlecht ist, wenn uns unsere Ziele und Pläne gefangen nehmen, so dass keine Zeit mehr für Gott bleibt. Wir werden keine satisfaction, keine tiefe Befriedigung finden, wenn wir nicht zu unserem Ursprung und zu unserer Bestimmung, zu Gott finden. Wenn ich weiß, wem ich gehöre, wer mich gemacht hat, wenn ich weiß dass mein Leben kein Zufall war, wenn ich weiß, wo ich hingehe, kann ich jedem Tag gelassen ins Auge sehen.

Streckt euch danach aus, was göttlich ist, strebt vielmehr danach, zu Gott zu finden, dann wird euch alles, was ihr braucht geschenkt werden. Gott weiß, was wir brauchen. Er weiß, bevor wir ihn bitten, dass wir essen müssen, dass wir gute Beziehungen, Freude, Selbstwert, Liebe, Anerkennung, Lebensziele und Arbeit brauchen. Er weiß es und er wird sich darum kümmern, wenn wir uns um ihn kümmern. Das ist alles. Das ist die Vision Jesu für unser Leben! Er will, dass wir uns fallen lassen und ihm vertrauen, dass er uns mit allen unseren Bedürfnissen auffängt.

Und noch ein Punkt ist ganz wichtig: Jesus möchte, dass wir frei sind. Leider wird Glaube sehr oft mit Zwängen und falsch verstandenen Traditionen und Gesetzen in Zusammenhang gebracht. Vielleicht haben die Menschen im Laufe der Zeit das Christentum dazu verkommen lassen, dass solche Annahmen manchmal sogar berechtigt sind. Mit Gott hat das aber nichts zu tun. Gott will unsere Freiheit. Es ist total gegen sein Prinzip, jemandem den Glauben aufzudrücken…alles ist ein Angebot und jeder ist frei, sich selbst zu entscheiden. Diese Jesus-mäßige Lebensvision, von der ich gesprochen habe, die ist freiwillig! Es ist ein Geschenk, das man für sich in Anspruch nehmen  kann, oder eben nicht! Diese Jesus-Vision ist Freiheit! Weil sie frei macht vom kreisenden Denken um sich selbst. Sie macht frei von den ständigen Gedanken, wie man den eigenen Erfolg vorantreiben kann, wie ich möglichst immer noch reicher, erfolgreicher, geliebter, bewunderter werde. Wenn diese Dinge mein Denken beherrschen und mich gefangen nehmen, kann das gefährlich werden. Gefährlich, weil ich nicht mehr in der Lage bin, den anderen zu sehen, weil mir die Bedürfnisse des anderen egal werden, wenn ich für meinen Vorteil bereit werde zu verletzen, zu verleumden und zu lügen, dann bin ich unfrei. Ich bin Sklave meiner Eigennützigkeit. Jesus hat Freiheit gelebt. Sein ganzes Leben war bestimmt von tätiger Nächstenliebe…das war keine falsche geheuchelte Demut, sondern echtes Mit-Leiden. Er hat geweint, wenn er die Not der Menschen sah und er hat geholfen, wo er konnte und er ist zum Schluss einen unverdienten Tod durch Hinrichtung gestorben, um die Menschen auf ewig zu befreien.

Das ist eine ziemlich provokative Message…in diesen Tagen…Alles zielt auf Individualismus und Selbstverwirklichung. Und die Jesus-Vision scheint im ersten Moment unbequem. Warum auf einen Job verzichten, wenn das Baby bald in die Krippe gehen kann? Dabei ist schon lange klar, dass Kinder besonders bis zum dritten Lebensjahr Bindung statt Bildung brauchen. Warum nicht ein neues Leben beginnen, wenn die Kinder doch aus dem Gröbsten raus sind und ich keinen Bock mehr auf Familie habe? Warum kein Seitensprung, wenn es doch jeder macht? Und es fängt viel kleiner an. Warum gehen so viele Beziehungen kaputt? Weil man nicht gelernt hat, sich in den anderen einzufühlen, mal nachzugeben. Das ist keine Freiheit, das ist Gebundensein an meine Selbstsucht.

Das ist nicht die Jesus-Vision, das sind die Sachen, um die wir uns nicht sorgen sollen. Ja, es ist eine provozierende Botschaft…Jesus hat provoziert und aufgerüttelt und vielleicht muss es gerade jetzt gesagt werden! Jesus sagt: „Wer unter euch groß sein will, der sei des anderen Diener!“ Und ich füge dazu: Wer unter euch frei sein will, der liebe den anderen mit der Liebe mit der Jesus uns liebt!

Wenn meine Lebensvision, meine Zukunft klar ist, wenn ich weiß, dass ich die Freiheitsstatue erreichen werde, wenn ich weiß, dass kein Eisberg mich aufhalten kann, weil mein Lebensschiff in Gottes Händen ist, dann kann ich befreit sein von den Sorgen um mich selbst, weil jemand anders für mich sorgt. Dann kann ich dazu frei sein, die Sorgen des anderen zu meinen eigenen zu machen. Und es wird wirkliche Freude und Friede zurückfließen in mein eigenes Herz, da bin ich mir sicher!

Ich möchte Ihnen Mut machen, das auszuprobieren! Stehen Sie morgen mal auf und gehen Sie in den Tag mit offenen Augen für die Bedürfnisse der Menschen um Sie herum! Gott wird Ihnen zeigen, wo Sie helfen können, wo Sie Leid mittragen können, wo Sie jemanden ermutigen können, für jemanden Zeit investieren, jemandem ein Lächeln geben, oder einfach nur zuhören oder nachgeben können. Er wird Ihnen zeigen, wo Sie zu ihrer eigenen Freude anderen Leuten dienen können.

Wenn diese Haltung unsere Lebensvision ist, wird sich unser Zusammenleben, unsere Gesellschaft, unsere Welt verändern!

Ich will Ihnen zum Schluss noch weitergeben, was mir vor kurzem eine voll liebe und weise Frau geschrieben hat, die ich total schätze. Sie schreibt:

Es ist eine wirkliche Lüge der Selbstverwirklichungstheorie, dass es uns unglücklich machen würde, wenn wir Verzicht üben an der einen oder anderen Stelle. Es ist sozusagen die Vorherbestimmung des Untergangs und außerdem richtiggehend anti-christlich. Keine Ehe wird je Bestand haben, wenn wir nicht bereit sind hinter unseren eigenen Wünschen zurückzutreten, keine Kindererziehung wird Zukunft haben, wenn wir nicht bereit sind eigene Bequemlichkeiten aufzugeben und es ist noch nie so gewesen, dass es dir Erfüllung bringen würde, wenn du deine eigene Lust durchsetzt. Im Gegenteil, es verwandelt dich in einen egoistischen, oberflächlichen, selbstmitleidigen Menschen, der unfähig wird Liebe zu geben. Und ich schreib dir das weil ich ein Leben lang, ohne dass ich es richtig gemerkt hätte, gelitten habe unter diesem krankhaften Einfluss meiner Generation. Es war für mich eine riesige Befreiung, als ich entdeckte wie glücklich es macht zu geben, zu schenken, zu verzichten, um anderen was Gutes zu tun. Ich meine nicht das krankhafte fromme Getue, oder die komische unechte Selbstverleugnungstheologie, die den Menschen kaputt macht, oder das Geben damit du Selbstbestätigung erfährst. Ich meine das echte sich "erfüllen lassen" von Jesu Liebe, die uns stark macht und bereit macht loszulassen und herzugeben. Das wiederum hat eine Kraft die stärker ist als so viel Destruktives um uns rum.

Lassen Sie sich von der Jesus-Vision, von der echten Liebe gefangen nehmen.

Amen.

Esther Krüger