Predigt am 14. Januar 2007 über
Markus 2, 18 - 20- Drucken
Ihr
Lieben,
haben
Sie sich schon einmal über Jesus geärgert?
Über
etwas, was er gesagt hat? Oder darüber, was er getan hat?
Wahrscheinlich
doch eher nicht. Ist doch Jesus der Herr der Kirche.
Von Gott
auferweckt aus den Toten. Jesus hatte immer Recht – keine Frage.
Aber: über
seine Leute kann man sich schon mal ärgern, oder?
Ich
meine nicht dies: dass ein Christ einen Fehler macht.
Das kann
passieren und wenn es mich trifft, dann tut es natürlich weh.
Sondern
dies: wenn einer im Namen Jesu etwas ganz anders macht, als ich es für
richtig halte.
Ganz
bewusst und offenbar aus voller Überzeugung.
Wenn das
dann auch noch meine religiösen Gefühle verletzt – dann hört die
Geduld auf.
Was könnte
das sein?
Nehmen
wir uns einen Moment Zeit, darüber nachzudenken:
Was
bringt mich zur Weißglut, was im Namen Jesu geschieht?
Pause
Glücklich,
wem jetzt gar nichts eingefallen ist.
Für
alle Anderen ist das, was Jesus uns heute zu sagen hat, vielleicht
hilfreich.
Das gab
es damals auch schon:
dass
Fromme kein Verständnis dafür hatten, was andere Fromme taten.
Es ging
und geht um Folgendes:
Wer
fromm sein will, der muss doch auch erkennbar fromm leben, oder?
Warum
nur scharten sich da um diesen Jesus Leute, die gar nicht danach fragten,
wie man fromm lebt?
Und
die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten viel; und es kamen
einige, die sprachen zu Jesus: Warum fasten die Jünger des Johannes und
die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?
Und
Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während
der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können
sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von
ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage. Niemand flickt
einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt der neue
Lappen vom alten ab, und der Riss wird ärger. Und niemand füllt neuen
Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der
Wein ist verloren und die Schläuche auch; sondern man soll neuen Wein in
neue Schläuche füllen.
Fromm
sein, ohne die Gebote ernst zu nehmen? Wie kann das sein?
Das war
die Frage. Am Beispiel des Fastens konnte man damals gut erkennen, ob
einer die Gebote ernst nahm oder nicht.
Es gab
genau festgelegte Fastenzeiten.
Und
Fasten war damals nicht bloß der Verzicht auf Nahrung.
Wer
fastete, der kämmte sich nicht die Haare, der trug alte Kleider und ging
barfuß.
Und nahm
natürlich nicht an Mahlzeiten teil.
Die
Pharisäer, damals die Frommen im Land - fasteten häufig: Zwei Tage in
jeder Woche.
Und
offenbar waren die Jünger des Täufers Johannes auch dafür bekannt, dass
sie fasteten.
Denn das
Fasten war ein Ausdruck der Ernsthaftigkeit.
Johannes
hatte vom Weltgericht gepredigt.
Dass wir
dringend uns abkehren müssen von allem, was dem Willen Gottes nicht
entspricht.
Dass wir
die Gebote wieder ernst nehmen müssen.
Weil
Gott uns fragen würde, wie wir gelebt haben.
Und weil
uns sein Urteil erwartet – und vor Gott nichts und niemand Bestand hat,
der nicht nach den Geboten gelebt hat.
Manche
Leute hat das getroffen und fasziniert.
Ja, sie
begannen, radikal ihr altes Leben hinter sich zu lassen.
Das fiel
auf. Das beeindruckte viele Leute.
Vermutlich
war es schon sprichwörtlich geworden. Johannesjünger – die fasten!
Und dann
diese Jesus Leute: Die passten so gar nicht ins Bild.
Als man
Jesus diese Frage stellte, Warum
fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine
Jünger fasten nicht? - da war es nicht einfach eine Frage.
Da
beschwerten sich Welche über die Jünger.
Weil sie
sich darüber ärgerten.
Vermutlich
waren es welche, die selber viel auf sich nahmen – um Gott zu gefallen.
Macht
es Jesus seinen Leuten etwa zu leicht?
Bietet
Er eine Abkürzung in den Himmel? Das wäre doch nicht fair!
Wer so
fragt, wer sich da beschwert, der verrät etwas über seine eigenen
Motive.
Natürlich
möchten wir es richtig machen – mit unserem Leben.
Gerade
wenn wir es ernst nehmen, dass Gott uns einmal fragen wird.
Wenn wir
einmal Rechenschaft ablegen müssen.
Aber:
Wenn wir bei allem Eifer den Kontakt zu Jesus verlieren, dnn kann der größte
Einsatz an Gott vorbei gehen.
Gott ist
mehr als ein Regelwerk.
Er ist
der Lebendige, der immer gut für Neues ist.
Die
Jahreslosung hat uns daran erinnert: Seht
her, ich will ein Neues schaffen!
Und
heute geht es wieder genau darum: Jesus sagt uns: es
ist Zeit für Neues!
Zwei
Bilder benutzt Jesus, um das zu erklären:
Das Eine
war wohl eher für die Frauen, das Andere für die Männer gedacht.
Wer
von Euch, so fragt Jesus, würde
ein neues Hemd zerschneiden – um damit ein Altes zu flicken? Das wäre
doch widersinnig. Wer das versucht, der kann nur verlieren.
Das neue
Hemd wäre verdorben – und das Alte würde bald doch wieder reißen.
Also:
weg mit dem Alten und Platz für Neues. Jede kluge Hausfrau handelt so.
Das
zweite Bild braucht ein bisschen technische Erklärung:
Wein
entsteht durch Gärung – und dabei werden Gase freigesetzt.
Wenn man
gärenden Wein in ein dichtes Gefäß füllt, dann platzt das irgendwann.
In
Israel gab es keine Flaschen. Man füllte den frischen Wein in die Häute
von Schafen.
Die
hatte man so abgezogen, dass sie keine Löcher bekamen und dass ein
Schlauch entstand.
Die
Beine und der Hals wurden zugebunden – und fertig war ein Weinschlauch.
Nur: für
jeden Jahrgang brauchte man neue Schläuche. Weil das Leder sich mit der Gärung
spannte, und dann fest und auch spröde wird. Ein geleerter Weinschlauch
war Abfall.
Wer nun
so einen alten Schlauch noch mal füllen wollte – erlebte eine böse Überraschung:
Der
Druck des Gärungsprozesses ließ den alten Schlauch platzen – Ergebnis:
Der Wein
versickert, der Schlauch ist auch hin.
Das wäre
dann am falschen Ende gespart! Sozusagen kaputt - gespart.
Und so
was kann man im Gemeindeleben offenbar auch tun!
Wo
lassen wir Neues nicht zu – weil es uns fremd ist?
Weil es
uns verunsichert?
Weil wir
es schon so lange anders gewohnt sind?
Ich
nehme mal ein Beispiel:
In
weltweiten Untersuchungen über wachsende Gemeinden ist eines klar:
Menschen
finden einen Zugang zu Glauben und Gemeinde, wenn es ein Netz an
verbindlichen Kleingruppen gibt.
In China
schätzt man, das 80% aller Christen im Land – etwas 10 Mio. Menschen! -
nicht zu einer der bekannten Konfessionen gehören, sondern zu unabhängigen
Hauskirchen.
Wir
kennen Hausbibelkreise – und zwar schon lange.
Hausbibelkreise
sind gut. Nur: was wäre, wenn die Hauskreise sich zum Programm machen würden,
sich nach einem oder zwei Jahren spätestens aufzulösen und neu
zusammenzusetzen.
Es gibt
Gemeinden, die genau das machen - mit erstaunlichen Effekten:
Mehr
Menschen finden in solche Kreise hinein.
Mehr
Menschen werden ermutigt, Leitungsverantwortung zu übernehmen.
Und: das
geistliche Anliegen dieser Kreise wird nicht von dem sehr menschlichen Bedürfnis
nach Freundschaft und Sympathie verdrängt.
In
solchen Kreisen auf Zeit werden eher auch Menschen mitgenommen, die sonst
schwer Anschluss finden.
So ein
Teilungsprogramm ist kein Allheilmittel – aber immerhin wäre es mal
quer gedacht.
Oder
dies:
Wir
haben zum Jahresende den Verlust des Kindergottesdienstes hinnehmen müssen.
Viele in
der Gemeinde sehen darin vor allem einen schmerzhaften Verlust – und das
liegt ja auch auf der Hand.
Nur: Könnte
es auch sein, dass Gott das genau so wollte?
Nicht,
damit uns etwas fehlt, sondern damit Raum frei wird für etwas Neues?
Jesus
war radikal! An Äußerlichkeiten hatte er wenig Interesse.
Sein
Auftreten in der Welt war so kurz, dass gar keine Zeit blieb, um
Traditionen zu prägen.
Er
sprach davon, dass ein ganz neues Denken über Gott beginnen muss.
Deshalb
sprach er von Umkehr.
Natürlich
ist das anstrengender, natürlich ist das unbequemer und es verunsichert
auch.
Aber:
wir erleben eine Zeit und Kultur, die so schnelllebig und wechselhaft ist
wie nie zuvor.
Bei
aller Sehnsucht nach Beständigkeit – um der Menschen willen, die wir für
Jesus erreichen wollen, brauchen wir den Mut zu neuen Wegen.
Fasten
als Ausdruck des Gehorsams?-
war gut für eine Zeit, sagt Jesus.
Und dann
ist er so unverschämt und sagt im selben Atemzug:
Jetzt
ist eine andere Zeit. Der Bräutigam ist da!
Der Bräutigam
– das ist ein Bild für den Retter, den Gott angekündigt hatte.
Jetzt
ist Zeit zum Feiern.
Ja,
werden jetzt vielleicht manche sagen – aber
Jesus hat doch auch gesagt:
Es
kommt eine Zeit, da werden auch meine Jünger fasten –
wenn
der Bräutigam von ihnen genommen sein wird.
Genau
– und diese Zeit war auch da! Als Jesus im Grab lag. Und als der
Auferstandene zum Himmel gefahren war – und der Geist Gottes noch nicht
gekommen war.
Das
waren die Zeiten, wo die Gemeinde Grund zum Fasten hatte.
Geistliches
Fasten ist immer auch Ausdruck der Buße, der Umkehr und des Betens.
Es gibt
solche Zeiten auch im Leben einer Gemeinde.
Seit
Pfingsten ist aber vor allem Zeit zum Handeln. Zeit für Neues!
Denn wir
leben nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Gottes.
Wenn uns
die Kraft Gottes treibt, dann gehen wir Herausforderungen mutig an.
Denn Er
wird uns leiten.
Jesus
will uns gewiss machen: Wer ihm nachfolgt, der hat keine Angst vor Veränderungen.
Der
fragt nach der Leitung des Geistes – und freut sich auf das Neue, das
kommt.