Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am 14. Januar 2007  über  Markus 2, 18 - 20-
 
Drucken  

Ihr Lieben,

haben Sie sich schon einmal über Jesus geärgert?

Über etwas, was er gesagt hat? Oder darüber, was er getan hat?

Wahrscheinlich doch eher nicht. Ist doch Jesus der Herr der Kirche.

Von Gott auferweckt aus den Toten. Jesus hatte immer Recht – keine Frage.

Aber: über seine Leute kann man sich schon mal ärgern, oder?

Ich meine nicht dies: dass ein Christ einen Fehler macht.

Das kann passieren und wenn es mich trifft, dann tut es natürlich weh.

Sondern dies: wenn einer im Namen Jesu etwas ganz anders macht, als ich es für richtig halte.

Ganz bewusst und offenbar aus voller Überzeugung.

Wenn das dann auch noch meine religiösen Gefühle verletzt – dann hört die Geduld auf.

Was könnte das sein?

Nehmen wir uns einen Moment Zeit, darüber nachzudenken:

Was bringt mich zur Weißglut, was im Namen Jesu geschieht?

Pause

Glücklich, wem jetzt gar nichts eingefallen ist.

Für alle Anderen ist das, was Jesus uns heute zu sagen hat, vielleicht hilfreich.

Das gab es damals auch schon:

dass Fromme kein Verständnis dafür hatten, was andere Fromme taten.

Es ging und geht um Folgendes:

Wer fromm sein will, der muss doch auch erkennbar fromm leben, oder?

Warum nur scharten sich da um diesen Jesus Leute, die gar nicht danach fragten, wie man fromm lebt?

Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten viel; und es kamen einige, die sprachen zu Jesus: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?

Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage. Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt der neue Lappen vom alten ab, und der Riss wird ärger. Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein ist verloren und die Schläuche auch; sondern man soll neuen Wein in neue Schläuche füllen.

Fromm sein, ohne die Gebote ernst zu nehmen? Wie kann das sein?

Das war die Frage. Am Beispiel des Fastens konnte man damals gut erkennen, ob einer die Gebote ernst nahm oder nicht.

Es gab genau festgelegte Fastenzeiten.

Und Fasten war damals nicht bloß der Verzicht auf Nahrung.

Wer fastete, der kämmte sich nicht die Haare, der trug alte Kleider und ging barfuß.

Und nahm natürlich nicht an Mahlzeiten teil.

Die Pharisäer, damals die Frommen im Land - fasteten häufig: Zwei Tage in jeder Woche.

Und offenbar waren die Jünger des Täufers Johannes auch dafür bekannt, dass sie fasteten.

Denn das Fasten war ein Ausdruck der Ernsthaftigkeit.

Johannes hatte vom Weltgericht gepredigt.

Dass wir dringend uns abkehren müssen von allem, was dem Willen Gottes nicht entspricht.

Dass wir die Gebote wieder ernst nehmen müssen.

Weil Gott uns fragen würde, wie wir gelebt haben.

Und weil uns sein Urteil erwartet – und vor Gott nichts und niemand Bestand hat, der nicht nach den Geboten gelebt hat.

Manche Leute hat das getroffen und fasziniert.

Ja, sie begannen, radikal ihr altes Leben hinter sich zu lassen.

Das fiel auf. Das beeindruckte viele Leute.

Vermutlich war es schon sprichwörtlich geworden. Johannesjünger – die fasten!

Und dann diese Jesus Leute: Die passten so gar nicht ins Bild.

Als man Jesus diese Frage stellte, Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht? - da war es nicht einfach eine Frage.

Da beschwerten sich Welche über die Jünger.

Weil sie sich darüber ärgerten.

Vermutlich waren es welche, die selber viel auf sich nahmen – um Gott zu gefallen.

Macht es Jesus seinen Leuten etwa zu leicht?

Bietet Er eine Abkürzung in den Himmel? Das wäre doch nicht fair!

Wer so fragt, wer sich da beschwert, der verrät etwas über seine eigenen Motive.

Natürlich möchten wir es richtig machen – mit unserem Leben.

Gerade wenn wir es ernst nehmen, dass Gott uns einmal fragen wird.

Wenn wir einmal Rechenschaft ablegen müssen.

Aber: Wenn wir bei allem Eifer den Kontakt zu Jesus verlieren, dnn kann der größte Einsatz an Gott vorbei gehen.

Gott ist mehr als ein Regelwerk.

Er ist der Lebendige, der immer gut für Neues ist.

Die Jahreslosung hat uns daran erinnert: Seht her, ich will ein Neues schaffen!

Und heute geht es wieder genau darum: Jesus sagt uns: es ist Zeit für Neues!

Zwei Bilder benutzt Jesus, um das zu erklären:

Das Eine war wohl eher für die Frauen, das Andere für die Männer gedacht.

Wer von Euch, so fragt Jesus, würde ein neues Hemd zerschneiden – um damit ein Altes zu flicken? Das wäre doch widersinnig. Wer das versucht, der kann nur verlieren.

Das neue Hemd wäre verdorben – und das Alte würde bald doch wieder reißen.

Also: weg mit dem Alten und Platz für Neues. Jede kluge Hausfrau handelt so.

Das zweite Bild braucht ein bisschen technische Erklärung:

Wein entsteht durch Gärung – und dabei werden Gase freigesetzt.

Wenn man gärenden Wein in ein dichtes Gefäß füllt, dann platzt das irgendwann.

In Israel gab es keine Flaschen. Man füllte den frischen Wein in die Häute von Schafen.

Die hatte man so abgezogen, dass sie keine Löcher bekamen und dass ein Schlauch entstand.

Die Beine und der Hals wurden zugebunden – und fertig war ein Weinschlauch.

Nur: für jeden Jahrgang brauchte man neue Schläuche. Weil das Leder sich mit der Gärung spannte, und dann fest und auch spröde wird. Ein geleerter Weinschlauch war Abfall.

Wer nun so einen alten Schlauch noch mal füllen wollte – erlebte eine böse Überraschung:

Der Druck des Gärungsprozesses ließ den alten Schlauch platzen – Ergebnis:

Der Wein versickert, der Schlauch ist auch hin.

Das wäre dann am falschen Ende gespart! Sozusagen kaputt - gespart.

Und so was kann man im Gemeindeleben offenbar auch tun!

Wo lassen wir Neues nicht zu – weil es uns fremd ist?

Weil es uns verunsichert?

Weil wir es schon so lange anders gewohnt sind?

Ich nehme mal ein Beispiel:

In weltweiten Untersuchungen über wachsende Gemeinden ist eines klar:

Menschen finden einen Zugang zu Glauben und Gemeinde, wenn es ein Netz an verbindlichen Kleingruppen gibt.

In China schätzt man, das 80% aller Christen im Land – etwas 10 Mio. Menschen! - nicht zu einer der bekannten Konfessionen gehören, sondern zu unabhängigen Hauskirchen.

Wir kennen Hausbibelkreise – und zwar schon lange.

Hausbibelkreise sind gut. Nur: was wäre, wenn die Hauskreise sich zum Programm machen würden, sich nach einem oder zwei Jahren spätestens aufzulösen und neu zusammenzusetzen.

Es gibt Gemeinden, die genau das machen - mit erstaunlichen Effekten:

Mehr Menschen finden in solche Kreise hinein.

Mehr Menschen werden ermutigt, Leitungsverantwortung zu übernehmen.

Und: das geistliche Anliegen dieser Kreise wird nicht von dem sehr menschlichen Bedürfnis nach Freundschaft und Sympathie verdrängt.

In solchen Kreisen auf Zeit werden eher auch Menschen mitgenommen, die sonst schwer Anschluss finden.

So ein Teilungsprogramm ist kein Allheilmittel – aber immerhin wäre es mal quer gedacht.

Oder dies:

Wir haben zum Jahresende den Verlust des Kindergottesdienstes hinnehmen müssen.

Viele in der Gemeinde sehen darin vor allem einen schmerzhaften Verlust – und das liegt ja auch auf der Hand.

Nur: Könnte es auch sein, dass Gott das genau so wollte?

Nicht, damit uns etwas fehlt, sondern damit Raum frei wird für etwas Neues?

Jesus war radikal! An Äußerlichkeiten hatte er wenig Interesse.

Sein Auftreten in der Welt war so kurz, dass gar keine Zeit blieb, um Traditionen zu prägen.

Er sprach davon, dass ein ganz neues Denken über Gott beginnen muss.

Deshalb sprach er von Umkehr.

Natürlich ist das anstrengender, natürlich ist das unbequemer und es verunsichert auch.

Aber: wir erleben eine Zeit und Kultur, die so schnelllebig und wechselhaft ist wie nie zuvor.

Bei aller Sehnsucht nach Beständigkeit – um der Menschen willen, die wir für Jesus erreichen wollen, brauchen wir den Mut zu neuen Wegen.

Fasten als Ausdruck des Gehorsams?  - war gut für eine Zeit, sagt Jesus.

Und dann ist er so unverschämt und sagt im selben Atemzug:

Jetzt ist eine andere Zeit. Der Bräutigam ist da!

Der Bräutigam – das ist ein Bild für den Retter, den Gott angekündigt hatte.

Jetzt ist Zeit zum Feiern.

Ja, werden jetzt vielleicht manche sagen – aber Jesus hat doch auch gesagt:

Es kommt eine Zeit, da werden auch meine Jünger fasten –

wenn der Bräutigam von ihnen genommen sein wird.

Genau – und diese Zeit war auch da! Als Jesus im Grab lag. Und als der Auferstandene zum Himmel gefahren war – und der Geist Gottes noch nicht gekommen war.

Das waren die Zeiten, wo die Gemeinde Grund zum Fasten hatte.

Geistliches Fasten ist immer auch Ausdruck der Buße, der Umkehr und des Betens.

Es gibt solche Zeiten auch im Leben einer Gemeinde.

Seit Pfingsten ist aber vor allem Zeit zum Handeln. Zeit für Neues!

Denn wir leben nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Gottes.

Wenn uns die Kraft Gottes treibt, dann gehen wir Herausforderungen mutig an.

Denn Er wird uns leiten.

Jesus will uns gewiss machen: Wer ihm nachfolgt, der hat keine Angst vor Veränderungen.

Der fragt nach der Leitung des Geistes – und freut sich auf das Neue, das kommt.

Amen!

Björn Heymer