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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am  8.10.2006   über  Jesaja 40, 13 - 16 J
 
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Ihr Lieben,

heute haben wir viele Kinder im Gottesdienst – und das ist gut so, nachdem wir in den vergangenen Wochen wiederholt darüber diskutieren mussten – ob Kinder im Gottesdienst eigentlich willkommen sind.

Dabei hat Jesus seinen Jüngern eingeschärft:

„Achtet darauf, wie die Kinder sind. An ihnen – und nur an ihnen! – könnt ihr erkennen, was Glauben ist und wie man ein Kind Gottes wird.“

Dass Gott sein Verhältnis zu seinem Volk vergleicht mit der Elternliebe, das hat nicht erst Jesus erfunden.

Wir hören heute auf Worte aus dem Buch des Jesaja – und das ist schon 2500 Jahre alt – und darin kommt dieser Vergleich auch schon vor:

Himmel und Erde, jubelt! Ihr Berge, brecht in Freudenschreie aus. Denn der Herr hat sein Volk getröstet. Voll Erbarmen nimmt er sich der leidenden Menschen an.

Jerusalem aber klagt: „Ach, der Herr hat mich im Stich gelassen, er hat mich längst vergessen.“ Doch der Herr antwortet: „Kann eine Mutter ihren Säugling vergessen? Bringt sie es übers Herz, das Neugeborene seinem Schicksal zu überlassen? Und selbst wenn sie es vergessen würde – ich vergesse Dich niemals! Unauslöschlich habe ich deinen Namen auf meine Handflächen geschrieben, deine zerstörten Mauern habe ich ständig vor Augen.“  Jesaja 49, 13-16 (Hoffnung für alle)

Warum redet Gott überhaupt? Was hat Er zu sagen? Das kann man hier gut erkennen.

In Jerusalem lebten eine Menge Leute, die waren arm. Ihre Häuser hatten löchrige Dächer – es gab keine Heizung, oft nicht einmal Fenster.

Und die Ernte war wieder mager gewesen. Und dann waren noch Fremde gekommen, und hatten das reife Getreide vom Feld weg gestohlen.

Es ging ihnen schlecht und die Zukunft sah schwierig aus.

So schwierig, dass viele meinten, sie könnten das alles gar nicht tragen.

Und so waren ihre Gebete eigentlich gar keine Gebete mehr- eher ein Denken über Gott.

Und zwar dachten sie so:

„Gott? Der kümmert sich nicht um uns. Wenn es ihn überhaupt gibt, dann hat er uns, seine Kinder längst vergessen. Wir sehen nichts von ihm – und das Leben ist echt schwer!“

So dachten sie – und wenn sie zusammen kamen, dann redeten sie auch so.

Dabei ist es ja so: wenn es einem schlecht geht, dann wird er leicht ungerecht.

Wie schnell vergessen wir das Gute, wenn es uns gerade an was fehlt!

Gott hat zu den Bürgern von Jerusalem dann einen seiner Leute geschickt.

Jesaja, der war ein Prophet. Einer, der Gott verstand. Und der sich erinnern konnte.

Deshalb redete Gott zu ihm – und Jesaja gab es dann weiter. 

Jesaja erinnert erstmal die Klagenden an das, was Gott alles getan hat für sie.

Sie waren überhaupt wieder im eigenen Land. Zurückgekehrt in die Heimat.

Was wenige Jahre vorher noch kaum einer für möglich hielt, war doch geschehen:

Babylon hatte den Männern und Frauen erlaubt, ihre Sachen zu packen und heimzukehren.

Das war geschehen. Und Gott hatte ihnen den Weg leicht gemacht.

Sie hatten Nahrung und Wasser. Und sie fanden ihre Häuser wieder – und konnten unbeschadet dort wieder wohnen.

Das war alles passiert.

Und als sie durch die zerstörte Stadtmauer zogen, da sangen sie Danklieder.

Auch als ihre ersten Kinder geboren wurden – wieder in der Heimat, da lobten sie Gott von ganzem Herzen.

Aber das war Jahre her. Aus den Lobliedern waren düstere Klagen geworden.

„Wie könnt ihr nur so schnell vergessen?“ fragt Gott seine Leute.

„Denkt doch nur mal an eure eigenen Kinder. Keine Mutter käme auf so einen Gedanken – ihr Kind sich selber zu überlassen. Ein Neugeborenes nicht zu versorgen.

Eigentlich unvorstellbar. Und selbst wenn Menschen das doch passiert – meine Liebe ist ungleich größer als jede menschliche Liebe.“

Jesaja ist für Gott so etwas wie einer, der für seinen Freund einen Liebesbrief überbringt.

Gott beteuert geradezu seine unerschütterliche Liebe.

Und er macht sich klein, er macht sich abhängig von unserer Antwort – er riskiert es, zurückgewiesen und so verletzt zu werden.

Warum er das tut? Weil er falsche Gottesbilder zurechtrücken will.

Manchmal denken wir ja: Gott ist der große Aufpasser. Er sorgt dafür, dass dem Bösen die Strafe trifft und dass die Guten am Ende doch belohnt werden.

Wenn wir so über Gott denken, dann wirkt sich das ganz praktisch aus:

Dann müssen wir uns ordentlich anstrengen, um bei Gott Punkte zu machen.

Und wenn es uns schlecht geht, haben wir wohl was falsch gemacht.

So ein Gott gönnt im Grunde nichts. Er verteilt schwarze und weiße Punkte.

Wie schrecklich wenn wir Gott nur so denken können.

Und wehe dem (sagt Jesus), der seinen Kindern ein solch falsches Bild von Gott vermittelt!

Jesaja überbringt uns heute ein Bild, wie Gott wirklich ist!

Wie Er will, dass wir von ihm denken:

Wenn ich früher in der Schule etwas bestimmt nicht vergessen wollte, dann hab ich mir einen Namen oder eine Telefonnummer auf die Hand geschrieben. Da geht sie nicht verloren.

Da werde ich ständig dran erinnert. Dieser Trick ist uralt! Und Gott macht es genauso:

Wenn Gott uns heute seine Hand zeigen würde, dann könnten wir darin Namen lesen:

Amrei Pöpel, Julia Marie Palmer, Oskar Pöpel, Jannick Elias Palmer – an die muss ich immer wieder denken!  Das bedeutet im Tiefsten das, was wir heute tun:

Wir bringen Menschen, die uns lieb sind, vor Gott mit der einen Bitte:

Sorge du für sie. Besser und gründlicher als wir es je könnten. Schreib ihre Namen auf Deine Hand. Und das Wunderbare ist: Gott tut es.

Übrigens: Unsere Namen stehen da auch.

Bei jeder Taufe, bei jeder Segnung wird die Liste der Namen länger.

Und Gott wäscht sich nie die Hände! Was bei ihm einmal eingetragen ist, das bleibt.

Schaut noch einmal auf die Liebe der Eltern.

Selbst wenn ein Kind mal etwas kaputt macht – oder eine Grenze überschritten hat – so stellt das doch nie die Liebe der Eltern in Frage.

Klar zeigen wir Eltern unseren Kindern auch Grenzen auf.

Klar müssen sie lernen, was verboten ist, was Andere schmerzt oder kränkt.

Aber die Liebe steht dabei nie in Frage. Im Gegenteil: recht verstandene Liebe hilft auf einen guten Weg. Hilft einem Kind, zu erkennen, was gut und was böse ist.

Damit unsere Kinder einmal selber klarkommen im Leben. Das ist ganz natürlich.

Jesus sagt: Wenn ihr, die ihr doch böse seid, es versteht, euren Kindern Gutes zu tun – wie viel mehr wird Gott Euch mit Gutem überschütten.

Denn Gott ist die Liebe in Person.

Er lässt sich nicht mal beirren, wenn wir was falsch machen.

Schön finde ich, dass Gott durch Jesaja hier seinen Leuten ein neues Lied beibringt:

Sie konnten nur noch: „Gott hat mich im Stich gelassen – er hat mich längst vergessen.“

Jesaja aber singt ganz fröhlich:

„Gott hat sein Volk getröstet. Voll Erbarmen nimmt er sich der leidenden Menschen an.“

Und wenn ihr das nicht singen wollt, werden es die Berge und Hügel singen – ja die ganze Welt erklingt, Berge klatschen in die Hände. Die Himmel sind erfüllt vom Jubel über Gott.

Macht doch die Augen auf. Seht Euch um und entdeckt, was Gott alles Gutes tut.

Schaut in die Gesichter Eurer Kinder. Seht Euch in der Natur um. Gott ist nicht knauserig. Er schenkt das, was wir brauchen. Er weiß, wo uns etwas fehlt.

Bei den Jerusalemern war es die Stadtmauer, die in Trümmern lag. Sie fühlten sich bedroht, weil sie vergessen hatten: Gott ist auf unserer Seite. Das macht stark.

Damit kann man auch Durststrecken bewältigen.

Amen.

Björn Heymer