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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am  1.10.2006  Erntedank  über  Matthäus 25, 14 - 30 -
 
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Ihr Lieben,

in der Kirche in Hülsenbusch – das liegt bei Gummersbach im Oberbergischen – da wurde zu Erntedank immer eine große Erntekrone aufgehängt.

Das war so etwas wie ein Adventskranz mit Getreideähren, Brombeerranken, Äpfeln und anderen Früchten.

Wir haben die Lieder gesungen, die wir heute auch hier miteinander singen:

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land….“

Die Melodien sind fröhlich – es ist Tanzmusik!

Hier in der Philippus-Gemeinde gab es in den vergangenen Jahren Erntegaben auf einem Tisch drapiert und ich erinnere mich daran, dass es die spannendste Frage war: Wo bekommen wir einen echten Strohballen her?

In fast allen Gemeinde gibt es zum Erntedank Familiengottesdienste. Denn Kinderaugen können noch so wunderbar strahlen.

Die Zeit der Ernte ist seit alters eine fröhliche Zeit, ein Anlass zum Feiern. Die Arbeit des Einbringens ist getan. Wer seine Scheunen gefüllt hat, der kann gelassen auf den langen, kalten Winter schauen.

Nur: irgendwie wirkte diese Form des Feierns immer etwas künstlich auf mich.

Wir füllen keine Scheunen – unsere Versorgung erscheint Monat für Monat auf dem Konto.

Niemand hier im Raum hat eine Hand an einen Pflug gelegt – kaum einer gesät – oder auch im September besonders hart gearbeitet, damit für den Winter vorgesorgt ist.

Macht es überhaupt Sinn – Erntedank zu feiern?

Ja – denn an Eines werden wir erinnert: wer empfängt, der ist zum Teilen aufgerufen.

Das Dankopfer gehört seit alters zum Erntefest dazu.

Zu teilen mit denen, die bedürftig sind. Und zwar sehr konkret zu teilen, was einer selber empfangen hat.

Gott hat da sehr praktische Vorstellungen. Am Ende des 3. Mosebuches lesen wir:

Alle Zehnten im Lande, vom Ertrag des Landes und von den Früchten der Bäume, gehören dem HERRN und sollen dem HERRN heilig sein.

Hier geht es um den Ertrag der menschlichen Arbeit. Der zehnte Teil gehört Gott.

Es ist gar nicht in die Beliebigkeit von uns gestellt, ob wir das Gott geben.

Das gehört Gott. Wer diesen zehnten Teil seiner Ernte nicht Gott gibt, der beraubt ihn.

Was ist praktisch gemeint? Heutzutage haben wir ja Geld als neutrale Verrechnungsgröße.

Zehn Prozent des Einkommens sind gemeint. Das ist jedenfalls deutlich mehr als die Kirchensteuer – wenn einer meint, das sei damit ja abgegolten.

Wer also – sagen wir mal – 2000,-- netto verdient, für den wären das 200,-- jeden Monat.

An dieser Stelle der Vorbereitung hab ich mal eben nachgeschaut, wie hoch eigentlich meine Spenden-Daueraufträge zusammen liegen. Und siehe da – ich komm so knapp hin.

Jedenfalls wenn ich Kirchensteuer und Kollekten im Gottesdienst mit einrechne.

Bisher hab ich an dieser Stelle wesentlich nach der Vorgabe Jesu gehandelt:

Die Linke soll nicht wissen, was die rechte tut.

Aber ein Tag wie heute darf ruhig schon mal den Anlass geben, hinzuschauen – um es dann wieder zu vergessen.

Ich jedenfalls bin froh, dass es Daueraufträge gibt. Wenn ich dieses Geld Monat für Monat in die Hand nehmen müsste, dann würde es mir sicher schwerer fallen.

Die Geschichte mit diesen drei Geschäftsleuten – die mit anvertrautem Geld wirtschaften sollten, bringt noch einen weiteren Aspekt zum Thema Erntedank:

Ich will heute mal nicht – wie gewöhnlich – die Sache gleich auf Begabungen und Talente deuten – und zu dem Appell kommen:

„Bringt Euch ein in die Mission Gottes – mit dem, was ihr am besten könnt!“

Zuerst mal geht es hier ja um Geld. Geld, das in Jesu Augen immer auch eine Gefährdung enthält: wer viel hat, der hängt allzu schnell sein herz daran.

Da kreisen dann alle Gedanken mehr und mehr um die eine Frage:

„Wie kann ich aus dem, was ich habe, noch mehr machen?“

Und Jesus warnt: „Passt auf vor dem ungerechten Mammon. Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Entweder ihr dient dem Götzen Geld – oder dem Schöpfer Himmels und der Erden. Beides geht nicht!“

Trotzdem erzählt Jesus diese Geschichte von Spekulanten und Bankern. Und stellt ausgerechnet die als Vorbild hin, die hundert Prozent Gewinn gemacht haben.

Der Clou ist: es war nicht ihr Geld! Was sie da zur Verfügung hatten, das gehörte dem Herrn – übertragen also: Gott!

Wir haben im Presbyterium darüber nachgedacht, wie wir dazu beitragen können, dass die Finanzkrise uns als Gemeinde nicht kaputt macht.

Bekannt ist: zur Zeit haben wir im Jahr etwa 30.000 € zuwenig Geld. Wir leben von der Substanz und in zwei Jahren sind die Reserven alle. Was also tun?

Eine Idee war. Wir schreiben einen Wettbewerb aus: Jede Gruppe bekommt eine bestimmte Summe als Startkapital und kann dann alle Kreativität einsetzen, um dieses Kapital zu vermehren. Zugunsten der Gemeinde.

Und wer am Meisten erwirtschaftet, der bekommt einen Preis!

Ein anderes Beispiel – und damit komme ich auf das heutige Fest zurück:

Manch einer – ich selber auch – bekommt irgendwann im Sommer vom Finanzamt Geld zurück. Steuern, die zuviel gezahlt wurden. Ein Anteil von den Spenden, die man nachweisen kann – Erstattungen für Freibeträge oder sonst was.

Dieses Geld kann man nun so oder so sehen: ist es ein nettes Zubrot des Finanzministers?

Mit dem wir uns im Herbst noch einen Urlaub gönnen?

Oder gehört dieses Geld gar nicht uns? Könnte es sein, dass wir dies – oder einen Teil davon, gleich wieder spenden? Hier und heute auf den Gabentisch legen, um Gott zu ehren?

Letztes Beispiel für heute: Zinsen und Kapitalerträge.

Wenn einer gesegnet ist mit einem großen oder kleinen Vermögen, dann bekommt er Zinsen – je nach Anlage deutlich mehr als der Kaufkraftverlust.

Und hier noch einmal die Frage: wem gehört dieses Geld?

Mindestens zehn Prozent gehören Gott.

Wer sie behält, der muss sich die Frage gefallen lassen:

„Gehst Du gut mit dem um, was Gott dir anvertraut? Wird es fruchtbar für sein Reich?

Dafür, dass Menschen zum Glauben kommen, dafür dass Gemeinde leben kann – oder Kinder evangelisch erzogen werden?“

An dieser Stelle hab ich noch mal in meine Unterlagen geschaut. Und innerlich zusammengerechnet: Was hab ich denn aus diesen Quellen bekommen? Mindestens der Zehnte davor gehört doch auch Gott.

In den vergangenen Jahren haben wir deshalb im Erntedankgottesdienst die Möglichkeit eröffnet, zu spenden – gerne auch mit Bescheinigung, wenn einer das braucht

Auch heute steht hier der Gabentisch. Sachspenden werden wir wieder an bedürftige verteilen. Wenn uns jemand Geld anvertrauen will, dann wollen wir dies im Sinne Gottes einsetzen.

Vielleicht für die Stiftung Philippus-Gemeinde, die nun endlich auf den Weg kommt.

Oder Sie schreiben zu Ihrer Spende den Zweck, für den wir das Geld verwenden sollen.

Am Ende wird Gott uns fragen: Was hast Du mit dem gemacht, was ich Dir anvertraut habe?

Wohl dem, der es nicht für sich behalten hat.

Der klug damit umgegangen ist, damit es den maximalen Ertrag für die Sache Gottes bringt.

Wir blicken dankbar auf ein Jahr zurück, in dem wir gut versorgt waren.

Jedenfalls die meisten von uns. Die Anderen – bei denen sollten wir überlegen, was wir tun können, um ihnen zu helfen.

Von der ersten Gemeinde heißt es:

Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.

Amen.

Björn Heymer