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Ihr Lieben, kaum war die wunderbar friedliche und Völker verbindende Fußballweltmeisterschaft vorbei, brach der Krieg aus. Der Krieg? Wieder einer in der unsäglichen Reihe von Tod und Gewalt! sagen die Einen. Nein! Hier geht es um etwas Anderes! Der Krieg um Israel ist besonders – sagen die Anderen. Wenn Israel Hisbollah-Stellungen im Libanon angreift, weil Soldaten entführt und Zivilisten mit Raketen beschossen wurden, dann geht es um mehr. Es ist ein heiliger Krieg – so deuten es Teile der islamischen Welt. Und immerhin geht es um das Existenzrecht Israels – des Kämpfers Gottes. Denn so, der Gotteskämpfer, lautet die Übersetzung des Namens Israel. Gotteskrieger also auf beiden Seiten? Beim Thema religiöser Fanatismus rutschen wir Westeuropäer ja spätestens seit dem 11.9. vor fünf Jahren unruhig auf den Sitzen, oder? Wo Menschen bereit sind, für eine höhere Wahrheit auch Unrecht und Opfer hinzunehmen, da hört bei uns jedes Verständnis auf. Und sehr schnell ist dann jede Rede von dem Gott der Bibel verdächtig. Müssten wir nicht verschämt schweigen angesichts der Gewalt im Namen der Religion? Wenn wir die Bibel als das besondere und verbindliche Reden Gottes glauben und bekennen? Oder im Gegenteil: müssten wir nicht - gerade wegen der Bibel - klar Stellung beziehen? Wobei: schon dieses Wort Stellung beziehen ist aus der Militärsprache und verbietet sich. Eher geht es darum, den Ort zu benennen, wo Christen sich hinbegeben – wenn Krieg ist. Darum soll es heute gehen. Inzwischen sind die Waffen zwischen Israel und Hisbollah wieder verstummt – Gott sei Dank! Inzwischen gab es einen wissenschaftlichen Vortrag des Bischofs von Rom. Und einen empörten Aufschrei – wieder von Teilen der islamischen Welt. Benedikt XVI hatte aus einem Jahrhunderte alten Disput einen christlichen Kaiser zitiert: „Zeig
mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat – und da wirst Du nur
Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, den Glauben durch das Schwert
zu verbreiten.“ Der Papst wollte damit unterstreichen, dass Gewaltanwendung in Glaubensdingen falsch sei – von welcher Glaubensgemeinschaft auch immer. Vor einer Woche saß ich mit einer Lehrerin aus Bonn zusammen – wir kamen auch auf das Thema: Islam und Gewalt. Meine These: Im Islam gibt es keine klare Abgrenzung zur Gewalt. Deshalb schweigt die große Masse zum Terror Einzelner – und Manche unterstützen die Fanantiker offen oder heimlich. Diese Lehrerin nun hat täglich mit Moslems zu tun, die hier in Deutschland leben. „Der Islam ist in diesen Fragen nicht einheitlich zu sehen.“ So betonte sie. „Die
meisten Muslime in Deutschland lehnen Gewalt genauso ab wie die Christen
hier. Und hat es nicht auch umgekehrt Gewalt durch christliche Staaten oder Gruppen gegeben?“ Gibt es also keinen Unterschied? Gibt es dort wie hier die Menschen guten Willens, die sich nur nicht durchsetzen können? Noch einmal die Frage: Wo finden wir uns wieder, wenn wir von Jesus her über diese Fragen nachdenken? Wenn wir in seiner Nachfolge leben und handeln wollen? Wir haben das Thema für heute genannt: Heiliges Land – heiliger Krieg? Drei Gedanken zur Sache will ich mit Euch heute teilen: 1. Ein großartiges Versprechen: Gott steht zu seiner Erwählung Wir haben eben gehört, was Menschen heilig ist. Einem mag das Heimspiel des FC heilig sein – dem Anderen die wöchentliche Badminton - Partie mit einem Freund, oder das sonntägliche Frühstück mit der ganzen Familie. Was auch immer es ist – eines haben all diese Dinge gemeinsam: Für das, was einem heilig ist, hat man Zeit, dafür kämpft man und dafür ist man gerne bereit, auf manch anderes verlockendes Angebot zu verzichten. Wenn nun jemand etwas für heilig erklärt, dann steht am Beginn eine Entscheidung: Man sucht sich etwas aus. Man entscheidet sich: dies ist heilig für mich. Genau das hat Gott mit Israel getan. Er hat - scheinbar ganz zufällig – einen Menschen erwählt: Abram. Ihn hat Gott angesprochen und herausgefordert. „Geh
weg aus deiner vertrauten Umgebung – hin in ein ganz anderes Land. Ich
werde es dir zeigen.“ Genesis 12,1 Nur so weit zunächst. Keine Erklärung, keine Begründung. Nur dieser Ruf. „Geh, Abram!“ Mit einem etwas vagen Versprechen. So, als wollte Gott erst die Reaktion abwarten. Und dieser Abram ließ sich auf das scheinbar Unmögliche ein – er vertraute diesem Gott. Hier beginnt das Geheimnis von Erwählung. Abram lässt alle Sicherheiten los, er vertraut Gott. Das nennt Paulus das Urbild des Glaubens. Und auf dem Weg in die Fremde bekommt Abram das eigentliche, großartige Versprechen: „Das
Land, auf dem Du heute deine Herden weidest – das werden Deine
Nachkommen einmal besitzen – und zwar für alle Zeit.“ Hier liegt der Grund allen Redens vom Heiligen Land. Das Land ist nicht in sich heilig, oder besser als anderes Land. Heilig ist das Land durch das Wort Gottes. Heilig ist das Land, weil Gott sein „Ich will es so!“ darüber gesagt hat. Das ist die Weise, wie Gott etwas für heilig erklärt. Nicht die mitgebrachten Qualitäten oder Leistungen zählen – allein Gottes Erwählung. Er sucht aus – und erklärt damit etwas oder jemand für heilig. Heiliges Land – das ist nicht mehr und nicht weniger als der Raum, in dem Gott Menschen erwählt. Heiliges Land ist das Geschenk der Erwählung. 2. Eine nüchterne Feststellung: Krieg ist in dieser Welt normal – aber nicht heilig. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei – erschreckt nicht. Das muss so geschehen. Matth.24,6 So redete Jesus von dieser friedlosen Welt. Jesus hat in einer sehr friedlosen, von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung geprägten Zeit gelebt. Unter seinen Anhängern gab es Zeloten – die Terroristen seiner Zeit. Die Frage des gewaltsamen Widerstandes gegen Rom stand immer im Raum. Und immer hat Jesus dies zurückgewiesen. „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ Matth. 26,52 ist die wohl bekannteste Äußerung Jesu zur Sache. Und trotzdem greifen bis heute immer wieder die Menschen viel zu schnell zum Schwert – als hätte Jesus diesen Satz nie gesagt. Als wäre noch nicht genug Elend durch Kriege entstanden. Es gibt im friedlosen Herzen des Menschen offenbar ein Gen für den Krieg – aber keins für Frieden. Neid, Missgunst und Machtstreben begleiten den Menschen – Zyniker sagen: das muss eben so sein, wie die Nahrungsaufnahme oder die Fortpflanzung. Krieg ist ein Teil der Normalität menschlichen Lebens. Nur: nicht alles, was normal ist, ist damit auch gut und richtig. Wo immer Menschen nicht im Frieden leben können, hat das darin seinen tiefsten Grund: Sie kennen den einen großen Friedensmacher nicht. Das gilt auch für den jüngsten Libanonkrieg – und zwar für beide Seiten. Kein Krieg kann heilig sein. Nicht ein offener Krieg oder feiger Terror zur Vernichtung des Staates Israel, ebenso wenig ist die Abwehr solcher Angriffe heilig. Beides ist Krieg und beides enthüllt allzu schnell die Maske des Dämonischen. In beiden Fällen sterben Unbeteiligte. Und für die Gemeinde Jesu gilt: auf beiden Seiten gibt es Freunde, ja Glaubensgenossen. Nein, Krieg ist menschlich und darum ungöttlich und nie und nimmer heilig. Also sich raushalten? Sich die Finger möglichst nicht schmutzig machen? Ja und Nein. Manchmal ist es geboten, einfach wegzugehen, wo der Krieg tobt. Als im ersten Jahrhundert immer deutlicher wurde, dass die heidnischen Legionen Roms sich daranmachten, Israel und Jerusalem zu vernichten, da ging die gesamte Gemeinde geschlossen weg. Weg aus Jerusalem, obwohl dort der heiligste Boden zurückblieb, den sie kannten: das Grab Jesu, die erste Kirche, wo die Jünger Abendmahl gefeiert hatten, der Ölberg mit dem Garten Gethsemane, die Stelle, wo Jesus vor den Augen der Zeugen zum Himmel auffuhr. All das war ihnen lieb und teuer. Dennoch: sie gingen weg. Nach Pella im Ostjordanland. Christen kennen kein Heiliges Land. Die Gabe, die sie mit der Erwählung durch Gott bekommen, ist Heilige Geist. Und dieser Tröster geht mit, wo immer sie sind. Ausweichen, wenn der Krieg nicht zu stoppen ist – das kann ein Weg sein. Der andere Weg ist ein Auftrag. 3. Ein Auftrag: Tut das Unmögliche – macht Frieden. Die siebte Seligpreisung Jesu in der Bergpredigt lautet so: Selig, also gerettet, sind die Friedensmacher – sie werden Gottes Kinder heißen. Matth.5, 9 Der Platz der Gemeinde Jesu Christi kann in jedem Krieg nur einer sein: Genau zwischen den Fronten. Nah bei den Opfern, bei den Hungernden, bei den Verwundeten, den Sterbenden und den in ihrer Seele Beschädigten. Es ist ein zutiefst christliches Denken und Handeln, was einmal zur Gründung des Roten Kreuzes geführt hat. Auch jeden Einsatz von Soldaten zur Vermittlung oder zur Überwachung internationaler Verträge halte ich für christlich, wenn eine solche Bezeichnung hilft. Wir haben Soldaten in der Philippus-Gemeinde, die zu Auslandseinsätzen ausgesandt werden. Lasst uns beten für diesen Dienst. Lasst uns die Familien nicht vergessen, die Wochen oder Monate allein klar kommen müssen. Schon das kann ein Friedensdienst sein. Was die Lehrerin aus Bonn täglich tut – kann ein Friedensdienst sein: Die andere Seite hören. Immer wieder den Mund aufmachen, wenn einseitige Vorurteile genährt werden. Für die Wirklichkeit sprechen, die immer vielschichtiger ist als schlichte Parolen. Und vor allem: Jesus bezeugen. Von ihm reden, auch wenn es weltfremd und naiv klingt. Er hat die Antwort auf alles Kriegsstreben von Menschen. Wer versöhnt lebt – mit Gott, mit sich selbst und mit seinem Nächsten – der wird den Frieden mehr schätzen als den Krieg. Es ist unmöglich – und doch: Jesus sagt: gerade die, die dieses Unmögliche unbeirrt tun, sind selig, sind gerettet. Amen. Björn Heymer |