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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am   über --
 
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Ihr Lieben,

der Fischer Simon wurde jedenfalls ziemlich eindeutig aus seiner Routine herausgerufen.

Und was dann begann, was alles andere als „Alles wie immer“.

Sein Auftrag lautete: „Menschen fischen“ – Gemeint ist nicht: um sie gefangen zu nehmen.

Sondern um sie in das Reich Gottes zu rufen.

Der Vergleich bei diesem seltsamen Auftrag „Du sollst Menschen fischen!“ liegt darin:

So wenig wie Fische von allein aus dem Wasser kommen – genau so wenig kommen Menschen von allein ins Reich Gottes. Es braucht einen Fischer, es braucht einen Begleiter.

Die Grenze des Vergleichs ist dies:

wenn ein Fisch aus dem Wasser gezogen wird, ist das sein Tod.

Wenn aber ein Mensch ins Reich Gottes gelangt, ist das sein wahres Leben.

Simon, der Fischer wurde zu Petrus, der Prediger und Gemeindeleiter.

Und wir säßen heute nicht hier, wenn Simon sich nicht verabschiedet hätte von seiner gelernten Routine, von seinem „Alles wie immer“.

Bei der Themenformulierung für diesen Welcome haben wir also ganz bewusst das Fragezeichen ans Ende gesetzt.

Weil wir glauben – „Alles wie immer“ ist nicht ein Satz von Jesus.

Weil wir heute werben wollen für ein Leben, das offen bleibt für Neues, für Heraus­forderungen und Überraschungen. Egal, in welcher Lebensphase man gerade ist.

Ich bin diesmal nach der Sommerpause so schnell wieder mitten in meiner Routine gewesen, dass ich schon nach wenigen Tagen kaum noch daran dachte, dass da eine Pause war.

Mich hatte der Alltag wieder fest im Griff. Und ich hab gemerkt:

Wenn ich meine Sehnsucht nach Abwechslung und Überraschungen auf den Urlaub verlege, dann tragen mich diese Erfahrungen nicht wirklich. Sie verfliegen einfach zu schnell.

Überraschungen mitten im Alltag – die halten meine Beziehung zu Jesus lebendig.

Eine solche Überraschung hab ich in dieser Woche erlebet:

Am letzten Sonntag war ich mit dem Familienkreis in der Nähe von Trier.

Meine Aufgabe war es, einen Gottesdienst zu gestalten.

Ich hatte eine Geschichte von David ausgesucht und vorbereitet.

So weit, so gut. Das ist mein Dienst.

Ich hatte mir vor allem etwas für eine Predigt überlegt.

Während die Anderen den Raum vorbereiteten, Lieder übten und Gebete aussuchten, ging ich das Ganze noch mal durch – das Übliche eben.

Da kam mir in den Sinn, zum Abschluss einige Sätze aus der Bergpredigt von Jesus vorzulesen. Ich hab den Abschnitt kurz überflogen und ein Bändchen in meine Bibel gelegt.

Und als es so weit war, schlug ich die Bibel auf und las vor.

Warum auch immer, ich las noch einen Satz weiter als vorher gedacht.

Und dieser Satz lautete:

„Gib dem, der dich bittet und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.“

Das gehörte eigentlich gar nicht mehr in den Zusammenhang, aber nun war es gesagt – und hing gewissermaßen im Raum.

In der Stille danach klang er immer lauter in meinem Herzen nach.

Nach dem nächsten Lied wäre eigentlich die Kollekte dran gewesen.

Aber stattdessen machte ich den Vorschlag:

„Wir sammeln in diesem Gottesdienst nicht eine Kollekte ein – sondern wir überlegen uns jetzt, was wir gegeben hätten – und genau das geben wir dem nächsten Menschen, der uns um etwas bittet. Vielleicht macht Jesus ja gerade daraus etwas.“

Und mir war klar: das nehme ich mir auch selber vor!

Gesagt, getan. Ich war gespannt, wer mich denn nun ansprechen würde.

Am Mittwoch war es so weit. Da stand ein Armer vor meiner Tür – das passiert beim Pfarrhaus ja öfter. Und jetzt bin ich erstmal in die Routinefalle getappt:

Ich habe genauso reagiert wie immer:

Ich prüfe kritisch, ob die Bitte wohl berechtigt sei – und dann nehme ich etwas aus der so genannten Gabenkasse. Das ist eine Kasse, in der Spenden für diakonische Zwecke sind.

Das ist eine sinnvolle und praktische Einrichtung.

Nur: ich selber bleibe dabei außen vor. Ich gehe verantwortlich mit Geld um, das ja.

Aber es ist nicht mein Geld, sondern Spenden Anderer.

Dabei ging es am Sonntag doch um mein Geld!

Etwas später fiel es mir wieder ein – und da wusste ich:

Das war genau der Moment, den Jesus schon am Sonntag für mich im Sinn hatte.

Ich hab innerlich geschmunzelt – und vor allem: ich hab mich gefreut.

Jesus hatte mich konkret zu einer Tat gerufen.

Ich weiß noch nicht, was daraus wird – aber das muss ich auch nicht.

Mir ist wichtig: Jesus hat mich mit einem Satz sehr konkret angesprochen.

Ich hab ganz persönlich den Ruf des Meisters wieder gehört.

 

Zurück zu Simon. Ihm war es ähnlich ergangen. 

Er war nicht einer von denen, die sich aufgemacht hatten, weil sie was von Jesus erwarteten. Er war einfach so da. Jesus sah ihn und gab ihm einen Auftrag.

Rudere mich aufs Wasser hinaus. Ich brauch Dein Boot.

Damit war Simon sozusagen dienstlich zum Predigthörer geworden.

Auch heute Morgen sitzen einige hier, die eher dienstlich da sind.

Sie haben eine Aufgabe übernommen. Weil es ihr Beruf ist, oder weil sie es als ihre Aufgabe ansehen, zum Gottesdienst zu gehen.

Manche kommen aus Pflichtgefühl, aus Routine oder um jemanden einen Gefallen zu tun.

All diese Leute haben etwas mit dem Fischer Simon gemeinsam:

Sie hören zu, weil es dazugehört.

Es ist Gewohnheit, kein Grund für besondere Aufmerksamkeit.

So ähnlich ging es Simon. Er ahnte erst nicht, dass es an diesem Tag gerade um ihn ging.

Um diesen müden, mit sich selbst beschäftigten Fischer.

Simon sollte das Boot steuern – und hat es auch getan.

Als er dann plötzlich aufgefordert wird: „Jetzt wirf noch einmal das Netz aus“

da hat er wohl gedacht: „Na gut, wenn es Dir Freude macht.“

Eine Mischung aus „Nicht widersprechen wollen“ und Neugier hat ihn vielleicht dazu bewegt.

Jedenfalls war er ohne große Erwartungen. So stelle ich mir diesen Simon vor.

Die Frage nach seinem Glauben war für ihn eigentlich gar keine Frage:

Er ging vermutlich am Sabbat in die Synagoge und er hielt sich an die Gebote.

Das Thema Glaube und Gott ist einsortiert in sein Leben als Ganzes.

Für Überraschungen ist da kein Platz und auch kein Bedarf.

Dass Gott ein Interesse hat, in den Alltagskram hinein zu sprechen – kann Simon sich vermutlich gar nicht vorstellen.

Alltag – das ist Routine – da spielt Gott doch keine Rolle.

Allenfalls als Maßstab für Entscheidungen.

Oder wenn man nicht mehr weiter weiß. In der Not erinnert man sich an Gott.

Aber nicht im Alltag.

Ich vermute mal, dass Simon Gott so verstanden hat.

Als Jesus ihm nämlich plötzlich seine Alltagsroutine durchbricht, wehrt er ab.

Die Netze sind plötzlich voll – gegen jede Erfahrung eines Fischers.

Da bricht es aus Simon heraus: „Geh weg von mir, Rabbi – ich bin ein sündiger Mensch.

Du und ich – wir passen nicht zusammen.“

Ich glaube, er wehrt Jesus deshalb ab, weil er ahnt, dass ihm eine Veränderung bevorsteht. Wie gut, dass Jesus sich nicht wegschicken ließ.

Er wusste offenbar: hinter der Abwehr steht etwas Anderes. Deshalb überrascht er ihn:

„Doch, Simon, wir passen sogar sehr gut zusammen!“

Für Jesus ist klar: der lebendige Gott will mehr sein als ein Regelwerk für die Routine des Lebens. Mehr auch als ein Schutzheiliger, den man für Notfälle hat.

Gott kennt jeden Menschen durch und durch. Und hat eine Aufgabe bereit.

Jesus hat Menschen wie den Fischer Simon in seine Nachfolge gerufen.

Dieser Ruf ist kein Selbstzweck.

Wer Jesus nachfolgt, der tut, was Jesus getan hat:

Der lädt Menschen ein, ihren Frieden mit Gott zu finden. Bei Gott wieder zu Hause zu sein.

Der Ruf in die Nachfolge ergeht heute wie damals.

Heute an uns. Jesus will nicht, dass wir unser Fromm-Sein polieren.

Er braucht Menschen, die Andere anstecken, dass sie umkehren und zu Gott finden.

Bist Du dabei?

Amen.

Björn Heymer