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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 6. August 2006  über 1. Korinther 6, 9 - 20

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Ihr Lieben,

als junger, gewissermaßen frisch gebackener Christ traf ich mich Woche für Woche mit Anderen in einem Hausbibelkreis. Wir haben viel gesungen, miteinander und füreinander gebetet – und vor allem: wir haben gemeinsam in der Bibel gelesen.

Was mir davon bis heute in Erinnerung geblieben ist, sind Abende, an denen wir den 1. Paulusbrief an die Christen in Korinth gelesen und diskutiert haben.

Die Themen darin sind so erfrischend aktuell und praktisch – dass man kaum glauben möchte, dass hier einer von vor fast 2000 Jahren zu Worte kommt.

Und heute morgen liegt uns ein Abschnitt aus diesem Brief vor – so scharf und konkret formuliert, dass es fast körperlich schmerzt, das zu hören.

Dass man zumindest innerlich unruhig auf seinem Sitz rutschen möge.

Ben Jost und ich lesen heute mal mit zwei Stimmen, denn zwei Stimmen werden laut in diesen Zeilen:

Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben. Und solche sind einige von euch gewesen.

Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

Alles ist mir erlaubt,

aber nicht alles dient zum Guten.

Alles ist mir erlaubt,

aber es soll mich nichts gefangen nehmen.

Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise;

aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe.

Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?

Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht: wer sich an die Hure hängt, der ist ein Leib mit ihr?

Denn die Schrift sagt: »Die zwei werden ein Fleisch sein« 

Wer aber dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm.

Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft;

darum preist Gott mit eurem Leibe.

Hätte Paulus in einem Brief an die Kölner etwas Ähnliches geschrieben?

Immerhin werden Themen angesprochen, die gerade in unserer Stadt brennend aktuell sind:

Hinter Lustknaben und Knabenschändern steht praktizierte Homosexualität, bei der eine massive sexuelle Gewalt und Ausbeutung geschieht. Köln ist Deutschlands Hochburg der Homosexuellen – wenn nicht gar das Zentrum europaweit!

Hurerei, das angeblich älteste Gewerbe der Menschheit, bedarf keiner Erläuterung. Jede Form von käuflicher sexueller Praxis – angeblich losgelöst von ganzheitlicher Beziehung – ist gemeint. Auf der Brühler Landstr. ebenso wie im Pascha oder in von der Stadt aufgebauten Verrichtungsboxen. Das ist traurige Realität in unserer Nachbarschaft.

Schrankenlose Sexualität im Karneval, in den hier in Köln produzierten Medien und im allgemein zugänglichen Internet und Fernsehen runden das Thema Hurerei ab.

Und auch Götzendienst kann man gerade in Köln finden. Der Dom, das Wahrzeichen unserer Stadt ist in seiner Hauptbedeutung ein Ort der Reliquienverehrung.

Man darf zumindest fragen, ob die Ablenkung der Frömmigkeit auf tote Knochen für schwache Gemüter nicht den Charakter von Götzendienst annehmen kann. 

Was machen wir nun mit diesen mahnenden Worten?

Wisst ihr nicht, dass die, die solches tun, nicht in der Ewigkeit Gottes sein werden?

Wisst ihr nicht, dass Menschen auch verloren gehen können?

Und wenn ihr es wisst, rührt es Euch noch?

Für mich stellen sich zwei dringende Fragen aus diesen Worten des Paulus:

Haben wir ein Herz für die Verlorenen?

Was ist mit meiner eigenen Verlorenheit und der Gnade Gottes?

Haben wir ein Herz für verlorene Menschen?

Paulus schreibt den Christen in Korinth sehr freimütig:

Einige von Euch haben so eine Vergangenheit:

Es gibt unter Euch welche, die waren Lustknaben, Diebe, Trunkenbolde  und Götzendiener!

Gibt es die heute unter uns auch? Vermutlich eher nicht, oder?

Wenn doch, dann sind das die wohl best gehüteten Geheimnisse der Privatsphäre.

So was sagt man doch nicht.

Nur: wenn solche unter uns nicht zu finden sind, dann fehlen aus der Sicht des Paulus in unserer Gemeine Einige.

Haben wir überhaupt Menschen hier, die eine Vergangenheit haben, über der nur ein Urteil möglich ist:

Verloren! Nach den Maßstäben Gottes absolut ausgeschlossen aus der Welt Gottes!

Paulus ist genau zu diesen Menschen hingegangen. Hat denen eindringlich von Jesus erzählt. So, dass Menschen umgekehrt sind von falschen Wegen. Dass sie ihr Leben völlig umgestellt haben. Er hat das aus Liebe zu diesen Menschen getan – wie Jesus selbst.

Glaubt ihr denn, ich sei für die Gesunden und die Selbstgerechten gekommen?

Ich bin für die Kranken gekommen. Für die, denen klar ist: ihr Leben ist verpfuscht.

So hat Jesus einmal seine Sendung beschrieben.

Nun war Paulus bestimmt kein drohender Gerichtsprediger.

So wie hier hätte er nie öffentlich gesprochen. Da hat er gesagt:

Wir bitten Euch: Lasst Euch doch versöhnen mit Gott – durch Jesus.

Hier zeigt er seinen Lesern etwas von seinem Herzen:

Ja, wer die verwandelnde Kraft des Geistes Gottes nicht in sein Leben lässt, der geht verloren. Nur darum machen wir das alles doch hier. Nur darum gibt es doch Gemeinde. Damit Menschen auf den richtigen Weg zurückkommen.

Haben wir so ein Herz für verlorene Menschen?

Treibt uns das an, wenn wir Veranstaltungen durchführen?

Nur dann sind wir Gemeinde, die den Namen Jesus verdient. Sonst nicht.

Und das Andere: Was ist mit meiner eigenen Verlorenheit und der Gnade Gottes?

Mitten durch diesen reißenden Strom der klaren Gerichtsansage hat Paulus so etwas wie einen Weg aus Trittsteinen gelegt. Sätze, in denen er von der Gnade Gottes spricht – die und in aller Verzweiflung aufrichten kann.

Die hat eben der Ben gelesen.

Ich hab lange überlegt, wie wir heute angemessen mit den Worten des Paulus umgehen.

Sie zu hören für die Menschen, die wir kennen, die aber nicht hier sind – das ist das Eine.

Wenn das neu die Liebe zu den Verlorenen weckt – gut so.

Aber was ist, wenn wir beim Aufzählen der Dinge, die Menschen von Gott trennen auch an Bereiche in unserem eigenen Leben gedacht haben?

Es gibt in der Seelsorge ein weithin vergessenes Hilfsmittel – man nennt es einen Beicht­spiegel. Das sind Sätze oder Fragen, die wir uns wie einen Spiegel vorhalten können.

Wo erkennen wir uns wieder? Wo erinnert der Geist uns an Schuld, an Dinge, die Gott nicht gefallen, an denen wir aber festhalten?

Zur Vorbereitung auf das Abendmahl – auf diesen einzigartigen konkreten Zuspruch der Vergebung – hören wir heute einige solche Fragen – langsam und mit Pausen zum Mitdenken. Danach hören wir noch einmal die Sätze der grenzenlosen Gnade Gottes.

Beichtspiegel nach 1. Korinther 6:

Habe ich gegen geltendes Recht verstoßen – um mir einen Vorteil zu sichern?

Habe ich eine Frau/einen Mann angesehen und dabei mich sexuellen Phantasien hingegeben?

Habe ich meine Hoffnung auf tote Materie, auf Geld, Magie oder Aberglauben gesetzt?

Habe ich das Eheversprechen meinem Partner gegenüber gehalten?

Bin ich wissentlich in die Ehe eines Anderen eingebrochen?

Habe ich Lust an gleichgeschlechtlicher Sexualität – in Praxis oder in Gedanken?

Habe ich die Grenzen eines Anderen übertreten und ihm/ihr geschadet?

Habe ich in meinem Besitz Dinge, die Anderen gehören, die ich gestohlen habe?

Habe ich es verweigert, den mir anvertrauten Besitz mit Bedürftigen zu teilen?

Greife ich in einem Maß zu Drogen, das meinem Körper und meinen Beziehungen schadet?

Habe ich den Namen Gottes verspottet oder abfällig über den Glauben geredet?

Beziehe ich meinen Lebensunterhalt aus Quellen, die Andere ausbeuten?

Bin ich achtsam mit meiner Gesundheit und meinem Körper umgegangen?

 

So weit – die Liste ist nicht vollständig.

Für all das gilt:

Ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.

Euer Leib ist ein Tempel des heiligen Geistes, der in euch ist und den ihr von Gott habt. Ihr gehört nicht euch selbst! Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.

Amen.

Björn Heymer