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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 30. Juli 2006  über Matthäus 13, 31 - 32 
 
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Ihr Lieben,

manchmal hat Jesus nur durch zwei – drei Sätze etwas gesagt, was bei den Hörern hängen geblieben ist.

Er hat kurze Geschichten erzählt – manchmal noch nicht einmal Geschichten.

Ein kurzer Vergleich reichte ihm schon – „Wenn ihr Gott und sein Handeln verstehen wollt, dann schaut Euch doch um. Die Natur spricht dieselbe Sprache wie ihr Schöpfer.“

Jesus redete von Gott aus der Gewissheit heraus: die wichtigen Dinge des Lebens sind im Grunde leicht. Leicht zu verstehen – und leicht zu tun. Wir wollen sie oft nur nicht.

Heute hören wir auf so einen kurzen Vergleich. Ich lese aus Matthäus 13.

Ein anderes Gleichnis legte Jesus ihnen vor und sprach:

Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.

Das werde ich nicht mehr vergessen: als wir Studenten in Jerusalem mit unserem Lehrer durch die Altstadt zogen und Benedikt Schwank auf einmal stehen bleib und von einem hohem Busch eine trockene Schote pflückte. Er schüttete winzige Samen in seine Hand.

„Das sind die Senfkörner aus dem Gleichnis! Und dann schaut Euch diesen Busch an, der aus einem einzigen Samenkorn wächst.“

Winzig klein sind die Samen – vielleicht 1 mm im Durchmesser – kleiner noch als Mohn.

Aber der Strauch - der war über mannshoch – kräftige Äste und ein grünes, schützendes Blätterdach.

Also, das war schon beeindruckend. Wenn man den Busch einmal gesehen hat, dann leuchtet das Gleichnis gleich ein. Was wollte Jesus sagen? Kleine Ursache und große Wirkung?

Ja, aber Jesus sagte das ja nicht einfach so als Naturbeobachtung.

Jesus spricht vom Himmelreich. Von der Wirklichkeit Gottes auf dieser Welt.

Das Himmelreich beginnt klein und unscheinbar.

Und dann wächst es und wird groß und unübersehbar.

Und noch mehr: Der Baum ist nicht das Ziel – am Ende finden die Vögel Schutz und Nahrung. So ist das Himmelreich kein Selbstzweck.

Heute geht es also um

Kleine Anfänge und große Ziele.

Kennen Sie das: sobald das Gespräch auf das Thema Glaube und Gott kommt, wird es sehr einseitig. Da redet nur noch der Pfarrer – oder jedenfalls der, der etwas darüber weiß.

Das, was Menschen glauben – das gehört zu den Tabuthemen in der Gesellschaft.

Eigentlich redet man darüber nicht.

Darum gibt es in unseren Gottesdiensten auch keine Gespräche.

Dabei brauchen wir das: von Anderen zu hören, was Glauben ist.

Wie man dahin findet, dass man glauben kann. Dass man die Bibel selber versteht und selber den Mut findet, mit Gott zu reden – und auch etwas vernimmt, wenn man in die Stille geht und hören will.

Viele Menschen sehnen sich danach – davon bin ich überzeugt.

Und nur Wenige haben den Mut, hier das Gespräch zu suchen.

Als Jesus lebte, scheint es gar nicht viel anders gewesen zu sein.

Das Himmelreich – es beginnt ganz klein und unscheinbar.

Wenn ein Samenkorn im Staub gelandet ist, dann kann man es kaum sehen – die meisten gehen vorüber und ahnen gar nicht, dass da was entsteht.

So kann man oft kaum nachvollziehen, wo die Ursprünge sind, wenn einer glaubt.

Wenn die Zeit reif ist, dann wächst es heran.

So höre ich aus diesem Gleichnis zuerst einmal heraus:

Hab Geduld, wenn es um geistliche Dinge geht. Hier ist nichts zu erzwingen.

Ich erinnere mich an eine Frau, die bei einem der ersten Glaubenskurse hier in der Gemeinde teilgenommen hatte. Am Ende hat sie sich bedankt für die guten Impulse –

und ich sah sie nicht wieder. Vier Jahre später tauchte sie wieder auf. Sie kam zum Gottesdienst, brachte sogar noch jemanden mit. Heute sage ich: der Same ist aufgegangen.

Als die Zeit reif war. Natürlich freuen wir uns, wenn so was passiert.

Und wissen doch: das ist doch eher selten.  

In unseren Welcome Gottesdiensten haben wir im vergangenen Jahr etwa 250 Welcome Taschen verteilt. Mit einer Bibel darin und allen Informationen über die Gemeinde.

Demnach müssten wir in drei-vier Jahren hier mehr Stühle aufstellen.

Kleine Anfänge. Das scheint ein geistliches Prinzip zu sein.

Aber es ist nicht alles! Geben wir uns nicht mit der Kleinheit zufrieden!

Die Senfstaude wächst zu einem großen Busch.

Sie kann bis zu 3 Meter hoch werden. Der Stamm ist dann armdick.

Richtig beeindruckend und nicht zu übersehen.

Jesus hat gerade die Senfstaude ausgesucht, weil sie jedes Jahr neu aus dem Samen wächst. Immer wieder neu geschieht das Wunder des kleinen Anfangs mit großem Ergebnis.

Vielleicht geben wir uns in geistlichen Dingen zu leicht mit zu wenig zufrieden.

Und leben in der Gemeinde unseren Glauben so vor uns hin – ohne dass sich wirklich etwas Besonderes zeigt. Unser Glaube bleibt dann Privatsache. Wer sollte wagen, uns da reinzureden oder uns gar herauszufordern?

Und gerade das wollte Jesus nicht.

Der Clou in dem Gleichnis vom Senfkorn sind die Vögel.

Sie finden im Busch Schutz vor der sengenden Sonne – sie picken auch ganz selbstver­ständlich die meisten Schoten leer. Die Vögel sind Gäste. Sie nutzen die Senfstaude – und bringen ihr nichts. Die Staude ist nicht für sich selber da.

Wenn Gemeinde der Ort ist, wo das Himmelreich anbricht, dann ist sie nie Selbstzweck.

Es reicht nicht, wenn wir hier beschaulich unsere Frömmigkeit pflegen, miteinander die Bibel lesen und uns an der Gemeinschaft freuen.

Es wäre noch nicht einmal genug, wenn man feststellen würde:

hier ist der Ort, wo geistliches Wachstum geschieht.

Dass Leute in ihrem Glauben weiterkommen, das macht nur Sinn, wenn die Gemeinde zu einem Ort der Hoffnung für die Gesellschaft wird.

Wenn hier Menschen Hilfe erfahren. Und zwar ganz praktisch für ihr Leben.

Die Vögel im Gleichnis sind eine Anleihe aus den Propheten Ezechiel und Daniel.

Da stehen sie auch für die Heidenvölker. Also nicht für Israel.

Es ist der Wille Gottes, dass Gemeinde für Andere da ist.

Auch wenns anstrengend ist. Wo ist die Diakonie in der Gemeinde?

Wir haben Einiges: wir sammeln Kleider für Bedürftige in Bethel.

Wir geben Menschen die Chance, Sozialstunden abzuarbeiten – und die, die das hier tun, machen zumeist eine gute Erfahrung.

Kranke und Einsame werden besucht – allerdings nur die, die formal evangelisch sind.

Mein Eindruck ist: es sind Wenige, die hier viel tun.

Vielleicht brauchen wir mehr geistliches Wachstum, damit mehr Menschen sich hier betätigen. Damit wir herauskommen aus einem gedanklichen Kreisen um uns selbst.

Keine Pflanze begnügt sich damit, gerade so viel Samen zu produzieren, damit die Art nicht ausstirbt. Manchmal hab ich den Eindruck, die Spezies Christ lebt gerne so.

Nun kann man Wachstum nicht erzwingen. Das wusste auch Jesus.

Trotzdem, man kann die Bedingungen zum Wachstum verbessern.

Ein anderes Gleichnis hat Jesus einmal erzählt: da war ein Weinbauer ärgerlich über seinen Feigenbaum, weil der schon jahrelang keine Früchte mehr trug.

Hau ihn ab, er nimmt nur noch Raum ein – sagt er seinem Gärtner.

Aber der widerspricht seinem Herrn und schlägt vor:

Lass ihm noch ein Jahr Zeit. Ich will die Erde um ihn lockern und ihn mit Nährstoffen versorgen. Vielleicht kommt ja doch noch etwas. Wenn nicht, dann kann er weg.

Die Bedingungen zum Wachstum verbessern – das sollen wir wohl tun.

Was könnte das sein?

Zuerst ist wohl ein klarer Schritt nötig: So, wie einer sich mal für den Glauben an Jesus entschieden hat, so braucht es heute neu eine Entscheidung:

„Ich will mich nicht mehr zufrieden geben mit dem, was war. Ich will den Ruf Jesu heute neu hören.“

Geistliches Wachstum geschieht eben nicht von selbst.

Darum lasst uns miteinander überlegen, was uns weiterbringt.

Brauchen wir noch mehr Wissen, was die Bibel uns sagt?

Oder brauchen wir anregende Vorbilder aus anderen Gemeinden?

Vielleicht auch eine konkrete Herausforderung, an der wir wachsen würden.

So war es bei Pro Christ Mobil und Pro Christ.

So ist es bei Welcome und bei Besuchsaktionen.

Die Senfstaude bietet Schutz und Nahrung für die Vögel – die kommen und wieder gehen.

Wir brauchen wohl auch ein weites Herz, um gerne gastfrei zu sein.

Und ein echtes, herzliches Interesse für die Menschen, die noch nicht zur Gemeinde kommen.

Ich bin sicher. Dann werden wir zu einem Ort, wo Menschen Pause gerne hinkommen.

Wo Mühselige auftanken und neuen Mut schöpfen.

Sorge darum, ob die Senfstaude dabei nicht zu kurz kommt, die höre ich nicht bei Jesus.

Amen.

Björn Heymer