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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 28. Mai 2006  über Johannes 14, 16-19
Welcome  "Niemals geht man so ganz"
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Ihr Lieben,

das Lied eben steht hier in Köln auf der Hitliste für Beerdigungen ziemlich weit oben.

Dabei ist es eigentlich ganz anders gemeint:

Als Trude Herr – ein Kölner Original – sich entschlossen hatte, ihren Lebensabend nicht in der Südstadt, sondern auf einer fernen Insel zu verleben, da hat sie diese Zeilen gedichtet.

Zum Trost für ihre Fans und Freunde, die nicht mitgehen konnten.

Sie wollte ihnen sagen: Ich sterbe ja nicht! Wir können uns wieder sehen.

Bei ihrem Abschied stimmte das wohl auch. Wenn jemand verreist oder umzieht.

So ein Abschied ist doch lange noch kein Tod!

Irgendwas von mir bleibt hier – irgendwas von dir geht mit.

Was kann ein Trost sein, wenn Menschen sich trennen müssen?

Irgendwas – das sind Erinnerungen, Geschenke, die man einander gemacht hat.

Oder das Wissen: der oder die, dieser Mensch hat mir weiter geholfen.

Er war selbstlos, hat mich ermutigt, als ich das brauchte.

Und so bleiben Menschen verbunden – über gute Erinnerungen.

Und natürlich dies: solange der Andere lebt, kann man ja mal anrufen.

Oder man besucht sich und lässt die alten Zeiten wieder aufleben.

So schlimm sind Abschiede heutzutage also nicht.

Es sei denn – jemand stirbt wirklich. Der Tod trennt - unwiderruflich.

Und sich beim letzten Abschied mit diesem Lied zu trösten?

„Niemals geht man so ganz“ ?

Ich weiß nicht  – da bleibt eine Lücke.

Man kann eben nicht mehr in Kontakt kommen – auch wenn man es gerne wollte.

Man merkt das nicht gleich.

Die Verbindung durch gute Erinnerungen, die ist ja schon erst mal da.

Aber wenn nichts mehr dazu kommt, dann verblasst auch die beste Erinnerung nach und nach.

Ohne neue Erfahrungen holt die Wirklichkeit des Todes uns nach jedem Abschied ein – garantiert.

Beim Lesen der Bibel fällt mir eins immer wieder auf:

Erzählt werden meistens Geschichten, wo es genau darum geht:

Dass Leute sich trennen. Dass Menschen aufbrechen zu neuen Zielen –

Oder durch das Sterben voneinander getrennt werden.

Die ganze Geschichte Jesu kann man so hören:

Ein lange angekündigter und gut vorbereiteter Abschied.

Trotzdem – dieser Abschied ist so ganz anders als Abschiede sonst.

Jesus hat vor seinem Tod ganz klar gesagt: Das wird kommen.

Schon bald werde ich nicht mehr auf dieser Welt sein, und niemand wird mich mehr sehen. Joh. 14, 19

Jesus hat sich verabschiedet von seinen Jüngern.

Ganz klar in der Aussage: Ja, ich gehe und das wird endgültig sein.

Das gefällt mir. Hier wird nicht beschönigt oder klein geredet. Das will ich von Jesus lernen: nüchtern die Dinge zu sehen, wie sie sind. Wie sie auch nicht zu ändern sind.

Trennungen trennen wirklich – Abschiede sind schmerzhaft.

Es ist besser, darüber zu weinen, als sich hinwegzutrösten.

Und dann: Jesus hat sich nicht damit begnügt. Im Gegenteil:

Nein, ich lasse euch nicht allein zurück. Dann werde ich den Vater bitten, dass er euch an meiner Stelle einen Helfer gibt, der für immer bei euch bleibt. Dies ist der Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht aufnehmen, denn sie ist blind für ihn und erkennt ihn deshalb nicht. Aber ihr kennt ihn, denn er wird bei euch bleiben und in euch leben. Joh. 14, 18,16+17

Das wäre in seiner Lage naiv gewesen – wenn er gesagt hätte:

Es wird schon nicht so schlimm. Wir sehen uns wieder. Oder auch:

„Niemals geht man so ganz. Irgendwas von mir bleibt hier“.

Stattdessen sagt Jesus ganz klar: Wenn ich gehe, dann nimmt ein Anderer meinen Platz ein.

Der Geist der Wahrheit – den der Vater senden wird.

Heute wissen wir: gemeint ist die dritte Seite Gottes. Wir nennen sie den Heiligen Geist.

Die Kraft, die Menschen erfassen kann, sie erfüllt und – ja, sie tröstet, wie kein Mensch trösten kann.

Egal, mit welcher Sorte Abschied wir unter Christen zu tun haben;

Für mich liegt hier der stärkste Trost:

Gott sendet seine Kraft – mir, wenn ich etwas lieb Gewordenes loslassen muss.

Er sendet sie mir und dem Anderen auch, wenn sich unsere Wege trennen.

Im Geist Gottes sind Christen verbunden, egal, wo sie gerade sind.

Denn es ist der Eine, der gleiche Geist – hier und dort.

Ja, auch diesseits und jenseits des Todes!

Das ist die tiefe Wahrheit, die Jesus seinen Jüngern ans Herz legt:

Wenn der Vater im Himmel seinen Geist senden wird, dann hat selbst der Tod seine trennende Macht verloren.

Christen halten Verbindung zueinander, indem sie füreinander beten.

Gewissermaßen begegnen sie sich vor dem Thron Gottes im Gebet.

Das kann jederzeit geschehen. Das hat Christen aller Zeiten unwahrscheinlich mutig gemacht.

Mutig, Grenzen zu überschreiten. Mutig, ihre Heimat hinter sich zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen.

Wenn der Geist Gottes nicht wäre, da gäbe es keine vernünftige Erklärung dafür, dass sich wenige Jahrzehnte nach Pfingsten Christen und Gemeinden in der ganzen damaligen Welt fanden. Und dass heute kaum ein Land der Erde ohne Kirche gibt.

Das hat seinen tiefen Grund darin: der Geist Gottes ermutigt zum Losgehen.

Dieser Sonntag heute hat sein ganz besonderes Thema im Drama des Kirchenjahres:

Es ist das Thema: Wie gehen wir um mit dem Abschied – bevor der Tröster kommt?
Vor drei Tagen haben wir daran gedacht: Jesus ist zum Vater gegangen –

Der Abschied von seinen Jüngern. Die Zeit seiner sichtbaren Gegenwart war vorbei.

Alles war gesagt und getan. Nun sollten sie warten.

Zehn Tage lang – bis zum Pfingstfest. Da kam dann der Heilige Geist mit Macht.

Der Sonntag heute liegt genau dazwischen. Abschied ja – Tröster – noch nicht.

Was haben die Jünger gemacht?

Zwischen Abschied und Kommen des Geistes Gottes?

Sie haben jedenfalls nicht wehmütig zurückgeschaut. Nicht Trübsal geblasen.

Sondern etwas sehr Nüchternes haben sie getan.

Ganz praktisch haben sie sich auf die neuen Herausforderungen vorbereitet.

Eine Position im Zwölferkreis musste neu besetzt werden.

Also haben sie überlegt, wer in Frage kommt, dann haben sie haben gebetet und gewählt.

Manche von uns stehen vielleicht gerade hier:

Die besonderen Erlebnisse mit Jesus – sie scheinen eher selten zu sein.

Irgendwann mal war es mit den Anfangserfahrungen mit Jesus vorbei.

Er hat sich verabschiedet aus unserem Alltag – so mag es uns scheinen.

Und die Erfahrung mit dem Heiligen Geist – sie liegt wohl noch vor uns.

Also was tun? Lasst uns nüchtern sein und das Naheliegende tun.

Lasst uns beten – das kann man auch tun, wenn man sich sehr einsam fühlt.

Und lasst uns die Dinge unseres Lebens ordnen, damit wir für Gottes Eingreifen Raum schaffen.

Für Ihn gilt der Satz aus dem Lied wirklich: Er ist niemals ganz gegangen – denn Gott hat uns seinen Geist versprochen. Das tröstet wirklich. Amen.

Björn Heymer