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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 21. Mai 2006  über Kolosser 4, 2-4--
 
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Ihr Lieben,

der Sonntag Rogate ist schon etwas Besonderes.

Einmal im Jahr wird uns das Beten ganz besonders ans Herz gelegt – heute.

Eben haben wir es aus dem Brief an die Christen in Kolossae gehört.

Paulus schreibt:

Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!

Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue

und wir das Geheimnis Christi sagen können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, damit ich es offenbar mache, wie ich es sagen muss.

Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind,

und kauft die Zeit aus.

Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt,

dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.

Vorige Woche fiel mir das Armband einer Konfirmandin auf.

Auf dem stand die Abkürzung: P.U.S.H. also drängen, schieben.

Was das bedeutet? Hab ich gefragt. pray until something happens.

Also: Bete solange, bis etwas geschieht!

Das hat mir sofort eingeleuchtet.

Und daran musste ich gleich denken, als ich den Satz von Paulus gelesen habe.

Bete solange, bis etwas geschieht!

Wie oft habe ich für eine Sache einmal gebetet – und dann gedacht: Nun reicht es.

Wenn  daraufhin nichts passiert, dann soll es wohl nicht sein.

Eben haben wir eine kleine Geschichte gehört:

Jesus erzählt da von einem Mann, der spät abends Besuch bekommt – und ein Problem hat:

Er hat kein Brot mehr im Haus, aber die Gäste sind hungrig.

Also geht er zu seinem Freund. Und holt den aus dem Bett. Und lässt sich nicht abwimmeln – obwohl man den Anderen ja so gut verstehen kann. Der ist schon im Bett, seine Kinder würden wieder aufwachen. Alles verständlich. Trotzdem, der Freund draußen bleibt hartnäckig. Beharrlich im Beten eben.

Schließlich kriegt er, was er will, was er braucht. Weil sein Anliegen berechtigt ist.

Und weil er beharrlich geblieben ist.

Also: Wenn man hartnäckig und immer wieder bittet, dann passiert auch was.

Allerdings: es geschieht nicht immer das, was wir wollen. Das ist wohl auch jedem klar.

Das bremst uns ja meistens dann auch irgendwann aus. Oder?

Das beten wir für eine Sache oder für einen Menschen – und es passiert gar nichts.

Oder gar genau das Gegenteil von dem, was wir uns gewünscht haben!

Ich bin sicher: wer selber ein betender Mensch ist, der hat sich schon mal so oder ähnlich Gedanken gemacht. Völlig berechtigt.

Einerseits werden wir so konkret zum Beten aufgefordert – und dann die bremse:

Es geschieht doch Gottes – nicht unser Wille.

Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, denn hier geht es um verschiedene Dinge!

Manchmal bin ich ja froh, dass ich mal griechisch gelernt habe.

Denn im Original gelesen wird plötzlich klar:

Paulus meint hier nicht das, was wir denken, wenn wir hören: Seid beharrlich im Gebet!

Seid beharrlich in der proseuchä. Das steht da. Das ist ein Hauptwort – nicht das Tu-Wort!

Und Proseuchä ist ein Fachbegriff. Damit ist nicht eine Tätigkeit beschrieben.

Proseuchä, das ist ein Ort oder eine Versammlung von Menschen.

Paulus ging in Philippi zur proseuchä – weil er dort Menschen  traf, die Gottesdienst miteinander feierten. Wenn es in einer Stadt damals keine Synagoge gab, dann trafen sich die Juden unter freiem Himmel an einem bestimmten Ort zum Gottesdienst.

Dieser Ort war die proseuchä.

Wenn Paulus also dazu aufruft: Seid beharrlich in der proseuchä – dann geht es nicht um Privatfrömmigkeit. Gerade nicht darum, was der Einzelne in seinem Kämmerlein tut.

Sondern um die Gebetsversammlungen der Gemeinde geht es.

Bleibt dabei, wenn die Gemeinde sich zum gemeinsamen Gebet versammelt.

Es liegt ein besonderer Segen darauf, wenn Menschen sich zum Beten versammeln!

Daran erinnert Paulus. Ihm geht es um den Gottesdienst und darum, dass da keiner fehlt.

Im nächsten Satz bestätigt sich diese Beobachtung:

Wacht in ihm mit Danksagung – hat Luther übersetzt.

Diese Aufforderung besteht fast nur aus zwei Worten –

und beide sind gerade im Gottesdienst zu Hause!

Seid wachsam – wenn immer Jesus das gesagt hat, ging es um die Zeitenwende.

Darum, dass Gottes neue Welt jetzt anbricht.

Wachsamkeit – das ist nicht ein ungesunder Schlafverzicht.

Manche haben diese Aufforderung des Paulus so verstanden:

Haltet Euch wach! Betet gegen eure Müdigkeit an.

Das klingt gut und sehr fromm – nur – das hat Paulus nicht gemeint!

Vielmehr ist gemeint, dass wir es nie mehr vergessen sollen:

Gottes neue Welt steht unmittelbar bevor.

Diese Welt, die wir sehen und in der wir noch voll eingebunden sind, sie ist nicht alles.

Wenn wir das nur erkennen! Das würde unser Beten verändern!

Gottes Reich würde uns wichtiger werden –

und unsere oft so diesseitigen Anliegen bekämen den Platz, der ihnen zukommt:

Auch darin kann Gott sich verherrlichen. Sein Eingreifen kann uns schon jetzt trösten.

Nur: viel wichtiger ist, was Seinem Reich dient!

Und das andere Wort ist Danksagung – das kennen die meisten sogar im griechischen:

Eucharistie! Seit der alten Kirche das Wort für die Feier des Abendmahles.

Wir haben uns im Bibelkreis lange darüber unterhalten, wie wichtig es ist, dass wir im Beten die Dankbarkeit nicht vergessen. Ja, es ist wahr.

Wer nicht dankt, der bleibt in seinem Beten bei sich selbst.

Nur: hier steht eben nicht Dankbarkeit, sondern eucharistie – Danksagung.

Und das ist ein Begriff aus dem Gottesdienst! So wie proseuchä.

Deutlicher kann man sein. Gottesdienst und Mahlfeier –

das ist für Paulus die Mitte des Glaubens.

Gestern Abend haben wir zum Abschluss des Glaubenskurses miteinander das Mahl gefeiert – in ganz schlichter Form haben wir Brot und Wein geteilt.

Und gebetet. Gott unsere Schuld bekannt und ihm gedankt für seine Liebe.

Und dabei haben wir es wieder erlebt: hier ist die geheime Kraftquelle für unser Leben.

Hier rührt der Auferstandene uns an – ganz real.

Paulus war es entscheidend wichtig, seine Leser daran zu erinnern:

Bleibt in der Gemeinschaft der Betenden und derer, die das Brot brechen!

Vielleicht gerade, weil er diesen Brief aus dem Gefängnis schreibt.

Weil Ihm gerade das genommen ist.

Ihr Lieben, lasst uns nicht leichtfertig auf den Gottesdienst verzichten.

Es geht hier nicht um eine nette Sonntagsbeschäftigung, weil uns nichts Besseres einfällt!

Der Gottesdienst und jede Gelegenheit, wenn hier Menschen zusammen beten, sind Tankstellen für die Seele.

Das Weitere, von dem Paulus hier spricht, versteht nur der, der an dieser Stelle klar entschieden ist.

Paulus bittet um Gebetsunterstützung für seinen Dienst. Er sieht den nicht als beendet an. Auch in der haft gibt es Gelegenheiten, von Jesus zu reden – selbst vor den Richtern, die ihn verhören, konnte Paulus Jesus bezeugen.

Nur: reden allein ist nicht viel. Jedes missionarische Wirken braucht die  konkret Unterstützung im Gebet.

Auch das haben wir an den vier Abenden des Glaubenskurses ganz konkret erlebt:

Bei Manchen war die Teilnahme umkämpft – ein Gehörschaden stellte sich ein – und verhinderte das so wichtige Hören.

Ein Anderer kriegte ausgerechnet jetzt – mitten im Ärztestreik - einen Termin für eine orthopädische Operation, und verpasste so die Hälfte!

Eine dritte fragte nach dem Kurs gestern Abend, als er gerade vorbei war - und hat ihn verpasst.

Vielleicht haben wir zu wenig gebetet!

Paulus bittet die Christen: Unterstützt mich durch Euer Beten!

Es macht einen Unterschied, ob gebetet wird oder nicht!

Und wie gesagt: Paulus spricht hier nicht vom privaten Gebet Einzelner.

Es geht um das Gebet, wenn wir zusammen sind – immer nach dem Gottesdienst in der Sakristei. Da treffen sich Beter – tauschen sich aus, erzählen, was Gott getan hat und vereinbaren, wofür sie beten.

Der Zettelkasten hinten am Pinnbrett ist ein Weg, Anliegen dorthin zu melden.

Selber hingehen und mitbeten ist jederzeit willkommen.

Heute ist der Sonntag mit dem Namen Rogate! Betet!

Wie heißt es knapp und prägnant im Werbeslogan eines Sportartikelherstellers:

Just do it!

Amen!