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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am  2.04.2006, Judica  über  Mumeri, 21, 4 - 9
 
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Ihr Lieben,

Israel hat die Geschichten aus der Zeit der Wüstenwanderung immer aufbewahrt.

Denn diese alten Geschichten wurden immer wieder als Vorbild gehört –

Vorbild für Situationen, wie sie im Volk und ebenso in allen Gemeinschaften immer wieder auftreten. Eine dieser Geschichten ist uns für heute zum Nachdenken empfohlen.

Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege

(eig. „Ihnen wurde der Atem kurz“ d.h. sie waren erschöpft. Der Hintergrund ist dieser: eben noch hatten sie einen völlig unerwarteten Sieg errungen. Die erste größere Stadt Kanaans, Arad, war erobert worden. Nur: vorher hatten sie Gott versprochen: wenn uns das gelingt, dann übernehmen wir die Stadt nicht, sondern sie wird zerstört und als Trümmerfeld liegen gelassen. So war es  gemacht worden.

und jetzt führte Mose seine Leute weiter – in Richtung auf das Schilfmeer!

Das bedeutet: weiter weg vom Ziel, denn er kehrte nach Süden um.)

und das Volk redete wider Gott und wider Mose: Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise.

(das war schon eine harte Beschwerde. Immerhin war das Manna gemeint – jene Speise, mit der Gott sie Tag für Tag versorgte – ohne dass sie einen Acker bearbeiten mussten!)

Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme.

Und Mose bat für das Volk. Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.

Was war da los? Was macht diese alte Geschichte so wertvoll, dass wir heute auf sie hören?

Geschildert wird ein massiver Konflikt und wie Mose damit umgeht.

Im Volk herrschte Angst – daraus wuchs Auflehnung gegen Gott und den Leiter, Mose.

Mose betet – und Gott schenkt Umkehr und Neuanfang.
Israel hatte gerade eine starke Erfahrung mit Gott gemacht.

Es war gelungen, eine Stadt zu erobern, die stark und befestigt war.

Auf Gottes Versprechen hin hatte Israel den Angriff gewagt – und Gott hat ihnen den Sieg geschenkt. Eine großartige Erfahrung – so wie damals am Schilfmeer.

Es war ein Meilenstein auf dem Weg ins verheißene Land.

Der ganze Weg des Volkes durch die Wüste stand ja unter dem großen Versprechen:

Gott will eine große Veränderung für sein Volk:

Aus Sklaven sollten freie Menschen mit eigenem Land werden.

Auf diesem Weg befanden sie sich.

Und da gab es immer wieder Teilsiege. Und immer wieder auch Enttäuschungen.

Wie in einer Gemeinde auch. Wir sind wie Israel, Leute auf dem Weg raus aus der Sklaverei hin in die Freiheit, hin in das Land der Verheißung.

Wie Israel erleben auch wir Siege – und Niederlagen.

Dass wir hier Pro Christ so durchführen konnten, wie wir es erlebt haben, das war ein Schritt hin in das Land der Verheißung.

Wir haben ein wunderbares Miteinander erlebt.

So sollte, so könnte Gemeinde sein – schon hier!

Und dann verlor Israel sein Ziel aus den Augen und bekam Angst.

Was in der Pro Christ Woche so wunderbar war – wie alle Gruppen der Gemeinden gemeinsam etwas gestaltet haben, das ist eben nicht normal.

Kürzlich sagte jemand treffend: Wir sind eine Gemeinde von Kreisen und Gruppen.

Zellen, die wenig gemeinsam tun.

Die offenbar auch nicht interessiert sind, ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

Sobald man sich zu nah begegnet, scheint alles Gemeinsame vergessen zu sein.

Eifersüchtig hütet jeder sein Revier.

Und wehe, man begegnet sich zu sehr.

Damals im Volk Israel kam Angst auf - vor den Edomitern. Deshalb machten sie kehrt.

Welche Rolle spielen Ängste in unserem Miteinander?

Welche Angst lässt uns sehr schnell zurückfallen in alte Muster?

Welche Angst ist es, die in uns die Sehnsucht wach hält nach einer verklärten Vergangenheit?

„Gab es nicht Fleisch und Brot genug in Ägypten? Hier haben wir nur dieses Manna!“

Wovor haben wir Angst? Was hindert uns, im Glauben gemeinsam weiterzugehen?

Wie damals sind es Menschen – nicht mehr.

Vor welchen Menschen haben wir Angst? Welche Konflikte vermeiden wir?

Wo gehen wir lieber Umwege, anstatt weiterzugehen dorthin, wo Gott uns haben will?

Manchmal sind es die Wächter der Tradition – Leute, die sich unstreitbar verdient gemacht haben. Solche, die sich eingesetzt haben – keine Frage.

Die aber zugleich rückwärts gewandt erscheinen. Bloß keine Veränderungen!

Was früher war, das hat sich doch bewährt. So reden sie. Oder denken wenigstens so.

Haben wir im Tiefen Angst vor diesen Wächtern der Tradition?

Und jetzt kommt etwas Interessantes:

Aus Angst vor den Edomitern lehnen sich die Israeliten auf gegen ihren Führer, gegen Mose.

In der Psychologie spricht man da von Übertragung. Wenn Menschen Aggressionen nicht dorthin richten, wo sie entstanden sind, sondern zum Beispiel gegen die eigenen Leiter.

Nun wird nicht berichtet, dass Mose mit dem Volk diskutiert hätte.

Das ist erstaunlich. Er hat die Angst ernst genommen und hat die Richtung gewechselt – sicher gegen die eigene Überzeugung.

Mose lässt sich nicht auf einen Streit ein – er lässt Gott handeln.

Und Gott handelt: unmissverständlich wird klar. Er zieht seine schützende Hand zurück.

Und auf einmal sind da die Schlangen. Tiere der Wüste. Giftig. Eine Plage. Viele sterben.

Israel erkennt: Ihre Entscheidung war falsch! Das Umkehren zurück zum Schilfmeer entspricht nicht dem, was Gott sich mit seinem Volk gedacht hat.

Schmerzen und Tod sind die Folge.

Es ist, als wolle Gott seinem Volk zeigen, wovor er es über lange Zeit bewahrt hatte.

Die Wüste ist ein gefährlicher Ort.

Israel versteht seine Lektion: ihr Ziel entschwindet in unerreichbarer Ferne –

und die Gefahren der Wüste werden lebensbedrohlich.

Das Volk kehrt um – es ist derselbe wunderbare Vorgang wie in der Geschichte vom davongelaufenen Sohn: da erkennt plötzlich einer: Was ich getan habe, war falsch!

Es muss nicht ein bisschen was anders werden bei mir – ich brauche eine ganz neue Ausrichtung. Ich habe mich schuldig gemacht. Was ich brauche, ist Gnade.

Nur Gott schenkt solche Einsicht! Und Er tut das immer wieder.

Die Israeliten bekennen ihre Schuld. Sie bleiben nicht bei Klage und Trotz.

Das ist schon wunderbar, wenn ein Mensch beginnt, bei sich nachzuschauen – wenn etwas nicht so läuft, wie er oder sie es sich gedacht hat!

Und dann schenkt Gott einen Ausweg: er gibt Mose einen Auftrag:

Mach eine Schlange aus Eisen. Stelle sie – hoch angebracht an einer Stange – im Lager auf.

Wer die Schlange ansieht, der wird nicht sterben.

Gott vertreibt nicht die Schlangen. Er verhindert nicht mal, dass sie weiterhin Menschen beißen. Wir hätten gerne solche Lösungen: dass es keine Probleme mehr gäbe.

Dass es wieder so sei wie im Paradies: keine Arbeit, keine Krankheiten, kein Streit, kein Trennungsschmerz.

Aber solange wir auf dieser Erde leben, ist es nicht so.

All das gehört zum Leben – ob wir mit Gott leben oder nicht.

Manchmal bewahrt Gott – manchmal auch nicht. Einen Anspruch darauf haben wir nicht!

Der Unterschied für Christen ist der: Wir haben einen Ort, zu dem wir hingehen können.

Jesus hat die Geschichte von der Schlange auch gekannt. Und er hat sich selbst in ihr gesehen:

So wie die Schlange erhöht wurde als Zeichen der Rettung – so wird er selbst erhöht werden.

Und so wie damals der vertrauensvolle Blick zur Stange mit der Schlange rettete – was schon ziemlich verrückt scheint – so rettet uns das Vertrauen auf Jesus – und nur das.

Das wissen ist das Eine. Gewusst haben das mit der Schlange alle in Israel.

Aber darauf tatsächlich zu vertrauen – das ist etwas Anderes.

Nur der wird gerettet. Nur der, der auf Jesus vertraut.

Amen!

Björn Heymer