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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 19.03.2006  über 1. Petrus 1, 13 - 21--
 
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Ihr Lieben,

wie oft denken Sie an Gott? Einmal in der Woche? Oder öfter?

Jeden Tag? Vor jeder Mahlzeit? Immer, wenn irgendein Missgeschick passiert?

Oder wenn Sie etwas besonders Schönes sehen?

Vorgestern im Krankenhaus traf ich gleich zwei Patienten, die gerade so ein Dauerblutdruckmessgerät trugen. Das geht so:

alle zehn Minuten brummt ein Kasten und misst den Blutdruck – egal, was man gerade tut und wo man sich befindet. Und das den ganzen Tag lang.

Petrus, der Jünger von Jesus, schlägt seinen Hörern so etwas vor:

Wenn ihr Christen sein sollt, dann lebt jede Stunde bewusst in der Gegenwart Gottes.

Da wäre so ein Gerät doch ganz hilfreich.

So, wie eine 24 Stunden Blutdruckmessung am Arm.

Etwas, das uns automatisch alle zehn Minuten an Gott erinnern würde.

Ich lese aus dem 1. Petrusbrief Kap. 1

Darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben (3. Mose 19,2): »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht;

Ihr sollt heilig sein in eurem ganzen Wandel – weil Gott selber auch heilig ist.

Das ganze Leben bewusst mit Gott gestalten – darum geht es heute.

Wer immer noch meint, Nachfolge würde sich darauf beschränken, die zehn Gebote zu beachten, der hat wenig verstanden von der Bibel.

Wir sind berufen, heilig zu sein. Und heilig sein, das heißt:

Mein ganzes Verhalten, meine Gedanken und Entscheidungen, alles das soll zu Gott passen.

Im alten Israel hatte das Wort „heilig“ einen anderen Klang als heute. Wir denken vielleicht an besonders vorbildliche Menschen – wie Mutter Teresa oder Dietrich Bonhoeffer.

Menschen, die etwas Herausragendes getan haben – etwas, was uns ein Vorbild sein könnte, was wir aber kaum je erreichen werden.

Heilig im Sinn der Bibel bedeutet etwas Anders: ein heiliger Gegenstand, der wurde nur im Tempel verwendet. Und ein heiliger Mensch, der hat eben eine besondere Berufung.

Die Berufung macht heilig, nicht die Taten. Das Verhalten folgte aus der Berufung, es ist nicht die Voraussetzung oder Begründung für die Berufung.

Über sein Volk sagt Gott:

Ihr seid heilig! Ich habe Euch dazu ausgesucht.

Spannend ist, dass Petrus diesen eigentlich exklusiv für Israel benutzten Begriff ausweitet auf Heiden. Nicht auf alle, aber auf jeden, der Jesus angenommen hat.

Ihr, die ihr Jesus kennt, ihr seid Heilige! Daraus folgt: Lebt entsprechend!

Im ersten Moment des Tages, wenn wir die Augen aufschlagen – sollen wir an Gott denken.

Wenn wir die Zeitung überfliegen – sollen wir es in Gedanken an Gott tun.

In der Straßenbahn, wenn uns Fremde begegnen – bringen wir das zusammen mit Gott?

Selber am Steuer, wenn die Ampel wieder auf Rot gesprungen ist – nur weil der vor mir so langsam angefahren ist – Denken wir dann an Gott?

Und so weiter, und so weiter.

Unser Verhalten ist Gott nicht egal! Petrus erinnert ganz deutlich:

Gott richtet ohne Ansehen der Person einen jeden nach seinem Werk.

Das ist schon heftig, oder? Wer könnte da im Gericht bestehen?

Keiner! Auch Petrus selber übrigens nicht! Hat er doch Jesus mehrfach verleugnet.

Es wird schief, wenn wir die folgenden Sätze nicht auch hören. Petrus fährt fort:

denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.

Wir sind Erlöste – wenn wir uns zu Jesus halten.

Das Bild hinter dieser Aussage ist für Menschen der Antike ganz klar. Erlösen, das meint:
den Preis zu bezahlen, den die Freiheit eines Sklaven kostet:

Einen Sklaven konnte man freikaufen – mit Silber oder Gold.

Für die Sklaven in der Antike gab es drei Wege in die Freiheit:

Erster Weg: der Sklavenhalter läst jemanden frei – weil er mit seiner Arbeit zufrieden war.
Zweiter Weg: der Sklave sparte genug zusammen, um sich freizukaufen.

Oder – die dritte Möglichkeit: da kommt ein Anderer, der den Preis bezahlt.

Und genau das, sagt Petrus, ist für Euch geschehen!

Ganz egal, ob ihr Sklaven oder Freie seid, Jesus hat euch freigekauft.

Wovon? fragen wir natürlich erstmal. Wir fühlen uns doch gar nicht unfrei, oder?

Das Bild vom Sklaven ist natürlich nur ein Bild. Wir leben in Freiheit, wir können entscheiden – wir sind doch frei – oder?

Petrus benutzt die Erfahrung seiner Zeitgenossen als ein Bild für unseren inneren Zustand:

Ohne Jesus sind wir Menschen wie Sklaven – versklavt in doppelter Hinsicht:

Zuerst dies: Ihr wart Gefangene in dem nichtige Wandel eurer Vorfahren.

Nichtiger Wandel? Gemeint ist ein Lebenswandel, der zu nichts führt. Das ist ein hartes Urteil.
Wir müssen, wenn wir das hören, bedenken, dass Petrus hier gewissermaßen nicht öffentlich redet.
So zu reden, das lädt niemanden ein, sich für Jesus zu interessieren!

Petrus schreibt an Christen – und bei denen setzt er eine Erkenntnis voraus:

Dass ihr Leben ohne Christus jedenfalls deutlich ärmer und leerer an Sinn war als es jetzt ist.

Nichtiger Wandel – von den Vorfahren übernommen – das klingt auch undankbar und respektlos der eigenen Geschichte und Familie gegenüber.

Petrus redet hier mit Christen, deren Eltern Heiden waren.

Die also von ihren Familien sehr seltsame Vorstellungen über Gott mitbekommen haben. Ängste, Vorurteile und eines offenbar gar nicht:

Eine Hoffnung, dass das eigene Leben gut ist oder gut werden könnte.

Wir sollten selber prüfen, in wie weit das für uns gilt oder nicht.

Das eine jedenfalls stimmt heute wie damals: es ist schon sehr schwer, von Überzeugungen und Gewohnheiten zu lassen, an die wir von Hause aus gewöhnt sind.

So originelle Individuen sind wir alle nicht.

Wir wiederholen, was wir vorgelebt bekommen haben.

Und dazu sagt Petrus: Das ist eine Form von innerer Sklaverei!

Davon hat Jesus euch frei gemacht. Du bist nicht Produkt deiner Umwelt – Auch nicht Ergebnis deiner Gene.

Niemand ziehe sich leichtfertig darauf zurück.

Der Satz „Ich bin eben so“ ist heidnisch und nicht wahr! Ausdruck einer Sklaverei, von der Jesus uns freigekauft hat.

Die andere Unfreiheit ist diese: Früher wart ihr ausgeliefert an eure Begierden.

Welche Begierden meint er denn? Ich nenne mal drei, die wir alle kennen:

Trägheit, Fresssucht und die Gier nach Sex – das steckt mehr oder weniger in jedem von uns.

Es sind die Urtriebe, die uns antreiben.

Denen habt ihr gedient, bevor ihr Jesus kennen gelernt habt – das diskutiert Petrus gar nicht. Offenbar gehörte das zu den Grunderfahrungen, die seine Leser zu Beginn ihres Glaubens gemacht hatten:

Wir können frei sein davon, unsere ganze Lebensenergie nur da rein zu stecken – Befriedigung zu erlangen, satt zu werden und faul auf der Haut zu liegen.

Es gibt noch etwas Anderes im Leben, das die Sehnsucht der Seele stillt.

Was das ist? Die Freiheit der Kinder Gottes.

Ihr seid voll und ganz freigekauft!

Petrus geht es in seinem Brief nicht darum, starre Lebensregeln aufzustellen – im Gegenteil!

Wenn ich das Bild von diesem Blutdruckmessgerät noch einmal aufgreife:

Grundfalsch wäre es, wenn wir uns nun alle zehn Minuten den geistlichen Puls fühlen würden. Um zu fragen: Sind wir denn jetzt gerade fromm genug?

Nein, vielmehr so: Wir dürften alle zehn Minuten eine Stimme hören, die sagt:

Du bist freigekauft – erlöst durch Jesus.

Deshalb brauchst du einem schädlichen Impuls nicht nachzugehen. Oder für deinen Vorteil einen Streit anzufangen. Oder Dir Sorgen darüber zumachen, ob Du nicht zu kurz kommst. Oder was die Zukunft noch bringen wird.

Jesus weiß doch längst darum. Er sorgt für Dich. Er gibt dir, was du brauchst.

Wie einer, der nicht länger Sklave ist, können wir frei leben.

Wovor Petrus uns warnt, ist dies: weiter so zu leben, als hätte Jesus uns nie befreit.

Natürlich wird Gott uns am Ende aller Zeiten fragen:

Was hast Du gemacht mit Deiner Freiheit?

Aber eben nicht, um abzurechnen wie ein Krämer.

Sondern weil er wissen will, ob seine Liebe bei uns angekommen ist.

Ob wir verstanden haben, dass Er uns ausgesucht hat, um in der gottfernen Welt an Gott zu erinnern. Er hat uns ja nicht ohne Grund ausgewählt.

Er will, dass durch uns, der Philipus-Gemeinde hier in Raderthal im 21. Jahrhundert etwas geschieht, das ohne uns nicht geschehen wird. Ab heute Abend durch Pro Christ.

Darüber hinaus, solange hier eine Gemeinde besteht, wo Jesus zu finden ist.

Darum: umgürtet die Lenden – das alte Bild von Menschen im Aufbruch

Und seid nüchtern: nutzt die Gelegenheiten, die ihr habt, damit Jesus groß wird in Raderthal!

Amen!

Björn Heymer