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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 5. März 2006  über 2. Kor. 6, 1-10-
 
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Ihr Lieben,

manchmal sind es einfache Worte, die einen tief berühren.

Sie drücken etwas Wahres aus.

Sie erinnern uns an etwas, was vielleicht unerledigt geblieben ist.

Am Freitag fand ich im Losungsheft ein Gebet, das war so etwas:

Unsere Unfähigkeit, die Leiden Anderer mitzuempfinden und unseren Hang, bequem, aber in Ungerechtigkeit zu leben, vergib uns, Gott!“

Ein Gebet aus Südafrika –

Mir fiel wieder ein, dass ich einmal einen jungen Mann kennen gelernt habe, der in Südafrika geboren und aufgewachsen ist – ein Weißer.

Er hat mir von seinem Land erzählt. Und das, was ich seither nicht vergessen habe, war dies:

Südafrika ist wohl das Land in der Welt, in dem der größte Teil der Bevölkerung Sonntag für Sonntag zu Gottesdiensten geht. Und zwar evangelischen Gottesdiensten!

Farbige genauso wie die sog. Weißen – Nachkommen der niederländischen oder deutschen Siedler.

Und dennoch war Südafrika jahrzehntelang das Land der Rassentrennung, der Apartheit.  

Es muss wohl ein Weißer dazu gekommen sein, seine Schuld in diesen Worten zu beschreiben: „Unsere Unfähigkeit, die Leiden Anderer mitzuempfinden und unseren Hang, bequem, aber in Ungerechtigkeit zu leben, vergib uns, Gott!“

Auf einmal diese Erkenntnis – und dieses ehrliche Gebet.

Mich haben diese Worte berührt – denn in einer Weise nehmen wir auch manche Ungerechtigkeit hin, weil unsere Bequemlichkeit uns mehr bestimmt als unser Gewissen.

In den für heute vorgeschlagenen Sätzen aus dem 2. Brief des Paulus an seine Gemeinde in Korinth sind es auch einfache Worte – die Paulus berührt und bewegt haben.

Er zitiert einen für ihn entscheidenden Satz des Propheten Jesaja:

Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.

Das lässt Gott seinem Volk sagen.

Für Paulus war das sehr aktuelles Reden Gottes.

Er deutet das, was er in Korinth erlebte, als Gottes Handeln – ganz direkt.

Dass da Menschen zum Glauben kamen – das belegt doch nichts anderes als dies:

Gott schenkt jetzt Gnade. Er hat einen Raum eröffnet – in dem Menschen umkehren.

Wir können das hören – und darüber hinweggehen.

Oder wir halten inne: „Zeit der Gnade – Tag des Heils“

Bedeutet das was für uns? Heute! Rührt uns das an?

Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!

Die Menschen der Bibel sind durchdrungen von einer Gewissheit:

Der ewige Gott und wir zeitlichen Menschen – sie passen eigentlich nicht recht zusammen.

Weil wir zwar geschaffen sind nach dem Bild Gottes, zugleich aber entfremdet sind von Gott.

Weil unser Handeln durchdrungen ist von Gottlosigkeit – deshalb sind wir getrennt von Gott.

Es ist, als wenn eine hohe – unüberwindliche Mauer errichtet sei – zwischen Gott und uns.

Und das tut Ihm, dem Schöpfer unendlich leid. Er will das nicht.

Wir haben diese Mauer aufgebaut – nicht Er.

Und nun sagt die Bibel: Es gibt eine Tür in dieser Mauer.

Diese Tür heißt Gnade. Sie hat nur auf der Seite Gottes eine Klinke.

Wenn Er sie öffnet, kann man durchgehen.

Nur dann ist Zeit der Gnade. Und das ist alles andere als selbstverständlich.

Im Griechischen gibt es für den Begriff „Zeit“ zwei verschiedene Worte – die in ihrer Bedeutung verschieden sind.

Das erste ist Chronos – der Zeitablauf. Chronos läuft immer, im gleichen Tempo und nur in eine Richtung. Wir kennen das Wort Chronik – da steckt Chronos drin.

Die Sanduhr ist das Bild dafür. Chronos ist unerbittlich und grausam.

Denn die Zeit läuft – und läuft auch ab. Und dann ist Schluss.

Wir können sie nicht festhalten, nicht zurückdrehen. So gerne wir manchmal das wollten.

Auf alten Grabsteinen findet sich oft die Sanduhr als Symbol.

„Seine Zeit ist abgelaufen“ – das sagt die Sanduhr.

Wenn Paulus hier von der Zeit der Gnade spricht, dann steht da nicht Chronos – das würde sich auch gar nicht vertragen.

Stattdessen steht da das griechische Wort „Kairos“.

Kairos ist das andere Wort, das wir mit Zeit übersetzen.

Gemeint ist ein besonderer Zeitpunkt, ein Augenblick. Ein Moment, in dem etwas geschieht.

Es gibt in der griechischen Götterwelt einen Gott, der Kairos heißt.

Es ist der jüngste Sohn des Zeus. Auf Abbildungen erkennt man ihn an zwei Dingen:

Er ist dargestellt als ein junger Mann, der rennt. Als Sportler ist er nackt und mit Öl eingerieben. Der Kairos ist schwer zu fassen. Wenn man es versucht, dann gleitet er einem leicht durch die Finger.

Und: Kairos hat eine besondere Frisur.

Sein Kopf ist hinten kahl geschoren, vorne an der Stirn sind seine Haare lang.

Er trägt einen Schopf. Das drückt aus: Wenn der Kairos kommt, dann muss man ihn packen – beim Schopfe! Wenn er erst vorbei ist, ist es zu spät.

Dieses Bild gebraucht Paulus hier. Er sagt: die Gnade Gottes leuchtet im Leben von uns Menschen auf wie dieser sportliche Gott. Er huscht vorbei – und dann heißt es:

Schnell zupacken, bevor es vorbei ist.

Und tatsächlich: in geistlichen Dingen gibt es immer wieder diese Beobachtung:

Es gibt Momente im Leben, da ist eine Entscheidung reif und da sollte man sie treffen.

Sonst ist es womöglich zu spät.

Wie viele haben den Ruf zur Hinkehr zu Gott schon oft gehört – und sind innerlich doch sitzen geblieben.  Haben gedacht: na gut, aber das überleg ich mir noch mal.

Und haben es dann verpasst.

Irgendwann ist man geistlich abgebrüht. Man weiß das alles ganz gut – aber man wagt es nicht mehr, aufzustehen und zu sagen: Ja, . Dann ist der Kairos vorbei.

Sehr bewusst malt Paulus seinen Lesern das Bild dieses Bild vor die Augen:

„Jetzt, wenn ihr von Jesus hört, jetzt ist es Zeit, ihm zu antworten.“

Wir sind heute eingeladen, einzutreten in das Geheimnis der Mahlgemeinschaft mit dem Auferstandenen. Jesus lädt uns an seinen Tisch.

Das sind keine hohlen Worte!

Verpasst diesen besonderen Moment nicht.

Lasst Euch versöhnen mit Gott! Jetzt ist Zeit der Gnade – nicht immer.

Amen!

Wir haben in der nun folgenden Stille Gelegenheit, mit Jesus zu reden.

Jede und jeder für sich.

Wir können ihm sagen, was uns bisher gehindert hat, uns ganz hinzugeben.

Was wir bis jetzt noch für wichtiger gehalten haben als den Frieden mit ihm.

Er hat ein offenes Ohr für uns. Mehr braucht es nicht.

Björn Heymer