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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 22. Jan. 2006  über  2. Könige 5, 1-19 --
 
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Wenn alles baden geht

Waren Sie schon mal baden? Klar, in der Badewanne.
Manche machen das mit Socken, andere mit Quietscheentchen.

Wir können an verschiedenen Stellen baden.
Im Rheinknie, im Otto-Maigler-See oder auch im Jordan!  

Unsere Hauptfigur hat Letzteres hinter sich.
Aber wenn Sie denken, dass es für Naeman einfach war, dann täuschen Sie sich gewaltig.

Zuerst wollte er nicht. Und dann wollte er immer noch nicht.
Grund:
Der Mann hatte alles, was ein Männerherz begehrt.

Tja, Kohle zum Beispiel, also Euros, Dollar, Goldbarren – und die nicht zu knapp.
Für König Aram von Syrien war er der wichtigste Mann.
Na, und sein König war zu seiner Zeit das, was George Bush heute ist.
Dazu hatte er eine Frau – und ich denke, dass die richtig klasse war.
Dazu kam eine Haushaltshilfe. Nicht irgendeine, sondern eine Trophäe seiner Kunst.
Es war ein junges Mädchen aus Israel, ein Feind im eigenen Haus sozusagen.
Naemans Beruf war es nämlich, Israel militärisch Kleinzukriegen.

Das Mädchen war Kriegsbeute.
Die Soldaten hatten sie auf einem ihrer Fronteinsätze mitgehen lassen.
Nun arbeitete sie also für Frau Naeman – unendgeldlich, versteht sich,
wie es sich für eine richtige Sklavin gehört.

Lässt das Männerherzen höher schlagen?
Geld ohne Limit, eine tolle Frau mit Dienstmädchen?
Reicht noch nicht, stimmts?

Also gut, Naeman hatte eine Armee.
Er hatte loyale Männer, denen er trauen konnte.
Er hatte unbeschränkten Zugang zum König und er hatte die besten Waffen seiner Zeit!

Gewiss war er im Fechtverein, konnte Ringen und Boxen und immer gut Essen und Trinken.
Ja, Feste und Saufgelage waren für ihn gar kein Problem.
Er hatte ein Riesenhaus mit Partykeller und allem drum und dran.
Und – würde er heute leben – er würde Porsche fahren und im Space Shuttle mitfliegen!

Doch dann kommt der Hammer: Naeman hat Aussatz!
Toll, da hast du anscheinend alles – und dann das.

Aussatz, ausgerechnet. Das ist wie Krebs, Aids und Vogelgrippe auf einmal.
Kein Mensch will eigentlich mit so jemandem was zu tun haben – außer es ist der Partykönig.
Und außer man sieht es nicht.
Vielleicht konnte er die Sache unter Uniformen und Purpurmänteln verstecken.

In dieser Patt- Situation kommt der erste Punkt:

Die Sache mit der Beratung

Kennst du das?
Alles läuft wie am Schnürchen – und dann kommt der dicke Hammer.

Die Frau läuft weg, weil du sie angeblich zu wenig ernst nimmst.
Der Sohn will nichts mehr vom Papa wissen, weil der nie daheim ist.
Die Tochter geht jetzt eigene Wege und der Vater ist dabei nur im Weg.

Der Skatpartner geht stiften, weil er bessere Gegner gefunden hat.
Der Chef meutert, weil Anzeichen von Abwesenheit während der Dienstzeit auftauchen.
Die Einspritzpumpe am Sportwagen macht schlapp und die Schwiegermutter findet dich plötzlich gut.
Kurz: du hast ein echtes Problem!

Kannst du das noch verstecken? Wird der Papa auch das mal wieder richten?
Ziehst du dir den Blaumann drüber und hämmerst tagelang aufs Bodenblech?

Naeman genoss Imunität. Keiner hätte gewagt, ihn deswegen auszugrenzen.
Aber das Problem war da. Immer wieder wurde er daran erinnert.
Wenn der Schlafanzug ausgepackt wurde, wenn die Frau im Kerzenlicht wartete,
wenn das Bier aus den Ellenbogen tropfte.

Vielleicht merkt der Kollege auf der Arbeit nichts.
Eventuell kannst du es sogar vor deiner Frau verbergen.
Aber spätestens Gott sieht und kennt deine Schwachstelle genau!

Und dann hast du ein israelisches Mädchen im Haus.
Ein Gotteskind. Das kann deine Frau, dein Kind, ein Nachbar oder Pfarrer sein.
Die hat eine Idee, obwohl du keinen Cent auf diese Person gibst.
Sie ist vom Feindesland! Sie kommt vom Gottesland, dem Land der Lebendigen.

 „Geh zum Propheten.“

Jetzt kommt eine Frage, die Männer wie Frauen betrifft.
Kennst du jemanden, der solche guten Ideen für dich haben könnte?
Wenn du so jemanden nicht kennst, ist es höchste Zeit.

Ich überlegte kürzlich, wie ich Mitarbeiter noch mehr fordern könnte.
Als Hauptamtlicher ist es so, dass Sie schneller etwas alleine machen.
Dann wissen Sie, was Sie und wie Sie es gemacht haben.

Andere ranlassen birgt natürlich Risiken. Aber nur durch Lernen wird es besser.
Ich beriet mich in bestimmten Punkten mit einem Freund.
Dann habe ich delegiert, riskiert und gewonnen.

Ich bin froh, dass ich Berater für solche und andere Fälle habe.
Haben Sie so jemanden auch?
Naeman hatte jemanden. Ob er den Rat wollte, oder nicht: er bekam ihn!

Und er war verzweifelt über seinem einzigen wirklichen Problem.
Darum ergreift er den einzigen Strohhalm weit und breit.
Hier tut sich eine Lösung auf, auf die der geniale Feldherr niemals selbst gekommen wäre.

Und genau da liegt die Stärke eines Beraters.
Er denkt mit anderem Hintergrund, anderer Biografie.
Gott empfiehlt uns hier dringend andere Menschen an unsere Seite!

Und dann kommt es zum zweiten Punkt:

Gott ist immer einfach

Das ist noch eine dickere Blamage als sich einer Beratung unterziehen zu müssen.
Gott wählt für ihn unbedeutende Boten aus.

Eine Verschleppte, die aber mutig und klar auftritt. Ein abgefahrener Prophet,
der als langhaariger Hippie getarnt in der Einöde einer Wüste vor sich hinstinkt.

Und ein lästiger, kleiner Diener, der es sich herausnimmt seinem Herrn und Meister an den Karren zu fahren. Ja gibt’s denn so was?

Naeman im Wechselbad der Gefühle!

Der selbst zahlende Privatpatient lässt sich von seinem Chef beurlauben. Er fährt zur Kur. Königliches Empfehlungsschreiben, Tonnen von Kleingeld und Geschenke inclusive.

Über den üblichen Behördengang landet Naeman schließlich beim Propheten.
Na, und was macht der Typ? Er holt den Feldhauptmann von seinem hohen Ross runter!
Ja, schlimmer, er empfängt ihn noch nicht einmal persönlich.

Naeman ist es gewohnt, Befehle zu geben. Er kennt die Umgangsformen seiner Zeit.
Alles an dieser Geschichte kratzt am Lack des Generals.

Und nun folgt kein feierlicher Ritus. Es gibt kein mythisches Hokuspokus.
Kein Blaulicht, keine Infusion, keine Blutabnahme und kein Röntgenbild.
Naeman war schon angefressen, nun steigt sein Blutdruck bis in die Wolken.

Naeman denkt: Elisa hätte sich aus seiner Gruft herausbemühen müssen!
Die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Alle Mühen, all der Staub, all die Kilometer – und dann das.

Und dann soll er in den Jordan steigen und siebenmal untertauchen.
Oh Mann! In diese Drecksbrühe. Daheim im Whirlpool könnt ich das besser haben.
Das wird nichts hier! Stinksauer begibt sich unser Mann auf die Heimreise.

Es sind eben seine Diener, die sich bei ihm melden. Mit all den Münzen und Geschenken sind sie schwer beladen. Niemals dürften sie einen Befehl ihres Herrn in Frage stellen.

„Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Kompliziertes geboten hätte, hättest du es dann nicht sofort gemacht? Wir bitten dich: wasch dich doch so, wie er es gesagt hat. Dann wirst du rein.“

Die Geschichte von Naaman wird von kleinen Leuten bestimmt.
Die Diener haben keinerlei Zweifel, dass der Prophet Recht hat.
Sie sagen: Wasch dich und du wirst gesund!

Und das ist unser Problem im heutigen Denken:
Was nichts kostet ist nichts wert!
Die Berliner sagen es noch treffender: Wer schön sein will muss leiden!

Kurzum: ich muss schon spüren, dass etwas gut ist.
Entspannung muss stressig sein: Der Schweiß muss in Strömen fließen.
Die Massage muss in einer Folterkammer stattfinden.
Wenn fünf Nudeln 30 Euro kosten ist das ein edles Restaurant.

Das Fitnessstudio darf erst mit Blasen an den Händen verlassen werden.
Eine Fortbildung ist erst richtig gut, wenn sie übermäßig verteuert ist.
Medizin
muss bitter sein und schlecht schmecken, wenn sie helfen soll.

Das war schon vor 3ooo Jahren so.
Naeman war der Sprung in den Jordan viel zu einfach.
Reinsteigen und bis sieben zählen, das kann jedes Kind.
Und dazu keine Stimme aus dem Himmel, kein Erdbeben oder Blitzeinschlag?
Blamabel einfach, zu einfach für einen Staatsmann seines Formates.

Und wir kennen es auch.
Ein Gottesdienst muss mindestens ein Highlight bieten.
Immer nur der ganz normale Pfarrer? Kein interaktiver Druckknopf zum Umschalten.
Kein Alternativangebot, falls die Musik meinen Geschmack verfehlt.

Kann Gott etwa sein Heil einfach so zu uns schicken?
Nur Glauben ohne großes Tamtam?

Geht’s dir nicht manchmal wie Naaman?
Du suchst den Kick in der Kirche. Du willst, dass Feuer vom Himmel fällt.
Der Papst in Kölle, das war doch mal was.

Es muss die besondere Atmosphäre eines besonderen Gottesdienstes sein.
Eine Lichtshow mit Beamer, Aromatherapien mit Geschmacksoblaten beim Abendmahl.
Das gewisse Etwas eben, dass ich so schnell nicht mehr vergessen kann.

Und dann steigt Naeman in den dreckigen, ungeliebten Fluss.
Einmal, zweimal, dreimal, immer dieselbe Leier.
Viermal, fünfmal, sechsmal, schon wieder nichts passiert.
Siebenmal, und wieder n… moment, hey, was ist denn das?

Seine Haut ist mit dem siebten Auftauchen wieder glatt wie der Babypopo meiner Tochter.

Ein bekannter christlicher Leiter sagte einmal: Gott ist immer einfach.
Seine Lösungen sind einfach. Christ werden ist „wie eins, zwei, drei Sagen“.

Und das ist gerade Männern viel zu einfach.
Ich wünsche heute, dass jeder hier, Männer wie Frauen, sich auf diesen Gott einlässt!

AMEN

Armin Bräuning