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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 15. Jan. 2006  über 1. Kor. 2, 1-10--
 
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 Ihr Lieben,

vorgestern erzählte mir eine Frau bei einem Besuch, weshalb wir uns nicht kennen.

Sie sei in der Gemeinde Lindenthal in einem Literaturkreis –

das sei ihr Interesse und ihre Bindung an Gemeinde.

Tja, natürlich hab ich gemacht, was ich in so einem Fall immer tue.

„Das ist völlig in Ordnung.

Wenn sie dort das findet, was sie brauchen, ist es gut, wenn sie dorthin gehen.“  

Trotzdem – mich ließ diese kurze Begegnung nicht in Ruhe.

Für heute haben wir zur Gemeindeversammlung eingeladen – und mich beschäftigt die Frage:

Was macht uns als Gemeinde aus? Welche Gründe sprechen dafür, dass Menschen gerade hier sagen: Da gehöre ich dazu. Weshalb gibt es uns – und weshalb sollte es uns geben.

Der Apostel Paulus gibt uns Anregung, genau darüber heute morgen nachzudenken.

Er beschreibt die Grundlage von christlicher Gemeinde. Ich lese aus dem 1. Korintherbrief:

Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.

Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.

Der dänische Philosoph Sören Kirkegaard hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Furcht und Zittern“. Dieser Titel ist ein Zitat aus unserem Abschnitt für heute morgen.

Sören Kirkegaard hat nun nicht etwa einen Krimi geschrieben – mit dem Titel „Furcht und Zittern“.

Er hat vielmehr gerungen um die Frage, wer Gott nach dem Zeugnis der Bibel ist.

Ziemlich fremd – rätselhaft und anstößig wird in der Bibel von Gott erzählt.

Wer ein Gespür für diese Anstößigkeit bekommen möchte, dem empfehle ich die Lektüre. Kirkegaard ist zwar aus dem 19. Jahrhundert, aber er liest sich leicht und anschaulich.

Den Titel seines Buches hat er bei Paulus ausgeliehen, weil Paulus hier genau davon auch spricht – wie er in Korinth von Gott und von Jesus geredet hat.

In der Mitte seiner Verkündigung steht bei Paulus etwas ganz anderes, als wir uns wünschen oder auch nur vorstellen können – wenn wir versuchen, uns Gott vorzustellen.

Paulus: „Als ich bei euch war – ich hab nicht mit klugen Worten geredet.

Auch nicht erfüllt von großer Weisheit, Gelehrsamkeit oder Bildung.

Nach allem Urteil der Klugen dieser Welt war das, was ich zu sagen hatte, Unfug.

Ärgerlicher Quatsch. Nicht ernst zu nehmen. Zu Abhaken.“

Bei euch habe ich von Jesus erzählt, der der Christus ist, der Gesalbte Gottes.

Und dieser Jesus ist der Gekreuzigte.“

Gott ist nicht eine Idee gelehrter Menschen. Geradezu im Gegenteil – Paulus würde sagen: allzu viel Bildung steht der Erkenntnis Gottes im Weg.

Er selbst war studierter Theologe, aber Gott verstanden hat er auf diesem Weg nicht.

Seine ganze Gelehrsamkeit stand ihm nur im Weg. Erst eine massive Geisterfahrung – die für Saul zudem zutiefst demütigend war – sie öffnete ihm die Augen für Gott.

Er ist in dem Menschen Jesus auf die Welt gekommen.

Und er wurde nach den Maßstäben dieser Welt zum Tod verurteilt und hingerichtet.

Das, was Paulus über Jesus zu sagen hatte, war und ist in den Ohren der Klugen dieser Welt die pure Respektlosigkeit. Gott, der Mensch wird? Und dann auch noch an den tiefsten denkbaren Punkt menschlicher Existenz gerät?

Denn wer zum Tod verurteilt ist, über den ist doch beschlossen:

Du bist nicht mehr wert, in der Welt zu leben. Du hast gegen die Werte, Vereinbarungen, Grundsätze, Überzeugungen und Ideale verstoßen, auf die wir unsere Gemeinschaft gründen“

Und darin soll Gott sich gezeigt haben? Das und nichts anderes hat Paulus gepredigt.

Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten

Wir empfinden die Härte dieser Aussage wohl kaum – wir haben uns daran gewöhnt.

Anders übrigens als fromme Moslems. Auch für sie war Jesus ein Gesandter Gottes – ohne Zweifel. Da sind Christen und Moslems sich schnell einig.

Aber: dass dieser Messias am Kreuz gestorben sein soll – nein. Undenkbar für einen Moslem.

Deshalb wird im Koran die Geschichte so umgebogen:

Es muss einen Doppelgänger gegeben haben – ein anderer wurde an Jesu Stelle getötet.

Paulus dagegen: genau das ist die Wahrheit: Gott erniedrigte sich bis zum Tod – um uns zu erlösen. Aus unbändiger Liebe heraus ging er diesen Weg.

Das ist die Mitte aller christlichen Verkündigung – und das einzige Fundament, auf dem Gemeinde gegründet ist.

Sören Kirkegaard hat in seinem Buch „Furcht und Zittern“ versucht, diese rätselhafte Liebe Gottes zu erfassen. Er ist an einer der ersten Geschichten in der Bibel schon hängen geblieben. Im 1. Mosebuch im Kapitel 22 wird erzählt, wie Gott dem Abraham aufträgt, Isaak, seinen einzigen Sohn und Erben als Opfer zu töten.

Und dann hört Abraham einen unmissverständlichen Auftrag von Gott:

„Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berg, den ich dir sagen werde.“1. Mose 22,2

Wie unbegreiflich ist Gott, der so etwas verlangt. Isaak war der lange erwartete einzige Sohn – von Gott angekündigt und gegen alle menschliche Vernunft überhaupt geboren. Und er wuchs auf – überstand alle Gefahren der Kindheit und Jugend. Und nun das?

Hier geht es nicht um ein Spiel.

Mit ganzem Ernst fordert Gott das zurück, was Er geschenkt hat.

Und Abraham? Er tut es. Er geht tatsächlich los.

Wir kennen das Ende: Gott findet eine Lösung, wo keine denkbar war.

Er sendet einen Stellvertreter – ein Widder ist da – und wird stellvertretend für Isaak geopfert.

Isaak bleibt am Leben – und die Geschichte Gottes mit seinem Volk geht weiter.

Was Abraham durchlitten hat, als er gegen jede Vernunft und Hoffnung gehorsam blieb –

das ist viel mehr als das tragische Schicksal eines Einzelnen.

Gott hat hier - ganz am Anfang der Geschichte der Menschheit ein Bild gestaltet.

Ein dramatisches Bild für Liebe und Gehorsam und für Rettung.

Das, was Abraham gemacht hat, nennt die Bibel Glauben.

Er hat radikal auf Gott vertraut –

gegen jede Vernunft, gegen jeden Augenschein, gegen jede Erfahrung.

Und die Geschichte hat noch eine weitere, tiefere Dimension:

Wie Abraham ist Gott selber in seinem Sohn Jesus den Weg hinauf auf den Opferberg gegangen. Nur – bei Jesus hat Er nicht eingegriffen, wie damals bei Abraham.

Gott hat das bis zu Ende getragen, was kein Mensch hätte tragen können – auch Abraham nicht.

Warum? Weil kein Widder oder irgendein anderes Opfer gereicht hätte.

Weil kein noch so großes Opfer auch nur einen Menschen zur Erlösung führt.

Nur Gott selber konnte die vollkommene Erlösung bewirkten – indem er selber zum Opfer wurde.

Das ist die Predigt des Paulus gewesen. Ich spüre, wie sich bei mir immer wieder was sträubt dagegen – wie ich einerseits denke:

War das wirklich nötig? Bin ich so schlecht, dass ich ohne Jesus verloren wäre?

Andererseits: was ist das für ein Bild von Gott – so blutrünstig? So unbarmherzig?

Wie gerne würde ich das düstere Bild aufhellen – und kann es doch nicht.

Der Einzige, der das kann und tut: das ist Gott durch seinen Geist.

Indem Gottes Geist Menschen in ihrem Glauben froh und gewiss macht, wird das Schwere leicht. Wir können es nicht leicht machen.

Darum ist Glaube an Jesus immer ein Erweis Seines Geistes und seiner Kraft.

Das muss so sein, schreibt Paulus, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.

Mit dieser Botschaft ist kein Blumentopf zu gewinnen. Es ist und bleibt ärgerlich, von Jesus in seiner Schwachheit zu reden. Paulus hat das selber auf sich genommen.

Seine Karriere als Wissenschaftler hat er aufgegeben.

Wo er auftrat, gab es Probleme. Er wurde angefeindet, verurteilt, lag im Gefängnis und wurde ausgepeitscht. Zustimmung war eher die Ausnahme, die er hier und da mal erlebte.

So nahm er teil an Gottes Erniedrigung

Und diese Erniedrigung Gottes kennzeichnet auch seine Gemeinde. – Gemeinde Jesu, das waren nie die Großen dieser Welt. Nicht die Mächtigen und Starken.

Die Mehrheit in den Gemeinden, das sind die, deren Name nie in einer Zeitung erwähnt wird. Und das ist weder ein Wunder noch ein Fehler.

Es hängt mit dem Fundament von Gemeinde zusammen. Jesus erging es nicht besser.

Wer im Namen Gottes hier Geringschätzung erlebt – der darf Gott an seiner Seite wissen.

Gott wurde auch gering geschätzt – und das ist noch harmlos ausgedrückt.

Gott wurde verspottet, geschlagen, verurteilt und gekreuzigt.

Es gibt eine Teilhabe am Leiden Jesu hier auf der Erde – und danach ein Teilhaben an der Herrlichkeit.

Davon öffentlich zu sprechen – das kann schon Furcht machen, oder?

Wer ist schon bereit, offensiv von Jesus zu reden – wenn man damit rechnen muss, belächelt zu werden? Wir bieten im März Pro Christ hier in der Gemeinde an – und sind damit die einzige evangelische Gemeinde in Köln. Höfliches Schweigen dazu ist noch die harmloseste Form des Kommentars, die ich erlebe. Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie einladen?

Freundliche Ablehnung und gute Entschuldigungen – klar. Aber sobald man mal den Mund aufgemacht hat – oder mit einer Einladung in der Hand gesehen wurde – ist ja noch mehr passiert:

Wir haben unseren Ruf weg. Extrem? Fromm? Eng? Fundamentalistisch?

Da sind eine Menge Etiketten denkbar, die wie Gewichte auf uns lasten können.

Müssen wir das aushalten? Bringt das was?

Immerhin: Paulus hat es auf sich genommen – und es haben sich Menschen gefunden, die zu Jesus gefunden haben. Die sich zusammen getan haben, die Gemeinde gebildet haben.

Nicht wegen der Überredungskunst eines Predigers, sondern weil Gott es wolle.

In Erweisung des Geistes und der Kraft.

Es braucht Gottes Geist – er weckt in Menschen Glauben – wo keine Argumente zählen.

Gebe Gott, dass dies das Fundament unserer Gemeinde bleibt.

Amen!

Björn Heymer