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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31

Predigt am 1. Weihnachtstag 2005  über 1. Johannes 3, 1-6 --
 
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Ihr Lieben,

wir hören heute Morgen auf eine sehr einfache Erkenntnis eines alten Mannes.

Johannes, ein Presbyter der ersten Christengemeinden schreibt in einem Brief:

Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht.2 Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.3 Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist.4 Wer Sünde tut, der tut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht.5 Und ihr wisst, dass er erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme, und in ihm ist keine Sünde.6 Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.

Aus diesen Sätzen spricht eine Gewissheit, ein Schmerz und eine Herausforderung.

Das wollen wir uns jetzt anschauen:

Zuerst die Gewissheit: Wir heißen Gottes Kinder – und wir sind es auch.

Und dies: Wir wissen: das ist jetzt noch nicht zu erkennen, aber das kommt. Wenn es offenbar wird, dann werden wir ihm gleich sein; wir werden ihn (Gott!) sehen, wie er ist.

Was feiern wir eigentlich jedes Jahr zu Weihnachten? Unseren Kindern erklären wir:

Wir feiern den Geburtstag von Jesus. Gestern in den Gottesdiensten hat es sich darum gedreht. Das Unbegreifliche zu erfassen – Gott hat sich aufgemacht und ist ein Mensch geworden. Wie jeder von uns. Ganz und total.

Feiern wir das? Offenbar ja – der Heiligabend ist der bestbesuchte Tag in der Kirche.

Und heute morgen? Wir sind unter uns – und ich denke, das hat einen tiefen Grund:

Die alte Kirche hat Weihnachten zunächst gar nicht gefeiert – das kam erst, als die Folklore in der Kirche Einzug hielt. Aber damit haben wir etwas Entscheidendes aus dem Blick verloren:

Johannes sagt: Christen feiern ihren eigenen Geburtstag – den der neuen Geburt.

Gott ist ein Kind geworden aus einem einzigen Grund; damit wir zu Gottes Kindern werden. Das ist Grund zum Feiern!

Wir haben etwas einzigartiges – der Schöpfer hat uns in seine Familie aufgenommen.

Die Nacht in Bethlehem, als das Kind der Maria zur Welt kam, sie wäre längst vergessen, wenn nicht dies das einzige Ziel gewesen wäre: in Jesus hat Gott uns seine Liebe gezeigt.

Wir sind gemeint. In der Geschichte stecken zu bleiben, das bringt höchstens etwas Rührseligkeit – vielleicht gut für Kinder. Die immer farbenfrohere Ausgestaltung der eher schlichten Weihnachtsgeschichte scheint mir genau da ihren Grund zu haben.

Und die gelebte Gemeindeferne vieler Erwachsenen hat genau da eben ihren Grund:

eine noch so rührende Weihnachtsgeschichte bedeutet in der sonstigen Zeit des Jahres eben nichts. Die Geschichte berührt das Gemüt, aber nicht die Existenz.

Ihr Lieben, erinnert Johannes uns: Ihr seid Kinder Gottes geworden. Und wenn ihr jetzt noch nicht viel davon spürt, dann lasst Euch trösten. Das Beste kommt erst noch! Wenn Jesus wiederkommt, dann werden wir das sehen, woran wir jetzt glauben. Dann wird das sichtbar sein, wofür uns jetzt die Worte fehlen. Gott selber werden wir sehen.

Das ist uns gesagt, die wir zu Jesus gehören, aber nicht der Welt.

Damit das zweite, was Johannes hier andeutet: es ist sein Schmerz:

Die Welt kennt uns nicht, denn sie kennt ihn nicht.

Kennen Sie das: dass in der eigenen Familie die anderen nicht begreifen, weshalb Sie Sonntag für Sonntag sagen: „Egal, was dagegen sprechen könnte, ich geh zum Gottesdienst.

Auch wenn es was kostet, ich engagiere mich in der Gemeinde.

Ja, ein Teil meines Geldes vertraue ich der Gemeinde an – freiwillig und ohne darauf zu schielen, dass es auch gesehen wird.“

Wer seinen Glauben konsequent lebt – auch dann, wenn es mehr kostet als bringt, der erntet mehr Kopfschütteln als Anerkennung. Das brauche ich nicht groß auszuführen.

Es hat die Gemeinde zu allen Zeiten begleitet – dieses Kopfschütteln, dieses vielleicht mitleidige Lächeln, begleitet von Kommentaren wie diesem:

„Na, der scheint es ja nötig zu haben.“

Johannes sagt ganz schlicht: „Wer Gott nicht kennt, der begreift nicht, was Christen tun.“

Da schwingt ein Schmerz mit, den wir nicht abschütteln können. Der bleibt. Wir hätten die Briefe des neuen Testamentes so wohl nicht, mindestens nicht dieses Brief des Johannes, wenn es diesen Schmerz nicht schon damals gegeben hätte. Denn das lässt einen ja zweifeln:

Wenn die Menschen, die einem etwas bedeuten, versuchen, einem den Glauben auszureden.

Johannes schreibt seinen Lesern, um sie zu ermutigen, festzuhalten am Bekenntnis und an der Hoffnung – auch gegen diesen Schmerz an.

Und dann kommt noch etwas drittes –

wer ein Kind Gottes ist, der steht beständig vor einer Herausforderung:

„Jeder, der die Hoffnung hat, einmal Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen, der reinigt sich.“ schreibt Johannes. Der lebt so, dass er bereit ist zur Audienz beim höchsten König.

Johannes spricht von der Sünde, die in das Leben eines Kindes Gottes einfach nicht passt.

Sünde, das ist im Denken der Bibel alles, was uns von Gott trennt:

Unrecht zu tun, Barmherzigkeit zu verweigern; die Hoffnung zu verschweigen, wo sie bekannt werden will – all das ist Sünde. Johannes sagt hierzu dreierlei:

Sünde ist Teil des menschlichen Lebens

Jesus ist gekommen, um die Sünde wegzunehmen

Und: in Jesus bleiben, das bewahrt uns vor der Sünde.

Das wäre nun eine eigene Predigt. Wieder in drei Schritten.

Ich beschränke mich auf zwei Bemerkungen:

Wenn wir das Abendmahl gleich feiern, empfangen wir konkret und aktuell neu den Zuspruch: Dir ist deine Sünde vergeben. Wer Brot und Wein im Glauben empfängt, der fängt heute Morgen neu an. Was für eine Chance! Und tatsächlich. Hier ist die Verbindung zu Weihnachten: Jesus ist gekommen – nicht zweckfrei, nicht als Teil der Geschichte, sondern darum, dass wir heute Morgen einen Neuanfang machen dürfen.

Und wie kann es dann weitergehen? Können wir die Sünde vermeiden?

Johannes hat gesagt: Bleiben in Jesus – das ist der Weg.

In der judäischen Wüste gibt es bis heute hunderte kleiner Höhlen, in denen im 4. bis 7. Jahrhundert Einsiedler gehaust haben, die versucht haben, diesen Rat des Johannes zu leben.

Über manchen der Eingänge findet sich das griechische Wort: monä – von menein bleiben.

Sie haben ihre Welt verlassen, sind in die Einsamkeit gegangen auf der Suche nach einem Leben ohne Sünde. Sie haben gebetet, einfache Arbeiten verrichtet, mit denen sie ihren Lebensunterhalt verdienten und versucht, in Reinheit zu leben. Und doch sind sie Sonntag für Sonntag zusammen gekommen und haben das Mahl Jesu miteinander gefeiert – als Sünder, die den Zuspruch der Vergebung brauchten.

Deshalb die klare Antwort: Nein! Viele, die sich auf den Weg der Suche gemacht haben, wie das auf dieser Erde gehen kann, sind zu dem ehrlichen Schluss gekommen: es kann gelingen, die ungerechten Taten weitgehend zu lassen. Wir müssen nicht haltlos alle Sünden mitmachen. Wir sind den Sünden nicht wehrlos ausgeliefert. Hier besteht berechtigte Hoffnung. Hier gibt es Vorbilder und auch Verheißungen unseres Herrn.

Aber wir bleiben Sünder, solange wir atmen. Darum brauchen wir die Gemeinde und die Feier des Gottesdienstes. Darum brauchen wir das Abendmahl – und wenn es die Welt tausendmal nicht versteht.

Darum auch heute morgen die herzliche Einladung an die Festtafel der Familie Gottes:

Wir feiern heute das Weihnachtsmahl. Amen!

Björn Heymer