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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31

Predigt am Heiligabend 2005  über Luk. 2, 13-14 und Hber. 13, 2a --
 
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Ihr Lieben,

was wäre Weihnachten ohne Engel?

Es hätte nie stattgefunden!

Niemand hätte Maria gefragt, ob sie bereit ist, das Jesuskind auf die Welt zu bringen.

Keiner hätte Josef ermutigt, Maria trotzdem zur Frau zu nehmen.
Und dass er für sie sorgt – und für das Kind.

Und niemand hätte den Hirten Bescheid gegeben – aber das wäre ja auch nicht mehr nötig gewesen, denn die Krippe wäre leer und der Stall verlassen geblieben.

Engel sind Boten Gottes – himmlische Wesen, die uns Menschen auf die Sprünge helfen.

Die uns hinweisen auf Gottes Weg mit uns.

Sie führen kein Eigenleben, wenn man der Bibel glaubt.

Man kann sagen: sie sind nichts anderes als Gott selber – Gott in Aktion.

Denn Gott wollte, dass Weihnachten wird für die Menschen auf der Erde.

Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir heute hier sind.

Dass dieser Abend so etwas Besonderes ist – das haben wir allein Gott zu verdanken.

Gott und seinen Engeln.

Das Krippenspiel der Konfirmanden geht von einer unmöglichen Möglichkeit aus:

Da fehlten auf einmal die himmlischen Heerscharen.

Niemand war zu finden, der gejubelt hätte über die Geburt im Stall.

Und dann - stattdessen tauchten Kinder auf – und Jugendliche.

Ganz normale Menschen, die eigentlich was ganz Normales getan haben.

Und erst im Gespräch erkennt man: das waren nicht einfach nur nette Menschen.

Es waren Engel in Menschengestalt. Zu hoch gegriffen?

Engel in Menschengestalt  – das hat eine lange Tradition in der Bibel.

Abraham bekam Besuch – und als die Gäste sich verabschiedet hatten, da wurde ihm klar:

es waren Gottes Boten, die ihm etwas zu sagen hatten!

Im Brief an die Hebräer können wir von einer ähnlichen Erfahrung lesen:

„Manche haben – ohne es zu merken, Engel bei sich aufgenommen.“

Heute haben wir ein Bild auf dem Programmblatt, dass vermutlich schon bei manchem Fragen hat aufkommen lassen. Was ist das denn?

Ein schwacher, ein verwundeter Engel. Einer, der getragen werden muss.

Können Engel überhaupt verletzt werden?

Und wie kommt es, dass ausgerechnet Kinder diesen Engel tragen?

Zwei Fragen – ich will sie kurz beantworten:

Zuerst: Ja, Engel sind verletzlich.

Denn Engel sind niemand anders als Gott selber.

Und Gott ist nicht unberührt von dem, was auf der Erde geschieht.

Zu Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes.

 Gott ist nicht in der Ewigkeit – nicht im Jenseits geblieben.

Er wurde einer von uns.

Wer einmal ein neugeborenes Kind in Händen halten durfte, der ahnt, was das bedeutet.

Wie gefährdet ist das Leben eines Kindes!

Gott ist mit der Geburt im Stall ein hohes Risiko eingegangen.

Was kann nicht alles passieren. Krankheit, drohende Gefahren, Hunger oder Elend.

All das hat Gott riskiert. Anders als in der griechischen Götterwelt hat der Gott der Bibel sich nicht mal eben als Mensch verkleidet – sondern er wurde wirklich Mensch. Ohne wenn und aber. Ohne Notausgang, wenn es zu brenzlig werden würde.

Woran erkennen die Hirten dieses Kind?

An den Windeln. Also hier ist nichts geschönt oder getäuscht. Dieses Kind ist ganz echt!

Und seither wissen wir: Gott hat sich verletzbar gemacht.

Der verwundete Engel auf dem Bild erinnert daran: Gott ist nicht unberührt vom Leid!

Das ist das Erste und Wichtigste, was wir von Weihnachten verstehen sollen.

Gott leidet, wo Menschen nicht so sind, wie Er sie sich gedacht hat.

Es lässt den Schöpfer nicht kalt, wenn Krieg ist. Oder wenn Menschen nicht mehr miteinander reden, weil einer den Anderen tief verletzt hat. Wenn Beziehungen aufgegeben werden, die im Namen Gottes begonnen wurden – oder in die hinein Gott eine besondere Verantwortung gelegt hat. Jede Familie ist so eine Beziehung mit besonderer Verantwortung.

Wo Tränen geweint werden – oder Eiseskälte eingezogen ist, da ist Gott mit betroffen.

Gott ist nicht nur der Starke und Allmächtige – er ist einer von uns geworden.

Verletzlich – wie dieser Engel.

Das kommt dabei heraus, wenn Gott Mensch wird. Das will der Künstler wohl sagen.

Zum Glück hat er es damit nicht gut sein lassen. Er nicht nur den Schmerz Gottes dargestellt.

Zwei Kinder tragen den verwundeten Engel.

Warum ausgerechnet Kinder? Was können Menschen tun, wenn Gott leidet?

Im Stück der Konfirmanden haben wir Beispiele gesehen – wie einer den Anderen tragen kann. Da hat jemand der kleinen Schwester vorgelesen, eine andere hat das eigene Taschentuch hergegeben, hat sich Zeit genommen und eine Freundin getröstet.

Wieder jemand hat der Mutter geholfen und ihr eine Last abgenommen.

Einer der Engel in Menschengestalt hat geteilt – mit einem, der Weihnachten nicht kennt und nicht feiert. Und so etwas Gutes getan.

Das soll´s schon sein? Spuren der Wirklichkeit Gottes in der Welt?

Wir Großen reden es ja schnell klein, wenn mal etwas Gutes geschieht.

Dabei wissen wir alle: jede Tat, von Herzen getan, macht unsere Welt heller und wärmer.

Und das ist gut so. Und Gott will das und freut sich auch daran.

Dazu kommt das Andere – das, was die Engel zum Schluss getan haben:

Es gibt etwas viel wichtigeres und schöneres, was Engel tun sollen:

Sie haben jemanden an die Hand genommen und zur Krippe gebracht.

Das passiert schon viel seltener, oder? Dass man nicht nur jemandem was Gutes tut,

sondern dass man einen Menschen auf Gott hinweist –

oder sogar ihn an die Hand nimmt und zu Gott bringt.

Auch das gehört zur Erniedrigung Gottes, dass er Menschen braucht, um gefunden zu werden.

Aber so ist es: nur wenn Menschen von Gott reden – dann finden Andere zum Glauben.

Zu Weihnachten gehört dies dazu:

dass wir uns an die Hand nehmen – oder nehmen lassen und zur Krippe kommen.

Vor ein paar Tagen hat mir ein junger Vater erzählt, dass sie jetzt, wo das erste Kind zwei geworden ist, sich eine Krippe angeschafft haben. Das gehört zu Weihnachten doch dazu.

Wie könnte man die Geschichte besser erzählen als anschaulich – mit den Figuren und dem Stall. Wie arm wäre ein Weihnachtsfest ohne die erzählte, gelesene und gehörte Geschichte.

Vielleicht sind es die Kinder, die uns Großen so an die Hand nehmen und zum Kern des Festes zurückführen. Lassen wir uns drauf ein – wie die Hirten.

Und das Wunder zu bestaunen – dass Gott sich so klein gemacht hat.

Um vom Staunen ins Beten zu kommen.

Und um auch singend Gott zu loben.

Wo das geschieht, wird Weihnachten.

Amen!

Björn Heyner