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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
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Familienkrieg nach Matthäus 10, 34-39

Armin Bräuning; Philippuskirche Raderthal; 16. Oktober 2005

 Einstieg:  

„Ich war noch nie in Raderthal, noch nie in Eigelstein,
ging nie durch Chorweiler mit zerrissenen Jeans.“

Dieses kölsche Lied beschreibt das Leben eines Kölners.
Er hat es nie aus seinem eigenen Veedel heraus geschafft.
Da packt ihn die Sehnsucht, diese große Stadt einmal zu entdecken.

Doch Freunde und Verwandte halten ihn auf.
Seine eigene Familie lässt es nicht zu.
Die Verpflichtungen als Sohn, Vater oder Freund halten ihn zurück!

Liebe Philippusgemeinde, liebe Gäste!  

Wer sich so eng anschnallen lässt hat Probleme.
Eigentlich ein Katzensprung!
Mal eben per Fahrrad oder KVB ins Weltstadthaus oder zum Dom rutschen.

Ohne Mut aber wirst du kein Neuland erobern.
Wer Antriebsschwach ist, weil er sich angekettet fühlt, kommt nicht mal bis zu den Ringen.

Jesus macht das ein bisschen anders, radikaler! Er klaut dir alte Bindungen und Träume.
Er nimmt dir Sehnsüchte.
Bei ihm haben sich diese irdischen Lebensträume ausgeträumt.

Er schafft einen Sicherheitsabstand zu deinem alten Leben ohne ihn.
Da drängt sich doch eine Frage auf: Jesus, warum machst du das?

Hören wir dazu noch mal auf den heutigen Abschnitt aus Gottes Buch.

Christine Wilke und ich werden dabei die Sätze einmal laut durchdenken.

Matthäus 10, 34-39

Christine:

34a „Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen.“

Armin:

Doch Jesus, das meinten wir bisher eigentlich schon, oder nicht?

Christine:

34b „Nein, keinen Frieden, ich bringe Kampf!“

Armin:

Aber Kriege gibt es doch schon genug auf dieser Welt. Irak, Sudan, Afghanistan, Kaschmir…

Wenn du jetzt auch noch damit anfängst, wo sollen wir denn dann noch Schutz und Geborgenheit erfahren. Wo sollen wir hin, Herr Jesus, wenn nicht zu dir? Bist du nicht der Friedefürst?

Christine:

35 „Ich werde Vater und Sohn, Mutter und Tochter,
Schwiegertochter und Schwiegermutter gegeneinander aufbringen.

36 Die schlimmsten Feinde werden in der eigenen Familie sein.“

Armin:

Oh Mann Jesus, bist du dir da sicher? So kennen wir dich doch gar nicht. Sollen wir nicht vielmehr aufeinander achten und nett zueinander sein, gerade in unserer Familie?

Christine:

37 „Wer seinen Vater oder seine Mutter, seinen Sohn oder seine Tochter mehr liebt als mich, der ist es nicht wert, dass ich für ihn da bin.
38 Und wer nicht bereit ist, diese Lasten auf sich zu nehmen und mir nachzufolgen, der kann nicht zu mir gehören.“

Armin:

Sag mal ehrlich, wer soll denn das alles schaffen?
Und, wie bitte, der Abschnitt ist noch gar nicht zu Ende?

Christine:

39 „Wer sich an sein Leben klammert, der wird es endgültig verlieren.
Wer es aber für mich einsetzt, der wird ewig leben und damit sein Leben gewinnen.“

Ende des Predigttextes.

Klingt das nicht unmöglich?

Und das steht nicht irgendwo im Alten Testament bei extremen Propheten mit langem Bart. Das sind auch nicht einige der über 600 Gesetze aus den Mosebüchern am Anfang der Bibel.

Diese Sätze, sehr geehrte Hörer, hat Jesus Christus selbst gesagt.
Und das mitten im ersten Evangelium, bei Matthäus Kapitel 10.

Dieses Kapitel 10 hat es in sich. Hier treffen wir einen entschlossenen Jesus.
Er beruft seine zwölf Jünger und sendet sie wie Schafe unter die Wölfe.
Die Rede auf den Weg ist schonungslos und entwaffnend.

Jesus nimmt hier kein Blatt vor den Mund.
Er schenkt seinen zukünftigen Kirchenfürsten reinen Wein ein.

Worum geht es Jesus?
Ganz klar um die Aufgaben der Jünger. Sie sollen sich als Nachfolger bewähren.
Wer das will kann nicht irdischen Ruhm erwarten.

Orden sind dabei nicht zu erwarten.
Stattdessen erwarten die Jünger herbe Begleiter: Not, Furcht, Entbehrung, Verfolgung.

Und diese Rede gipfelt im heutigen Absatz:
Jesus droht mit der Auflösung familiärer Bindungen.
Auf gut deutsch sagt Jesus folgendes:
Leute, eines müsst ihr von Anfang an wissen: an mir scheiden sich die Geister!

Ich sage, wie ich diesen Text verstehe: Jesus liefert uns eine Dienstanweisung für Christen.
Wer christliche Harmonie oder klösterliche Weltfremdheit sucht liegt falsch.
Wer nur Sonne will kann sich nach dieser Rede einen neuen Herrn suchen.
Wer bisher gedacht hat, dass es Christen immer gut gehen muss, der wird heftig korrigiert.

Jesus reißt einen Graben zwischen Biografie und Glauben.
Die Lebensumstände, in die ich gestellt bin, werden in Frage gestellt.

So etwas kannst du nur mit einer soliden Begründung machen. Jesus hat sie.
Er greift „um Gottes Willen“ in die Privatsphäre von Eltern, Kindern oder Großeltern ein.

Meine theologische Ausbildungsstätte Tabor gehört zum deutschen Gemeinschafts- und Diakonieverband DGD. Dort gibt es monatliche Rundbriefe.
Am Ende stehen Todesanzeigen für die verstorbenen Mitglieder.
Aus einer will ich zitieren:

„Schwester Marthas fast hundertjähriges Erdenleben begann 1907 in Heinrichsdorf, Kreis Neidenburg/Ostpreußen, wo sie mit neun Geschwistern zusammen aufwachsen durfte.

Der erste Weltkrieg mit seinen einschneidenden Veränderungen für die Deutschen störte diese frohe Kinderzeit nicht.

Es blieb alles in weithin geregelten Bahnen: Schulbesuch, Konfirmation, Haus- und Feldarbeit sowie die Freiheit zur Evangelisation und Verkündigung.

Dieser Dienst wurde oft durch Vandsburger Schwestern getan, und so ist es zu verstehen, dass Schwester Martha schon als Vierzehnjährige mit der Lebensübergabe an Jesus zugleich die Berufung für den späteren Diakonissendienst vernahm.

Vaters unerbitterliches Nein stand dieser Berufung entgegen. Jahr um Jahr blieb dem jungen Mädchen nur das Vertrauen auf das Handeln ihres himmlischen Vaters.“

Eine junge Frau erfährt etwas von der Liebe Gottes.
Sie ist begeistert und Feuer und Flamme für Jesus.

Am liebsten will sie immer für Jesus da sein.
Ihr ganzes Leben will sie ihm schenken, doch sie darf es nicht!

Als sie es dem Vater erzählt winkt er ab. Er braucht alle Kinder zuhause.
Er versteht nicht, wie jemand so etwas tun kann, schon gar nicht seine eigene Tochter.
Und damals war der Vater eindeutig der Herr im Haus.

Was sollte die Vierzehnjährige Martha machen? Sie wollte gehorsam sein.
Du sollst Vater und Mutter ehren. Also blieb sie treu bei ihrer aufgetragenen Pflicht.
Doch innerlich stellte sie sich einem geistlichen Kampf.

Sie hatte den Ruf Gottes zum Dienst der Diakonisse gehört.
War Gott nicht viel mehr als selbst der eigene Vater?
Konnte er nicht etwas tun, dass sich sein Ziel erfüllt?

Sie tat das, was sie aus der Bibel und dem Konfirmandenunterricht kannte.
Sie betete. Sie betete und sie betete. Eine Lösung musste her.
Die konnte nur vom Vater im Himmel kommen.

Sie betete für eine Lösung, am besten im Einvernehmen der Eltern.
Gottes Plan und der irdische Werdegang standen sich massiv im Weg.
Nur Gott konnte diese Spannung lösen?

„Und das erbetene Wunder geschah.
Die Eltern wurden an einem Tag vom Evangelium überwunden.
Ihr frohes Ja machte Sr. Martha und ihrer jüngeren Schwester den Weg frei ins Mutterhaus.“

Das war 1929. Und nun starb sie 2005.
Schwester Martha diente also 76 Jahre ihres Lebens ihrem geliebten Herrn Jesus.
Sie schloss ihr altes Leben ab. Sie lebte ohne Besitz und Anspruch auf Erbschaft.

Sie pflegte Kranke im Lazarett und leitete einen Kindergarten im Weserbergland.
Am Ende lobte sie Gott mit Mitschwestern im Feierabendhaus Saron.

Der Nachruf endet mit einem großartigen Satz:

„Schwester Marthas Dienstleben weist keine großen Taten auf, aber, wo sie diente, sind lichte Spuren geblieben und ein dankbares Erinnern. Wir Schwestern vermissen sie auch.“

Ist das nicht ein schönes Zeugnis für ein Leben? Ein junges Mädchen kämpft leise für ihre Überzeugung. Als sie ihr gewährt wird führt sie ihren Glauben leise und bescheiden aus.
Am Ende wird sie von allen vermisst, obwohl sie nie großartig auffiel.
Lassen Sie mich noch mal zusammenfassen:
Der Vater hing mit seinen Träumereien über Köln den täglichen Pflichten hinterher.
Lebt zwar fest in der Familie, hängt aber mit den Gedanken ständig woanders.

Jesus predigt seinen Leuten Klartext.
Ein „Hin und Her“ kann ihm nicht gefallen. Entweder du bist Christ, oder du bist es nicht.

Wer ihm aber folgt soll von Anfang an wissen, dass dann „Schluss mit Lustig“ ist!
Jesus zieht seine Leute raus aus alten Bindungen.
Der Bibelkenner Adolf Schlatter schrieb dazu:

„Gott gibt uns hier ein Hilfsmittel zum Bau des Reiches Gottes, indem wir von allem los sind.
Die Ausrüstung zum sicheren, bleibenden Jüngerdienst besteht darin,
dass wir als die frei Gewordenen zu Jesus treten,
die allein auf ihn sehen und sonst auf niemand und auf nichts!“

Wie kann diese Radikalität erklärt werden?
Der Auftrag eines Nachfolgers Jesu ist von königlicher Würde.
Sein Status ist heilig, sein Werk gewaltig und herrlich.

Gerade das macht den Sturz eines Jüngers zur Katastrophe.
Die Hindernisse und Stolpersteine können vielfältig sein, der Fall geht ins Bodenlose.

Wer Gottes Bedingungen überliest,
wer Jesu Warnungen nicht kennt,
wer nichts weiß von den Wölfen um uns,
der flüchtet vor den Konsequenzen und verliert den guten Kampf des Glaubens.

Harte Sache! Willst du dich auf so was einlassen?
In der islamischen Welt werden Christen oft aus der Familie gestoßen.
Teilweise gibt es sogar den Ehrenmord, damit die Familie nicht weiter beschmutzt wird.

Eigentlich aber will Jesus keine Zwietracht säen. Er will gesunde Familien!
Er will jedoch Mitläufer vermeiden, die Jesus als einen Weg unter vielen verstehen.
Es ist nicht so, dass jeder angebliche Gott in den Himmel führt.

Es geht Jesus um Entschiedenheit: er allein ist der Weg zum Vaterhaus.
Zugegeben, die Sätze sind kantig uns schwierig.
Nicht die beste Werbung für unseren christlichen Glauben.

Es geht darum, dass wir nachdenken, was uns unser Christsein wert ist.
Hast du Jesus lieber als dein Auto, dein Essen oder deine Frau?
Kommt Jesus in deinem Leben vor deinem Beruf oder deinem Hobby?

Luther konnte, in seiner ihm eigenen Art, die Weisung Jesu ernst nehmen.
Auf seiner letzten Dienstreise schrieb er seiner Ehefrau Käthe,
die sich immer sehr um ihn Sorgen machte:

„Lass mich zufrieden mit deiner Sorge.
Ich habe einen besseren sorgen als du und alle Engel sind,
der liegt in der Krippen und hänget an der Jungfrau Zitzen.“
AMEN