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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am  25.09.05 Welcome, über Johannes 6, 1-13--
 
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Ihr Lieben,

am Nordufer des Sees Genezareth gibt es nur einen Berg, auf dem damals nicht eine Stadt gebaut war. Deshalb kann man ziemlich genau sagen, wo das gewesen ist – damals, als sich eine große Menschenmenge versammelt hatte.
Sie wollten Jesus sehen. Er machte Kranke gesund.
Und er redete von Gott – und zwar so, dass man spürte: das ist wirklich wichtig!

Ein bisschen stelle ich es mir so vor wie heute morgen:
Männer und Frauen – und dazwischen viele, viele Kinder.
Die einen hörten aufmerksam zu – andere fragten sich, wann es denn endlich was zu essen gibt. Die Kinder liefen den Großen zwischen den Beinen umher.
Und wie eben im Anspiel wurde die Frage nach dem Essen immer drängender.

Und dann passierte das, was diesen Tag damals zu einem ganz besonderen Tag machte.
Alle, die dabei waren, erlebten etwas, was sie wohl nie mehr vergessen würden.
Die Jünger fragen rum: „Wer hat was mitgebracht?“ „Nur Einer?“
Ein Kind ist da. Es reicht Jesus alles, was es hat: Zwei Fische und fünf Brote.

Jesus nimmt das, spricht ein Dankgebet und teilt es aus.
Er gibt es weiter an seine Jünger – nicht damit sie zu essen haben.
Sondern sie sollen es weiterreichen. Und indem sie das tun – wird es einfach nicht weniger. Ja, es reicht, dass alle satt werden und dass sie danach sogar noch  reichlich übrig hatten.

Was war geschehen? Einer, der auf dem Wasser gehen konnte, der einen Sturm zum Erliegen brachte durch ein Machtwort – der konnte wohl auch aus Wenig sehr viel machen.
Aber darum geht es nicht!

Mir fällt auf: Jesus schnipst nicht einfach mit dem Finger oder schwingt einen Zauberstab – wie es Harry Potter vielleicht getan hätte. Jesus war kein Zauberer.
Er nimmt das, was da war. Und damit geschieht das Wunder.
Es ging los, weil ein kleines Kind das hergab, was es hatte. Hätte es ja nicht tun müssen!
Kinder können das wohl: vertrauen!

Wahrscheinlich hatte dieses Kind Hunger – wie alle anderen auch.
Trotzdem: Jesus hat es angesehen – und dieses Kind hat sich entschieden:

Es ist wichtiger, Jesus etwas in die Hand zu legen, als erst an sich zu denken.
Wichtiger, ihm zu vertrauen, als sich den Bauch zu füllen.

Als wir vor knapp einem Jahr merkten, dass uns bildlich gesprochen – als Gemeinde bald die Brötchen ausgehen werden, da haben wir im Presbyterium nicht gesagt:
Nun gut. Nun müssen wir den Rest so gut einteilen, dass es noch möglichst lange reicht.
Klar waren solche Gedanken auch da – Trotzdem. Wir sind zu Jesus gegangen.
Mit Zittern und Zagen haben wir gebetet und ihm gesagt:

„Jesus, du siehst unsere Lage. Wie soll das reichen für so große Aufgaben? Wir können die Kindertagesstätte nicht mehr füttern. Wir können auch keinen Jugendpastor mehr ernähren.“

Heute feiern wir Erntedank und da ist es gut, sich genau daran zu erinnern, wie Jesus uns satt gemacht hat.
Heute können wir von einem Speisewunder sprechen, das wir selber erlebt haben.
Völlig unverhofft haben wir Geld bekommen. So viel Geld, dass wir ermutigt wurden – weiterzumachen. Mit der Kindertagesstätte und mit der Jugendarbeit.
Das ist im Blick auf das vergangene Jahr wohl unser größter Grund zum Danken.

Nun hat Gott nicht Geld vom Himmel regnen lassen – er hat Menschen bewegt, mit ihren Möglichkeiten etwas Außerordentliches zu tun. Das ist schon wunderbar.
Damals wurde das Brot von Hand zu Hand weitergereicht.
Und erst dadurch – durch das Teilen wurden alle satt.

Hätten die Jünger erst an sich gedacht, dann wäre der Segen stecken geblieben.
Wir alle sind eingeladen, die Hand aufzuhalten und uns satt zu essen. Es ist genug da.
Überfluss und Großzügigkeit – das sind Namen für Gott.

Gleichzeitig sind wir aufgerufen, das Teilen ganz ernst und konkret zu üben.
Deshalb haben wir heute hier die freie Dankstelle aufgebaut. Eine Tanksäule andersherum.
Hier soll nicht gezapft werden, hier können wir hineinfüllen, was wir teilen wollen.
So funktioniert Dankbarkeit: wer erlebt hat, dass er genug bekommen hat, der teilt großzügig mit denen, die zu wenig haben. Und Gott freut sich darüber!

Ihren Erntedank erbitten wir heute für die Kindertagesstätte, damit das Wunder weitergeht.
Wenn Sie hinausgehen, dann können Sie die Dankstelle füllen – Münzen in den Schlauch – Scheine in den Schlitz. Sachspenden davor.

Und noch ein dritter Gedanke:
Am Nordufer des Sees Genezareth, dort, wo all das damals geschehen ist, da hat man später eine Kirche gebaut. Und in den Fußboden dieser Kirche hat man das Bild gelegt, das wir auf der Leinwand sehen – aus vielen kleinen Steinen.
Zwei Fische und ein Korb mit Brot.
Dieses Mosaik liegt direkt unter dem Altartisch der Kirche. Und fällt ihnen etwas auf:
Zählen Sie einmal die Brote: es sind vier!
Hatte der Junge nicht fünf Brote? Nun hat der Künstler hier nicht etwa einen Fehler gemacht – oder seine Bibel nicht gründlich gelesen.
Ganz bewusst hat er nur vier Brote in dem Korb gezeigt – und nicht fünf.
Wo ist das fünfte Brot?

Nachdem die Leute satt geworden waren, waren sie entsprechend begeistert von Jesus. Klar!
Sie wollten ihn sogar zu ihrem König machen. „Gib dem Volk Brot – und du kannst mit ihnen machen, was du willst“. Das wussten schon die alten Römer – und nach dem Schema laufen bis heute die Wahlversprechen aller großen Parteien.

Jesus hat sich dem entzogen. Er ist geradezu geflüchtet. Und er hat es erklärt, warum:
Hier ging es gar nicht darum, dass ihr Euch den Bauch voll schlagt! Das Brot war ein Zeichen – ein Hinweis auf etwas ganz Anderes. Es gibt es Brot, das macht so satt, dass man danach gar keinen Hunger mehr hat. Und dieses Brot, das bin ich selbst.
Es wird nicht mehr lange dauern – dann werde ich sterben. An diesem Sterben müsst ihr euren Teil haben. Ihr müsst einen Teil von mir essen. Ihr müsst  mich aufnehmen in Eurer Leben – nur dann werdet ihr satt.

„Wie bitte?“
So haben sie damals gefragt – so denken sicher jetzt auch etliche:
„Wir sollen Jesus essen?“

Als Jesus am Abend vor seinem Tod auch Brot nahm, es zerbrach und austeilte, da sagte er:
„Passt auf. Esst dieses Brot nicht einfach zur Sättigung. Esst es als meinen Leib.
Ich werde sterben für Euch! Nur so, wenn ihr esst, habt ihr Anteil an dem, was mein Sterben bewirkt – nämlich den Freispruch im Gericht Gottes.“

Darum geht es! Und darum  sind in dem Korb auf dem Mosaik nur vier Brote.
Das fünfte Brot – das liegt woanders. Das Mosaik liegt ja genau unter dem Altartisch.
Und das fünfte Brot, das liegt oben, auf dem Tisch.
Es ist das Brot, das ausgeteilt wird, wenn Christen das Abendmahl miteinander teilen.

Das Wunder der Speisung wäre unwichtig, wenn es nicht bis heute seine Fortsetzung fände.
Wir gehören mit zu der Menge. Durch alle Zeiten reicht das Austeilen des Brotes bis zu uns – wo immer wir das Mahl Jesu miteinander feiern.
Damals, nachdem die 5000 satt geworden waren, da war das nicht etwa der Höhepunkt in der Geschichte von Jesus. Eher das Gegenteil. Viele im Volk wandten sich ab.

Das was Jesus da sagte, das war ihnen unheimlich. Das verstanden sie nicht.
Am Ende blieben nur Petrus und die elf anderen.
Und Jesus fragte sie: Wollt ihr auch weggehen?
Und einer, Simon antwortete: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

Wer das sagen kann, der ist wirklich satt geworden. Der hat Grund zum Danken.
Amen!