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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 11.09.2005 über Exodus 14, 10+13-22-
 
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Ihr Lieben,

es gibt viele Geschichten in der Bibel, die gehören zur Allgemeinbildung.

Was noch lange nicht heißt, dass man sie glaubt.

Die Geschichte, die Melanie gerade vorgelesen hat, verbuchen viele innerlich wahrscheinlich so ähnlich wie Hänsel und Gretel – oder Rotkäppchen. Kennt man – aber unwichtig. Wirklich?

Das Volk Israel – auf der Flucht aus Ägypten – merkt plötzlich mit Erschrecken, dass es ernst wird – todernst. Die Armee des Pharao ist ihnen dicht auf den Fersen. Vielleicht nur noch Stunden – und der Traum von Freiheit und eigenem Land versinkt in Blut und Chaos.

So weit alles andere als ein Märchen. Es ist eher ein brutal realistische Kriegsgeschichte.

Nur: was dann kommt, das ist buchstäblich unglaublich:

Ich lese – diesmal nach Luther:

Als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN. Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. Und der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen. Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, so dass die Israeliten auf dem Trockenen mitten durch das Meer gehen. Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, dass sie hinter euch herziehen, und will meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, an seinen Wagen und Männern. Und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der HERR bin, wenn ich meine Herrlichkeit erweise an dem Pharao und an seinen Wagen und Männern. Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat hinter sie und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster, und hier er­leuchtete sie die Nacht, und so kamen die Heere die ganze Nacht einander nicht näher. Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurück­weichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.

In dieser uralten Geschichte von der Flucht der versklavten Israeliten geht es um eine entscheidende Grunderfahrung, die Menschen mit dem Gott der Bibel gemacht haben.

Müde und erschöpft waren sie am Ufer eines Sees angekommen.

Es war der zweite Tag ihrer Flucht - einer Flucht, die sie selber gar nicht gewollt hatten.

Und nun lagern sie am Ufer eines sumpfigen Sees – als sich plötzlich das Gerücht ausbreitet:

Die Armee des Pharaos rückt an. Panik macht sich breit. Das Ende ist nah.

Aber Mose beruhigt das Volk – mit einem Satz voller Vollmacht: Fürchtet euch nicht!

Dieser Satz ist die am häufigsten in der Bibel gesagte Aufforderung:

Fürchte dich nicht! Hab keine Angst!

Angeblich steht es 365 mal in der Bibel – für jeden Tag des Jahres einmal.

Er galt nicht nur damals – heute hören wir ihn – als wenn er nur für uns gesagt ist.

„Fürchtet euch nicht! Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein.“

Zwei Wahrheiten sagt uns die Geschichte von der Rettung am Schilfmeer:

1. Der Weg bleibt voller Gefahren

2. Gott bleibt an unserer Seite

Am Anfang der Geschichte Israels als Volk steht Gottes Erwählung:

Bevor dieses Volk irgendetwas hätte tun können, hat Gott die Not dieser Leute gesehen.

Sein Herz entbrannte in Liebe – und er leitet die Rettung dieses Volkes ein.

Die Geschichte des Durchzugs ist nicht das erste Rettungswunder – und auch nicht das Letzte.

Aber gerade diesen Durchzug durchs Meer haben christliche Ausleger immer als ein Vorbild verstanden – ein Vorbild für die Taufe.

Was aus alter Zeit von Israel berichtet wurde, darin konnten Christen sich wieder finden.

Wie bei Israel haben Christen gewusst: Unter dem Segen Gotte zu leben, von ihm ausgesucht und berufen zu sein, das ist kein Schutzzauber. Israel blieb die Angst nicht erspart.

Der Weg bis ins versprochene Land war hart, begleitet von Kämpfen, auch von Niederlagen. Nicht alle kamen an.

Auch für Christen hat nie gegolten: „Komm zu Jesus und alle deine Probleme sind gelöst.“

Die Taufe ist kein Schutzritual zur Abwehr von Unglück oder Leiden!

Auch Christen sterben durch Unfälle, oder an Krankheiten. Auch in New Orleans gab es Kirchen und Gemeinden – die ebenso zerstört wurden wie die Rotlichtviertel.

Ein Jugendlicher, die sonntags hier im Gottesdienst war, wurde noch am selben Tag vom Älteren überfallen und verprügelt.

Die Liste ließe sich fortsetzen. Immer wieder fragt man sich: Warum? Wie kann so etwas passieren? Hat Gott nicht aufgepasst? Gibt es ihn vielleicht doch nicht?

Gottes „Fürchte Dich nicht!“ versteht nur der, der Gründe zur Furcht kennt.

Israel war nicht auf einem Sonntagsausflug. Es waren Sklaven, die geflüchtet sind.

Und jetzt waren sie drauf und dran, umzukippen. Aufzugeben und sich wieder zurückführen zu lassen – zurück zu Ausbeutung, magerer Kost und Gefahr für Leib und Leben.

Sie schrieen in ihrer Angst zu Mose. Er wusste doch was von Gott – sie nicht.

Und Mose: Fürchtet Euch nicht. Geht weiter. Gerade jetzt werdet ihr Gott kennen lernen.

Gerade Krisen sind oft Chancen für Gott. Solange alles geruhsam und behütet vor sich hin läuft, lassen wir uns täuschen – denken, wir brauchen Gott nicht wirklich.

Aber wenn es brennt, dann brauchen wir einen wie Mose.

Für uns kann das nur Jesus sein.

Er ruft in die Nachfolge. Er geht uns voran. „Hab keine Angst. Ich bleibe an Deiner Seite.“

Sich taufen zu lassen, das geschah in der alten Kirche normalerweise, wenn Menschen durch eine Lebenskrise gingen. Wenn sie ihr Leben bedroht wussten und erkannt hatten, dass sie ohne Frieden mit Gott verloren waren. Man bewarb sich um die Taufe.

Und das erforderte in der alten Kirche einigen Mut.

Man kam damit nach gesellschaftlichen Maßstäben in ziemlich schlechte Gesellschaft.

Eine Zeitlang bekamen Taufbewerber vor der Taufe eine kräftige Ohrfeige verpasst.

Damit sollte deutlich werden: „Zu Jesus gehören, das ist kein Zuckerschlecken.

Es kann passieren, dass man dafür Prügel bezieht. Bist Du auch dazu bereit?“

Trotzdem ließen Menschen sich taufen. Weil sie darauf vertrauten:

„Was auch kommt, Jesus ist an meiner Seite.“

Und so ist die Taufe gemeint: sie ist eine Vergewisserung: jetzt gibt es kein Zurück mehr auf dem Lebensweg mit Gott. Gottes Name wurde über dem Getauften ausgesprochen – das bleibt, egal, was danach noch kommt.

Mit der Taufe sind wir nicht am Ziel des Weges angekommen. Wie Israel die Rettung am Schilfmeer als eine wichtige Station auf dem Weg erlebte, der danach weiterging, so wird auch mit der Taufe niemand in den Himmel versetzt.

Manches, was Christen erleiden, hängt damit zusammen, dass Jesus auch gelitten hat.

Paulus spricht davon, dass wir durch Leiden unserem Herrn ähnlicher werden und dass sich so die Gemeinschaft mit ihm vertieft.

Dabei dürfen wir das wissen: wir gehen nicht allein. Jesus ist an unserer Seite.

Amen!