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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt am 04.09.2005 über Lukas 18, 28-30--
 
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Ihr Lieben, 

Lukas war schon im Kindergarten hier in der Gemeinde. Die nächste Station war die Minigruppe, es folgten Würfel- und Live-Gruppe; das ganze Programm im CVJM. Immer wieder hörte er Geschichten aus der Bibel, feierte Gottesdienste mit und war insgesamt viermal mit auf Freizeiten. Der Glaube ist ihm vertraut und er kennt sich aus. 
Jetzt startet er mit dem Konfirmandenunterricht.

Bei Kevin ist es anders. Er ist mit seinen Eltern erst vor zwei Jahren hier ins Viertel gezogen. Gemeinde - das war dort, wo sie vorher gelebt haben, kein Thema. Klar, in der Schule gibt es Religionsunterricht, aber das ist ein Fach neben anderen. Dass man einen wichtigen Teil seiner Freizeit mit anderen Christen verbringen kann? Davon hat er noch nie gehört.
Aber weil die Mutter evangelisch ist und er damals als Kind getauft worden ist, soll er jetzt auch zum Unterricht. Ehrlich gesagt - so ganz versteht er nicht, was da auf ihn zukommt. Ein bisschen fremd ist es in jedem Fall. 

Und Lisa - sie ist nicht getauft. Ihre Eltern halten nichts von Kirche. Vielleicht, weil sie nur ganz wenig wissen, vielleicht, weil damals in der FDJ über Kirche höchstens mal abfällig gesprochen wurde. Die FDJ war die staatliche Jugendorganisation in der DDR, dem sozialistischen deutschen Staat, der vor 15 Jahren endete.
Aber Lisa hat eine Freundin und die geht jetzt zum Konfirmandenunterricht. Aus Neugier - und wegen dieser Freundin geht sie eben mit. Heute morgen erlebt sie zum ersten Mal einen Gottesdienst hier in der Kirche.

Die drei sind frei erfunden - klar. Aber vermutlich findet sich manch einer - nicht nur der Katechumenen bei einer dieser Gestalten wieder.
Alle drei haben sich entschieden. Und stellen sich vielleicht die Frage:
Was bringt uns das? Was bringt es, Woche für Woche dahinzugehen? 
Darum geht es heute.

Jesus ist der Hausherr hier in der Philippus-Kirche. In seinem Namen geschieht alles, was in diesen Räumen angeboten wird. Und Er hat auf diese Frage eine Antwort gegeben. Denn sie ist nicht neu. Was bringt es uns, dass wir alles verlassen haben - und mit dir gegangen sind?
Damit steigt der kurze Abschnitt aus dem Evangelium ein, den wir gerade schon gehört haben - und bei dem wir heute etwas genauer hinhören wollen. Ich lese noch einmal aus Lukas 18:
   Da sprach Petrus: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. 
   Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern 
   oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit 
   und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

Drei Superlative in zwei Sätzen! 

1. Wir haben alles verlassen! - sagt Petrus
2. Ihr werdet ein Vielfaches von dem bekommen, was ihr hinter euch gelassen habt Und:
3. Das gilt für jeden! Niemand, der das tut, geht leer aus - beides verspricht Jesus.

Kurz vor dem grandiosen Versprechen, das Jesus hier gibt, erzählt Lukas eine ehrliche und etwas beklemmende Geschichte: 
Da war einer gekommen und wollte, dass Jesus ihm ein gutes Zeugnis in Religion ausstellt: "Ich hab alle Gebote gehalten. Gott ist doch sicher zufrieden mit mir, oder?"
Aber Jesus sagt ihm: "Das reicht nicht. Lass deinen Reichtum hinter mir und geh mit mir!"
Jesus lädt diesen jungen Mann ein, ein Christ zu werden. Und das kostet was. 
Billig ist das nicht. Anständig und unauffällig zu leben - das genügt dazu nicht. 
Und dann sagt der junge Mann nichts mehr. Er war sehr reich und das alles weggeben? 
Das brachte er nicht übers Herz. Er lehnt ab. Jesus ist tief traurig darüber. Dann sagt er:
"Es ist fast unmöglich, dass Menschen, die ihr Herz an ihr Geld hängen, zu Gott kommen. Eher kriegt man ein Kamel dazu, durch ein Nadelöhr zu kriechen." 
Mit Jesus ganze Sache zu machen - das ist keine Nebensache; nicht nur Freizeitgestaltung.
Wer sich für Jesus entscheidet, der setzt ihn auf die absolute Nr. 1 in seinem Leben. 
Mit dieser Radikalität hat schon Jesus Leute abgeschreckt. Aber andere auch angezogen. Petrus und die anderen hatten sich genauso klar entschieden:
"Wir haben alles, was wir hatten, verlassen".

Der erste Superlativ bei Jesus lautet heute also wie damals: 
"Sei ganz sein - oder lass es ganz sein." Nicht nur für Konfirmanden, sondern für jeden.
Was bringt´s? Das ist die berechtigte Frage. Lohnt sich das überhaupt?
Viele, die wenig von Jesus wissen, sagen: Wer sich auf Jesus einlässt, der wird auf das Jenseits vertröstet - hier wird das Leben nur anstrengender und freudlos - Gesetze und so.
Das Beste kommt dann nach dem Tod, also sei jetzt gehorsam.
Klingt ziemlich unmodern und kein bisschen verlockend, oder?
Wenn wir genau hinhören auf das, was Jesus sagt, ist es nicht wahr! So hat Jesus nicht gesprochen. Er hat schon für dieses Leben seinen Leuten viel versprochen:
Niemand wird ohne Haus dastehen, niemand ersatzlos Familie oder Freundeskreis verlieren.
Wahr ist: Wenn einer ernst macht mit Jesus, dann finden das nicht immer alle anderen toll.
Du betest? Bist du zu schwach, dein Leben selbst zu gestalten?
Du spendest Geld? Bist Du verrückt? Man kriegt doch auch nichts geschenkt?
Du gehst am Sonntag in die Kirche? Da wüsste ich aber was Besseres?
Du gehst Woche für Woche da hin und ärgerst Dich mit fremden Kindern rum? Wozu?

Es gibt viele Formen von Ablehnung oder Anfeindung. Wenn man Gebote halten will, die dem, was gerade alle machen, zuwider laufen, das kann auch schon mal hart sein.
Mach es trotzdem! sagt Jesus. 
Wenn du meinetwegen einen Freund verlierst, dann ist er es nicht wert.
Ich sag dir: Wer seinen Platz in der Gemeinde einnimmt, der bleibt nicht allein. 

Selbst wenn die eigenen Eltern einen verstoßen - es gibt so etwas wie geistliche Elternschaft. 
Wenn Jesu das so verspricht, dann ist das gleichzeitig eine Anfrage an uns als Gemeinde: Bieten wir Heimat? Nehmen wir Leute in unsere Familie auf? Pflegen wir echte Freundschaft um Jesu willen. Das fällt nicht immer leicht.
Schon jetzt findet ihr so was, wenn ihr mir folgt. - sagt Jesus. Nicht erst im Jenseits.

Und der dritte Superlativ: Niemand wird ausgeschlossen!
Es ist schon eine tiefe Wahrheit darin, dass Jesus die Gemeinde Familie nennt - und nicht Clique oder Freundeskreis. 
In einer Familie sucht man sich nicht aus, wen man dabei haben will. 
Da wird keiner ausgeschlossen. So soll es auch dort sein, wo der Geist Jesu regiert:
Nicht mit jedem in der Gemeinde bin ich gleich dick befreundet - aber die Zusammengehörigkeit - die stelle ich nie in Frage.

Und wenn ich mich umschaue, dann sage ich:
Ich kenne keine andere Gemeinschaft in der Gesellschaft, die so bunt und so bereichernd ist wie gerade die Gemeinde.
Hier gibt es Sportsfreunde, aber auch solche, die sich am liebsten in Bücher vertiefen.
Alte mit vielen Lebenserfahrungen und wunderbaren Geschichten treffen auf Junge, die ihr Leben noch vor sich haben - mit tausend Ideen und Plänen und einem ungetrübten Optimismus dabei. Wie sehr brauchen wir einander!

Und - das fasziniert mich immer wieder - wir haben es beim Weltjugendtag besonders eindrücklich erlebt: der Geist Jesu macht Menschen zu Geschwistern - ohne Rücksicht auf Sprache, Hautfarbe oder Lebensgewohnheiten. Das ist schon etwas Wunderbares, zu dieser weltweiten Gemeinschaft zu gehören! Sie ist viel reicher als jede Familie!

In der Mahlfeier gestalten wir diesen Superlativ: niemand, der Jesus lieb hat, ist ausgeschlossen. Die einzige Voraussetzung - und das vor allem der Ordnung halber - ist, dass jemand weiß, was gemeint ist, wenn wir Brot und Wein austeilen.
Deshalb warten die Katechumenen mit der Teilnahme noch. Dazu gehören sie dennoch!
Wer von ihnen mag, der reiht sich ein und empfängt in der Gemeinschaft den Segen.

Niemand, der Jesus nachfolgt, ist ausgeschlossen. Alle sind eingeladen. 
Amen.