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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Apostelgeschichte 1, 14; 2, 1- 4, Pfingstsonntag 2005-- Drucken

Ihr Lieben,

Jahr für Jahr feiern wir das Pfingstfest und es kommt mir vor wie auf der Gänsefarm, von der der dänische Philosoph Sören Kirkegaard in einem Gleichnis erzählt.
Einmal in der Woche kamen da die Gänse am Morgen zusammen. Ein älterer Gänserich, der redegewandt war, stieg auf einen Zaun und schnatterte zu den Gänsen.
In den höchsten Tönen schwärmte er von den Taten der Vorfahren, die einst zu fliegen wagten. Er lobte den Schöpfer, der ihnen Flügel gab. Und er erinnerte sie daran, dass Gänse dazu berufen seien, ihre Flügel auszubreiten, sich in die Lüfte zu erheben und über den Weiten des Landes zu schweben.
Wenn er von fernen Ländern und großen Heldentaten der Altvorderen berichtete, waren die Gänse zu Tränen gerührt. Und er schärfte ihnen ein, was ihre Berufung sei:
Es den Vorfahren gleichzutun, selber die Schwingen auszubreiten, sich zu erheben und den Luftzug des Windes um sich zu spüren. Am Ende gab es rauschenden Applaus -
Und alle gingen wieder zurück in ihren Stall. Nur eines taten sie nie:
Sie begannen nicht, selber zu fliegen. Sie gehen zu ihrem Mittagsmahl. Denn das Korn ist gut und der Hof ist sicher.

Wir hören Jahr für Jahr von der verändernden Kraft des Geistes Gottes. Wir singen:
Komm, Heiliger Geist, setz unsre Herzen in Brand!
Und dann? - gehen wir zurück in unsere Lebensräume - und alles bleibt, wie es war.
Vielleicht ist die Sehnsucht neu wach geworden - dieses manchmal schmerzhafte Gefühl.
Es könnte doch Vieles ganz anders sein im Leben.
Und dann setzt sich die Schwerkraft doch wieder durch:
Eine unerklärliche Müdigkeit, lange bevor wir überhaupt begonnen haben!
Bedenken stiegen in uns hoch, dass wir uns übernehmen oder blamieren könnten.
Und so leben wir, als wenn es den Geist Gottes nicht gäbe.
Könnte es sein, dass es in diesem Jahr 2005 hier in der Philippus-Kirche anders ist?
Könnte es sein, dass heute Morgen etwas Bedeutendes geschieht?
Damals, als Petrus und die Anderen von ganz ähnlicher Schwere in den Gliedern und im Gemüt erfüllt waren, da entstand ganz unerwartet ein großes Rauschen, und der Glanz der Herrlichkeit Gottes leuchtete sichtbar auf. Lukas berichtet:
Sie alle trafen sich regelmäßig an einem Ort, um gemeinsam zu beten. (…) Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten. Zugleich sahen sie etwas wie ein züngelndes Feuer, das sich auf jedem Einzelnen von ihnen niederließ. So wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten in fremden Sprachen - jeder so, wie der Geist es ihnen eingab.
In diesem Moment wurde klar:
Jetzt lässt Gott nichts mehr, wie es war.
Er hat diese Leute ergriffen - und alle Sprachlosigkeit fiel von ihnen ab.
Alle Menschenscheu und alle Bedenken.
Pfingsten ist seither das große Fest der Ermutigung.
Nun können wir Ermutigung nicht selber machen.
Genauso wenig wie die Gänse auf der Farm des Kirkegaard fliegen konnten:
Kein noch so redegewandter Gänserich hat die Macht, aus Hofgänsen Wildgänse zu machen.
Wie gut, dass wir keine Gänse sind!
Das ist die eine Wahrheit, die aus der Pfingstgeschichte leuchtet:
Menschen kann und will der Geist Gottes verwandeln.
Er hat es damals getan - und er tut es seither immer wieder.
Ihr, die Eltern und Paten von Nele habt einen Taufspruch ausgesucht, der in der Pfingstgeschichte auftaucht. Petrus war ja aufgetreten und hat die erste christliche Predigt gehalten. Draußen, auf der Straße. Er hat darin einen Psalm zitiert - den 16. Psalm.
In diesem Psalm redet einer - 500 Jahre vor Ostern - von der Macht Gottes über den Tod.
Und darin heißt es auch:
Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir.

Gott zeigt den Weg, der zum Leben führt! Da geht es nicht um Lebenskunst, um erfülltes Leben hier. Es geht um die Ewigkeit. Kurz vorher heißt es:
"Du wirst mich nicht dem Tod und der Verwesung überlassen"
Ganz eindeutig: es geht um Leben, das auch jenseits des Todes weitergeht.
Gott zeigt den Weg auf, der zu diesem Leben führt.
Dieser Weg hat einen Namen. Und auf diesen Namen taufen wir gleich die Nele:
Es ist Jesus, der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Wer das sagen kann: Du, Gott, du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
Den hat der Geist von Pfingsten ergriffen.
Taufe - und die Erfahrung mit diesem Geist, der in uns den Glauben weckt - das gehörte in der alten Kirche unlösbar zusammen.
Und am Ende des Pfingsttages wird ja auch von einem großen Taufgottesdienst berichtet.
Da haben Viele neu in dieses Bekenntnis eingestimmt:
Du, Gott, du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir.

Mit diesem Taufspruch wünscht ihr der kleinen Nele das Beste, was einem Menschen passieren kann: dass sie - um das Gleichnis von den Gänsen aufzunehmen - zu einer Wildgans wird: zu einem Menschen, der seine Berufung erkennt und annimmt:
Seine Flügel auszubreiten und sich tragen zu lassen vom Wind.
Um Länder, ja Welten zu entdecken, jenseits von Zaun und Futtertrog.
Der Wind - das ist ein anderes Bild für den Geist Gottes.
Und wie der Wind die Gänse tragen kann, so setzt der Geist Gottes uns in Bewegung,
schenkt uns ganz neue Einsichten und bringt uns an Orte, die wir allein nie erreicht hätten. Mit dem einen Ziel: schließlich in der Gegenwart Gottes zu leben.
Schon bis dahin wird es ein spannendes Leben sein.
Wer es einmal erlebt hat, daß etwas gelingt, was man sich selber vorher nicht hat vorstellen können, der ahnt, um was es geht.
Zu erleben, das die eigenen Grenzen noch lange nicht Gottes Grenzen sind - das weckt eine Freude in uns, die wir nicht machen können.
Wieder - wir können das alles nicht produzieren, wovon die Bibel hier spricht.
Wir können es entdecken und das Staunen neu lernen.
Petrus und die Anderen haben eins getan, um Raum für den Geist Gottes zu schaffen:
Sie trafen sich regelmäßig, um gemeinsam zu beten.
Es klingt so einfach und ist doch entscheidend, ob Pfingsten für einen weiterhin unbegreiflich bliebt - oder zur Leben verändernden Erfahrung wird:
Lasst uns mit Anderen zusammenkommen und beten.

Amen!

Björn Heymer