Es war eine neblig-feuchte Novembernacht im Jahr 18 der Herrschaft
von Kaiser Claudius.
In den Gassen von Trastevere - einem Stadtteil von Rom zog die Kälte
vom Fluss hoch.
Aber davon spürte Alexamenos nichts.
Er war völlig außer Atem und drückte sich in den Schatten
eines Hauseingangs
- kalter Schweiß ließ seine Tunika am Leib kleben.
"Wo bin ich hier? Hab ich sie tatsächlich abgeschüttelt?"
"Und jetzt: Wohin? Wohin, jetzt um diese Zeit?"
Langsamer schlich er weiter - von einem Hauseingang zum nächsten.
War das hier eine Taverne? Sicher längst geschlossen - selbst in
dieser Gegend.
Das schied also aus.
Langsam begann er zu frösteln.
"Irgendwas muss bald passieren - Herr Jesus, jetzt hilf Du mir
weiter!"
Es war ein kurzes, ein Stoßgebet. Zu dem, auf dessen Namen er
getauft worden war.
Wie lang ist das jetzt schon her? Damals war es Frühling gewesen.
Und seither überschlugen sich die Ereignisse in seinem Leben.
Jetzt drang aus den üblichen Nachtgeräuschen wieder das Eine
in sein Ohr, wovor er auf der Flucht war - der typische Marschschritt
einer Polizeipatroullie.
Im Monat des göttlichen Augustus hatte Kaiser Claudius ein Edikt
erlassen.
Demnach mussten alle Juden die Stadt verlassen - angeblich wegen Streitereien
zwischen den Gemeinden. Alexamenos war untergetaucht. Zuerst bei Leuten
aus seiner neuen Gemeinde - die sich Christen nannten. Nach Jesus, dem
Nazarener.
Aber dann
Er war erkannt worden und
.
Wieder duckte er sich in den Schatten eines Hauseingangs.
Halt! War da nicht das Zeichen auf der Tür?
Ganz schwach konnte er es erkennen. Wohl vor längerer Zeit mit
Kreide gemalt.
Zwei Bögen, der eine nach oben, der andere nach unten geöffnet.
Links berührten sich die Enden - rechts überkreuzten sie sich
- Wie ein Fisch.
Unauffällig - und doch eindeutig für den, der es kannte.
Alexamenos klopfte leise.
Nichts geschah. Noch einmal, etwas lauter. Wieder keine Reaktion.
Die Schritte der Patroullie kamen näher.
Noch ein Versuch! Diesmal laut und energisch - jetzt oder nie!
"Wer ist da?" "Der Fisch - ich habe den Fisch gesehen"
stammelte Alexamenos schnell. "Lasst mich rein, bitte".
Die Tür öffnete sich und er schlüpfte hindurch. Er hatte
es geschafft!
"Was weißt du über den Fisch?" fragte ihn ein alter,
bärtiger Mann und hielt ihm seine Lampe ins Gesicht.
"Er, er ist das Erkennungszeichen. Wenn ich mal in Not bin."
"Ich werde den Herrn wecken. Warte hier" - befahl ihm der
Sklave und ließ ihn sitzen.
Immerhin, er war von der Straße weg. Zitternd ließ Alexamenos
sich auf eine Bank fallen.
Es dauerte eine Weile, bis der Sklave zurückkam. "Komm mit"
sagte er nur.
Alexamenos wurde in einen kleinen, aber warmen Raum geleitet.
Wieder warten.
Als sich dann die Tür öffnete, wusste er schlagartig: Ich
bin in Sicherheit!
Sein Gastgeber, strahlte Freundlichkeit und Ruhe aus - und das zu dieser
nachtschlafenen Stunde!
"Sei willkommen, junger Mann!" - die ersten Worte passten
zu der ganzen Ausstrahlung des Hausherrn. "Wer bist Du und was
führt Dich zu mir?"
Als wenn es das Normalste von der Welt wäre, mitten in der Nacht
in ein fremdes Haus zu kommen. "Alexamenos, Sohn des Ruben aus
Ostia. Ich habe das Zeichen an der Tür gesehen, da hab ich gedacht
Der Fisch, das ist doch das Zeichen, oder?"
"Was weißt Du über den Fisch?"
"Dass wir uns daran erkennen - und dass sonst niemand es kennt.
In der Theodosius - Katakombe, wo wir uns versammelt haben, da hatten
wir es immer auf die Handfläche gemalt. So konnten wir leicht sehen,
ob nicht ein Spion unter uns ist. Wer den Fisch nicht hatte, der brauchte
einen Bürgen. Ich auch, am Anfang. Als ich mit Timon ging, damals
"
"Und inzwischen bist Du selbst getauft worden? Hast Du das Bekenntnis
gesprochen?"
"Ja, Herr, zum Passafest in diesem Jahr war meine Taufe."
"Dann sind wir Brüder im Herrn. Ich heiße übrigens
Rufus. Rufus Gallienus. Mein Vater kam als Sklave aus Gallien. Er wurde
freigelassen, nachdem er meine Mutter geheiratet hatte.
Ich bin schon hier in Rom geboren."
"Und Du bist auch ein - Christ?"
"Ja, ich wurde vor vier Jahren getauft - damals, als Simon, der
Fischer in Rom war. Er hat mit solcher Vollmacht von Jesus erzählt,
das hat mich überzeugt. Aber erzähl weiter."
"Bis zum Sommer war ich auf der Prätorius-Schule. Aber schon
nach meiner Taufe fingen die Hänseleien an. Einmal fand ich draußen
auf dem Hof ein Bild an der Wand: Da hatte einer ein Kreuz eingeritzt
- und an dem Kreuz war ein Esel gekreuzigt. Davor ein Mensch, der das
Kreuz mit dem Esel anbetet. Alexamenos betet seinen Gott an - das stand
dabei.
Weißt Du, bei meiner Taufe, da hat Timon mir zugesagt:
"Mögest Du dich nie schämen, dich zum Gekreuzigten
und Auferstandenen zu bekennen."
Danach hab ich Linus, Quartus und Gaius von Jesus erzählt. Aber
die haben nur gelacht und gesagt. "So ein Aberglaube - das sei
eines Römers nicht würdig."
Von da an redete keiner mehr mit mir.
Dann kam das Edikt - die Ausweisung der jüdischen Familien aus
Rom. Da ging gar nichts mehr. Es wussten ja alle, dass ich ein Jude
bin.
Ich fand Unterschlupf bei Freunden - und ging nur noch abends raus.
Aber heute, da liefen mir plötzlich Gaius und Quartus über
den Weg.
Gaius fing sofort an "Na, Du Eselsanbeter? Lange nicht gesehen.
Wo hast Du dich versteckt?" Da bin ich losgelaufen - und die beiden
hinter mir her. Schließlich hab ich sie abgeschüttelt. Das
ist schon die ganze Geschichte.
Rufus hatte sich alles ruhig angehört.
"Lass Dich nicht beirren, Alexamenos. Unser Herr hält Dich
für würdig, seinetwegen verfolgt zu werden - und doch treu
zu bleiben. Ich hab manche erlebt, die eingeknickt sind, sobald die
ersten Probleme kamen."
"Rufus - sag mir, warum haben wir den Fisch als Zeichen - und nicht
das Kreuz?"
"Das Kreuz ist schon zu bekannt. Jeder, der auch nur etwas über
Christen weiß, erkennt sie am Kreuz. Den Fisch kennen nur Wenige."
"Aber was bedeutet er?"
Es ist ein Rätsel. Die Buchstaben des Wortes Ichtys für Fisch
- sind die Anfangsbuchstaben eines Satzes, den der Geist Gottes Simon,
dem Fischer eingegeben hat.
Damals hat unser Herr ihn gefragt: "Für wen haltet ihr
mich?"
Und Simon Petrus antwortete ihm und sprach: Du bist Christus, des
lebendigen Gottes Sohn!
Das ist unser Grundbekenntnis, gleich doppelt:
das Erste versteht ihr Juden eher: Christus - der Gesalbte.
Das ist der Messias, den die Juden seit langem als Befreier und neuen
König erwarteten.
Das andere ist Sohn Gottes. Wir Römer kennen diesen Titel
seit langem.
Der Kaiser Augustus wurde zuerst so genannt. Alle anderen beanspruchten
dann diesen Titel.
Du hast sicher gehört, wie jämmerlich manche von ihnen untergegangen
sind.
Nein, Söhne der Götter waren sie wahrlich nicht. Wer diesen
Titel verdient, der herrscht unbegrenzt - wie Jesus eben.
"Und das S - am Schluss des Wortes Ichtys? Was bedeutet das?"
Das verbindet uns alle: Juden und Heiden: Es steht für Soter -
für den Retter.
Jesus - er ist der einzige Retter, den ich kenne. Aber wovor rettet
Er uns denn?
Hat man dir das nicht vor der Taufe erklärt?
Hier verlassen wir die beiden - die Frage ist alt, aber bis jetzt gültig.
Was bringt es, sich Jesus anzuvertrauen bekennen? Denn das bedeutet
Konfirmation doch.
Festmachen, was Eure Eltern und Paten damals bei der Taufe versprochen
haben.
Jetzt nehmt Ihr das selber in die Hand, was Eure Eltern und Paten damals
bekannt haben.
Wenn Ihr es ernst meint - und nicht nur heute - dann bringt Euch das
möglicherweise Spott und sogar Ärger. Vielleicht wenden sich
Freunde gegen Euch.
In unserer Zeit und Kultur ist es nicht die Mehrheit, die offen sagt:
"Ja, ich glaube, dass Jesus lebt und ich vertraue darauf, dass
Er mich kennt und liebt"
Das ist eher eine Minderheit. Und wer verlässt schon gern die Mehrheit?
Wofür?
Das Eine bringt es sicher: Jesus gibt ein klares Ziel, für das
es sich lohnt, zu leben.
Dieses Ziel heißt: Ich bin wichtig, wenn diese Welt vergeht, wenn
Gott alles neu machen wird. In der Ewigkeit. Ganz egal, wie bedeutend
oder klein Du Dich hier und jetzt fühlst -
Da hast du einen Platz. Nicht in der Zuschauerbank, sondern mitten im
Geschehen.
Einen Platz, den in Ewigkeit niemand sonst einnehmen wird.
Wenn Du fehlst, dann bleibt eine Lücke in der Welt Gottes - Dein
Platz.
Das meint das Bekenntnis zu Jesus als dem Retter: wer sich an ihn hält,
der geht nicht verloren, wenn diese Welt vergeht, sondern der bleibt.
Dein Name ist gut bekannt bei Gott und wird gerne dort gehört.
Glauben heißt: Dein Name ist verbunden mit dem Namen Jesus -
und Gott wird diese Verbindung nicht mehr trennen. Was auch passiert:
Du bist gerettet.
Und wenn dir das jetzt zu groß ist? Zu weit weg? Der Kern des
Glaubens an Jesus ist es trotzdem. Die Bibel bleibt rätselhaft
ohne das Jenseits. Und dieses Jenseits fängt schon hier an - mitten
im Leben: Wer glaubt, der findet eine Gemeinschaft, die größer
ist als der Freundeskreis und die Familie zusammen.
Die Jesus - Leute halten zusammen. So war es zu allen Zeiten - und so
ist es bis heute.
Euch Konfirmanden nehmen wir heute auf in die Gemeinde. Ihr habt einen
Platz auch jetzt schon. Jede und jeder von Euch bringt etwas Unverwechselbares
mit. Das brauchen wir.
Darauf freuen wir uns. Viele von Euch haben gute Vorsätze gefasst
- jetzt, wo die Zeit des gemeinsamen, fest verabredeten Weges endet.
Ihr wollt in Gottesdienste kommen.
Welcome könnte ein Raum für Euch werden. Am letzten Sonntag
des Monats um 10.30!
Oder die Steetube - oder der CVJM, der Kindergottesdienst.
Ihr habt Euch umgeschaut. Nun seid Ihr dran, Euren Platz einzunehmen.
Herzlich willkommen!
Björn Heymer
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