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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Offenbarung 22, 1 - 5, Osternacht 2005-- Drucken

Ihr Lieben,

auf der Osterkerze in diesem Jahr zeigt die Predigt für heute morgen:
Das Motiv ist auch vorne auf das Programmblatt gedruckt.
Das Kreuz ist hier dargestellt als ein Lebensbaum - als eine leben schaffende Wirklichkeit.
Das Bild des Baumes ist eines der biblischen Ursymbole - er steht für Lebenskraft, der Baum bietet dem Menschen Nahrung, Schatten und Schutz.
Der Baum lebt von zwei Quellen: dem Wasser, in das er seine Wurzeln getrieben hat.
Und von der Sonne, die Wärme und Licht gibt.
Der Lebensbaum ist auch ein geistliches Bild.
Wir finden ihn in der Beschreibung des Paradieses - und in den Visionen des Johannes.
Auf einen Abschnitt der Offenbarung hören wir heute morgen:
Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölf mal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen keiner Leuchte und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Vor den Füßen des Thrones Gottes entspringt eine Quelle, so stark, dass sie gleich zu einem Strom anschwillt. Es ist kristallklares, blaues Wasser, was hier fließt.
Dieses blaue Wasser ist eines der Sehnsuchtsbilder, die wir alle tief in unserer Seele haben. Man schlage nur einen Urlaubsprospekt auf. Ein sanfter, blauer See - er verheißt Erfrischung, Ruhe und Entspannung.
Für die Menschen der Bibel hat dieses Bild noch ungleich stärker gewirkt.
Wer die meiste Zeit des Jahres Wasser nur aus Zisternen kennt, der horcht auf, wenn hier ein Strom lebendiges Wasser beschrieben wird. - Zisternenwasser ist nicht lebendig.
Lebendiges Wasser, das ist frisch und frei von jeder Verunreinigung.
Und lebendiges Wasser ist eine geistliche Kategorie: nur solches Wasser kann kultisch rein machen. Nur damit kann man mit Gott in Beziehung treten.
Und dieses Wasser strömt in der Vision des Johannes frei und reichlich über das Land.
Nun denken wir bei den Bildern der Johannes-Offenbarung schnell so, als wenn es sich um Zukunftsbilder handelt. Um eine Wirklichkeit, die uns bevorsteht.
Das ist wahr, aber es ist nur die halbe Wahrheit:
Das Bild vom Strom lebendigen Wassers sagt eine ewige Wahrheit:
Leben und Heil geht von Gott aus.
Und das nicht erst irgendwann in der Zukunft, schon jetzt - ja, schon immer - seit jeher:
Gott schafft leben aus dem Toten. So hat Er aus der grausamen Hinrichtung des Karfreitags, aus dem Kreuz von Golgatha das neue Leben aufkeimen lassen.
Als am Ostermorgen die Sonne aufging, da war das Grab leer.
Da war die Macht des Todes gebrochen.
Als vor ein paar Monaten die siamesischen Zwillinge Lea und Tabea aus Lemgo getrennt wurden, da war das für alle Beteiligten eine schreckliche Krise. Und nur eines der Kinder überlebte. Und doch hat dieses ganze Geschehen österliche Züge:
Für Viele war gerade die Begleitung der Eltern eine wichtige Ermutigung:
Gott kann selbst in so einer Zeit Mut schenken, und Kraft, das alles auszuhalten.
Ja, sogar Ja zu sagen dazu, dass ein Kind stirbt.
Gott hat ihnen die Kraft gegeben, ihr Kind wieder zurückzugeben in die Hand Gottes. Inzwischen soll die Mutter wieder ein Kind erwarten.
Hier hat Gott sehr deutlich Leben und Segen gewährt in und durch die Krise hindurch.
Und solche Geschichten gibt es immer wieder - in groß oder klein.
Der Strom lebendigen Wassers, der ist ein Bild für die sehr reale Kraft Gottes.
Er begleitet die Glaubenden und ist ihr eigentlicher Lebensquell.
Wenn wir uns die ganze Szene bei Johannes vorstellen:
An der Seite eines Platzes in einer wunderbaren Stadt steht dieser wunderbare Thron - Symbol für die Gegenwart Gottes. Und der Strom fließt quer über den Platz und durch die Stadt - rechts und links wachsen Bäume, die voller Früchte hängen - und das ständig.
Wo mögen wir wohl sein - in diesem Bild?
Stehen wir unter einem der Lebensbäume und freuen uns daran, dass wir zu jeder Zeit von den Früchten essen können, und uns niederbeugen dürfen, um von dem Wasser zu trinken?
Das wären wir dann, wenn wir die wohltuende Gegenwart Gottes hin und wieder erfahren. Wenn wir gelegentlich eine Sattheit verspüren für den Hunger unserer Seele.
Wir wären so etwas wie ein Besucher in dieser paradiesischen Stadt.
Nur - von Besuchern spricht dieses Bild nicht.
Johannes sieht den Strom - und er sieht die Bäume des Lebens.
Sie sind es, die ein Bild sind für die glaubende Gemeinde.
Sie haben ihre Wurzeln getrieben hin zum Strom. Sie bringen Frucht ohne Unterbrechung. Die Berufung des Volkes Gottes ist in diesem Bild dargestellt in den Bäumen - nicht in den Betrachtern der idyllischen Szene.
Johannes sieht die Gemeinde verwurzelt am Strom des Lebens.
Mit ständigem Anschluss an die Kraft, die nicht in uns selber ist.
Es ist das Bild, das Jesus seinen Jüngern kurz vor seinem Sterben gab:
Ich bin der Weinstock - ihr seid die Reben. Bleibt in mir und ich in Euch.
Dann - nur dann - bringt ihr viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Es geht um die bleibende Verbindung zu Jesus. Wenn wir unseren Glauben gestalten wie ein Hobby, so, dass wir uns gelegentlich daran erinnern, wenn es uns gerade passt, dann kann das sicher eine Zeitlang ganz schön sein. Es kann uns auch ab und zu ein ernstes Bedürfnis sein.
Wir wären wie Besucher in der Stadt mit dem Thron, mit dem Strom des lebendigen Wassers.
Nur, das wird uns nicht tragen, wenn eine Krise kommt.
Nur wer fest verwurzelt ist an der Quelle des Lebenswassers, wird Frucht bringen.
Auf der Osterkerze hat der Lebensbaum die Form des Kreuzes.
Das Kreuz steht für Schweres, was wir durchzumachen haben.
An keiner Stelle hat Jesus gesagt, Nachfolge wäre ein Spaziergang, oder ein Hobby, das man so nebenbei betreiben könnte, wenn einem gerade danach ist.
Nachfolge bedeutet, ein Kreuz zu tragen. Das kann auch mal schwer sein, Mühe bedeuten.
Ein Glaube, der keine Krisen kennt, der ist vielleicht noch nicht zur Tiefe der menschlichen Existenz durchgedrungen.
Paulus sagt einmal: Es gibt eine Zeit im Leben eines Glaubenden, da sind wir wie Kinder.
Ja, da vertragen wir als geistliche Nahrung nur leichte Kost. Vielleicht nur die Botschaft:
Du bist geliebt von Gott. Ich tat und tue alles für Dich.
Entspann Dich und lass Dir meine Gnade gefallen.

Aber auch ein Glaube strebt danach, erwachsen zu werden. Das Reden vom Kreuztragen in der Nachfolge ist nicht gerade einladend, oder?
Wer hört schon gerne, dass Mühsal und Kämpfe zum Weg des Glaubens gehören?
Und doch ist es so. Paulus, dieser kompromisslose Verfechter der freien Gnade - er war gleichzeitig einer, der sein Leben, seine Freiheit, seine Gesundheit, alles aufgeopfert hat für Jesus. Er hat es sich viel kosten lassen, ein Christ zu sein.
Und gerade so hat sein Leben Frucht gebracht.
Schauen wir noch einmal auf das Bild des Baums: erst ein ausgewachsener Baum trägt Früchte. Ernte und eine rau gewordene Rinde am Baum, das gehört zusammen.
Wir sind berufen, zu reifen Christen heranzuwachsen - Christen, die Krisen durchlebt haben. Christen, die verwurzelt sind im Strom des Lebenswassers.
Verwurzelt sein, das ist mehr als gelegentlich einen Schluck aus der Quelle trinken.
Der Strom steht auch als Bild für den Heiligen Geist.
Lassen wir uns neu von ihm erfüllen - dann geht Frucht von unserem Leben aus.
Wie heißen die Wurzeln, um die ständige Verbindung zum Lebensstrom halten?
Eine Wurzel ist die Stille vor Gott - zweckfrei, um Gottes willen verharren in der Anbetung. Möglichst an jedem Tag wenigstens für einen Moment, in dem wir nicht zu müde sind.
Eine Wurzel ist das Lesen in der Bibel.
Sei es in der stillen Zeit, sei es in der Gemeinschaft eines Hauskreises oder eines Bibelkreises.
Nachfolge ohne eigenen Zugang zur Bibel, da fehlt etwas Entscheidendes.
Eine dritte Wurzel ist das Gebet - die Bitte um den Geist Gottes will jeden Tag neu gebetet sein. Und dann leitet der Geist uns ins Gebet. In den Dienst der Fürbitte, in den Dank.
Schließlich ist der Gottesdienst eine Wurzel, aus der wir Wasser des Lebens aufsaugen.
Nur deshalb macht es Sinn, Sonntag für Sonntag zu kommen.
Wir kennen keine Gottesdienstpflicht, wir genießen auch die Gemeinschaft mit Anderen, aber entscheidend ist dies: Wo Gemeinde sich versammelt, da sprudelt Lebenswasser.
Und wenn unser Glaube wachsen und reifen soll, wenn von unserem Leben Frucht ausgehen soll, dann sollten wir auf diese vier Wurzeln achten.
Ich wiederhole sie noch einmal:
Stille, Bibel, Gebet, Gottesdienst.
Wer an diesen Stellen durchlässig wird für den Geist Gottes, der wird wie ein Lebensbaum.
Und die tragen zwölf mal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.

Amen!
Björn Heymer