Die Herrlichkeit des Dienstes im Neuen Bund
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater
und unserm Herrn Jesus Christus. 2. Kor 1, 2, Phil 1,2; Gal 1,3; Eph
1,2
Liebe Gemeinde!
Nun haben wir als Evangelium heute schon den Text gehört, der
uns weiter beschäftigen wird. Aber halt, was ist das?
Da ist ein Raum, unwirklich, und da stehen drei Männer.
Sie reden miteinander. Sie kommen mir bekannt vor. Das sind doch, ja
das sind doch Matthäus und Markus und Lukas. Wir werden neugierig
und hören zu.
Gespräch (erzählen):
"Habt Ihr gehört, was Johannes in seinem Evangelium geschrieben
hat? Unser Herr und Meister sei die wahre Speise und sein Blut sei der
wahre Trank?" "WÄRE DER VERFASSER UNSER MIT-JÜNGER
JOHANNES GEWESEN, DER DIE GANZE ZEIT UND BEI DER KREUZIGUNG DABEI WAR,
DANN WÄRE DIES SICHER ANDERS GESCHRIEBEN WORDEN." "Sicher,
deshalb haben wir drei diese Geschichte auch nicht in unseren Evangelien
erwähnt." "Ja, das klingt richtig kannibalisch. Wie soll
man denn damit umgehen, dass man das Fleisch Jesu essen soll?"
"Stimmt, mit dieser Rede waren wir gar nicht einverstanden und
es hatten ganz viele Anhänger damals schon Schwierigkeiten und
haben sich von ihm abgewandt. Sie sind richtig davongelaufen, weil sie
dies nicht verstanden haben, das haben wir dann auch bei uns geschrieben.
Das war richtig dramatisch, als uns Jesus dann nach unserer Meinung
gefragt hat.". "Jetzt haben wir die ganze Zeit über diese
Passage im Evangelium des Johannes geredet, wisst Ihr denn noch, wie
diese lautet?"
Text nach Jörg Zink
"Dieser Text ist wirklich nicht leicht, und da wollen wir doch
mal sehen, wie die Menschen damit umgehen."
Nun müssen wir nach diesem fiktiven Gespräch einmal
sehen, wie wir heutigen Menschen mit diesem Text umgehen.
Dazu will ich versuchen, verschiedene Scheinwerfer aufzustellen. Und
ich bitte Sie herauszufinden, wo diese hinleuchten und worauf diese
hinweisen.
(Pause)
Liebe - eine sinnliche Erfahrung
(erzählen) Zuerst will ich Sie zur direktesten menschlichen
Beziehung hinführen.
"Ich habe Dich zum Fressen gern!" (erzählen)
Opa, - Enkelchen drückt tiefe Zuneigung aus;
Schönes Erlebnis, noch nachträgliches Strahlen;
Partner, - inniges Zusammengehörigkeitsgefühl,
verklärte Erinnerung - erwartungsvolle Zukunft.
Liebe geht durch den Magen. Schöne und gut zubereitete Speisen
und Getränke drücken Innigkeit und Verbundenheit mit dem Beschenkten
aus.
Kuss - in der Zeit der frühen Christenheit, in Zeiten ohne
Messer und Mixer, war er die Versorgung der Kinder mit vorgekauter
Nahrung.
Eine lebensnotwendige Zuwendung.
Liebe geht durch den Magen! (Pause)
Wenn wir verärgert sind, setzen wir uns nicht mehr an
den Tisch mit demjenigen.
Wir Menschen, damals und heute, nehmen also die Zuneigung und
Liebe sinnlich und körperlich wahr. (Pause)
Physik und Medizin- hilfreiche Erkenntnis
Wir kennen die Versuche aus der Schule:
Gemenge: Holzmehl und Eisenspäne,
(erzählen) Magnet, alles ist getrennt.
Gemisch: Kaffee oder Tee und Milch,
(erzählen) nicht mehr trennbare Verbindung.
Wir wissen aus der Medizin:
Ei und Samenzelle werden ein Gemisch, werden zur Verbindung in der Zelle:
ein neues Wesen, ein neuer Mensch entsteht. (Pause)
Wenn wir uns mit Jesus einlassen, wenn wir das Angebot seines
Wortes annehmen, dann entsteht eine Verbindung.
Wir werden eingeladen durch den Nachbarn, wir hören sein
Wort im Religionsunterricht, im Bibelkreis, wir singen sein Wort im
Chor.
Die Menschen kommen zu den Positionen:
"Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle an J. S.
Bach".
Zunächst entsteht ein Gemenge, durch die geistige und
die geistliche Einigkeit. Der Kopf arbeitet.
"Ich finde Gott in der Natur, eine Gemeinde oder Kirchgang,
mehr brauche ich nicht."
Und wenn neue Gedanken kommen, dann ist dies Verbindung gefährdet,
das Gemenge getrennt.
(Pause)
Johannes, der Evangelist der Rätsel und Bilder
Als Militär kommt mir eine Codierung in den Sinn, Ihnen
fällt vielleicht ein Kreuzworträtsel ein, oder einem Anderen
wird die Mathematik deutlich:
Ein Begriff steht für einen Anderen;
eine Aussage baut auf einer anderen auf;
eine Formel wird durch die andere ersetzt. (Pause)
Was war den nochmals das Wort im Text, das Anstoß erregt
hat, das unverständlich war? "Fleisch"
Nehmen wir das Johannesevangelium als Decodiertafel:
Im Prolog steht:
"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war
das Wort." (Joh 1, 1)
Dann folgt:
"Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns"
(Joh 1, 14)
Wenn wir im Text den Begriff "Fleisch" mit "Wort"
übersetzen, dann bedeutet dies, dass wir die Aussagen Jesus nicht
als Literatur behandeln sollen wie Schillers "Glocke" oder
wie Goethes "Faust".
Wir sollen Jesus Worte verinnerlichen wie wir Brot und Wein verinnerlichen,
in uns aufnehmen, mit ihm leben. Diese Verinnerlichung des Wortes kann
geschehen durch die sinnliche Wahrnehmung der Aufnahme des Leibes und
des Blutes. Wenn wir den Leib Jesu Christ annehmen, dann nehmen wir
das Wort in uns auf.
Liebe Gottes - Einladung an den Tisch des Herrn-
oder:
schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist.
Liebe Gemeinde!
Sie sehen, die Scheinwerfer haben immer auf eine Sache hin geleuchtet:
Auf die Bedeutung der Aufnahme des Wortes Jesus über das Verstehen
hinaus. Dies geschieht durch unsere Annahme der Einladung an den Tisch
des Herrn durch die Teilnahme am Mahl des Herrn.
Vom Gemenge zum Gemisch werden.
Die göttliche Vermischung mit uns durch die sinnliche Aufnahme
des Wortes über den Leib und das Blut Jesu Christi beim Abendmahl.
Ja, auch Gottes Liebe zu uns geht durch den Magen.
"Nehmet hin und esset, das ist mein Leib".
"Nehmet hin und trinket alle daraus, dies ist das Blut des neuen
Testamentes, für Euch gegeben zur Vergebung der - meiner Sünden".
Die unzertrennliche Liebe Gottes, über und durch seinen Sohn Jesus,
den Christus, bestätige ich durch mein "Ja" in der Teilnahme
und durch mein "Amen", wenn ich die Gaben empfange.
Mehr muss es wirklich nicht sein, als dieses "Ja" und "Amen,
so sei es".
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist!
Und dabei macht es keinen Unterschied in welchem Verständnis
wir das Abendmahl feiern, ob als verwandeltes Element, wie bei der katholischen
Kirche oder bei der lutherischen evangelischen Kirche, oder als Symbol
wie bei den Unierten und Reformierten evangelischen Kirchen. Es eint
uns das "Ja, du bist Gottes Sohn" und das "Amen, so sei
es". Gott beschenkt uns mit seinem Heiligen Geist, und dann entsteht
dieses unzertrennliche Gemisch, ein neuer Mensch ist entstanden.
"Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das alte ist
vergangen, siehe, Neues ist geworden." 2. Kor 5, 17 Paulus schreibt
dies im 2. Korintherbrief. (Pause)
Abendmahl -
Zusammengehörigkeit über Grenzen hinweg
(schtschejntsch bosche)
"Gott segne dich" war das markante Wort des ökumenischen
WGT der Frauen, der von polnischen Frauen vorbereitet wurde. Dort wurde
zu Beginn Brot verteilt.
Liebe Männer, ich war wieder richtig angenehm neidisch auf unsere
Frauen. Es ist ein ungeheures Gefühl das sich die Frauen und auch
mir da vermitteln, an diesem Tag in diesem Gottesdienst sicher zu sein,
dass in vielen Ländern und in unzähligen Gemeinden in der
ganzen Welt, Millionen von Frauen, die das gleiche Beten und Lesen,
die gleichen Gedanken haben.
Wenn wir am Tisch des Herrn sind, dann sind wir ebenso verbunden mit
allen Christen auf der Welt. Wir teilen diese sinnliche und körperliche
Erfahrung des Erlebens der unmittelbaren Nähe unseres Gottes, seines
Sohnes Jesus Christus und des Heiligen Geistes.
Deshalb lädt uns unser Herr Jesus Christus auch heute
wieder ein an seinen Tisch.
"Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes",
das erleben wir da ganz hautnah und unmittelbar, da kann sich niemand
zwischen mich und meinem Herrn Jesus Christus drängen.
Nicht beim Abendmahl und auch nicht in der letzten Sekunde unseres
Lebens.
Für mich ist immer der Gedanke an den Schächer bei der Kreuzigung
tröstlich. "Herr, gedenke an mich, wenn du in Dein Reich kommst!"
Mehr hat er nicht getan und nicht gesagt, und obwohl er vorher nichts
von diesem Jesus gehört hatte hat nur gewusst und gespürt:
Der da neben mir stirbt, der ist Gottes Sohn, und er stirbt auch für
mein Seelenheil!
Und Jesus hat ihn mit sich genommen. "Heute noch wirst du mit mir
im Paradiese sein."
Was für ein großzügiger und gastfreundlicher Herr, was
für ein Bruder, der ohne Ansehen der Person und ohne Beachtung
meines Vorlebens verzeiht, und mich in sein himmlisches Reich einlädt,
wenn ich ihn um dieses Verzeihen bitte.
"Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine
Herrlichkeit."
(Joh 1, 14) (Pause)
Schluss
Liebe Gemeinde! Unser Gesangbuch ist ein unerschöpflicher Quell
für alle Themen und alle Lebenssituationen. Und so hat Eckart Bücken
1980 im Lied EG 228 das ausgedrückt, was uns heute beschäftig
hat:
1. Er ist das Brot, er ist der Wein,
steht auf und eßt, der Weg ist weit.
|:Es schütze euch der Herr,
er wird von Angst befrein.:|
2. Er ist das Brot, er ist der Wein,
kommt, schmeckt und seht, die Not ist groß.
|:Es stärke euch der Herr,
er wird euch Schuld verzeihn.:|
3. Er ist das Brot, er ist der Wein,
steht auf und geht, die Hoffnung wächst.
|:Es segne euch der Herr,
er läßt euch nicht allein.:|
(Pause)
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir die Nähe Gottes und des
Heiligen Geistes sowie diese Gemeinschaft mit Jesus Christus und allen
Christen auf der Welt beim Abendmahl spüren können, auch heute.
Amen
Kanzelgruß
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre
eure Herzen und Sinne in Christus Jesu. Phil 4,7 Amen
Jörg Zink-Bibel
Lektorin
50 Ich aber rede von dem Brot,
das vom Himmel herabkommt.
Wer von dem isst, stirbt nicht.
51 Das lebendige Brot,
das vom Himmel herabkommt, bin ich.
Wer von diesem Brot isst,
wird leben in Ewigkeit.
Das Brot, das ich ihm gebe,
bin ich, der sich hingibt
für das Leben der Welt."
52 Da entbrannte unter den Juden ein erbitterter Streit: "Wie kann
der uns sich selbst zu essen geben?" 53 Jesus erwiderte: "Was
ich euch sage, gilt: Wenn ihr nicht meinen Leib esst und mein Blut trinkt,
habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt,
hat ewiges Leben, und ich werde ihn erwecken am letzten Tag.
Lektorin
66 Auf dieses Wort hin wandten sich viele seiner Anhänger von ihm
ab und hielten keine Gemeinschaft mehr mit ihm. 67 Da fragte Jesus die
Zwölf: "Wollt ihr auch weggehen?" 68 Simon Petrus antwortete:
"Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte, aus denen ewiges
Leben kommt, 69 und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige
Gottes bist." 70 Da schloss Jesus: "Habe ich nicht euch Zwölf
ausgewählt? Und einer von euch ist ein Teufel!" 71 Er sprach
aber von Judas, dem Sohn des Simon, dem Iskariot, einem von den Zwölfen,
der ihn verriet.
Liturg
55 Denn mein Leib ist die wahre Speise und mein Blut ist der wahre Trank.
56 Wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir, und ich
bleibe in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch
den Vater lebe, so wird auch, wer mich isst, durch mich leben. 58 Das
Brot, das vom Himmel herabkommt, ist anders als jenes, das eure Väter
aßen und das sie nicht vor dem Tode bewahrte. Wer dieses Brot
isst, wird in Ewigkeit leben."
59 Das alles sagte er in einer Rede in der Synagoge von Kafarnaum. 60
Viele nun von seinen Anhängern, die das hörten, waren verdrossen:
"Das ist eine unmögliche Rede. Man kann sie nicht anhören!"
61 Da sah Jesus, dass seine Anhänger darüber ungehalten waren,
und fuhr fort: "So steht es also? Schon das bringt euren Glauben
zu Fall? 62 Was soll denn erst werden, wenn ihr seht, wie ich dorthin
zurückkehre, wo ich vorher war? 63 Der Geist Gottes ist es allein,
der das Leben gibt. Das Fleisch nützt nichts. Die Worte aber, die
ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. 64 Einige unter
euch freilich nehmen sie nicht auf." Jesus wusste nämlich
von Anfang an, wer die waren, die den Glauben verweigerten, und wer
der war, der ihn verraten würde, 65 und sagte: "Deshalb habe
ich euch gesagt: Niemand kann mir angehören, wenn es ihm nicht
vom Vater gegeben wird."
Luthertext (Evangeliumslesung)
55 Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre
Trank. 56 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt
in mir und ich in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und
ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich ißt, leben
um meinetwillen. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist.
Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben
sind. Wer dies Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. 59 Das sagte
er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.
60 Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das
ist eine harte Rede; wer kann sie hören? 61 Da Jesus aber bei sich
selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach
er zu ihnen: Ärgert euch das?
62 Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin,
wo er zuvor war? 63 Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch
ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die
sind Geist und sind Leben. 64 Aber es gibt einige unter euch, die glauben
nicht. Denn Jesus wußte von Anfang an, wer die waren, die nicht
glaubten, und wer ihn verraten würde. 65 Und er sprach: Darum habe
ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater
gegeben.
Fürbitten
Gott unser Herr!
Wir bitten dich für alle, die in Deiner Kirche mitarbeiten. Wir
bitten für diese Gemeinde, für die Kirchen und alle Getauften,
stärke sie und stärke uns, dass wir leben als deine Töchter
und Söhne, als dein Volk, und dass wir, mit unseren Stärken
und Schwächen Zeugen deiner Gegenwart sind.
Wir rufen dich an und bitten für alle in unserem Land,
die Verantwortung wahrnehmen in Parlamenten und Regierungen;
die in Verwaltungen, in Parteien, in Gewerkschaften und Unternehmen
arbeiten,
die Dienst tun in Krankenhäusern und Kasernen, Universitäten
und Schulen,
dass sie sich nicht überheben oder mutlos werden.
Schenke ihnen Kraft, dass sie den Aufgaben nachkommen können, die
sie übernommen haben.
Lieber Gott und Vater!
Lass uns mit den Frauen vom Weltgebetstag beten:
Gott, segne alle Menschen, die sich für Frieden einsetzen und andere
davon überzeugen, dass Kriege, Terrorismus und Hass nur Zerstörung,
Verunsicherung und Angst mit sich bringen.
(schtschejntsch bosche) "Gott segne dich"
Herr und Gott! Lass das Verständnis zwischen den Völkern
wachsen. Lass von diesem Weltgebetstag Impulse für die Freundschaft
über Polen hinaus mit den Menschen, und somit auch mit den Staaten
Osteuropas ausgehen.
Schenke uns Versöhnung und hilf uns, dass wir uns mit ihnen ebenso
befreunden, wie wir uns mit deiner Hilfe mit unseren französischen,
britischen und anderen westeuropäischen Nachbarn befreunden konnten,
und unsere Kinder sich nichts anderes mehr vorstellen können.
Das bitten wir dich im Namen deines Sohnes Jesus Christus.
Amen.
Ulrich Bauer
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