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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Markus 12, 41 - 44, Oculi 2005-- Drucken

Ihr Lieben,

es gibt Dinge, die machen unsere Seele krank - oder sie sind Ausdruck einer zutiefst kranken Seele. Und das, obwohl sie gesellschaftlich hoch angesehen und geschätzt sind.
In der ersten Gemeinde, in der ich als Pastor gearbeitet habe, gab es einen Presbyter, der zeit seines Lebens ein Sammler alter Dinge war. Egal, ob Möbel, Technik, Hausrat - Hauptsache alt. Als er damit anfing, war das Sammeln von Antiquitäten noch wenig verbreitet und so hatte er wenig Konkurrenz. So füllte er sein Haus, eine Scheune und lagerte noch Etliches bei anderen ein. Jetzt im Alter betrieb er es, mit seinen alten Schätzen einen kleinen Hof als Bauernmuseum auszustatten. Alles, was in diesen Hof kam, galt als Schenkung von ihm.
Höchst ehrenwert, oder? Da ich selber ja auch ein Herz für Altertümchen habe, ließ ich mich anstecken und bot ihm eines meiner zahlreichen alten Fahrräder an - als Leihgabe allerdings nur. Denn so ganz wollte ich mich davon doch nicht trennen.
Klar, eine mündliche Absprache reicht unter Gleichgesinnten aus.
Nur jetzt, 11 Jahre später, zeigte sich die dunkle Seite: Ich kündigte an, dass ich nun meine Leihgabe wieder zurück haben wollte. Und jetzt begannen die Probleme!
War das mit der Leihgabe wirklich so gemeint? Und warum überhaupt jetzt diese Rückforderung? Mit der Freundschaft - wenn es denn je so was war - war es vorbei.
Nur widerwillig bekam ich mein Fahrrad wieder zurück - und auch nur im Tausch gegen ein Anderes, das nun eine Schenkung war.
Hinter der bewundernswerten, großzügigen und geradezu kulturschaffenden Arbeit dieses alten Mannes zeigte sich der Schatten: Obwohl es gar nicht um seinen Privatbesitz ging - spürte ich plötzlich, was ihn trieb: die Bibel nennt das schlicht und einfach Habgier.
Und nennt es in einem Atemzug mit Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch und anderen Verfehlungen, die alle eines gemeinsam haben: Sie trennen uns sehr wirksam von Gott!
Heute morgen geht es um Habgier - und um die Freiheit, die Gott uns anbietet.
Markus erzählt uns eine kleine Geschichte von Jesus im Tempel in Jerusalem:
Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das macht zusammen einen Pfennig. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.
Der Umgang mit Geld und Besitz ist für einen Glaubenden keine Nebensache. Erst recht nicht eine Privatsache, die mit der Beziehung zu Gott nichts zu tun hätte.
Im alten Israel gab es die Tempelsteuer. Die wurde jedes Jahr von allen Erwachsenen bezahlt. Da gingen Leute rum und sammelten das ein. Sie entspricht im Prinzip unserer Kirchensteuer.
Und dann gab es die Möglichkeit zum Spenden. Im Tempel standen dazu Gefäße, in die man Geld legen konnte. Priester standen in der Nähe und jeder von ihnen hatte ein Schofarhorn bei sich. Denn wann immer jemand einen bedeutender Betrag abgegeben hatte, blies der Priester auf dem Horn. Ein sehr altes Mittel der Sponsorenpflege - würde man heute sagen.
Als Jesus mit seinen Jüngern im Tempel Platz genommen hatte, konnte er ganz gut beobachten, was da passierte: "Viele Reiche legten viel ein" - und jedes Mal erscholl das Horn. Nur - Jesus sah etwas anderes auch - etwas, was sonst niemand beachtet hätte:
Eine Witwe legt ihr Kleingeld in den Opferkasten.
Woher wusste er eigentlich, dass es eine Witwe war und dass es alles war, was sie hatte?
So schwer war es nicht - Witwen erkannte man damals schnell daran, dass sie meistens arm waren. Andersherum stimmte es jedenfalls fast immer:
eine ärmlich gekleidete Frau, noch dazu allein, das war mit ziemlicher Sicherheit eine Witwe.
Das andere bleibt ein Geheimnis: Jesus sah offenbar die Motive eines Menschen genauso deutlich wie wir die Taten sehen. Und an dieser Frau sah er eins: totale Hingabe an Gott.
Drei biblische Prinzipien des Umgangs mit Besitz möchte ich heute morgen entfalten:
1. Teilen gehört zum Glauben
2. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb
3. Unser ganzer Besitz gehört Gott
Das Thema Habgier ist gewissermaßen die Negativfolie dieser biblischen Prinzipien.
1. Teilen gehört zum Glauben
So wahr es ist, dass jemand sich sein Geld redlich verdient hat - so wahr ist auch das Andere: es ist immer auch ein Geschenk, wenn jemand gesund und begabt genug ist, um zu arbeiten; und dass sich dann auch eine passende Arbeitsstelle findet oder gefunden hat.
Wer einmal erkannt hat, dass da einer ist, der für uns sorgt, einer, der will, dass unser Leben gelingt - wer das glauben kann, der wird dankbar für die Möglichkeiten, die er hat.
Glauben und Dankbarkeit - das ist ein logisches Paar.
Deshalb gehört zum Glauben immer auch das Teilen - übrigens in allen Religionen.
Erst unsere gottvergessende Kultur der Gegenwart hat uns eingeredet, dass wir nur an uns selbst zu denken bräuchten. "Jeder denkt an sich - so ist an alle gedacht" - das ist falsch!
In der Bibel gibt es zum Teilen des Besitzes klare Regelungen:
Bringt die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der HERR Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.
Zehn Prozent der Ernte sollten die Israeliten an die Priesterschaft geben. Aber das geschah nicht automatisch. Die eingezogene Tempelsteuer war eine Münze im Jahr, die jeder - unabhängig vom Einkommen zahlte. Der Zehnte sollte freiwillig gegeben werden. Und deshalb war er schon immer umkämpft. Heute ist es nicht anders. Die Kirchensteuer entspricht nicht dem Zehnten - sondern vielleicht 2% des Einkommens.
Und - eine geistliche Erfahrung, wie Gott sie hier dem verspricht, der den Zehnten gibt, macht wohl kaum jemand mit der Kirchensteuer.
Was könnte das für ein Segen sein, den Gott uns verspricht?
Gott versorgt den, der sich auch in materiellen Dingen auf ihn verlässt. Ein solches Sich Verlassen ist keine unverantwortliche Nachlässigkeit - davon ist nirgends die Rede.
Wohl aber ein gewisser Leichtsinn. Im positiven Sinn: Wenn Habgier im Tiefsten angetrieben wird von der Angst, zu kurz zu kommen, dann lebt der Glaubende in der gelassenen Gewissheit: Gott sorgt für mich - wie ein Vater für sein Kind. Er weiß, was wir brauchen.
Wenn Gott für uns sorgt, dann brauchen wir uns nicht zu sorgen - dann können wir auch teilen - wann immer es etwas zum Teilen gibt. Wer teilt, den segnet Gott.
Wer nicht teilt, den segnet Gott auch nicht.
2. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb
Das hat Paulus seiner Gemeinde in Korinth in Erinnerung gerufen. Die Betonung liegt hier auf dem fröhlich. Damit nähern wir uns der Spitze, die in der Geschichte von der Witwe steckt: Gott geht es nicht um Zahlen, nicht um die Mengen, sondern um unser Herz.
Mit keiner noch so großen Spende können wir uns irgendwas bei Gott erkaufen.
Einen berechnenden Spender, den hat Gott sicher auch lieb, aber der tut ihm auch sehr leid.
Denn wer rechnet, der kann nicht gut schenken.
Und meistens hängt das ja eng zusammen: wer nicht gut schenken kann, der lässt sich auch nicht gerne was Schenken. Und wer es nicht gelernt hat, sich die entscheidenden Dinge des Lebens schenken zu lassen, der wird mit Sicherheit einsam und unglücklich werden.
Niemand kann sich die Liebe eines Anderen kaufen.
Und auch die Gewissheit, im Frieden zu leben, ist mit Geld nicht zu bezahlen.
Hoffnung ist kein Handelsgut und Trost gibt es nur in Freiheit.
Wohl dem, der zur Freiheit gefunden hat, sich die entscheidenden Dinge schenken zu lassen.
Und die Leichtigkeit - oder Schwierigkeit mit dem Teilen - sie ist ein zuverlässiger Hinweis darauf, ob wir etwas mit der Freiheit des Glaubens anfangen können - oder noch nicht.
3. Unser ganzer Besitz gehört Gott
Das hat die Witwe damals im Tempel wohl sehr deutlich gemacht.
Sie hat alles, was sie hatte, wegeggeben und sich damit ganz in Gottes Hand gegeben.
Diese totale Hingabe war es, die Jesus gesehen hat.
Das hat er als Vorbild für seine Jünger hingestellt.
Sie hat nicht etwas - von ihrem Reichtum - gegeben, sie hat sich in die Hand Gottes gegeben.
Damit wertet Jesus das Andere nicht ab - es ist die gute und gebotene Praxis.
Wir würden die Geschichte gegen die innere Absicht deuten, wenn wir ab jetzt nur noch Kleingeld in die Kollekte geben würden. Wenn jeder sein sprichwörtlich gewordenes Scherflein beitragen würde, dann müssten das bei uns sicher auch große Beträge sein - denn das Scherflein ist alles, was einer geben kann. Nicht weniger als das.
Nun geht es hier gar nicht nur um Geld. Die Münzen im Opferstock des Tempels sind nur ein Beispiel für die viel grundlegendere Frage:
Jesus will, dass sich unsere Haltung zu allem, was wir besitzen, radikal ändert:
Die Frage ist gar nicht die: Wie viel soll oder muss ich abgeben - sondern eher:
Was tut mir gut, dass ich es behalte? Und was macht Gott Ehre, wenn ich es besitze?
Das Beispiel des sammelwütigen Mannes von vorhin hat nicht wirklich eine Lösung gefunden. Ich hatte nicht den Mut, ihn auf seine inneren - vielleicht kranken - Motive anzusprechen. Vielleicht, weil ich selber da nicht ganz frei bin. Ich bete aber, dass Gott sich einen Zugang zum Herzen dieses Mannes schafft, damit er die Umkehr zur Freiheit findet.
Als Jesus damals im Tempel saß und die Leute beobachtete, da hatte er sein eigenes Sterben bereits vor Augen. Im Angesicht des Todes verschieben sich die Werte.
Im Oberbergischen las ich einmal am Haus eines alten Mannes folgende Inschrift:
Sag, wem gehört das Haus? Viele vor mir gingen ein und aus. Und auch mich tragen andere dereinst aus dem Haus. Nun sag, wem gehört das Haus?
Was wir haben, das ist uns anvertraut, um jetzt gut damit umzugehen.
Zur Verantwortung des Besitzes gehört auch, dass wir das Teilen einüben.
Nur eins tut nicht: Hängt nicht Euer Herz an den Besitz.
Kein noch so großer Besitz wird ein Herz tragen vor den Thron Gottes. Das geschieht anders:
Hingabe und Vertrauen machen das Herz so leicht, dass es bei Gott ankommt.

Amen!
Björn Heymer