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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Matthäus 4, 1 - 11, Invocavit 2005-- Drucken

Ihr Lieben,

wie beginnt man eine Predigt zu dem vielleicht schwierigsten und zugleich wichtigsten Thema unseres Lebens? Dazu, dass unser Leben umkämpft ist und dass da eine Macht ist, die uns von Gott wegtreiben will, die uns das Glauben schwer, ja unmöglich machen will.
Zur heutigen Predigt gibt es ein Bild.
Es zeigt uns, was wir gehört haben im Evangelium:
Jesus fastete vierzig Tage in der Wüste.
Und dort - in der schattenlosen Hitze, begegnete ihm der Schatten des Bösen.
Wir sehen Jesus - er sitzt da, erschöpft, auf einem Stein niedergesunken.
Der Schatten hinter ihm bringt nicht Linderung und Kühlung.
Er lässt die Fratze des Teufels erkennen. Des großen Widersachers.
Jesus wird hier nicht als strahlender Held gezeichnet - eher als einer, der "in allem versucht wurde wie wir" - wie es im Hebräerbrief heißt. (Hebr. 4,15)
Und genau darum geht es! Wie wir! Nur darum wird diese Geschichte erzählt.
Der große Gegenspieler Gottes ist genauso real wie Gott!
Wir glauben natürlich nicht an den Teufel - wenn Glauben doch Vertrauen heißt.
Aber es wäre töricht und blauäugig, davor die Augen zu verschließen, dass es das Böse als eine Macht gibt. Die Bibel ist voll von Warnungen und Hinweisen in dieser Sache.
Nur wir tun oft so, als gäbe es nur uns Menschen - und vielleicht noch Gott.
Jesus hat erzählt, wie der Böse versucht hat, ihn von seinem Weg abzulenken.
Verwandle doch Steine in Brot! Wirf dich herab von diesem hohen Dach - bete mich an!
Die Vorschläge scheinen uns befremdlich zu klingen. Für Jesus waren es reale Möglichkeiten.
Und das, was dahinter steht, kennen wir alle: Es geht um Sättigung, um Anerkennung und um Macht. Das sind die drei klassischen Versuchungen - sie entsprechen drei Grundbedürfnissen des Menschen:
Den Hunger stillen, für das leibliche Wohl sorgen. Das tun wir alle.
Wenn uns da was fehlt, dann werden wir schnell ungeduldig.
Die Anerkennung von Anderen - sie ist fast ebenso wichtig.
Einmal groß rauskommen - das gehört zu den Lebensträumen von uns allen.
Und Macht haben - auch das übt Faszination aus.
Wer über andere bestimmen kann, der fühlt sich gut; Wer das Gegenteil erfährt, das andere über einem Macht haben, der empfindet das als Demütigung.
Befriedigung, Anerkennung und Macht - all das verspricht der Teufel Jesus
Wir haben gehört: Jesus hat sich gewehrt - mit Verweis auf Gottes Gebot - und am Ende ist der Schatten von ihm gewichen.
Stattdessen traten Engel zu ihm und dienten ihm.
Und wir ahnen, was für ein Kampf das gewesen sein musste. Dass es Jesus alle Kraft kostete, die er hatte. Nicht umsonst hat der Künstler ihn hier so erschöpft gemalt.
Diese 40 Tage in der Wüste waren der eine kritische Punkt im Leben von Jesus - ganz am Anfang seines öffentlichen Auftretens steht er gewissermaßen dem Kreuz gegenüber.
Noch einmal: Dass Jesus von dieser Erfahrung erzählt hat, das macht nur Sinn, wenn wir es als eine eindringliche Warnung an uns hören.
Nehmt die Macht des Bösen nicht zu leicht!
Es sind dieselben Versuchungen, mit denen auch ihr zu tun habt!

Darum geht es hier.
Wir sind genauso den Einflüsterungen des Bösen ausgesetzt wie Jesus damals in der Wüste.
Im Tiefsten geht es darum, was uns das Glauben schwer macht.
Die erste Versuchung: Wir wichtig ist die Stillung des Hungers?
Der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht."
Fasten heißt freiwillig zu verzichten - um frei zu werden für Anderes.
Essen macht müde und Jesus stand am Wendepunkt seines Lebens.
Derselbe Geist, der bei seiner Taufe auf ihn kam, führte ihn in die Wüste - die vierzig Tage waren die Zeit der inneren Vorbereitung.
Wer Sattheit, oder Befriedigung anderer Bedürfnisse, oder seine Gesundheit zu den obersten Zielen für sein Leben erklärt, der wird kaum frei werden, einem geistlichen Ruf zu folgen.
All das sind gute Gaben Gottes, die uns auch versprochen sind - wer aber bereit ist, dafür auch Gebote zu beugen oder außer Kraft zu setzen, der erliegt einer Versuchung des Bösen.
Vorige Woche haben wir von Martha und Maria gehört. Martha stand sich - gelinde gesagt - im Weg damit, zuallererst für das leibliche Wohl zu sorgen. Es gibt Wichtigeres.
Manchmal tauchen gerade da, wo es um entscheidende geistliche Schritte geht, plötzlich ganz banale Fragen auf, die uns ablenken. Da ist einer, der will nicht, dass wir geistlich weiter kommen. Oder etwas im Namen Gottes wagen. Seien wir auf der Hut!
Jesus zitiert aus dem 5. Mosebuch: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.
Jesus hätte natürlich in göttlicher Vollmacht das Mannawunder aus der alten Zeit noch einmal tun können. Aber: damit hätte er seine Vollmacht missbraucht für eigene Zwecke.
Nicht alles, was möglich ist, ist auch erlaubt. Manch einer hat Gaben anvertraut, mit denen sie oder er sehr behutsam und verantwortlich umgehen muss.
Die zweite Versuchung berührt unsere Suche nach Anerkennung
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht: "Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt." Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen."
Was tun wir nicht alles, um Anerkennung zu bekommen! Weil fast jeder von uns Spuren und Erinnerungen an die Kränkung der Missachtung in sich trägt.
Kennen Sie das: wenn früher im Sportunterricht die Mannschaften zusammengestellt wurden?
Einer durfte sich sein Team wählen - immer abwechselnd, damit beide Mannschaften möglichst gleich stark sein würden. Ich gehörte fast immer zu den letzten, die genommen wurden. Bei anderen war es vielleicht die Partnerwahl in der Tanzstunde.
Viele von uns haben solche Erfahrungen gemacht - auch die unter uns übrigens, die heute strahlend und selbstsicher wirken.
Das tut schon weh - manchmal noch Jahrzehnte danach, wenn wir nur daran denken.
Uns fehlt die Gewissheit: Gott hat mich wirklich ausgewählt, sein Königskind zu sein.
Ohne wenn und aber. Ohne, dass wir etwas dafür tun müssten. Das fällt uns so schwer, zu glauben. Weil andere schlecht über uns denken, denken wir selber auch nicht gut über uns.
Nun springen wir nicht vom Dach, damit andere uns bewundern. Was tun wir stattdessen?
Wir scheuen uns, offen und ehrlich zu sein. Wir spielen den Starken, den Selbstsicheren - und belügen damit ständig neu die Anderen - und uns selber auch.
Wir glauben auch die Lüge, dass Seelsorge und Beichte nur etwas sei für Schwache und Kranke. Wir haben das doch nicht nötig, denken wir - und wundern uns, dass wir im Glauben so wenig voran kommen. Geistlichen Rat annehmen - und glauben, dass Gott uns damit dient - das fällt uns schwer. So kommen wir nicht raus aus dem Schatten des Bösen.
Jesus hat bewusst darauf verzichtet, dieses Bungee-Jumping zu vollziehen.
Er hat durchschaut, dass es ein hohles Versprechen ist.
Wieder mit einem Zitat aus dem 5. Mose: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.
Gemeint ist: Missbrauche Gott nie für deine eigenen Zwecke. Hüte Dich davor, etwas in seinem Namen zu tun - nur, um selber groß rauszukommen damit.
Schließlich noch die dritte Versuchung: Macht haben
Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: "Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen."
Macht über andere zu haben ist eine hohe Verantwortung. Wir brauchen gar nicht so weit nach oben zu schauen, wo es um Reiche und Könige geht. Auch eine Mutter, die sehr genau weiß, wie sie ihre Kinder beherrschen kann, indem sie nur in bestimmter Weise kuckt oder schweigt, übt Macht aus. Oder ein Angestellter in der Firma, der durch sein Verhalten den Umgangston prägt. Mobbing ist das moderne Wort für vergiftende Machtausübung.
Es gibt Formen der Machtausübung, hinter denen steht mehr oder weniger deutlich der Widersacher Gottes. Ein Kenner der Lage in Indonesien erzählte mir vor ein paar Tagen, wie die Überlebenden Flutopfer der Provinz Aceh von den regierenden Militärs in Lager eingesperrt wurden - aus dem Kalkül heraus, dass auf diese Weise neu die politischen Unruhen aufflammen. Denn davon leben die Generäle, dass das Land nicht zur Ruhe kommt.
Jesus hat ähnliches vor Augen gehabt, als er sagte:
Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener.
Es gibt eine Ethik der Machtausübung, die sich hieraus entwickelt hat, die versteht Macht als einen Dienst. Als eine Aufgabe, die getan werden muss zum Wohl der Gemeinschaft - in Verantwortung vor Gott.
Wenn wir doch mehr Politiker in unserem Land hätten, die danach leben würden.
Unser neuer Bundespräsident scheint da mutig etwas Neues in die politische Kultur unseres Landes einzubringen. Von ihm ist bekannt, dass er ein betender Mensch ist, der das auch offen sagt und andere dazu ermutigt. Und der auch frei ist, dann unbequeme Fragen zu stellen und Themen aufzunehmen. Unsere Politiker brauchen unser Gebet - gerade, wenn es um die Ausübung ihrer macht geht.
Wir selbst brauchen an dieser Stelle auch das Gebet der Schwestern und Brüder - dass wir der Versuchung der macht nicht erliegen. Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen

Amen!
Björn Heymer