Ihr Lieben,
heute Abend blicken wir zurück auf ein abgelaufenes Jahr - wie
jedes Jahr?
2004 war ein Jahr, in dem es in der Gemeinde bedrängende Entwicklungen
gab -
und daneben sehr schöne und besondere Dinge.
Bedrängend erlebe ich das, was gesellschaftlich vielleicht der
tiefste Einschnitt ist:
Unter dem Stichwort Harz IV zieht in unser Miteinander mehr Kälte
ein.
Auch deutlichere Unterschiede zwischen den Gewinnern und den Verlierern
in der Gesellschaft.
Dasselbe erwartet uns als Gemeinde auch. Gab es bislang für eine
zu kleine und damit arme Gemeinde bisher - seit vielen Jahren - einen
finanziellen Ausgleich, damit wir hier das Gemeindeprogramm in gewohnter
Weise bieten konnten, so hört das jetzt auf.
Als Gemeinde werden wir ab dem kommenden Jahr zu den Verlierern der
Steuer- und sonstigen Reformen dastehen. Das zwingt uns zu Veränderungen,
ob wir wollen, oder nicht.
Manche in unserer Mitte sind in ihren Gedanken und Erinnerungen ganz
woanders -
Sie denken an einen eigenen schmerzhaften Abschied, an eine Veränderung
in ihrem Leben, die sie nicht gewollt, nicht einmal geahnt haben.
All das tragen wir heute Abend mit vor Gott - ausgesprochen oder still.
Daneben gab es 2004 wunderschöne Ereignisse:
Wir haben besondere Gottesdienste gefeiert, zur Tauferinnerung, beim
Gemeindefest, draußen im Volkspark.
Nach Jahren gab es wieder eine Jugendfreizeit in Spanien, entgegen aller
Befürchtungen konnte doch noch einen Konfirmandenjahrgang neu starten.
Und - vielleicht am Prägendsten: die Bibelausstellung im April
im Autohaus Hammer.
Gerade da haben wir haben die Erfahrung gemacht: Gottes Wort verschafft
sich Platz inmitten der glitzernden Welt von Reichtum und dem Streben
nach Beachtung und Anerkennung durch Äußerlichkeiten. Wir
haben die Bibel als lebendiges Wort bezeugt - mit den Lebensgeschichten
Vieler. Die Bibelausstellung war ein lebendiger Kommentar zur Jahreslosung:
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.
Da gab es eine Bibel, die hatte die Zerstörung der Stadt Dresden
1945 in unmittelbarer Nähe miterlebt.
Eine andere gehörte einem Kapitän, der mit seinem Schiff unterging,
nachdem er seine Bibel zu Hause seiner jungen Frau geschenkt hatte.
Wieder eine andere kehrte zurück von den Schlachtfeldern des 1.
Weltkrieges.
Immer wieder bezeugten Menschen: Gottes Wort ist geblieben - inmitten
von Vergehen.
In dieser Woche sind die Nachrichten voll von Bildern großer Zerstörung
und Not an den Küsten von Ostindien und Südasien. Schreckliche
Bilder, dramatische Erfahrungen, ungezähltes Leid. Mehr Tote und
Vermisste als eine mittlere Stadt Einwohner hat.
Und das war ja wahrlich nicht die einzige dramatische Katastrophe im
vergangenen Jahr.
Dass auf der Erde alles vergänglich ist, davon zeugt auch die Jahresbilanz
2004.
Unser Leben, die Gesundheit und Sicherheit sind Geschenke - Gaben, die
wir Tag für Tag neu bekommen - ohne Garantie auf Dauer.
Und da sagt Jesus: "Auch wenn alles vergeht - was ich Euch sage,
das wird bleiben."
Das sagt Er mit göttlicher Vollmacht, nicht aus menschlicher Anmaßung
heraus.
Es ist gesagt mitten hinein in eine Weltuntergangsstimmung, wie sie
damals herrschte.
Und wie wir sie zumindest als Beobachter heute auch wieder erleben.
Und genau da hinein redet Jesus - und er redet von Zukunft und Hoffnung.
Ja, es bleibt nie alles, wie es war. Wir müssen mit Veränderungen
rechnen.
Dass wir uns von Gewohntem verabschieden müssen in der Gemeinde
-
das ist für die Gemeinde als Ganzes wohl die nachhaltigste Erkenntnis
in diesem Jahr 2004.
Kirchensteuerzuweisungen gehören zu Himmel und Erde.
Was wird bleiben, wenn das Geld nicht mehr fließt?
Jesus sagt: "Meine Worte werden nicht vergehen."
Jesu Worte sind nicht leere Worte, sind nicht Gerede.
Sein Wort setzt Wirklichkeit.
Wo immer Menschen sich versammeln um sein Wort, da wird es geistliches
Leben geben.
Auch wenn der Rahmen sich verändert. Wie kann das praktisch werden?
Die Zusage unseres Herrn, dass sein Wort bleibt, sie gilt auf zwei Ebenen
Das Eine ist die persönliche Ebene - Jesu Worte sprechen aktuell
in unsere Gegenwart.
Das andere ist die universale Bedeutung dieser Zusage. Da geht es um
die Zukunft.
Die Gegenwart liegt uns näher als das Andere. Darum zuerst dies.
Jesus hat bei seinem Abschied angekündigt:
Ihr bleibt nicht allein! Ich werde wieder bei Euch sein - anderes,
aber genauso real.
Ich werde Euch leiten. Ich werde Euch Bruder sein, ja Familienvorstand.
Was ich gelehrt habe, darüber werde ich wachen, dass es nicht vergessen
wird.
Und immer werden Menschen da sein, die es verstehen, weitersagen und
danach leben.
Was auch kommen wird, immer wird es Gemeinde Jesu Christi geben.
So war es durch die ganze Geschichte! Die Worte Jesu haben immer wieder
Kraft entfaltet, Menschen inspiriert und die Welt umgestaltet.
Die Worte Jesu vergehen nicht - egal, wie sich Gesellschaften verändern.
So war es und so wird es sein.
Jesus sagt: ich bin mitten drin in den Veränderungen, die kommen.
Was bleiben wird - und darauf achtet: das ist die Bibel, die Worte unseres
Herrn.
Sie ist der einzige Maßstab, den Jesus zulässt bei der Frage,
was bleiben soll.
Wir werden vielleicht ganz neu in der Bibel suchen müssen, wenn
es um die Gestaltung der Gemeinde geht.
Vielleicht brauchen wir so etwas wie eine Forschergruppe, die sich trifft,
um gemeinsam in der Bibel nach Maßstäben zu suchen.
Maßstäben für das, was in der Gemeinde in Zukunft geschehen
soll und was nicht.
Ich wäre sehr gespannt, was sich da zeigen würde.
Vielleicht brauchen wir auch einen Neuanfang im treuen Gebet. Dass sich
Menschen regelmäßig zum Beten treffen - um vor Gott die Frage
zu bewegen: Was ist dran?
Ich bin sicher: Jesus wird nicht schweigen, wenn wir nur die Ohren aufmachen.
Silvester ist ja die große Zeit guter Vorsätze und Wünsche.
Diese zwei, eine Bibelforschergruppe und eine Gebetsgruppe, das sind
meine Wünsche an die Gemeinde.
Und nun noch die andere Ebene, auf der die Zusage Jesu zu hören
ist:
Jesus erwartete ein Ende dieser sichtbaren Welt - ob wir wollen oder
nicht.
Immer, wenn so was passiert wie jetzt diese Katastrophe mit der Flutwelle,
fällt mir das wieder ein.
Jesus wäre gar nicht überrascht. Genau von so was hat er gesprochen
vor seinem Tod.
Überraschend ist eigentlich vielmehr, dass es seit 2000 Jahren
immer wieder Zeiten gab, in denen es noch so lange gut ging und geht
mit der Welt.
Das wollte Jesus nicht schlecht reden oder uns missgönnen.
Trotzdem hat er mit ganzem Nachdruck vor dem Ende dieser Welt gewarnt.
Warum?
Es hängt wohl mit seinem eindringlichen Ruf zur Umkehr zusammen.
Denn jeder, der sich nicht Gott neu zuwendet und von ihm Vergebung zusprechen
lässt, der bleibt in der Gottesferne.
Und diese Umkehr duldet keinen Aufschub. Schon allein deswegen, weil
niemand weiß, wie lange er noch Zeit hat, umzukehren. Das Schreckliche
für die Opfer dieser Flutwellen war ja auch dies: dass es so wie
ein Blitz aus heiterem Himmel kam. Ein Sterben ohne Vorwarnung, ohne
innere Vorbereitung. Das ist schrecklich. Jesus will, dass wir unsere
Lebenszeit nutzen - auch dazu, dass wir nüchtern und zeitig mit
dem Ende rechnen.
Es gibt nichts Wichtigeres als mit Gott ins Reine zu kommen!
Denn Himmel und Erde werden vergehen. Darum drängte Jesus.
Wann das Ende kommen wird, das weiß niemand, außer dem Vater
im Himmel.
Nicht einmal Jesus wusste es.
Darum seid wachsam und nüchtern zugleich.
Die Gleichgültigkeit im Blick auf die Vielen, die Jesus, den Heiland
nicht kennen, die ist unsere größte Gefahr. Ihn sollen wir
bezeugen. Das ist der tiefste Sinn, weshalb es die Philippus - Gemeinde
hier am Ort gibt: Damit Menschen hier ihre Beziehung zu Gott in Ordnung
bringen können. Damit sie von seiner Liebe und Geduld hören.
Unsere große Aufgabe für das kommende Jahr ist es, gemeinsam
Wege zu finden, wie das geschehen kann.
Amen!
Björn Heymer
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