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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Lukas 1, 26 - 28, 4. Advent 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

der dritte Advent ist dem Täufer Johannes gewidmet,
der vierte Advent heute gehört Maria.
Johannes - das haben wir erfahren - steht für den heiligen Zorn, für radikales Handeln.
Maria dagegen steht für Geduld und Hingabe - und darum geht es heute.
Entgegen anderslautender Gerüchte war Maria nicht katholisch.
Deshalb lade ich uns heute morgen ein, uns heute der Mutter unseres Heilandes und Herrn Jesus zu widmen.
Zum ersten Mal erwähnt wird sie von Lukas - im ersten Kapitel seines Evangeliums.
Und da wird dies berichtet:
Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.
Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach:
Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!
Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?
Und der Engel sprach zu ihr:
Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
Da sprach Maria zu dem Engel:
Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?
Der Engel antwortete und sprach zu ihr:
Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Maria aber sprach:
Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.
Und der Engel schied von ihr.

Was tun wir mit dieser Geschichte, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet?
Wie ist das überhaupt mit Engeln in der Bibel? Gabriel - wer war das, warum hat er einen Namen? Und was ist mit Maria und der Jungfrauengeburt?
Nur ein Übersetzungsmissverständnis oder schöpferisches Eingreifen Gottes.
Muss man das glauben, wenn man Christ sein will?
Fragen über Fragen. Weitere könnte man anfügen.
Nur: mit unseren Fragen gehen wir daran vorbei, was hier berichtet wird:
Es ist die Geschichte einer Berufung zum Dienst.
Maria war eine jüdisches Mädchen, verlobt und lebte in einem Dorf in Galiläa.
All das war so normal und eigentlich unwichtig wie nur was.
Maria war eine wie viele. Sie war nicht besonders heilig, vielleicht nicht mal besonders geeignet für dieser große Aufgabe.
Das einzige, was sie mitbrachte, war ihre Bereitschaft zur Hingabe.
An Maria wird besonders deutlich, dass wir nichts leisten, nichts vorweisen müssen, um für Gott wertvoll zu sein. Um von Gott in Dienst genommen zu werden.
Wie bei Johannes ruft Gott hier ins echte Leben hinein - in den Alltag.
Plötzlich wird sie angesprochen. Und das es Gott ist, der hier spricht, daran ist kein Zweifel.
Gabriel, der Bote - ist selber ganz unwichtig. Er wird nicht beschrieben, er ist nur Stimme.
1. Das erste, was geschieht, ist dies: Maria erschrickt.
Wer würde nicht erschrecken, wenn Gott unverhofft eindeutig und unmissverständlich in sein Leben hineinsprechen würde.
Erschrecken ist geradezu das Erkennungszeichen, dass wir es wirklich mit Gott zu tun haben.
Und das ist das Erste, was wir von Maria lernen können.
Wie viel vorgeschobene Selbstsicherheit, ja Rechthaberei gibt es nicht im Namen Gottes!
Wie schnell sind wir damit, aus dem lebendigen Reden Gottes ein Lehrgebäude zu machen -
in dem man dann einander den Glauben abspricht oder madig macht!
Oder einen Verhaltenskodex - an dessen Maßstab man dann gute Christen zu erkennen meint.
Lebendiger Glaube ist das nicht.
Lebendiger Glaube kennt das Erschrecken, wenn Gott redet.
Lebendiger Glaube ist vor allem mit sich selber kritisch - nicht mit den Anderen.
Maria denkt: Begnadete? Ich? Das bin ich doch nicht!
Genau darauf geht der Engel dann noch einmal ein:
Doch Maria! Du hast Gnade gefunden bei Gott!
Vor der Berufung kommt die Gnade: Fürchte Dich nicht Maria.
Keine Angst vor Gott - was immer er auch sagen wird.
Dann bekommt ihren Auftrag - die Berufung zur Hingabe.
Siehe, Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären -
Schlicht und unfassbar! Natürlich fragen wir:
Wie kann das sein? Da muss doch ein Mann dahinter stehen. Das wollen wir verstehen.
Uns geht's nicht anders als Maria. Sie wollte es auch wissen.
Es gehört zum Menschsein dazu, dass wir verstehen wollen.
Trotzdem: Hilft uns das Verstehen eigentlich, etwas unabänderliches anzunehmen?
Eine Mutter, deren Sohn gestorben ist, betonte Wochen danach immer wieder:
Da gibt es keinen Trost!
Es gibt Situationen, da hilft keine noch so gute Erklärung.
Denn eine Erklärung verändert die Tatsache ja nicht.
Es ist tief in uns angelegt, dieses Fragen nach dem Sinn, nach dem Verstehen.
Aber - und das ist das Zweite, was wir heute von Maria hören: Nicht alles lässt sich erklären.
Die Zeugung des Sohnes Gottes bleibt ein Geheimnis - die Menschen der Bibel konnten damit offenbar umgehen, Fragen unbeantwortet stehen zu lassen.
Immer wieder schweigen die Berichte der Bibel, wenn Dinge hinzunehmen sind.
Vermutlich ist das heilsamer als das bohrende Nachforschen.
Es hat etwas damit zu tun, ob wir Gott als den Heiligen respektieren oder nicht.
Respektieren heißt: Aushalten, dass hier auf Erden Fragen offen bleiben.
Ich habe am Eingang Blätter austeilen lassen mit dem Text eines Liedes.
Das hören wir jetzt einmal - es beschreibt, das einer in einer Lebenskrise etwas von Maria gelernt hat:
Einspielung "Let it be"
Let it be - lass es zu, lass es geschehen! - Worte der Weisheit nennt Paul Mc Cartney das.
Es ist die Übersetzung dessen, was Maria am Ende dieser Begegnung dem Engel sagt:
"Mir geschehe, wie Du gesagt hast!"
Maria sagt ja zu ihrer Berufung, auch wenn sie allem widerspricht, was sie bis dahin geglaubt und gedacht hat.
Von dem, wovon der Engel sprach, ist noch nichts zu erkennen! Keine Schwangerschaftsanzeichen, kein Heiliger Geist - nichts. Trotzdem sagt Maria einfach: Lass es geschehen!
Können wir das auch, was Maria getan hat? Ja, wir sollen es sogar.
Die Berufung der Maria ist gar nicht so einmalig, wie es auf den ersten Moment scheint:
"Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der über Euch kommen wird, und Ihr werdet meine Zeugen sein." Das hat Jesus seinen Jüngern gesagt.
So, wie Maria Jesus in die Welt getragen hat, so sind wir, seine Gemeinde, heute zu Trägern des Christus in die Welt berufen.
"Werdet voll mit dem heiligen Geist" - mahnt Paulus seine Leser damals und heute.
Gott ist sich nicht zu schade, Menschen mit seiner Kraft zu erfüllen.
Das ist wohl das Erstaunlichste an dieser Geschichte:
Wie sehr Gott sich erniedrigt, dass er ganz Mensch wird. Ein Embryo im Leib einer jungen Frau. Ein Kind, geboren im Stall - auf der Flucht vor Mördern.
Gott riskierte es, Mensch zu werden. Er setzt sich allen Gefahren dieser Welt aus, er erduldet in Jesus Hunger, Kälte, Einsamkeit und Lebensgefahr.
Warum tut Gott das? Es geht beim Bekennen der Jungfrauengeburt nicht um ein biologisches Rätsel - es geht darum, dass hier wirklich Gott in die Welt kommt.
Er beruft nicht irgendeinen geeigneten Menschen. Wenn es bei der Versöhnung mit Gott nur um einen richtigen Gedanken ginge, dann hätte ein Lehrer der Menschheit gereicht.
Aber dieser eine, der Sohn Gottes, kommt als unser Erlöser.
Und das kann nur Gott selber sein. Deshalb ist Jesus der einzige Weg, dass Menschen wieder dorthin zurückkehren, wo sie hingehören: zu ihrem Ursprung, zu ihrem Schöpfer.
Gott hat seine Gottheit aufgegeben und sich erniedrigt bis zum Tod. Unfassbar.
Hier bei Maria nimmt es seinen Anfang.
Und die Selbsterniedrigung Gottes geht weiter, bis in unsere Tage:
Gott riskiert es heute, Gestalt anzunehmen in uns, in der Philippus Gemeinde Raderthal.
Hier, in unserer Mitte wird er neu empfangen und neu zur Welt kommen.
Wir - Frauen und Männer - sind berufen, ihn zu tragen - in uns, bis er zum Vorschein kommt in einer Begegnung mit einem Anderen. Das klingt etwas seltsam, aber als Bild taugt es doch.
Maria hatte keine Angst davor, dass Gottes Wort in ihr Leben hineinkam.
Sie sagte Ja dazu. Ja dazu, für Vieles keine fertigen Antworten zu haben.
Ja dazu, in eine äußerst unsichere Zukunft zu gehen.
Das scheint mir ähnlich zu sein der Berufung, die wir als Gemeinde heute hören.
Wichtig sind nicht die Konzepte und die fertigen Antworten.
Einzig wichtig scheint mir, klar zu wissen, wer uns ruft.
Maria war sich in dem Einen ganz sicher: es war Gott, der sie berufen hat.
Und dieser lebendige Gott meint es gut mit uns:
"Du hast Gnade gefunden bei mir. Darum fürchte Dich nicht vor der Zukunft!"

Amen!
Björn Heymer