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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Offenbarung 21, 1 - 5, Ewigkeitssonntag 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

der Sonntag heute trägt zwei Namen. Totensonntag und Ewigkeitssonntag.
An diesem Tag denken wir besonders an die Toten des vergangenen Jahres.
Eben haben wir ihre Namen noch einmal gehört.
Angehörige haben wir besonders eingeladen. Viele gehen heute noch auf den Friedhof. Kerzen werden angezündet.
So ist dieser Tag ein stiller Gedenktag, sicher auch ein Tag der Tränen.
Einer in unserer Mitte hätte heute seinen 57 Hochzeitstag - wenn nicht ...
Wenn seine Frau nicht Anfang des Jahres gestorben wäre.
Für den Totensonntag wäre die angemessene Farbe wohl das Schwarz der Trauer.
Stattdessen haben wir heute das Weiß von Ostern vor uns.
Weil heute auch Ewigkeitssonntag ist.
Wir denken bei der Erinnerung an die Lieben, die uns vorangegangen sind, auch daran:
Wo immer die Bibel von der Macht des Todes spricht - da spricht sie noch lauter von der größeren Macht: von der Macht der Ewigkeit.
Wo Tränen geweint werden - und das werden sie!, da werden auch Tränen getrocknet.
Gegen alle Dunkelheit lassen wir uns erinnern an den Sieg des Ostermorgens.
Denn darin liegt das Geheimnis des Trostes: die Macht des Todes ist besiegt.
Niemanden behält er auf Dauer in seinen Fängen.
Auch wenn unsere Augen es uns noch so oft vortäuschen wollen.
Wir ahnen es: unsere Augen taugen manchmal nicht für das Wesentliche.
Was könnte unseren Herzen helfen, das Wesentliche zu sehen?
Die Wirklichkeit, die hinter dem Tod liegt.
Das, was die Menschen der Bibel Ewigkeit nennen.
Zwei Versuche heute morgen - Versuche, Bilder für unser Herz zu gewinnen.
Das erste ist eine Anleihe aus der Natur:
In der Natur wird genauso unerbittlich gestorben wird wie bei den Menschen.
Manchmal wirken die Bilder dort noch brutaler, noch unbarmherziger.
Und doch gibt uns die Natur auch Bilder der Hoffnung, Bilder, um die Ewigkeit zu verstehen:
Ein solches Bild habe ich mitgebracht. Es ist ein Ei. So ein Ei ist mehr als ein Nahrungsmittel. Es ist für eine bestimmte Zeit ein Lebensraum.
Versuchen wir für einen Moment, uns vorzustellen, was in einem Ei passiert:
Da wächst ein Küken heran. Zuerst ganz winzig klein schwimmt es frei darin herum.
Dann wird es größer und größer. Mit zunehmendem Alter gibt es Veränderungen:
Es spürt seine Knochen.
Die Bewegungen werden mühsamer, als sie waren, damals, als es noch jung war.
Unser Küken beginnt, die Grenzen seines kleinen Lebens zu spüren.
Es drückt hier und da wird es eng.
Auf dem kleinen Schnabel wächst ein harter und hässlicher Höcker. Auch mit der Schönheit ist es vorbei. Auf der einst zarten, glatten Haut zeigen sich harte Punkte, aus denen Stacheln wachsen. Mehr und mehr könnte das Küken Angst bekommen.
Angst, das kommt von Enge - und eng wird es in dem Ei.
Und dann kommt der Tag, an dem gerade der harte Höcker auf dem Schnabel beginnt, die Schale zu zerdrücken.
Jetzt, so denkt unser Küken - jetzt muss ich sterben. Jetzt zerbricht die Hülle, die mein Leben geschützt hat. Ich verliere meine vertraute Umgebung, die Nahrung ist zuende und schmeckt schon längst nicht mehr. Ohne die Schale wird es sicher auch kalt. Ja, alles zerbricht.
Wir wissen es besser: das Ausschlüpfen ist der Beginn des eigentlichen Lebens.
Aber davon kann das Küken im Ei ja nichts wissen. Woher auch?
Ist es so auch mit dem Tod? Ja, auch mit dem, was wir Tod nennen, geht uns viel verloren, was uns vertraut war, was uns Sicherheit gab, womit wir uns auskannten.
Mit dem Sterben treten wir Menschen hinüber in einen unbekannten Lebensraum.
Da wissen wir ebenso wenig wie ein Küken im Ei.
Denn kein Huhn ist je zurückgekehrt ins Ei, um dort zu erzählen, wie es ist in der Wirklichkeit. Um zu reden von Körnern, von grünem Gras und leise wehendem Frühlingswind.
So wissen wir nichts von der Ewigkeit bei Gott - oder doch?
Doch, etwas mehr wissen wir schon. In der Bibel kommen Menschen zu Wort, die offenbar vor ihrem Tod etwas gezeigt bekamen. Die von Hoffnung und Zukunft sprechen konnten.
Oft in ganz schweren Zeiten, auch im Angesicht des Todes.
Deswegen nun der zweite Versuch, ein Bild der Hoffnung zu gewinnen für unser Herz.
Wir hören auf einen Propheten, einen Seher, der berichtet, was Gott ihm gezeigt hat:
In dem Buch der Offenbarung des Johannes steht es aufgeschrieben: (Kap.21,1-5)
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde;
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,
und das Meer ist nicht mehr.
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,
von Gott aus dem Himmel herabkommen,
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach:
Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.
Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Und Er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!

Was für ein Bild. Johannes hat etwas gesehen, was jenseits dieser Welt liegt. Was eigentlich gar nicht zu beschreiben ist. Was normalerweise verborgen ist.
Er ist ein Augenzeuge der Ewigkeit.
Diesen Einblick in die Wirklichkeit Gottes beschreibt er in einer wahren Flut von Bildern -
Viele davon nimmt er aus der Bibel - manche sind neu.
Zwei Dinge sah Johannes - und er hörte eine Stimme.
Er sah zuerst: einen neuen Himmel und eine neue Erde
und dann: die neue Stadt Jerusalem.
Und er hörte die Stimme Gottes selber:
Er wird unvergleichlich nahe sein; er wird alles Leid aufheben; er wird alles neu machen.
Das alles wirkt auf Johannes wie ein Fanfarenstoß - und auch seine Leser haben diese Sätze eher wie einen Liebesbrief gelesen als wie eine Nachrichtennotiz.
Diese Bilder wollen unsere Herzen anrühren und uns herausrufen aus der Traurigkeit.
Sie reden hinein in unsere Traurigkeit, unsere Zukunftsangst.
"Was immer du siehst - es ist nur vorläufig. Vor uns liegt eine ganz neue Wirklichkeit -
die nicht wir selber machen, sondern, die Gott für uns gestalten wird!
Der neue Himmel, die neue Erde, sie werden sein wie es am Anfang war:
Ohne Fehler, ohne Beschädigungen, ohne dunkle Wolken."
So erwarten wir es doch, wenn wir etwas Neues in Gebrauch nehmen - ein Fahrrad, ein neues Buch oder ein technisches Gerät. Neu - das ist perfekt. Genau so, wie es sein soll.
Und so wird die Erde einmal sein!
Und dann Jerusalem. Jerusalem ist nicht eine Stadt wie jede andere. Wer einmal dort war - und das innerlich verbunden hat mit seinen Hoffnungen und seinen Gebeten zu Gott, für den ist diese Stadt einmalig. Sie ist tief verankert in meinem Herzen und wann immer ich sie mir vor Augen stelle, bewegt es mich tief. Sie ist in gewisser Weise das Zuhause eines Christen.
Der Zielpunkt aller Hoffnung auf Frieden und ungestörte Gemeinschaft.
Wir sind keine Moslems und deshalb gibt es keine Pilgerpflicht, einmal im Leben dort gewesen zu sein. Aber empfehlen kann ich das nur. Wer immer Jesus lieb hat, der gönne sich diese Begegnung.
Dabei ist das irdische Jerusalem nur so etwas wie ein Schatten dessen, was kommt.
Johannes nennt diese Stadt die geschmückte Braut. Das ist ein Bild für die Gemeinde. Christus ist der Bräutigam. Und wenn das neue Jerusalem kommt, das bedeutet dieses Bild, dann wird es nichts anderes sein als die Gemeinde der Glaubenden. Wir werden es sein.
Wer immer mit Jesus verbunden gelebt hat, der ist Teil dieser Stadt.
Auf diese Verbindung kommt es an.
Hier auf der Erde ist es oft die Verbindung mit Schwachheit, mit Grenzen und auch mit Schmerz. Auch Jesus zeigte sich auf dieser Welt fast nur so: als der Leidende, der Mann der Schmerzen. Und doch ist in ihm die Hoffnung auf das Neue verborgen.
Wie wird es sein? Johannes hat nicht nur gesehen - er hat auch noch gehört:
Gott wird ganz nahe sein - nicht fern, nicht unnahbar. Und alles, was hier an Tränen geweint wurde, wird Er abwischen von den Augen. Keine Träne wird unbemerkt bleiben.
Keine Frage nach Leid und Schmerz wird ohne Antwort bleiben. Unvorstellbar. Unglaublich.
Und gerade darum muss es immer wieder gesagt werden. Hoffnung können wir nicht selber machen. Johannes war selber in innerer und äußerer Not.
Aus der er sich nicht hat befreien können.
Wir denken immer nur in unserer kleinen Welt - wie das Küken im Ei.
Und da ist die Geschichte des Johannes nicht mal gut ausgegangen.
Auch die ersten Leser dieses Buches waren nicht sicher vor Verfolgung und Not.
Aber ihre Hoffnung war entzündet. Und so gingen sie weiter durchs Leben - bis hinein in die neue Stadt.
Machen wir uns mit ihnen auf den Weg - damit auch wir dort ankommen.

Amen!

Björn Heymer