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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Epheser 5, 8b - 14, 8. Sonntag nach Trinitatis 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

vor einer Woche haben wir davon gehört, dass die erste Gemeinde in Jerusalem eine geradezu unglaubliche Ausstrahlung gehabt hat.
Täglich fanden neu Menschen in diese Gemeinschaft und schlossen sich an.
Taufe aus persönlicher Überzeugung, das war Alltagserfahrung.
Und wir haben gehört, dass uns diese Klarheit weitgehend verloren gegangen ist.
Uns fehlen klare Anfänge - wir pflegen Reste christlicher Überzeugungen und Traditionen - aber das pralle Leben scheint daraus entwichen zu sein wie die Luft aus einem platten Reifen.
Heute geht es um die inhaltliche Fortsetzung des Themas "Klarheit" -
Paulus mahnt hier so deutlich wie sonst nirgends zu einem klaren, entschiedenen Lebensstil.
Ich lese aus dem Epheserbrief im 5. Kapitel:
Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es:
Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

Stellt Euch vor - im Hausbibelkreis geht´s ums Thema Geld. Wie teuer alles geworden ist und dass man kaum weiß, wie das mit der Altersversorgung mal sein wird. Und dann sagt einer: "Also, ich hab die Abfindung von der Firma nach Luxemburg gebracht. Ist doch so einfach. Das bringt gute Zinsen und Steuern zahle ich doch auch so genug."
Und sagt das mit einem solchen Brustton der Überzeugung, dass man gar nicht wagt, zu widersprechen. Nur tief in Dir hörst Du eine Stimme, die sagt: "Eigentlich ist das nicht richtig! Egal, ob es um Millionensummen geht oder um so relativ kleine Beträge. Wir haben unsere Gesetze und wenn wir hier leben, dann sollen wir uns daran halten."
Kennen Sie solche Situationen, wo sie bei Menschen in der Gemeinde denken:
Das, was der oder die gerade tut, ist eigentlich nicht richtig, aber ich hab keine Ahnung, wie ich das ansprechen kann. Wir sind mitten drin in der Mahnung des Paulus:
1. Ihr seid Kinder des Lichts - Lebt entsprechend!
Wenn wir die vorangehenden Verse mitlesen, dann wird deutlich, wie praktisch und geradezu peinlich direkt Paulus das meint mit der Klarheit im Lebensstil: Er nennt fünf Beispiele:
Unzucht - ein Begriff, den wir nur selten in den Mund nehmen. Die Sache ist dagegen allgegenwärtig. Alles, was andere sexuell aufreizt, ist damit gemeint. Kleidung, Bewegungen, Darstellungen - egal ob auf Plakatwänden, am Computerbildschirm, im Fernseher oder sonst wo. Davon soll bei euch nicht einmal die Rede sein! Schreibt Paulus. Wenn´s doch nur so wäre! Da bei sich aufzuräumen, das allein ist für viele schon ein volles Programm.
Hurerei - bedeutet noch eine Steigerung. Jedes Verhalten, das anderen gegenüber die Treue bricht, ist gemeint. Was wird nicht alles inzwischen als normal bezeichnet!
Habgier. Muss man das erklären? Vielleicht muss man betonen, dass Habgier nicht weniger verwerflich ist als das Andere. Habgier lähmt uns, mit den Bedürftigen zu teilen. Habgier vernebelt uns den Blick für die Werte Gottes. Wir suchen im Besitz die Sicherheit, die wir so doch nie finden. Und verraten damit den Willen Gottes. Gott will, dass sein Volk daran erkannt wird, dass die Benachteiligten in der Gemeinde eine Chance bekommen.
Noch etwas: schandbare und närrische oder lose Reden - jemand hat übersetzt: "blödes Geschwätz und Possenreißerei" Gilt dieses Urteil nicht für weite Teile des allabendlichen so genannten Unterhaltungsprogramms? Was ist das bloß, dass wir diese Art des Zeitvertreibs so lieben? Denn tatsächlich - wir vertreiben damit unsere Zeit. An dieser Stelle nennt Paulus das Gegenprogramm: Danksagung. "Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern". Das ist auch der Ruf raus aus dem Privatvergnügen. Denn einander ermuntern, das braucht Gemeinschaft. In der Vereinsamung liegt dagegen die große Chance des blöden Geschwätzes. Je einsamer Menschen leben, desto anfälliger sind sie dafür, ihre Zeit totzuschlagen. Wer das tut, macht Gott keine Ehre. Der lebt nicht im Licht.
Und schließlich: besauft euch nicht! - Paulus unterscheidet hier sehr genau. Er ist nicht gegen Alkohol an sich, aber gegen jede Form des Rausches. Wer zu viel trinkt und nicht mehr Herr seiner Sinne ist, der tut nicht, was Gott gefällt.
Alle diese Dinge gehören nicht in die Gemeinde, gehören nicht in das Leben von Christen.
Klipp und klar. Von der Gemeinde erwartet Paulus ein doppeltes:
dass Menschen selber so etwas lassen - das ist das eine.
Und: dass Christen den Mut haben, einander zu ermahnen, wenn so was doch geschieht.
Aber gerade das geschieht kaum. Warum eigentlich? Warum widersprechen wir nicht?
Warum ist das Ermahnen nur so schrecklich schwer? Vermutlich hat es mit unserer Kultur zu tun. Der Satz: "Das geht dich gar nichts an!" fasst die allgemeine Haltung ganz gut zusammen. Nur nicht einmischen! -da bilden die wenigsten von uns eine Ausnahme.
Paulus ist da anders - er wagt es, die Konvention zu durchbrechen. Nicht , um jemanden bloßzustellen, sondern aus Liebe. Wer jemanden mit seinem falschen Verhalten konfrontiert, der hilft ihm, sich zu verändern, mehr dem Willen Gottes zu entsprechen.
Ich komme zu meinem zweiten Gedanken:
2. Wach auf! - der Ruf zum Leben
Ist Euch der letzte Vers des Abschnitts vertraut vorgekommen?
"Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten."
Mit diesem Ruf beginnt jedes Mal der Gottesdienst in der Osternacht.
Die Christen in Ephesus kannten diesen Ruf -aus den zahlreichen Tauffeiern, die sie erlebt hatten. Jeder einzelne hat das bei seiner eigenen Taufe zugerufen bekommen.
An ihre Taufe erinnert Paulus seine Hörer.
Denn er mutet der Gemeinde eine Menge zu mit seinen Mahnungen. Es kostet immer wieder neu Kraft, sich von schlechten Gewohnheiten abzuwenden. Oder gar sich vor Einflüssen zu schützen, die einem das Festhalten am Glauben schwer machen wollen.
Manchmal gibt es Zeiten, da wirkt es wie ein ständiger Kampf. Und das ermüdet.
Warum nur sollen wir anders leben als alle? Lohnt es sich überhaupt?
Ja, es wird sich lohnen. antwortet Paulus. Denn: Ihr seid nicht allein. Vor eurer Taufe wart ihr ohne Gott. Da wusstet nicht, was sein Wille ist. Aber das hat sich geändert.
Seit Eurer Taufe seid ihr verbunden mit dem Auferstandenen! Vergesst das doch nicht!"
Dieses Aufwachen ist ein Willensakt. Wir sind gerufen - heute neu. Nun aber nicht in dem Sinn, dass wir durch unser Aufwachen erst mit Christus verbunden werden. Das ist längst geschehen. Es ist eher so, wie wenn ich meine Tochter an ihrem Geburtstag morgens wecke:
"Wach auf - Du hast heute Geburtstag." Das steht fest! Ebenso steht fest: Christus hat Dich erleuchtet. Seit damals, seit Deiner Taufe - das Fest ist auch schon längst vorbereitet. Nur Aufstehen musst Du selber, damit Du nichts verpasst.
Wir sind heute gerufen, nicht nachzulassen in der Treue zu Gott sondern ernst zu machen mit Gottes Willen in unserem Alltag.
Denn die Festtafel ist gedeckt. Wir sind eingeladen. Festliche Kleidung liegt bereit. Lasst uns hingehen, ablegen, was nicht in den Festsaal passt. In Gottesdiensten, in denen wir zum Abendmahl geladen sind, haben wir ein Schuldbekenntnis in der Liturgie.
Aus genau diesem Grund. Schon heute treten wir ein in den himmlischen Festsaal und kosten von den himmlischen Speisen.
Heute morgen können wir neu beginnen, unser Tun nach dem Willen Gottes auszurichten.
Das ist nicht immer leicht, aber es ist möglich, weil Christus in uns ist.
Daran dürfen wir uns festhalten.

Amen!

Björn Heymer