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Predigt zu 1. Johannes 4, 16b - 21, 1. Sonntag nach Trinitatis 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

gestern Nachmittag ging das diesjährige Gemeindeseminar zuende.
In diesem Seminar sind wir der Frage nachgegangen:
Wie wird man ein Christ - und wie bleibt man ein Christ?
Ebenso wenig wie man als Christ geboren wird bleibt man es automatisch.
Nun können wir das Seminar nicht in wenigen Minuten nachzeichnen, aber so viel sei doch gesagt: Ein Christ wird man, wenn man erkannt hat: Gott hat uns unendlich lieb!
Er kommt uns in Jesus so weit entgegen, dass er unmittelbar vor der Tür unseres Lebenshauses steht.
Wer dann Jesus die Tür öffnet und ihn hineinlässt in sein Leben, der wird ein Christ.
Und dann? Wie geht es dann weiter? Was heißt es, als Christ zu leben?
Johannes, der Presbyter hat die Nachfolge in einem Wort zusammengefasst:
Nachfolge, Christ bleiben, das ist: bei Jesus bleiben, in der Liebe bleiben, treu bleiben, aufmerksam bleiben - all das, aber in jedem Fall bleiben.
Die Einsiedlermönche des 4. Jahrhunderts in den judäischen und ägyptischen Wüsten schrieben über ihre Wohnhöhlen oft dieses eine Wort: "Bleibe", monä auf griechisch.
Denn das war ihr ganzes Streben: was auch geschah, sie wollten bleiben in der Nähe des Herrn. Sie hatten das Leben in der Wüste gewählt, weil sie daran litten, wie Vieles in der Welt voller Menschen ihre Herzen und Gedanken genau davon abhielt: bei Jesus zu bleiben.
Im ersten Satz, der uns heute von Johannes zum Nachdenken aufgegeben ist, kommt dieses Wort bleiben gleich drei mal vor:
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Wie können wir bei Gott bleiben? Wenn Gott die Liebe ist, dann so:
Lasst alles, was ihr tut und denkt, bestimmt sein von der Liebe!
Wenn wir das tun, dann bleibt Gott in uns. Johannes schreibt weiter:
Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.
Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

Zwei Themen greife ich heraus:
1. Zuversicht statt Furcht
2. Bruderliebe - das neue Gebot
Ganz egal ob wir uns als eher mutige oder eher ängstliche Menschen einschätzen.
Johannes stellt fest: vieles von dem, was wir tun ist im tiefsten getrieben von Furcht. Warum?
Weil die Grundsehnsucht des Menschen dies ist: das wir angenommen und geliebt sind.
Was tun Menschen nicht alles, um das glauben zu können:
dass sie angenommen sind, so wie sie sind.
Einer versucht ständig, seiner Umwelt zu beweisen, dass er sich alles Mögliche leisten kann.
Andere streben mit aller Kraft danach, aufzufallen, damit sie ja nicht übersehen werden.
Wie viele Hilfeleistungen geschehen, weil der Helfer um Anerkennung ringt?
Es gibt Menschen, die versuchen ständig, die Anerkennung eines strengen Vaters zu finden -
obwohl der vielleicht schon seit langem gestorben ist.
Selbst wer es aufgegeben hat, für seine Taten gelobt zu werden, beurteilt sich selber ständig -
und verurteilt sich gar nicht so selten.
Und da sagt Johannes nun: ein Mensch kann nicht wirklich lieben, wenn ihn die Furcht vor dem Urteil über sein Leben noch erfüllt.
"Wer sich fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe"
Und umgekehrt: wer Gott seine Liebe glauben kann, der verliert die Furcht.
Der sieht voll Zuversicht der großen Begegnung mit Gott, dem Gericht entgegen.
Weil Jesus unsere Schuld auf sich genommen hat.
An Gott glauben, das heißt, ihm seine Liebe zu uns glauben.
Ich fürchte, wir verstehen immer weniger, was Liebe wirklich ist, weil wir uns daran gewöhnt haben, in jeder Beziehung innerlich ständig abzurechnen. Wir gehen im Grunde in einer Krämermentalität miteinander um, statt in Liebe.
Selbst Eheleute beurteilen den Zustand ihrer Beziehung nicht selten danach, was der eine für den anderen leistet. Ob der Eine dem Anderen genug Aufmerksamkeit widmet oder dessen Mühen gebührend anerkennt.
Kennen Sie das auch? Nicht nur in Ehe oder Freundschaften. Wir alle streben nach Anerkennung, wollen im tiefsten was für uns, aber wir lieben nicht!
Wir rechnen auf, sind beleidigt, wenn wir das Gefühl bekommen, zu kurz zu kommen oder zurückstehen zu müssen.
Und das übertragen wir auch auf Gott. Wir denken schnell: auch er ist ein großer Abrechner. So etwas wie der oberste Buchhalter der Weltgeschichte.
Dabei zeigt Jesus uns Gott völlig anders!
Ein Gutsbesitzer, der allen Stolz, allen Anstand und alle Abrechnung vergisst, als er seinen Sohn von weitem erblickt. Der ist gescheitert, pleite und stinkt nach Schweinen.
Egal! Es ist der Sohn. Sofort wird er wieder in alle Rechte eingesetzt, Sofort wird ein großes Fest gefeiert. So behandelt der Vater ihn. So behandelt Gott uns!
Großmut nennt man das. Eine Haltung, die wir weitgehend vergessen haben.
Großmut rechnet nicht auf! Ein Großmütiger hat keine Angst, zu kurz zu kommen.
Sondern er macht seine Arme weit auf und schenkt, was er kann.
So geht Gott mit uns um. Er rechnet nicht auf - er sagt:
Komm her zu mir! Ich will Dich erquicken! Das ist Liebe.
Vor Gott brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten. Zuversichtlich können wir auf den Tag der Begegnung mit ihm zugehen. Weil die Liebe die Furcht vertreibt.
2. Bruderliebe - das neue Gebot
Das elfte Gebot heißt eben nicht: Du sollst dich nicht erwischen lassen!
Sondern dies: Wer Gott liebt, der soll auch seinen Bruder, seine Schwester lieben.
Johannes geht es vor allem um den Umgang in der Gemeinde miteinander.
Denn dies setzt er ganz selbstverständlich voraus:
wenn einer Christ bleiben will, dann gehört er in die Gemeinschaft der Gemeinde.
Ohne Gemeinde keine Nachfolge!
Der Bruder - das ist eben der andere, der auch von der Liebe Gottes ergriffen ist.
Mit den anderen Christen sind Christen enger verbunden als mit jeder Sympathiebeziehung - ja, Jesus sagt sogar: die Gemeinschaft seiner Jünger ist selbst der Familie vorgeordnet.
Warum? Weil die Gemeinde der Ort ist, wo Gott sichtbar wird.
Wir können nicht uns zurückziehen auf eine private Innigkeit - und kein Interesse an anderen Christen haben. Das ist unmöglich.
Wer in Gottes Liebe eingetaucht ist, der taucht unweigerlich neben den Glaubenden wieder auf - sonst war es nicht Gott, in den er eingetaucht ist!
Nun ist hier mehr gemeint als sich gelegentlich mal blicken lassen!
Bruderliebe will praktisch gelebt sein.
Deshalb haben überschaubare Gruppen in der Gemeinde einen so großen Wert.
Denn nur da, wo persönliche Begegnungen stattfinden, wird die Liebe praktisch.
Lasst uns lieben - das heißt nicht weniger als dies:
Zeigt echtes Interesse am Anderen. Begegnet einander großmütig, mit offenen Armen.
Dann bleibt ihr in Gott - und Gott bleibt in Euch.
In den USA heißt ein ganzer Bundesstaat Philadelphia - die Bruderliebe.
Er wurde gegründet von lebendigen Christen, die dort, in der neuen Welt eine Gemeinschaft gestalten wollten, in der die Menschen wirklich so miteinander umgehen, wie Gott mit jedem von uns. Nikolaus Ludwig Graf Zinzendorf, der Gründer der Herrenhuter Brüdergemeine hat 1742 die Siedlungen in dieser Gegend besucht und dort auch als Pastor gearbeitet.
Von ihm stammt eines der tiefsten Gedichte deutscher Sprache über die Bruderliebe:
1. Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh.
Lasset eure Liebesflammen lodern auf den Heiland zu.
Er das Haupt, wir seine Glieder, er das Licht und wir der Schein,
er der Meister, wir die Brüder, er ist unser, wir sind sein.
2. Kommt, ach kommt, ihr Gnadenkinder, und erneuert euren Bund,
schwöret unserm Überwinder Lieb und Treu aus Herzensgrund;
und wenn eurer Liebeskette Festigkeit und Stärke fehlt,
o so flehet um die Wette, bis sie Jesus wieder stählt.
3. Legt es unter euch, ihr Glieder, auf so treues Lieben an,
dass ein jeder für die Brüder auch das Leben lassen kann.
So hat uns der Freund geliebet, so vergoss er dort sein Blut;
denkt doch, wie es ihn betrübet, wenn ihr euch selbst Eintrag tut.
6. Liebe, hast du es geboten, dass man Liebe üben soll,
o so mache doch die toten, trägen Geister lebensvoll.
Zünde an die Liebesflamme, dass ein jeder sehen kann:
wir, als die von einem Stamme, stehen auch für einen Mann.
7. Lass uns so vereinigt werden, wie du mit dem Vater bist,
bis schon hier auf dieser Erden kein getrenntes Glied mehr ist,
und allein von deinem Brennen nehme unser Licht den Schein;
also wird die Welt erkennen, dass wir deine Jünger sein.


Amen!

Björn Heymer