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Predigt zu Apostelgeschichte 2, 1- 8, Pfingstssontag 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

das erste Pfingstfest überkam die Leute damals wie ein Sommergewitter.
Für viele ärgerlich und beängstigend - für andere der ersehnte Regen nach langer Dürre.
Wir hören den Bericht, der uns vom Pfingstfest überliefert ist:
Zu Beginn des jüdischen Pfingstfestes waren alle Jünger wieder beieinander. Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten. Zugleich sahen sie etwas wie züngelndes Feuer, das sich auf jeden einzelnen von ihnen niederließ. So wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie redeten in fremden Sprachen; denn der Geist hatte ihnen diese Fähigkeit gegeben. Zum Fest waren viele gottesfürchtige Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen. Sie leifen von allen Seiten herbei, als das geschah. Fassungslos hörte jeder die Apostel in seiner eigenen Sprache reden. "Wie ist das möglich?" riefen sie außer sich. "Alle diese Leute sind doch aus Galiläa und dennoch reden sie in unseren Muttersprachen." (Hoffnung für Alle)
1. Zu Pfingsten geschah etwas, was auch die Jünger völlig überraschte
2. Pfingsten rührt an ein Geheimnis
3. Seit Pfingsten können wir wissen: unsere Grenzen sind nie Gottes Grenzen
Das sind drei Schritte, in denen ich mich heute den Pfingstereignissen nähern möchte.
Zunächst einmal dies: Zu Pfingsten geschah etwas, was auch die Jünger völlig überraschte
Nicht nur die Passanten auf der Straße vor dem Versammlungshaus der Jünger Jesu - genauso wurden die 120 Leute, die sich zu Jesus hielten völlig überrascht von dem, was geschah.
Sie hatten das ganz normale getan. An diesem Tag waren sie zusammen und feierten Gottesdienst - nicht im Tempel, sondern dort, sie zuletzt mit Jesus gegessen hatten.
Plötzlich brach da etwas los, was alle Sinne erfasst - und doch nicht unfassbar war:
Es brauste ohrenbetäubend, als ob ein Sturm losgebrochen sei.
Dabei war kein Windhauch zu spüren.
Ihre Augen wurden geblendet von einem rätselhaften Feuerglanz, der sich auf alle verteilte, ohne jemanden zu verletzen.
Und dann begannen sie, zu singen - in einer Weise, die sie vorher nicht kannten.
Und, was vielleicht die tiefste Wandlung an diesem Tag war:
Ihre Angst ums eigene Leben war auf einmal verschwunden.
Die hatte sie vorher beherrscht. Bei allen wundersamen Erlebnissen, die sie mit dem Auferstandenen gehabt hatten, hatte das ihr Handeln bestimmt. Und wer mag das ihnen verdenken? In die Nähe eines hingerichteten Verbrechers sortiert zu werden war gefährlich.
All das rätselhaft und kaum in unserem Erfahrungshorizont.
An der einen Stelle, wo es um die Lebensangst geht, da sehe ich doch eine Nähe zu uns.
Vielleicht geht es uns ähnlich wie den Jüngern:
wir haben wirklich etwas erlebt mit Glauben und Kirche; der Auferstandene ist uns keine Frage, sondern die wichtigste Antwort auf Fragen unseres Lebens.
Nur: was hilft uns unsere Überzeugung, wenn unser Leben, das, was wir tun, von einer anderen Kraft bestimmt wird?
Nämlich von der Angst, zu kurz zu kommen oder etwas Liebgewonnenes zu verlieren?
Die Angst um das eigene Leben, um das Wohlergehen und die Sicherheit ist die stärkere Triebfeder für unser Handeln, nicht unser Glaube.
Um unser Leben zu sichern und zu verbessern sind wir bereit, fast alles zu tun.
Das Neue für die Jünger Jesu war damals: Diese Angst löste sich auf wie ein Nebel.
Sie wussten auf einmal mit unumstößlicher Gewissheit:
Wir sind getragen von einer Kraft, die alle Angst vertreibt.
Mir scheint dies die zentrale Wirkung des Geistes Gottes zu sein.
Freimut nennt man das.
Ohne Rücksicht auf andere zu dem stehen, von dem man überzeugt ist.
Das geht nur, wenn ein Mensch ganz sicher ist, dass er nichts Entscheidendes verlieren wird.
Der Taufspruch, den die Eltern für Carlos Enrique ausgesucht haben, drückt genau dies aus. Er lautet:
Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen und verloren gehen, sondern zu denen, die glauben und das Leben gewinnen.
Sie wünschen ihrem Sohn, dass er mutig und mit der Gewissheit durchs Leben gehen wird:
"Ich werde nicht verloren gehen, weil ich aufgehoben bin bei meinem Schöpfer, bei Gott."
Das hat einer geschrieben, der die befreiende Kraft des Geistes Gottes selber erfahren hat.
Und er erinnert seine Leser daran - weil wir so schnell verlieren und vergessen, was uns gegeben ist.
Denn darum geht es: Der Geist Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen - schreibt Paulus.
Und was der Geist bewirkt, das ist nicht unsere Leistung, sondern Gottes Werk in uns.
Wir könnten uns noch so bemühen - ein guter Mensch zu sein. Die Angst, dann doch nicht zu genügen, etwas zu verlieren oder zu kurz zu kommen, die können wir nicht abschütteln.
Aber das genau ist das Wunder: Gott nimmt uns diese Angst weg. Das ist Sein Versprechen.
Menschen haben es erlebt - und doch: wir können es nur bezeugen - beweisbar ist es nicht.
Denn 2. Pfingsten rührt an ein Geheimnis
Im Grunde ist es eine Unmöglichkeit, über Pfingsten zu reden.
Wer nicht selber ergriffen ist vom Geist Gottes - für den bleibt das fremd.
Vielleicht doch dies: Das in denen, die vom Geist nichts spüren, eine Sehnsucht wach wird.
Das wär´ doch was: plötzlich keine Lebensangst mehr zu kennen!
Frei zu sein von der Meinung der Masse. Und sich wiederzufinden in einer Gemeinschaft, in der alle Grenzen der Sprache, der Kultur und Bildung, ja auch der sozialen Stellung keine Bedeutung mehr haben.
Und genau deshalb wurde und wird bis heute vom Geist erzählt.
Davon, was Menschen erlebten, die vom Geist Gottes erfüllt wurden:
Reiche spendeten nicht nur - was kaum wehtut, sondern teilten mit denen, die wenig oder nichts hatten. Die Apostelgeschichte erzählt beeindruckend, wie gerade der Umgang mit Geld sehr deutlich zeigt, dass die Jünger Jesu von einem neuen Geist bewegt wurden.
Noch wichtiger aber ist dies:
3. Seit Pfingsten können wir wissen: unsere Grenzen sind nie Gottes Grenzen
Verschiedene Sprachen bedeuten seit Pfingsten keine Trennung mehr, sondern sind eine Bereicherung im Chor des Gotteslobs.
Für mich ist ein besonderer Abend in Jerusalem unvergesslich:
Während meines Studiums dort nahm ich teil an einem Gebetstreffen aller Konfessionen im historischen Abendmahlssaal auf dem Zionsberg.
Im Laufe des Abends betraten wir einen ganz besonderen Raum - die Kapelle des Heiligen Geistes. Nur einmal im Jahr wird die Tür dorthin geöffnet.
Dort beteten wir mit Christen aus dreißig oder mehr Nationen, Sprachen und Kirchen gemeinsam das Gebet Jesu.
Und im Raum lag eine Einigkeit, die alle Unterschiede in sich aufhob.
Es war wie ein erneutes Pfingsten. Christen aller Völker, aller Zeiten und Sprachen beten gemeinsam, weil Gottes Geist derselbe ist.
Deswegen hat der Gottesdienst in diesem Jahr einen besonders pfingstlichen Zug:
Wir hören das Evangelium zweisprachig und wir beten auch in spanisch und deutsch.
Christen, die von Gottes Geist geleitet sind, sprechen eine Sprache - egal, mit welcher Muttersprache sie aufgewachsen sind.
Seit dem ersten Pfingstfest vor fast 2000 Jahren kennt der Geist Gottes keine Grenzen mehr.
Unsere Wege werden immer auch über Grenzen gehen, wenn wir im Geist unseres Gottes gehen. Dabei sind wir berufen, Boten des Friedens zu sein.

Amen!

Björn Heymer