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Ihr Lieben,
das Entscheidende des Ostergeschehens ist im Dunkel der Nacht passiert.
Ohne Zeugen! Niemand war dabei, als Jesus von Gott wieder ins Leben gerufen
wurde.
Es gibt keinen Bericht davon, dass einer die Leinentücher abgewickelt hat.
Was immer geschehen ist - wir wissen es nicht.
Wie alles, was jenseits der Grenze des Todes geschieht.
Solange wir leben, haben wir keinen Zugang zur Welt jenseits.
Früh am Morgen, nicht ganz so früh wie wir heute, hatten Frauen sich
auf den Weg zum Grab gemacht - um an der Leiche das zu tun, was in der Eile
nicht mehr möglich war.
Das war eine wichtige Routinearbeit, wie sie typisch ist für die zweite
Trauerphase:
nach dem Schock des Todes geschieht das Nötigste fast automatisch;
Man spricht von der kontrollierten Phase. Da wird eben getan und organisiert,
was sein muss.
Wir hören heute von einer dieser Frauen, die zuerst zum Grab kamen - von
Maria aus Magdala. Sie war zu den Jünger geeilt und hatte die schockierende
Entdeckung gemeldet:
Die Leiche ist weg! - Petrus und Johannes waren losgerannt zum Grab - und fanden
es leer.
Maria ist auch zum Grab zurückgekehrt. Ratlos, was jetzt geschehen sollte.
Vielleicht sogar verwirrt, kopflos. Wohin sollte sie nur gehen mit ihrem Schmerz?
Ich lese aus Johannes 20:
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte,
schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern
sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie
den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst
du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß
nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um
und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus
zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner,
und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt
hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich
um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren
zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf
zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria
von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen,
und das hat er zu mir gesagt.
Maria war emotional am Ende: erst hat sie den Mann sterben sehen, den sie aus
tiefstem Herzen geliebt hat. Dann dieser rätselhafte Leichenraub. Was hätte
es auch sonst sein sollen?
Und dann wird Maria angesprochen zweimal: Warum weinst Du?
Gott weiß natürlich, warum sie weint. Trotzdem stellt Er ihr diese
Frage.
Sie soll wirken wie ein offenes Ventil:
"Maria, sag doch, was dein Kummer ist! Sprich Du es aus."
Der Weg von der Wirklichkeit des Todes bis zum Licht der Auferstehung ist weit.
Wer erwartet, ihn schnell überfliegen zu können, kann stolpern.
Noch ist es dunkel heute morgen - und noch kann Maria nichts sehen.
So ist ihre Antwort beide Mal dieselbe:
Mein Herr ist weg und ich weiß nicht, wo ich ihn finden kann.
Für Maria war Jesus gestorben - für uns auch?
Können wir es überhaupt wagen, uns mit Maria zu vergleichen?
Ist es nicht eher so, dass es uns kalt lässt, wenn Jesus weg ist?
Wenn wir keinen Zugang mehr zu ihm finden?
Wir spüren kaum eine solch tiefe Verzweiflung - aber es wirkt sich schon
aus auf unser Leben, wenn uns der Grund des Glaubens verloren gegangen ist.
Ist deshalb die Stimmung in unseren Gottesdiensten eher traurig als begeistert?
Ist das eine Beschreibung unseres geistlichen Empfindens:
Mein Herr ist weg und ich weiß nicht, wo ich ihn finden kann!
Dann hören wir weiter, was geschah:
Gott ergreift die Initiative! Er wartet nicht, bis Maria zu ihm kommt. Er erscheint
genau da, wo sie ist - wo auch der tiefste Grund ihrer Verzweiflung ist: da,
wo sie Jesus begraben hat.
Wo haben wir Jesus begraben? Wo haben wir unsere Hoffnung begraben?
War es da, wo die Argumente gegen das Glauben einfach übermächtig
geworden sind?
Oder an der einen Stelle, wo noch Platz war in der Vielfalt unseres Lebens?
Ohne Bezug zu den anderen Lebensbereichen?
Wenn wir Jesus dahin tun, wo er nicht stört, dann verlieren wir ihn.
Jesus fragt Maria nicht: Glaubst Du an mich? Er fragt: Warum weinst Du?
Das tut so gut, dass Er ein brennendes Interesse daran hat, wie es uns geht.
Und Er hält es sogar aus, dass wir ihn zuerst gar nicht erkennen.
Maria hält den, der sie da anspricht, erst einmal für einen Feind.
Dass er etwas damit zu tun hat, dass Jesus ihr verloren gegangen ist.
"Wenn Du ihn weggetragen hast, dann sag mir, wo er ist!"
Manchmal spricht Jesus uns an - und wir erkennen ihn nicht.
Denken gar, wir hätten es mit jemand zu tun, der gegen uns ist.
Wo rechnen wir mit Jesus - in unserem Leben?
An der Stelle, wo wir unsere Hoffnung begraben haben, sicher nicht, oder?
Und doch - genau da ist er.
Und dann geschieht das, was die Berichte von den Begegnungen mit dem Auferstandenen
durchzieht wie ein roter Faden: Ein Schlüsselwort von Jesus - und plötzlich
wird er erkannt.
Hier sagt Jesus ihren Namen: Maria! Nicht mehr und doch so viel.
"Du bist wichtig, Du bist gemeint. Ich weiß, wie es um Dich steht.
Sieh doch her. Ich lebe und zwar nahe bei Dir."
Jesus begegnet denen, die eine Sehnsucht danach haben, ihn zu treffen.
Ostern wird in Deinem Leben Wirklichkeit, wenn Du hören kannst, dass Jesus
Dich beim Namen ruft. Er kennt Dich, ja, er geht Dir nach.
In der Tauferinnerung hören wir gleich je unseren eigenen Namen.
Dieser Name ist für immer verbunden mit dem Namen Jesus - seit wir getauft
wurden.
Selbst wenn wir geistlich vor einem leeren Grab stehen - selbst wenn wir vom
Auferstandenen nichts wahrnehmen. Jesu ist da und nennt uns beim Namen.
Fragt uns, warum es tief in uns weint? Wo etwas zerbrochen ist in uns?
"Warum weinst Du? Sag es mir. Ich will es heil machen, damit Du leben kannst."
Amen!