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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Johannes 19, 38 - 42, Karfreitag 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

von ganz unterschiedlichen Leuten wird uns berichtet, dass sie die Kreuzigung von Jesus miterlebt haben. Und es wird uns erzählt, dass dieses Erleben Menschen total verändert hat.
Aus normalen ängstlichen Menschen wurden mutige Leute - Leute, durch deren Dienst Gott die Welt verändert hat.
Einer von ihnen war Josef von Arimathäa. Johannes berichtet von ihm in Kapitel 19:
Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.
Dieser Josef wurde zu einem der ersten, die durch den Tod Jesu zu einer entscheidenden Wende in ihrem Leben kamen.
Er war Mitglied des jüdischen Parlaments, einer der einflussreichen und sicher wohlhabenden Männer in der Stadt. Nicht irgendein namenloser Fischer aus Galiläa oder kleiner Zollbeamter. Dieser Josef gehörte zur Prominenz damals in Israel.
Und er war beeindruckt von Jesus - ja mehr, wenn man ihn ganz im Stillen beiseite nahm und nach seiner Meinung fragte über diesen Wanderprediger und Wundertäter Jesus, dann konnte er sagen: "Ich glaube, dass er der Messias ist".
Einer der ganz frühen Bekenner also. Aber, das betonen alle Evangelien - Josef war kein mutiger Mann. Er scheute sich, seinen Glauben öffentlich zu bekennen.
Das zeigt, dass Jesus mit ihm noch nicht zum Ziel gekommen war.
Jesus reicht es nicht, wenn jemand in seinem Herzen glaubt -
Jesus sucht mutige Menschen, mit denen er die Welt verändern kann.
Das macht diesen Josef mir auf eine beklemmende Weise vertraut.
Wenn es darauf ankam, dann hielt er sich vornehm zurück.
"Diese Sache mit Jesus - man muss es ja nicht gerade an die große Glocke hängen.
Ist mein Glaube nicht Privatsache? Soll ich deswegen meinen guten Ruf riskieren?
Wem würde das schon nützen?"

Josef war ein U-Boot Christ - der nur auftauchte, wenn es ohne Nachteil möglich war.
Und der immer ein paar Argumente parat hatte, weshalb es gerade nicht möglich war, zu Jesus zu stehen.
In der Verhandlung, als Jesus gedemütigt und unfair vorgeführt wurde, da saß Josef mit im Rat - und schwieg. Sicher hat er innerlich geweint und sich selber verflucht wegen seiner Feigheit, aber er traute sich nicht aus seiner Haut. Seine Angst war stärker.
Wie Simon Petrus muss es ihm ergangen sein.
Kennen wir das auch? Dass uns durch den Kopf schießt: Jetzt müsste ich sagen:
So wie Sie gerade über den Glauben reden, das kann und will ich nicht stehen lassen. Oder - Ich halte mich nach wie vor an die Gebote - auch wenn das sonst kaum noch jemand tut.
Warum fehlt uns der Mut, uns zu Jesus offen zu bekennen?
Ist es nicht so: je älter wir werden, desto schweigsamer werden wir, was unseren Glauben angeht. Und damit auch mutloser, Schritte im Glauben zu wagen.
Es liegt wohl daran, das wir mit zunehmenden Alter meinen, viel verlieren zu können.
Je älter wir werden, desto größer wird unser Bedürfnis nach Sicherheit.
Vielleicht bedeutet uns unser Ruf so viel, dass unser Glaube nicht mehr die Kraft hat, unser Handeln zu prägen.
Gott sei Dank - und hören wir das heute morgen gut:
Bei Josef von Arimathäa blieb es nicht, wie es war.
Auf einmal bekam er Mut. Mut, zu Pilatus zu gehen und um den Leichnam von Jesus zu bitten. Neudeutsch würde man sagen: das war das coming out des Josef.
In diesem Moment riskiert er alles, ja, sogar sein eigenes Leben.
Die Römer haben Leute, die sich zu einem Gekreuzigten stellten, manchmal gleich mit verhaftet und hingerichtet. Das Beerdigen Gekreuzigter war oft verboten - zur Abschreckung sollten die Leichen hängen bleiben.
Josef riskierte viel. Aber ihm war das jetzt egal. Er ging hin - und erreichte das völlig Unerwartete. Pilatus ließ nachforschen, aber dann gab er die Erlaubnis, die Leiche dieses Aufrührers herunterzunehmen und ordentlich zu bestatten.
Was hat Josef dazu gebracht, seine ganze Verzagtheit und Angst um sich selbst und seinen guten Ruf einfach zu vergessen?
Antwort: Er sah Jesus am Kreuz sterben. Einfach das. Er sah, dass da ein vor Gott Gerechter starb. Das war eine zutiefst erschütternde und prägende Erfahrung.
Wer einmal einen Menschen hat sterben sehen - in echt, der vergisst das nie mehr.
Keine noch so drastische Filmwirklichkeit kommt da heran.
Josef von Arimathäa stand dabei auf dem Hügel Golgatha.
Er sah zu, wie Jesus litt. Er hörte, wie der Sohn Gottes für seine Feinde gebetet hat.
Wie er überhaupt gebetet hat und nicht geflucht.
Vielleicht fiel ihm das Lied vom Gottesknecht ein, der willig alle Demütigungen ertrug.
Und als Josef die letzten Worte von Jesus hörte, da wurde etwas anders in seinem Herzen.
"Ich werde nie mehr ein feiger, ein heimlicher Christ sein. Jesus war mutig, als er starb. Er hat die Last der ganzen Welt auf sich genommen. Auch meine Feigheit hat er getragen.
Ab jetzt will ich nicht mehr schweigen, wenn Gott mich ruft. Ich will keine Herausforderung mehr ablehnen!"
Wir sind heute auf Golgatha zusammengekommen. Wir schauen hinauf zum Kreuz.
Wir sehen, wie Jesus stirbt.
Wie sehr wünschte ich mir, dass wir das wirklich ranlassen an unser Herz.
Damit aus uns neu mutige Christen werden.
Jesus nachzufolgen, wohin er auch geht mit uns, das braucht Mut.
Wie mutig bist Du heute morgen? Was hast Du schon einmal für den Herrn riskiert?
Wo hast Du Verantwortung übernommen oder etwas gestaltet, weil Jesus Dich dahin gestellt hat? Ohne zu fragen, wo Du selber dabei bleibst.
Ohne dich innerlich davon abhängig zu machen, dass Dich auch ja jemand sieht und - noch wichtiger, lobt für Deinen Einsatz.
Ich wünsche uns in der Gemeinde viele mutige Menschen - mutig, so entschieden zu sein wie Jesus es war. Mutig, auch Taten zu tun im Glauben.
Für Josef kam die Herausforderung unmittelbar - fast schneller als er gedacht hat.
"Geh Du hin und bitte um den Leichnam. Du hast doch ein Grab, gleich hier in der Nähe!"
Ich bin sicher, es liegt nicht am Schweigen Gottes, wenn so wenig Menschen den Willen Gottes tun.
Es liegt nicht daran, dass Gott unsere Gemeinde nicht wachsen lasen will.
Es liegt daran, dass wir bis heute nicht mutige Leute gewesen sind.
Wie dieser Josef. Aber ab heute kann es anders werden.
Ab heute können wir etwas Mutiges für Jesus tun.
Was haben wir, das wir Jesus zur Verfügung stellen können? Eigentum?
Oder eine besondere Begabung? Oder guten Kontakt zu Menschen, die ihn nicht kennen?
Jesus wartet nur darauf, dass wir unsere Menschenscheu überwinden.
Wer heute über das Sterben Jesu nachdenkt, der soll ab heute mutig werden, sich nur noch auf Jesus zu verlassen. Die Entscheidung dazu müssen wir treffen. Heute neu?

Amen!

Björn Heymer