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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Philipper 2, 5 - 11, Palmsonntag 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

jetzt in der Passionszeit denken wir besonders über Leiden nach:
weshalb gibt es überhaupt Leiden?
Was sagen wir, wenn Menschen leiden, die wir kennen?
Und was ist, wenn es uns selber trifft?
Heute hören wir von einem, der im Gefängnis sitzt und mit der Todesstrafe rechnen muss:
Paulus war als Aufrührer verhaftet worden - und nur sein römisches Bürgerrecht bewahrte ihn davor, ähnlich schnell abgeurteilt zu werden wie Jesus.
Diesmal war es so ernst wie nie vorher. Paulus saß da, einsam in seiner Zelle angekettet und erwartete ein Gerichtsverfahren, das er nur verlieren konnte.
Er war am tiefsten Punkt seines Lebens angekommen.
Und da, im Gefängnis fielen ihm die Gottesdienste ein, die er mitgefeiert hatte.
Und dabei speziell die Lieder.
Lieder können so viel eindringlicher sein als nackte Worte!
In einem guten Lied kann Trost stecken, Wegweisung und Ermutigung.
In der Einsamkeit seiner Zelle summte er vor sich hin:
Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Diese Zeilen wurden für Paulus so etwas wie ein geistlicher Rettungsring. Um angesichts des Todes nicht den Glauben zu verlieren. Deshalb schrieb er es auf - seiner Gemeinde, die er in Nordgriechenland zuerst gegründet hat, an die Christen in Philippi.
Der Weg Jesu - daran erinnert dieses Lied, ist verlaufen wie ein U!
1. Er kam aus der Herrlichkeit Gottes - und ließ das alles los!
2. Jesus blieb gehorsam - selbst am tiefsten Punkt
3. Gott hat ihn heraufgeholt und zum Herrscher eingesetzt.
Also zuerst dies: 1. Er kam aus der Herrlichkeit Gottes - und ließ das alles los!
Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Für die Menschen, die im neuen Testament zu Wort kommen, war es nie eine Frage, dass Jesus von Nazareth seinen Ursprung in Gott hatte - und zwar in unüberbietbarer Weise.
Er kam aus der Herrlichkeit Gottes.
In Jesus hat der Schöpfer des Universums unsere kleine Erde besucht.
Die Bibel denkt ja in Bildern.
Und das Bild für die Herrlichkeit Gottes ist das Bild des Gartens inmitten der Wüste.
Am Anfang aller Zeit schuf Gott sich diese Herrlichkeit. Und er wollte darin nicht allein sein - und machte den Menschen, nach seinem eigenen Bild. Und die ersten Menschen lebten mit Gott in diesem Garten, der Paradies genannt wurde.
Sorglos, unbeschwert, ohne Schmerzen, ohne Arbeit, ohne die Erfahrung, etwas umsonst getan zu haben - wir sagen Frust dazu. All das gab es nicht.
Es war ein Leben in grenzenloser Freiheit und Leichtigkeit. Es gab nur eine Grenze, die der Schöpfer gesetzt hatte: der eine Baum sollte unberührt bleiben.
Wir wissen, wie die Geschichte weiterging: Eva und Adam griffen zu - und wurden vertrieben aus dem Paradies. Hinein in die Welt, die wir kennen: Die Welt, in der es nie ganz so ist, wie wir es uns erträumen. Nichts geht ohne Mühe, selbst die schönste Idylle ist gefährdet, es gibt Schmerzen, es gibt Krankheit und den Tod. Und - wir alle leben getrennt von Gott. So erklärt die Bibel, weshalb es Leid und Schmerz gibt.
Auch wenn wir denken: "Das ist ja nun nicht so schlimm - ohne Gott geht's doch auch."
Die Bibel sagt: gerade diese Trennung ist der Grund für alle anderen Übel und Lasten.
Krankheit und Tod - haben ihren Grund in dieser Trennung.
Das ganze Elend, dass Menschen nicht in Frieden zusammenleben können - hat seinen Grund darin, dass Gott fern ist.
Jede Form von Hunger - sei es ganz handfest, sei es die schier unstillbare Sehnsucht nach Annahme und Geborgenheit - sie ist nicht Gott gewollt, sondern Hunger ist ungestillte Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Gott.
So sieht es aus - draußen, jenseits von Eden. Der Zugang zum Paradies ist verschlossen.
Aber dann ist etwas passiert. Gott ist uns nachgegangen. Er hat sich gewissermaßen selber rausgejagt aus dem Paradies. Jesus hat das Paradies, die Herrlichkeit, die er bei Gott hatte, aufgegeben und die Seite gewechselt. In Jesus steht uns Gott nicht mehr gegenüber.
Er steht neben uns! Kein Schmerz, der ihm fremd wäre.
Gott ist nicht der Verursacher unseres Leides - er ist an unserer Seite, wenn wir Schweres zu tragen haben, denn er hat selber das Schwerste auf sich genommen.
Das wäre schon viel, wenn wir das sehen könnten. Gott ist im Leiden an unserer Seite.
Nur: Tröstet uns das?
Gott, der aufgeht im Leid dieser Welt - das kann doch nicht alles sein!
Es ist nicht alles - Gott sei Dank!
Am tiefsten Punkt des Leides ist die Wende.
Aber überspringen wir nicht die Mitte der Kurve!
2. Jesus blieb gehorsam - selbst am tiefsten Punkt
Der Tiefpunkt hat uns etwas Entscheidendes zu sagen:
Wegen des Mel Gibson Films über das leiden Jesu wird zur Zeit ja heftig gerade darüber diskutiert. Nicht nur - ob man das so grausam darstellen muss. Das bleibt die Frage des Beobachters. Hoffentlich stellen wir die Fragen, die uns auch bei echtem Leid kommen:
Müsste Gott nicht für Gerechtigkeit sorgen? Warum dieser und nicht ein anderer?
Warum der harmlose Jesus und nicht der Verbrecher Barrabas?
Warum stirb einer, der viel Gutes getan hat - und andere leben lange unbeschwert.
Warum bestraft Gott scheinbar nicht das Böse - und belohnt nicht das Gute?
Warum gelingt uns - in der Gemeinde - nicht das, was wir in bester Absicht wollen?
Warum setzt Gott sich nicht durch? Warum? Warum? Warum?
Auf viele Warums gibt es keine Antwort. Auch Paulus hat sich diese Frage gestellt.
Im Nachdenken bin ich mir auf eine Spur gekommen:
Gerade wenn wir Leid erfahren oder beobachten, bekommen wir alle Machtphantasien.
Wir denken, dass wir wissen, wie es eigentlich richtig sein sollte.
Gerade dann, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen.
Auch viele unserer Gebete sind zutiefst geprägt von der Überzeugung, dass wir wüssten, was gut und richtig ist. Viele unserer Pläne auch. Da beziehe ich mich ausdrücklich mit ein.
Sind sie wirklich was anderes als Machtphantasien? Haben wir gefragt, ob wir im Namen Jesu so beten dürfen? Paulus schaut auf Jesus - und sieht:
Jesus kannte das auch! Bei seiner Verhaftung verrät er, was ihm durch den Kopf ging:
"Wenn ich wollte, ich könnte zehn Legionen Engel auffahren, die Euch alle vernichten würden." Machtphantasien!
"Herr, lass doch Blitz und Donner vom Himmel fallen, damit die Gottlosen vernichtet werden." - so mal zwei Jünger, als eine Stadt sich ungastlich erwiesen hatte. Machtphantasien.
Wir haben sie auch, wenn es uns hart trifft und wir dagegen innerlich aufbegehren.
Jesus aber entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

Jesus blieb gehorsam - und Paulus sagt: "Seid so unter euch gesinnt!" Er schreibt das aus dem Gefängnis, in dem er mit seinen Machtphantasien gerungen hat.
Es hat keinen Zweck, aufzubegehren und sich auszumalen, wie alles ganz anders sein müsste.
Wer sich auf Jesus beruft, der hat einen anderen Weg gewählt
Der hat sich für ein Vorbild entschieden. Für Christus, der gehorsam blieb.
Im Gehorsam steckt etwas höchst Aktives: das Hören!
Gerade Erfahrungen des Scheiterns, Erfahrungen des Leides haben wichtige Botschaften für uns. Wenn wir uns doch darin üben würden, auf Gott zu hören - anstatt wie alle Heiden den eigenen Machtphantasien nachzuhängen! Wir würden Frieden finden und dies erkennen:
Gott ist an unserer Seite - näher als je wir gedacht haben.
Und der Schmerz wird nicht das letzte Wort haben! Dies sei zum Schluss nur gesagt.
Gott hat Jesus erhöht und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Gott hat das Paradies nur aus diesem einen Grund verlassen - damit am Ende es wieder so sei wie am Anfang. Darum ist die Mitte so wichtig: wer wie Christus den Weg des Hörens und Gehorchens wählt, der findet Frieden inmitten des Leides. Wir feiern diesen Frieden schon jetzt im Mahl. Alle sind eingeladen.

Amen!

Björn Heymer