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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Markus 4, 35 - 41, Oculi 2004 Familiengottesdienst-- Drucken

Ihr Lieben,

das Bild zeigt. was die Kinder uns eben vorgespielt haben:
eine dramatische Geschichte!
Jesus war mit seinen Jüngern in ein Ruderboot gestiegen, um über den großen See von Genezareth zu fahren. Es war abends, es wurde dunkel - und plötzlich bricht ein Sturm los.
Die Wellen schlagen hoch, Wasser sammelt sich im Boot, bald hilft auch kein Schöpfen mehr.
Eben ist das Steuerruder zerbrochen - auch Mast und Segel sind längst verloren.
Jetzt haben die Männer keine Möglichkeit mehr, noch aus eigener Kraft an Land zu kommen.
Sie mühen sich zwar verzweifelt, aber es nützt scheinbar nichts. Die Lage ist aussichtslos.
Panik erfasst sie. Nackte Überlebensangst.
Nur Jesus liegt hinten im Boot - und schläft.
Geht das überhaupt? Inmitten so eines Sturmes schlafen?
So haben es die Jünger später erzählt. Markus berichtet:
Am Abend desselben Tages sagte Jesus zu seinen Freunden: Lasst uns hinüber fahren zum anderen Ufer. Da ließen sie die Zuhörer weggehen, stiegen mit ihm in ihr Boot und fuhren los. Als sie mitten auf dem See waren, erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass das Boot schon voll wurde. Und Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Da weckten sie ihn auf und sagten zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und Jesus stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer:
Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.
Dann sagte er zu ihnen: Warum habt ihr Angst? Ich bin doch bei euch?
Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander:
Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!
Ob Jesus wirklich geschlafen hat oder nicht - das ist nicht so wichtig.
Entscheidend ist die Erfahrung, die seine Jünger in dieser Nacht gemacht haben:
Jesus hat durch ein Machtwort die Naturgewalten verstummen lassen.
Das kann nur Gott! Im Psalm zu Beginn des Gottesdienstes haben wir diese alte Erfahrung nachgesprochen. Gott gebietet dem Sturm, dem Wind und den Wellen. Aber Jesus?
Wer ist dieser Jesus? Das haben sie sich damals gefragt. Das ist bis heute die Frage.
Weil damals Jesus ein ganz normaler Mensch zum Anfassen war - nicht eine Idee, über die man Sonntags im Gottesdienst nachdachte, sondern einer, der im Alltag mit ihnen lebte. Der bei ihnen war, als die Wellen sie bedrohten. Aber wie? Er schlief!
Jesus! Kümmert es Dich denn nicht, dass wir gleich untergehen?
Diese Sturmgeschichte erzählt von der Erfahrung, dass Jesus in einer bedrohlichen Lage scheinbar schläft. Sich nicht kümmert.
Also: Wenn hart auf hart kommt, dann müssen wir uns doch selber helfen?
Wie oft haben wir diese Erfahrung schon gemacht? Und haben wir dann geschrieen? Haben wir versucht, Jesus zu wecken? Wann war unser Beten mal ein Schrei um Hilfe?
Diesen Moment hat der Künstler gemalt. Nicht die große Stille - ausgelöst durch ein Machtwort, sondern die Männer in Todesangst - und Jesus schläft. Das Bild erzählt die Geschichte nicht zuende, weil auch bei vielen von uns die Geschichte ja nicht zuende ist.
Wir stecken noch drin in diesem schaukelnden Boot.
Wir haben Angst und denken - Gott kümmert das nicht.
Was uns Angst macht, ist sehr verschieden.
Kinder haben Angst vor einer schweren Klassenarbeit in der Schule -
Oder wenn ein Gewitter tobt.
Oder in einem Film Dinge gezeigt werden, die sie nicht verstehen.
Fast alle Kinder haben Angst vor dem Zahnarzt.
Wir Erwachsene wissen zwar:
vor vielem, was Kinder verängstigt, brauchen sie sich nicht zu fürchten.
Dafür kommen andere Ängste, die Kinder kaum kennen:
Wird das Geld, das ich verdienen kann, morgen noch zum Leben reichen?
Werden die gelegentlichen Gelenkschmerzen irgendwann mal aufhören - oder wird es immer schlimmer? Muss ich gar mal operiert werden?
Werde ich dem Stress im Beruf standhalten können? Wie sicher ist noch mein Arbeitsplatz?
Manche Ängste sind ganz gut und wichtig. Sie haben dieselbe Funktion wie Schmerzen:
Beides kann uns vor Gefahren warnen. Dann können wir uns besser drauf einstellen.
Wer gar keine Angst kennt, der lebt gefährlich.
Aber es gibt auch Ängste, die helfen uns nicht, das Leben zu bewältigen - die lähmen uns nur.
Jede Form von Zukunftsangst gehört dazu.
Vorgestern besuchte ich eine alte Frau mit einer Augenkrankheit. Sie befürchtet, blind zu werden und sie hat schreckliche Angst davor. Sie ist wie gelähmt und weiß überhaupt nicht, wie es weitergehen soll. Wie kann man dann Mut finden? Mut, um weiterzuleben.
Meine Tochter Heinke hab ich bei der Vorbereitung auf den Schoß genommen und ihr das Bild gezeigt. Was siehst Du? Hab ich gefragt.
Und das erste, worauf sie gezeigt hat, war Jesus.
"Da ist Jesus!" war ihre erste spontane Antwort.
Sie kannte die Geschichte aus dem Kindergarten und hat dann auch die anderen erklärt.
Aber zuerst hat sie Jesus gesehen, obwohl der doch der Kleinste von allen ist.
Vielleicht ist das eine Spur, auf der wir eine Antwort finden, wenn uns die Angst im Nacken gepackt hat.
Worauf schauen wir zuerst, wenn unser Leben gerade so aussieht wie dieses Bild?
Wenn die Wellen über uns hereinbrechen und wir keine Kraft mehr finden, um voranzukommen. Weil das Segel zerfetzt ist.
Sehen wir dann erst oder sogar nur auf die Wellen und das zerbrochene Ruder?
Lasst uns zuerst auf Jesus schauen! Er nimmt nicht einfach das weg, was uns Angst macht. Manchmal scheint er wirklich zu schlafen. Aber da ist Er. Mitten drin im Trubel.
Vielleicht müssen wir ihn wecken - indem unser Beten die gewohnten Bahnen mal verlässt und ganz tief aus unserem Herzen kommt. Ohne Blick auf die Uhr, aber mit der Hoffnung, dass Er wirklich etwas verändern kann - in meinem Sturm.
Wie haben die beiden ganz am Anfang des Gottesdienstes gesagt:
"Die Angst ist nicht gleich weg, das stimmt. Aber es geht mir besser, wenn ich weiß:
Gott ist bei mir."
Wenn seine Zeit kommt, dann wird Jesus auch aufstehen und ein Machtwort sagen.
Sei still, du Sturm! - und dann wird es still.
Dann wird die Angst kleiner und der Mut zum Leben wieder größer.
Jesus kann das! Glaubst Du das?

Amen!

Björn Heymer